Sicherheit
07.09.2012
Sicherheit

Bittorrent-Filesharer werden totalüberwacht

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Nach einer Studie britischer Forscher beobachten Urheberrechtskontrolleure offenbar intensiv die Bittorent-Szene. Sie erfassen die IP-Adressen der Bittorent-Nutzer, sobald diese Medieninhalte einstellen oder herunterladen.
Britische Forscher haben auf der SecureComm in Padua eine Studie (PDF-Datei) vorgestellt, die die Überwachung von Bittorrent-Nutzern untersucht. Sie stellen darin zahlreiche Aktivitäten fest, die auf eine massenhafte Kontrolle durch Urheberrechtsschützer hinweisen. Dabei analysierten Sie Angebote, die über die Torrent-Suchmaschine „The Pirate Bay“ verfügbar sind.
So funktioniert Bittorrent: Bittorrent ist ein dezentrales Peer-to-Peer-Protokoll (P2P), bei dem die Daten direkt zwischen den Teilnehmern ausgetauscht werden. Es eignet sich vor allem für den Austausch von großen Dateien und kommt beispielsweise beim Download von Linux-Distributionen zum Einsatz. Wer eine Datei veröffentlichen möchte, erstellt eine Beschreibungsdatei mit Metadaten (.torrent-Datei). Darin ist auch die Adresse eines Servers enthalten, auf dem die vollständige Originaldatei liegt (Bittorrent-Tracker). Ein Bittorrent-Client verbindet sich mit diesem Server und beginnt mit dem Download. Mit jedem weiteren Bittorrent-Client vergrößert sich der Schwarm der Downloader. Nach und nach besitzt jeder Teilnehmer unterschiedliche Teile der Datei und der Datenaustausch findet auch zwischen den Clients statt. Jeder Nutzer ist also zugleich Up- und Downloader. Der Server wird dadurch entlastet.
Neben der legalen Nutzung werden über das Bittorrent-Protokoll auch urheberrechtlich geschützte Inhalte in erheblichem Umfang getauscht. Ein Nutzer kann sich hier gleich doppelt strafbar machen: Während der unberechtigte Download einer Datei noch vergleichbar geringe rechtliche Konsequenzen hat, kann die massenhafte Verbreitung geschützten Materials richtig teuer werden.
Kontrolle der Bittorrent-Aktivitäten: Jedem Bittorrent-Client sind die IP-Adressen seiner Tauschpartner bekannt. Das muss auch so sein, damit sich die Teilnehmer direkt miteinander verbinden können. In der Firewall muss dazu ein Port für eingehende Verbindungen geöffnet sein. Andernfalls kann kein Upload erfolgen, was mit einer deutlichen Reduzierung der Download-Geschwindigkeit bestraft wird. An dieser Stelle können die Überwacher ansetzen. Sie müssen nur selbst eine urheberrechtlich geschützte Datei herunterladen, um die Adressen aller anderen illegalen Downloader zu ermitteln.
Die britischen Forscher haben untersucht, welche IP-Adresse aus welchen Subnetzen in den Schwärmen der Bittorrent-Tracker auftauchen. Dabei haben Sie die Top-100-Dateien bei The Pirate Bay berücksichtigt. Ein Ergebnis der Studie ist, dass die Inhalte umso schneller erfasst werden, je beliebter sie sind. Populäre Inhalte werden deutlich schneller und häufiger beobachtet, als Inhalte, die weiter unten in der Top-100-Liste auftauchen. Ein Nutzer muss also nicht erst massenhaft Dateien herunterladen, um von den Überwachern registriert zu werden. Es reicht eine einzige beliebte Datei.
Es kamen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, mit denen sich zwischen regulären Downloadern und Bittorrent-Monitoren unterscheiden lässt. Grundsätzlich gibt es zwei Methoden der Überwachung. Bei der indirekten Methode verbindet sich eine Monitor-Software mit dem Bittorrent-Tracker und ruft die IP-Adressen der verbundenen Clients ab. Bei der Direkten baut der Monitor Verbindungen zum Tracker und den Clients auf und beobachtet die eingehenden und/oder ausgehenden Verbindungen.
Die Forscher halten vor allem die indirekte Überwachung für wenig aussagekräftig. Hier gab es schon in der Vergangenheit eine hohe Fehlerquote. So erhielten beispielsweise Nutzer eine Unterlassungserklärung, in der die IP-Nummer eines Netzwerkdruckers aufgeführt war. Aber auch die aktive Überwachung liefert unter Umständen keine gerichtsverwertbaren Beweise. Denn nicht immer lässt sich eine IP-Nummer einem Teilnehmer zweifelsfrei zuordnen.
Blockierlisten wirken nicht: In der Studie untersuchten die Forscher auch im Netz frei zugängliche Blocklists, die Kontrolleure aussperren sollen. Wie sich herausstellte, sollten sich Bittorrent-Nutzer nicht darauf verlassen. Offenbar tauchen viele Überwachungssysteme nicht in diesen Listen auf. Es gibt also keine Garantie dafür, dass Nutzer nicht trotz Blocklist von der Überwachung erfasst werden.
Noch ist nicht geklärt, wozu diese Daten gesammelt werden. Es geht wahrscheinlich nicht in allen Fällen um eine strafrechtliche Verfolgung. Einem BBC-Beitrag zufolge erhoffen die Daten-Sammler anscheinend, dass die Informationen eines Tages von Wert sein könnten. Sie könnten sie an die Besitzer der Rechte etwa für Marktanalysen verkaufen. „Die Daten zeigen, welche Inhalte gerade wo populär sind“, sagte Dr. Chothia, einer der Autoren der Studie, gegenüber der BBC.

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