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27.09.2012
Mobilfunk-Technik
1. Teil: „Turbo-Internet mit LTE“

Turbo-Internet mit LTE

Turbo-Internet mit LTETurbo-Internet mit LTETurbo-Internet mit LTE
LTE ist schneller als DSL, aber nicht überall zu haben. Zunächst haben die Provider ihre schnellen Funknetze auf dem Land aufgebaut, nun folgen die großen Städte.
LTE ist der Nachfolger von UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) und HSPA (High Speed Packet Access). Die neue Technik ermöglicht Datenraten von bis zu 100 MBit/s und ist damit im Prinzip schneller als DSL (Digital Subscriber Line). Das Kürzel LTE steht für Long Term Evolution.
Weil LTE ein Funknetz ist, müssen natürlich keine teuren Leitungen auf der letzten Meile verlegt werden, die DSL- und Glasfaseranschlüsse auf dem Land extrem teuer gemacht haben. Damit ist LTE ideal, um ländliche Regionen mit schnellen Internetverbindungen zu versorgen.
Der Artikel beschreibt den aktuellen Ausbau der LTE-Netze in Deutschland und stellt Tarife sowie die für die Nutzung der neuen Funktechnik benötigte Hardware vor.
Bilderstrecke
Der Mobilfunkstandard LTE verspricht Breitband-Internet mit bis zu 100 MBit/s. Lesen Sie hier, wie LTE funktioniert, wie der Netzausbau geplant ist und welche Geschwindigkeit LTE bietet.
Mehr zu LTE lesen Sie im Profi-Wissen „LTE — Long Term Evolution“ und im Artikel „LTE — Schneller als DSL“.
2. Teil: „Ausbau der LTE-Versorgung“

Ausbau der LTE-Versorgung

Die neue Mobilfunktechnik LTE wurde zuerst auf dem Land eingeführt. Jetzt bauen die Provider die Versorgung auch in den Städten auf. Warum ist das so?

Politische Vorgaben

Wie auch schon bei DSL-Leitungen würden die Provider lieber zuerst die Städte mit LTE versorgen. Dort lässt sich aufgrund der höheren Bevölkerungsdichte bei niedrigeren Kosten mehr Geld verdienen.
Die Bundesnetzagentur hat die Vergabe der für den Betrieb der LTE-Netze benötigten Frequenzen jedoch an eine Bedingung geknüpft: Zuerst müssen die Funknetzbetreiber eine weitgehende Versorgung ländlicher Gebiete gewährleisten, bevor sie LTE in den lukrativen Ballungsräumen anbieten dürfen.
Welche Regionen zuerst versorgt werden müssen, steht im Breitbandatlas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi).
Erst wenn jeweils 90 Prozent der im Breitbandatlas ausgewiesenen Flächen in einem Bundesland versorgt sind, dürfen die Anbieter ihre LTE-Netze auch auf die großen Städte ausdehnen. Diese Voraussetzung ist auch erfüllt, wenn einer der Konkurrenten ein Gebiet mit LTE erschlossen hat.

Frequenzen für LTE

2010 wurden durch die Bundesnetzagentur mehrere Frequenzen für LTE versteigert, die unter anderem durch den Wegfall des analogen Rundfunks frei wurden. Auch die Bundeswehr hat auf Frequenzen verzichtet.
Hierzulande nutzen die Provider für LTE vor allem Frequenzen in den Bereichen 800 und 2600 MHz. Die Telekom auch im Bereich 1800 MHz. Niedrigere Frequenzen haben eine höhere Reichweite und eignen sich deswegen besonders für den Ausbau der Funknetze auf dem Land.
Wichtig ist, dass auch die Endgeräte die jeweilige Frequenz unterstützen müssen. So gibt es bislang kaum Endgeräte, die 2600 MHz unterstützen. Auch Apple hat mit dem iPad 3 ein Problem: Das Tablet beherrscht nur 700 und 2100 MHz und funktioniert deswegen hierzulande nicht mit LTE.

