17.05.2019
Business Solutions
1. Teil: „Wenn das Telefon Alarm schlägt“
Wenn das Telefon Alarm schlägt
Autor: Waltraud Ritzer
VtflRcwm / shutterstock.com
Alarm-Server sind immer noch ein Nischenmarkt - aber in einigen Bereichen bereits Pflicht. Die Einsatz-Möglichkeiten reichen von der Pflege in Seniorenheimen über Alarmmeldungen bei Technikausfällen bis hin zum Personenschutz.
Der Markt für Alarm-Server ist noch klein. Mit drei wichtigen Herstellern - New Voice Systems, Novalink und Tetronik - und dazu noch ein paar kleineren Anbietern wie etwa Sikom ist die Anzahl der Hersteller überschaubar. Die Aufgabe von Alarm-Servern ist, Daten aus verschiedenen Quellen an vorab festgelegte Adressaten nach einem bestimmten Muster über eine Telefonanlage weiterzuleiten. Die Einsatzszenarien sind vielfältig. Recht verbreitet sind unter anderem Alarm-Server im Krankenhaus und im Pflegebereich. Drückt ein Patient den Notrufknopf am Bett, so wird der Alarm über ein Lichtsignal am Krankenzimmer angezeigt - so will es die Vorschrift.
Ein Alarm-Server bietet aber deutlich mehr Komfort und kann beispielsweise eine Pflegekraft über ein mobiles Endgerät informieren. Viele Senioren- und Pflegeheime ergänzen laut Reiner Wicke, Projektleiter beim Systemhaus Up Data Systems, ihre Lichtrufsysteme mit Alarm-Servern - um Kosten zu senken, aber auch um dem Personalmangel im Pflegebereich Herr zu werden.
Alarm-Server und das IoT
Ein weiteres Einsatzszenario ist die Kommunikation zwischen Maschine und Mensch über einen Sensor. Fällt etwa der Strom im Kühlraum aus, so ist der Weiterbetrieb in der Regel für eine begrenzte Zeit über eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) geregelt. Gleichzeitig kann ein Alarm-Server den zuständigen Mitarbeiter über die aktuelle Störung informieren, damit dieser den Schaden behebt. Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig, so kann der Notruf über eine SMS, über das Telefon oder auch über ein Pop-up auf dem Rechner oder auf einem Tablet erfolgen.
Alarm-Server lassen sich auch in IoT- oder M2M-Projekte integrieren, damit bei Auffälligkeiten oder im Notfall schnell gehandelt werden kann. In der Prozessautomatisierung werden zwar viele Daten häufig verkabelt übertragen, Narrowband Internet of Things (NB-IoT) und auch der künftige 5G-Standard werden aber ganz neue Möglichkeiten in der Datenübertragung bieten - und könnten damit auch die Verbreitung von Alarm-Servern beschleunigen.
Der Fantasie sind bei diesen Projekten keine Grenzen gesetzt. Neben den erwähnten Kühlräumen kann ein Alarm-Server beispielsweise auch einen Notruf absetzen, wenn die Temperatur im Rechenzentrum zu hoch steigt. Oder aber er signalisiert, dass in einer Produktionsmaschine ein Ölwechsel nötig ist. Letztendlich wandelt sich damit die Aufgabe eines Alarm-Servers, er wird nicht mehr nur für die Ablauforganisation im Krisenfall eingesetzt, sondern kann auch dazu beitragen, das Tagesgeschäft zu regeln.
2. Teil: „Personenschutz“
Personenschutz
In vielen Fällen werden Alarm-Server darüber hinaus im Personenschutz eingesetzt. In einigen öffentlichen Gebäuden wie Gerichten ist dies mittlerweile sogar Pflicht. Fühlt sich zum Beispiel ein Mitarbeiter in einer Behörde bedroht, so kann er einen sogenannten stillen Alarm auslösen. Daraufhin folgt der vorab festgelegte Ablauf, nach dem Security, Polizei oder auch Kollegen im Hintergrund informiert werden.
Manche Alarm-Server können zudem mit Branchen-Software wie etwa Fidelius gekoppelt werden. Die Software wird oft in Hotels eingesetzt. Durch die Verbindung eines Alarm-Servers mit der Hotel-Software kann beispielsweise festgestellt werden, welche Nationalität ein Gast hat. Muss das Gebäude evakuiert werden, so kann dies in der Sprache des Gasts auf dessen Zimmer via Lautsprecher verkündet werden.
