21.01.2019
Internet der Dinge
IoT und Edge-Computing gehören zusammen
Autor: Hartmut Wiehr
BeeBright / Shutterstock.com
Das IoT ist Realität - und erfährt mit Edge-Computing eine wichtige Erweiterung. Damit schwenkt die Relevanz bei der Datenverarbeitung vom Rechenzentrums auf den Endpunkt selbst.
Die Verfallszeit modischer Begriffe kann in der IT sehr kurz sein. Wer so etwas auch bei dem beinah inflationär gebrauchten Buzzword Internet of Things (IoT) erwartet hatte, muss angesichts der neuesten Entwicklung jetzt doch vielleicht seine Meinung ändern. Denn das IoT ist angekommen in der Wirklichkeit der Unternehmen.
So zumindest lautet das Resultat eines Reports von Interop ITX mit dem Titel „Internet of Things – Slow Start, Big Potential“. Die IT-Industrie hat diesen Begriff seit einem Jahrzehnt beworben. Unternehmen sollten, so ihr Versprechen, durch den Anschluss von Geräten aller Art an das Internet ihre Geschäftsprozesse besser kontrollieren und so die Gewinne steigern können.
Laut Interop ITX hat sich die Zahl der „Early Adopters“ in letzter Zeit stark vergrößert. Es gibt also mehr Evaluationsprozesse und Pilotprojekte, doch immer noch haben 40 Prozent der Unternehmen keine IoT-Technologie eingekauft oder planen das in nächster Zeit auch nicht. 34 Prozent äußern Sicherheitsbedenken, 31 Prozent sehen keine Geschäftsfelder für diese Technologie. Viel wird deshalb davon abhängen, welche Erfahrungen die Early Adopters machen und wie damit umgegangen wird. Die Hersteller sollten hier offen vorgehen und nicht mit Zerrbildern arbeiten.
Der Netzwerkrand wird wichtiger
Wie sich zeigt, ist es in jüngster Zeit auch zu einer Art Verfeinerung oder Verengung des IoT-Verständnisses gekommen. Die OpenStack Foundation und viele Hersteller konzentrieren sich zunehmend auf die physischen Geräte, die in den Unternehmen am Netzwerkrand (Edge) eingesetzt werden. Dazu gehören Sensoren, Kameras, Fahrzeuge, Maschinen und mobile Rechner, die allesamt Daten erzeugen, miteinander teilen oder an zentrale Rechenzentren versenden. Manche Geräte sind als Embedded Appliances direkt mit einer Zentrale verbunden, andere laufen als nur locker angebundene Server in Zweigstellen oder an sonstigen Rändern.
Bei diesem Edge-Computing geht es also weniger um eine unendliche globale Welt vernetzter Dinge, sondern um das Monitoring und Einbeziehen der entfernten Geräte eines Unternehmens in die Rechenzentren. Um die Effektivität solcher Geräte und des Gesamtsystems zu verbessern, kann man ihnen sogar mehr Kompetenzen zuordnen und das ständige Hin- und Herschicken von Daten über das Netzwerk reduzieren. Computing- und Datenmanagement, Analytics, Artificial Intelligence (AI) und Machine Learning (ML) finden dann schon an den Außenposten statt.
Hersteller wie Dell EMC oder HPE widmen sich intensiv dieser Thematik und stellen Lösungen dafür bereit. HPE hat zum Beispiel im November 2018 seine „Edgeline OT Link Plattform“ für das automatisierte Zusammenspiel von OT-Systemen (Operational Technology) und IT-Systemen am Netzwerkrand vorgestellt.
Begründung von HPE: „Wer Sensordaten-Analysen für die Echtzeitsteuerung von industriellen Prozessen nutzen möchte, muss die Daten direkt dort verarbeiten, wo sie entstehen: am Netzwerkrand beziehungsweise am Edge. Denn der Datentransfer an ein entferntes Rechenzentrum kostet zu viel Zeit, überlastet das Netzwerk und verursacht hohe Kosten.“
Damit stehen wir am Rand der nächsten IT-Revolution. Dem Beratungshaus Gartner zufolge werden heute erst 10 Prozent der Daten außerhalb des Rechenzentrums oder der Cloud erzeugt und verarbeitet. Doch schon im Jahr 2022 sollen es 75 Prozent sein. Adieu Rechenzentrum?
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