Geschwindigkeit von LTE

LTE verspricht derzeit Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s im Download und 50 MBit/s im Upload. Theoretisch sind in nächster Zeit sogar Geschwindigkeiten von über 300 MBit/s erreichbar, laut Vodafone in fünf Jahren sogar bis zu 1000 MBit/s. Dazu sind aber optimale Sende- und Empfangsbedingungen sowie der Einsatz mehrerer gebündelter Antennen nötig. Dieses Verfahren, bei dem mehrere Datenströme gleichzeitig übertragen werden, nennt sich Mimo (Multiple Input, Multiple Output).
Die in der Praxis zu erreichenden Geschwindigkeiten sind allerdings oft niedriger. So teilen sich alle Nutzer einer LTE-Zelle die verfügbare Bandbreite. Bei beispielsweise 25 aktiven Nutzern in einer Zelle sinkt die Geschwindigkeit schnell auf 3 MBit/s und weniger. Trotzdem kann eine einzelne Funkzelle genug Kapazität für mehrere Hundert Nutzer gleichzeitig bereitstellen, wenn diese vor allem Webseiten betrachten und E-Mails lesen oder schreiben.

Drosselung der Geschwindigkeit

Wie bereits bei UMTS-Tarifen bieten die LTE-Provider keine echten Flatrates an. Das heißt, die Geschwindigkeit sinkt nach Erreichen eines bestimmten Volumens meist erheblich. Statt mit zum Beispiel 42,2 MBit/s surfen Sie dann den Rest des Monats nur noch mit 384 KBit/s oder sogar nur noch mit 64 KBit/s — das ist dann nicht mehr schneller als ein ISDN-Anschluss. Besonders hart drosselt die Telekom den Upload bei ihren LTE-für-unterwegs-Tarifen: Hier sind es dann nur noch 16 KBit/s.
3. Teil: „LTE für zu Hause“

LTE für zu Hause

  • Verfügbarkeits-Check: Auf den Webseiten der Mobilfunkanbieter erfahren Sie, ob LTE an Ihrem Wohnort verfügbar ist.
LTE für zu Hause richtet sich an Internetnutzer, denen an ihrem Wohnort kein DSL-Anschluss zur Verfügung steht. Angeboten wird LTE für zu Hause derzeit von O2, Telekom und Vodafone. E-Plus hat sich bei der Auktion der Frequenzen zurückgehalten und wird erst später LTE anbieten. Außerdem vermarktet 1&1 die LTE-Angebote von Vodafone, allerdings nur an Nutzer in Gebieten, in denen es kein DSL gibt.

LTE-Verfügbarkeits-Check

Keiner der drei LTE-Provider hat sein Funknetz bereits voll auf LTE aufgerüstet. Die Provider bieten deswegen Online-Checks an, in denen Sie unverbindlich Ihre Adresse eingeben und die Verfügbarkeit von LTE an Ihrem Wohnort prüfen können. Weil jeder der Provider andere Schwerpunkte beim Ausbau setzt, lohnt es sich, sich bei allen dreien zu informieren.
  • So geht’s: LTE-Verfügbarkeits-Check.
Telekom: Die Telekom stellt nicht nur einen Adressen-Check bereit, sondern auch eine Verfügbarkeitskarte, die ähnlich wie Google Maps funktioniert.
Diese Karte finden Sie unter www.t-mobile.de. Setzen Sie rechts bei „Technologie“ ein Häkchen vor „4G/LTE“ und geben Sie dann bei „Ihr Standort“ eine Adresse ein.
Auf der Karte sehen Sie anschließend die Funkversorgung mit LTE. Dunkelviolett markiert sind die bereits ausgebauten Gebiete. Blau sind die Zonen, die die Telekom innerhalb der nächsten Monate mit LTE versorgen will. Die helleren Töne zeigen dagegen Gebiete, in denen nur geringere Mobilfunkgeschwindigkeiten zur Verfügung stehen.
  • Keine Chance auf LTE: Die Telekom bietet LTE für zu Hause nicht an, wenn an einem Standort bereits DSL verfügbar ist.
Die eigentliche Verfügbarkeitsprüfung finden Sie unter der Adresse www.telekom.de. Scrollen Sie bis ganz nach unten und füllen Sie das Formular aus. Klicken Sie dann auf „Verfügbarkeit prüfen“. Anschließend sehen Sie, ob die Telekom an Ihrem Wohnort bereits LTE anbietet oder nicht. Wenn an Ihrem Wohnort allerdings DSL verfügbar ist, dann stellt Ihnen die Telekom kein LTE für zu Hause zur Verfügung.
Vodafone: Der Mobilfunkanbieter zeigt seine aktuelle LTE-Netzabdeckung auf der Webseite www.vodafone.de. Geben Sie eine Adresse ein und klicken Sie auf „Suchen“. Anschließend sehen Sie, ob Vodafone an Ihrem Wohnort LTE anbietet.
Klicken Sie auf „Jetzt prüfen & vormerken“, um zum Verfügbarkeits-Check zu kommen. Geben Sie dann die Vorwahl Ihres Wohnorts sowie Straße und Hausnummer ein. Ein Klick auf „Verfügbarkeit prüfen“ führt den Check durch.
O2: Die Telefonica-Tochter bietet keine Online-Karte an, die die Verfügbarkeit von LTE in Deutschland zeigt. Den Adressen-Check finden Sie unter www.o2online.de. Klicken Sie unten auf „O2 LTE für zuhause“ und dann auf „LTE Verfügbarkeitscheck“. Füllen Sie das Formular aus und klicken Sie auf „Übernehmen“.