Pflicht zur Arbeitsplatzsicherung
Personenschutz spielt auch bei den sogenannten Alleinarbeitsplätzen eine große Rolle. In vielen Bereichen werden Arbeiten, die noch vor Jahren von einem Team erledigt wurden, heute von einem einzelnen Mitarbeiter ausgeführt - außerhalb der Hör- und Sichtweite anderer. Alleinarbeitsplätze finden sich unter anderem in der Sicherheitsbranche, in der Land- und Forstwirtschaft, bei Transport und Logistik, im Facility Management oder auch in der Bauindustrie. Um die arbeitenden Menschen zu schützen, ist der Betrieb einer Personen-Notsignal-Anlage (PNA) verpflichtend. Die Berufsgenossenschaften schreiben den Einsatz einer PNA inzwischen vor. Aufgabe einer PNA ist es, bei einem Notfall eines Mitarbeiters einen Alarm auszulösen, damit dieser so schnell wie möglich entsprechende Hilfe bekommt und aus der Gefahrensituation gerettet werden kann. Eine PNA besteht aus
Mobilteilen, den sogenannten Personen-Notsignal-Geräten (PNG), die über eine Funkverbindung an eine Personen-Notsignal-Empfangszentrale (PNEZ) angeschlossen sind.
Mobilteilen, den sogenannten Personen-Notsignal-Geräten (PNG), die über eine Funkverbindung an eine Personen-Notsignal-Empfangszentrale (PNEZ) angeschlossen sind.
Cloud oder On-Premise
Neben den On-Premise-Lösungen bieten die Hersteller schon seit geraumer Zeit ihre Systeme auch über die Cloud an. Kunden können so flexibel die Funktionen des Alarm-Servers buchen und benötigen keine Infrastruktur vor Ort. Auch virtualisierte Alarm-Server, die im eigenen Rechenzentrum gehostet werden können, haben die meisten Anbieter im Programm.
3. Teil: „Im Gespräch mit Reiner Wicke, Projektleiter bei Up Data Systems“
Im Gespräch mit Reiner Wicke, Projektleiter bei Up Data Systems
Sicherheit sorgt. Reiner Wicke, Projektleiter bei Up Data Systems, spricht über die Möglichkeiten.
Es gibt viele Szenarien, in denen ein Alarm-Server für mehr com! professional: Bei welchen Kundengruppen setzen Sie Alarm-Server ein?
Reiner Wicke: Das ist unterschiedlich. Häufig entstehen die Anforderungen durch die Rationalisierung. Wo früher zwei Mitarbeiter gearbeitet haben, ist es heute oft nur noch einer. Es gibt verschiedene gesetzliche Vorschriften, dass diese sogenannten Alleinarbeitsplätze mit einer Personen-Notsignal-Anlage abgesichert werden müssen.
com! professional: Alleinarbeitsplätze könnten aber auch über eine DECT-Lösung abgesichert werden. In den Systemen ist ja häufig eine Totmann-Funktion enthalten …
Wicke: Das ist aber nur ein Aspekt, bei einer reinen DECT-Lösung ist die Lokalisierung des Mitarbeiters schlecht möglich. Hierzu wird eine zusätzliche Komponente wie ein Alarm-Server benötigt. Ein Alarm-Server mit einer Alarmfunktion per App bietet unter anderem eine Ortung via GPS, die deutlich genauer ist.
com! professional: Innerhalb eines Gebäudes funktioniert eine Ortung über GPS aber nur eingeschränkt …
Wicke: In diesem Fall kombinieren wir die App mit Beacons - damit ist die Ortung bis auf einen Meter genau möglich.
com! professional: Welche Einsatzszenarien gibt es im öffentlichen Dienst?
Wicke: Meist entscheiden sich die Behörden im ersten Schritt für ein einfaches Alarmierungssystem, bei dem die Kollegen aus dem Nachbarbüro oder die Security informiert werden, wenn beispielsweise ein Kunde in einer Behörde unflätig wird.
com! professional: Liegt es vielleicht auch daran, dass bei Alarm-Servern besonders hohe Ansprüche an die Sicherheit gestellt werden?
Wicke: Das mag sein, aber auch ein Server kann einmal ausfallen - nicht nur das Internet. Und natürlich kann man einen Alarm-Server auch redundant aufbauen, wenn der eine ausfällt, dann kommt der andere zum Zug. Es ist alles nur eine Frage der Kundenanforderung.
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