30.07.2020
Integrierte SIM
Der schleichende Siegeszug der eSIM
Autor: Boris Boden
ZinetroN / shutterstock.conm
Jedes mobile Endgerät benötigt für den Netzwerkzugriff eine SIM-Karte - noch. Die Alternative heißt eSIM. Zahlreiche neue Nutzerszenarien könnten für den Durchbruch sorgen.
iPhones und dem iPad Pro, die schon seit 2018 die eSIM als zweite Karte anbieten, kommt mit dem Motorola Razr jetzt das erste Smartphone auf den Markt, das gar keinen physischen Karten-Slot mehr hat.
Die bekannte Plastik-SIM könnte in einigen Jahren Geschichte sein. Denn immer mehr Endgeräte unterstützen die integrierte SIM-Karte, die eSIM. Nach den Auch Samsung bringt das Thema mit der neuen Galaxy-S20-Serie, die neben der normalen Karte auch die eSIM unterstützt, erstmals in seine Smartphones für den Massenmarkt. Dort funktioniert die integrierte Karte wie bei den iPhones als Möglichkeit, ähnlich wie in einem klassischen Dual-SIM-Gerät, eine zweite Karte zu nutzen. Dieses Szenario halten viele Marktbeobachter für besonders vielversprechend. Zum Beispiel, wenn zum normalen Vertrag, der mit der ersten SIM genutzt wird, ein zweiter Anbieter für spezielle Fälle wie Daten oder Telefonie im Nicht-EU-Ausland fallweise mit passenden Paketen dazugebucht wird.
Auch könnten Kunden so ein zweites Netz nutzen, das an bestimmten Orten einen besseren Empfang bietet und Funklöcher schließt. Spezielle Auslandsanbieter wie GigSky, Truphone oder die Sipgate-Tochter Satellite bieten dies bereits erfolgreich an.
Für die Welt des IoT
Für die Netzbetreiber ist diese Konkurrenz noch klein, aber ernst zu nehmen, denn nun haben ihre Kunden leicht zu nutzende Alternativen für bestimmte Szenarien. Für die Carrier ist die eSIM vor allem eine Chance, zusätzliche Services und Geräte an den Kunden zu bringen. Das können etwa Wearables und vernetzte Produkte für das Smart Home sein. Die einfache Online-Aktivierung zusätzlicher Karten könnte hier den Endkunden die bisher oft vorhandene Scheu nehmen.
Ein neues Anwendungsszenario für den professionellen Bereich bringt nun Sipgate ins Spiel: Der Anbieter, der als sogenannter Mobile Virtual Network Operator (MVNO) im O2-Netz auch eigene Pakete schnüren kann, verwendet die eSIM, um Funktionen seiner Cloud-PBX zu übertragen. Dazu gehören auf dem Smartphone die Nutzung der Büronummer, das Heranholen und Durchstellen oder auch Dreierkonferenzen.
Das Angebot gibt es bei Sipgate Team seit mehreren Jahren auch schon mit einer physischen Karte, doch da dies bei einem Single-SIM-Smartphone häufigere Kartenwechsel oder die Nutzung eines zweiten Geräts bedingte, wurde es in der Praxis weniger genutzt, erklärt Sipgate-Geschäftsführer Tim Mois. Jetzt sei es möglich, mit wenigen Schritten das Smartphone als Nebenstelle einzurichten. So kann das private Smartphone einfach für berufliche Zwecke verwendet werden – Stichwort BYOD. Für die Unternehmen kann der administrative Aufwand dadurch deutlich reduziert werden.
Unbekannte Möglichkeiten
Tim Mois ist von dem großen Potenzial überzeugt: „In einigen Jahren werden viele Geräte nur noch eine eSIM haben, bei Wearables wird sie zum Standard.“ Auch Carsten Ahrens, CEO von G+D Mobile Security, wo die Technologie für die eSIM im neuen Samsung Galaxy Z Flip entwickelt wurde, erklärt: „Die Tatsache, dass Marktführer für Smartphones sich dafür entscheiden, eSIM-Technologie in ihre neuesten Geräte zu integrieren, ist ein sicheres Zeichen dafür, dass wir kurz vor dem Durchbruch der eSIM in Mainstream-Produkten stehen.“
Nun müssen allerdings auch die Kunden erfahren, was die Technologie leisten kann, denn laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov besitzen zwar 6,9 Millionen Deutsche ein eSIM-fähiges-Smartphone – 86 Prozent von ihnen wissen aber nicht, was der Begriff überhaupt bedeutet.
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