LTE-Tarife

  • Beispieltarife: LTE für zu Hause.
Das vielfältigste Angebot hat derzeit Vodafone. Der Provider bietet vier LTE-Pakete mit Geschwindigkeiten zwischen 3,6 und 50 MBit/s an. Wird dabei das enthaltene Volumen von 5 bis 30 GByte pro Monat überschritten, sinkt die Bandbreite allerdings für den Rest des Monats auf 384 KBit/s in beiden Richtungen. Die Kosten dafür liegen zwischen 30 und 70 Euro. Zusätzlich bietet das Unternehmen auch Pakete inklusive Telefonanschluss an. Diese kosten dann in der Regel 10 Euro pro Monat mehr.
Ebenfalls im LTE-Netz von Vodafone aktiv ist 1&1. Der Wiederverkäufer bietet einen Tarif mit 7,2 MBit/s und einen mit 21,6 MBit/s im Download an, sogar zu günstigeren Preisen als Vodafone. Bei 1&1 bekommt der Kunde außerdem vier SIM-Karten für Handys, mit denen er kostenlos ins deutsche Festnetz telefonieren kann. Das Angebot gilt allerdings nur für Kunden, an deren Wohnort es kein DSL gibt. Es ist bislang auch nicht auf den Webseiten von 1&1 zu finden.
  • Datenvolumen prüfen: Bevor Sie sich für einen LTE-Tarif entscheiden, prüfen Sie in den Einstellungen Ihres Routers, wie hoch Ihr Datenvolumen im letzten Monat war.
Dieselbe Einschränkung bezüglich DSL gilt bei der Telekom. Für knapp 40 Euro im Monat bekommt der Kunde hier einen Download von bis zu 7,2 MBit/s und einen Upload von 1,4 MBit/s. Außerdem erhält er zusätzlich einen Telefonanschluss mit Festnetz-Flatrate.
Tipp: Sehen Sie in Ihrem DSL-Router nach, um herauszufinden, wie viel Datenvolumen Sie pro Monat benötigen. Bei der Fritzbox finden Sie diese Information zum Beispiel unter „Erweiterte Einstellungen, Internet, Online-Zähler“. Relevant ist das verbrauchte Gesamtvolumen, da die Provider bei LTE in der Regel Up- und Download zusammenrechnen.

LTE-Router

  • Fritzbox 6840 LTE: Der LTE-Router von AVM hat vier LAN-Ports und funkt im Heimnetz mit bis zu 300 MBit/s.
    Quelle: AVM
LTE-Nutzer erhalten von der Telekom, O2 und 1&1 einen LTE-Router, und von Vodafone eine Kombination aus einem LTE-Modem und einem LTE-Router.
Der Speedport LTE der Telekom ist ein WLAN-fähiger Router, der im Heimnetz mit 54 MBit/s und WPA2 funkt. Außerdem hat er vier LAN-Anschlüsse.
Er basiert vermutlich auf dem Huawei LTE-Router B390, den auch O2 anbietet. Technisch haben die beiden Geräte die gleichen Spezifikationen.
  • LTE-Router konfigurieren: Erst nach Eingabe der PIN der SIM-Karte lässt sich der LTE-Zugang in der Fritzbox konfigurieren.
Bei Vodafone erhalten die Kunden das LTE-Modem Turbobox und den Router Easybox 803. Für Fritzbox-Fans ist das Angebot von 1&1 interessant. Hier erhalten sie als LTE-Router die Fritzbox 6840 LTE. Sie unterstützt bereits WLAN-n und ist damit bis zu 300 MBit/s im Heimnetz schnell. Außerdem bietet sie vier LAN-Anschlüsse und hat eine integrierte Telefonanlage.
Die Einrichtung eines LTE-Routers ist in der Regel nicht schwer. Sie setzen die SIM-Karte Ihres Providers in den Router ein und starten ihn. Nach Eingabe der PIN erscheint ein Assistent, der durch die weitere Konfiguration leitet.
4. Teil: „LTE für unterwegs“

