21.01.2019
KI-Evangelist Lee auf der DLD München
Künstliche Intelligenz wird bahnbrechender als Elektrizität
Autor: Ingrid Lommer
DLD
Kai-Fu Lee, Voice-Recognition-Vorreiter bei Apple und langjähriger CEO und KI-Experte bei Google China, ist überzeugt: Der Kampf um die Vorherrschaft in Sachen Künstliche Intelligenz (KI) läuft auf ein Duell zwischen China und den USA hinaus.
Kai-Fu Lee hat in seinem beruflichen Leben schon viele Hüte getragen. Für Apple brachte er die Anfänge der computergesteuerten Spracherkennung auf den Weg, für Microsoft forschte er an intuitiven Interfaces, für Google baute er eine chinesische Dependance auf.
Seit 2009 ist er mit seinem Investment Fond Sinovation Ventures hauptberuflich Investor und fördert junge chinesische Internetunternehmen. Fünf chinesische Unicorns gehören zu seinem Portfolio. Und seit letztem Jahr ist Lee auch noch erfolgreicher Buchautor. Auf dem DLD Kongress in München stellte er sein Werk "AI Superpowers: China, Silicon Valley, and the New World Order" vor.
"KI wird bahnbrechender als die Erfindung der Elektrizität", ist eines der markantesten Zitate aus dem Werk. "KI wird in jede Industrie einziehen, sie wird Kosten radikal reduzieren, sie wird 40 Prozent herkömmlicher Arbeitsplätze ersetzen und Geschäftsmodelle nachhaltig zerstören", so Lee. "Dadurch wird KI einen ähnlich revolutionären Effekt wie die Erfindung der Elektrizität haben - nur, dass sie viel schneller in unser Leben einziehen wird."
Als Revolutionstreiber der Künstlichen Intelligenz macht Lee vor allem zwei "Supermächte" aus: die USA, speziell das Silicon Valley - und China. "Die USA sind sehr stark in Sachen Grundlagenforschung und Innovation", so der Experte. "Aber China ist mittlerweile klar vorne bei der praktischen Umsetzung von KI-Anwendungen - und bei ihrer Monetarisierung."
Der Grund dafür liegt nach Ansicht von Lee in der enormen Zahl an Nutzerinteraktionen mit KI-Anwendungen in China. "Es gibt bei uns viel mehr Menschen, die KI-Produkte nutzen. Wenn also Daten das neue Öl sind - dann ist China die neue OPEC."
Blech für den dritten Platz?
Der Ausblick, den Lee auf die europäischen Anstrengungen in Sachen Künstlicher Intelligenz hat, ist nicht besonders ermutigend. "Es gibt hier viele herausragende Universitäten und Forschungsinstitute, die sich mit Grundlagenforschung in Sachen KI oder Robotik beschäftigen. Das Problem ist nur: Direkt nach ihrer Doktorarbeit gehen diese Experten in US-amerikanische oder - immer mehr - chinesische Unternehmen um dort zu arbeiten." Aber, so der chinesische Investor, im Rennen der Supermächte um die Krone der KI wird es niemanden interessieren, wer den dritten Platz gemacht hat.
Noch sei aber das Rennen für die Europäer noch nicht verloren, die europäischen Länder müssten aber aufpassen, sich mit zu harten Datenschutz-Bestimmungen nicht selbst ins Aus zu schießen. "Wenn Datenschutz zu weit getrieben wird, kommen Innovation und Monetarisierung von KI-Anwendungen zum Stillstand", so der chinesische Experte. "Deshalb stellt sicher, dass beim nächsten Mal ein technologischer Entwickler im Zimmer ist, wenn die nächste Version der DSGVO festgeschrieben wird."
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