26.04.2018
Prinzip der Datensparsamkeit ist falsch
Industrie fordert Nachbesserungen bei der DSGVO
Autor: dpa
StanislauV / shutterstock.com
Vertreter aus der Wirtschaft sehen noch Nachbesserungsbedarf bei der in Kürze in Kraft tretenden Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). In Zeiten der Datenvielfalt sei die angestrebte Datensparsamkeit das falsche Bauprinzip.
Kurz vor dem offiziellen Inkrafttreten der neuen europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sehen Vertreter der Wirtschaft noch großen Handlungsbedarf zum Nachjustieren. Ein großer Fehler sei es etwa, dass die europaweit geltende Verordnung auf dem Prinzip der Datensparsamkeit basiere statt auf dem der informationellen Selbstbestimmung, sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) am Donnerstag in Potsdam. "In Zeiten der Datenvielfalt ist Datensparsamkeit einfach das falsche Bauprinzip."
Der Autozulieferer Bosch habe kürzlich ein automatisches Frühwarnsystem für den Verkehr vorgestellt, das drohende Kollisionen im Vorfeld erkenne, sagte Kempf. "Ich wüsste nicht, wie wir das nach der DSGVO unterbringen könnten." Es müsse intensiv darum gerungen werden, die "Version zwei" der DSGVO zu diskutieren. Es gehe darum, wie aus der Datensparsamkeit ein Prinzip der Datensouveränität gemacht werden könne.
Thomas Bareiß, Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, hob allerdings die DSGVO als große Errungenschaft hervor, die die europäischen Staaten gemeinsam geschaffen haben. Es gelte, das Spannungsverhältnis zwischen ökonomischen Chancen und den Risiken abzuwägen. Notwendig sei ein verbindlicher Rechtsrahmen, der Grundrechte schütze und Geschäftsmodelle ermögliche.
Testdaten sind quasi nicht mehr legal erhebbar
Fast alle großen Firmen versuchen derzeit, mit der Auswertung großer Datenmengen (Big Data) neue Geschäftsmöglichkeiten auszuloten. Auch das Interesse bei Daimler sei es, einen Mehrwert zu schaffen, sagte Guido Vetter, Datenspezialist des Automobilkonzerns. Jeder einzelne Fall werde jedoch inzwischen danach untersucht, ob er datenschutzrechtlich zulässig sei. Durch die DSGVO seien Testdaten quasi nicht mehr legal zu erheben, klagte Axel Keßler von Siemens. Der Konzern erhebe sie inzwischen deshalb in China oder den USA. Die Grundverordnung schreibe "exzessive Informationspflichten vor", sagte Keßler. "Die sind kaum zu bewältigen."
Es müsse noch ein Weg gefunden werden, wie die Regelungen den Anforderungen an informationeller Selbstbestimmung genügten, aber nicht die Interessen der Industrie behinderten, sagte Kempf. Immerhin sei die DSGVO doch sinnvoller, als in 28 Ländern verschiedene Gesetze zum Datenschutz in Europa befolgen zu müssen.
Swisscom
Neue Cyberbedrohungen auf dem Radar
Der neue Cyber Security Threat Radar von Swisscom zeigt die Angriffsmethoden und das Vorgehen von Cyberkriminellen. Er beleuchtet neu auch die Entwicklungen in den Bereichen "Disinformation & Destabilisation", "Manipulated Generative AI" und "Unsecure IoT/OT-Devices".
>>
Personen
Nfon CCO Gernot Hofstetter tritt zurück
Gernot Hofstetter war sechs Jahre beim Münchner Cloud-PBX-Anbieter Nfon, zuletzt als Chief Commercial Officer. Nun hat er das Unternehmen verlassen und ist zum Start-up Stealth Mode gewechselt.
>>
Schellerer Ausbau
Hessen, OXG und Vodafone schließen Partnerschaft für Glasfaser
Vodafone und OXG starten gemeinsam mit dem Land Hessen eine umfangreiche Ausbau-Offensive für schnelles Internet. Bis 2030 wollen die Unternehmen Glasfaser-Anschlüsse für bis zu 520.000 Haushalte bauen.
>>
Personalie
CEO Frank Roebers verlässt Synaxon
Er war 32 Jahre bei der Verbundgruppe und hat sie maßgeblich geprägt. Nun tritt der CEO von Synaxon Ende des Jahres zurück – und gründet ein eigenes Unternehmen.
>>