LTE für unterwegs

  • Speedstick LTE: Der USB-Stick der Telekom funkt bis zu 100 MBit/s schnell.
Anders als LTE für zu Hause, das an einen Standort gebunden ist, lässt sich LTE für unterwegs überall dort nutzen, wo die Provider ihre LTE-Netze schon ausgebaut haben. Der Kunde erhält dafür einen LTE-Stick, den er an sein Notebook anschließen kann. Manche Provider haben alternativ auch LTE-fähige Smartphones im Angebot.
Bislang bieten nur die Telekom und Vodafone LTE für unterwegs in Deutschland an. O2 will Anfang Juli mit einem eigenen Angebot starten. Über Pläne bei E-Plus ist noch nichts bekannt. Den besten Überblick über den aktuellen Ausbau der LTE-Netze erhalten Sie mit den Verfügbarkeitskarten der Provider (siehe Abschnitt „Verfügbarkeits-Check“).

LTE-Tarife

  • Beispieltarife: LTE für unterwegs.
Sowohl Vodafone als auch die Telekom haben mehrere LTE-Pakete für unterwegs geschnürt. Eine Übersicht über aktuelle LTE-Tarife für unterwegs finden Sie in der Tabelle „Beispieltarife: LTE für unterwegs“.
Der langsamste Tarif bietet jeweils eine Download-Geschwindigkeit bis zu 3,6 MBit/s und ein enthaltenes Volumen von 1 GByte Daten pro Monat. Danach drosseln beide Provider im Downstream auf ISDN-Geschwindigkeit und die Telekom im Upstream auf sehr langsame 16 KBit/s.
Die Telekom verlangt für ihr kleinstes Angebot 30 Euro im Monat, Vodafone nur 20 Euro. Allerdings berechnet Vodafone in diesem Tarif rund 150 Euro für die benötigte LTE-Hardware.
Am oberen Ende der Skala finden sich bei Vodafone ein 50 MBit/s schneller Tarif für 50 Euro im Monat und bei der Telekom ein 100 MBit/s schneller Tarif für 80 Euro im Monat. Wie im Abschnitt „Geschwindigkeit“ auf erwähnt, dürften diese Geschwindigkeiten in der Praxis allerdings nur selten erreicht werden. 

LTE-Sticks

  • Internet Manager: Die LTE-Software der Telekom dient zum Verbinden und Trennen der LTE-Verbindung.
Sowohl die Telekom als auch Vodafone bieten einen LTE-Stick von Huawei an, der an den USB-Port angeschlossen wird. Äußerlich unterscheiden sich die beiden Sticks nur dadurch, dass der von Vodafone einen roten Rand hat.
Auf dem LTE-Stick befindet sich jeweils die Software des Providers, die auf dem Computer installiert werden muss.
  • LTE für unterwegs: Dieser Online-Speedtest zeigt, dass ein LTE-Testzugang der Telekom in München im Downstream fast 8 MBit/s schnell ist.
Die Telekom etwa legt das Programm Internet-Manager bei. Diese Software fragt die PIN der SIM-Karte ab und dient dazu, den Internetzugang aktiv an- und abzuschalten. Anders als bei DSL sind Sie bei LTE für unterwegs also meist nicht dauernd online.
Beide LTE-Sticks lassen sich außerdem mit einer Micro-SD-Karte erweitern, so dass sie sich wie ein USB-Stick zum Transport von Daten verwenden lassen. Nach dem Einsetzen der SIM-Karte und der Installation der Software lässt sich sofort eine Verbindung aufbauen. Dazu ist nur noch die Eingabe der PIN nötig.
Bei einem Test mit einem Speedstick LTE der Telekom war die erste Verbindung über das Funknetz in wenigen Minuten aufgebaut. Ein Online-Speedtest hat für unseren Testzugang eine Download-Geschwindigkeit von knapp 8 MBit/s und 1 MBit/s im Upstream ergeben.

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