Backup
25.01.2019
Risikovorsorge
1. Teil: „Häufig fehlt ein Plan B für den Access-Ausfall“

Häufig fehlt ein Plan B für den Access-Ausfall

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Fotolia / madgooch
Ohne eine Backup-Strategie geht beim Ausfall von Internet und Telefon nichts mehr. Notfall-Lösungen von TK-Dienstleistern stellen bei Access-Problemen den Geschäftsbetrieb sicher.
Wie wichtig es ist, neben dem primären Internet- und Telefonanschluss noch ein Backup zu haben, das konnte Mirko Mach, Geschäftsführer der MPC Service GmbH in Heidelberg, vor Kurzem am eigenen Leib erfahren: Eine Leitung der Telekom war ausgefallen, woraufhin das Gewerbegebiet, in dem auch MPC Service seine Büroräume angemietet hat, fast eine Woche ohne Access war. Insgesamt funktionierten 700 Anschlüsse wegen des Ausfalls nicht.
"Betroffen war jede Leitung, die über eine Telekom-Doppelader lief – egal ob der Kunde bei der Telekom, Vodafone, QSC oder einem anderen Netzbetreiber den Vertrag abgeschlossen hatte", erinnert sich Mach. Sein Unternehmen nutzt als Backup eine Koaxialleitung, das Backup lief laut Mach einwandfrei. Andere Firmen in dem Gebiet hatten allerdings kein Backup eingerichtet und konnten eine Woche lang nicht über das Festnetz telefonieren oder auf das Internet zugreifen.
Auch Thomas Oehring, CEO der FScon AG aus dem bayerischen Eichenau, weist alle ­seine Kunden auf die großen Gefahren eines ­Access-Ausfalls hin. "Vor fünf Jahren war es ein Problem, wenn einmal die Telefonanlage tot war – das spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle, Mitarbeiter greifen dann einfach auf ihr Handy zurück", berichtet Oehring – und ergänzt: "Wenn heute aber das Internet ausfällt, dann ist oft das ganze Unternehmen lahmgelegt. Schließlich wandern immer mehr Anwendungen in die Cloud."

Totale Funkstille

Allerdings ist im All-IP-Zeitalter auch das Telefon tot, wenn die Datenleitung ausfällt. Um den Voice-Betrieb dennoch aufrechtzuerhalten, gibt es mehrere Möglichkeiten: Unternehmen können etwa beim Netzbetreiber anrufen und da­rum bitten, dass eingehende Anrufe auf einer Mobilfunknummer oder einer anderen noch funktionierenden Festnetznummer landen. Unter diesem Anschluss können dann Anrufe entgegengenommen werden. Ausgehende Gespräche können die Mitarbeiter, wie schon erwähnt, über das Mobilfunknetz tätigen.
"Bei kleineren Unternehmen kann dies gut ausreichen, bei größeren Firmen ist das aber völlig unrealistisch", betont Mirko Mach. Manche SIP-Trunk- oder IP-Centrex-Anbieter ermöglichen es, im Vorfeld Zielrufnummern – zum Beispiel Mobilfunknummern – für einzelne Nebenstellen bei einem Ausfall zu hinterlegen. Die Anrufe werden dann automatisch an diese Nummern weitergeleitet.
"Vor allem für kleinere Kunden, die sich keine zweite Leitung ­leisten möchten, ist das komfortabel", erklärt Mach. Die Mitarbeiter könnten zumindest noch telefonieren und somit die Adhoc-Kommunikation aufrechterhalten. Spätestens nach ein oder zwei Tagen ohne Mail werde es aber auch für diese Unternehmen eng.
Auf der sicheren Seite sind Unternehmen indes nur dann, wenn es sowohl für Sprache als auch für Daten ein echtes Backup gibt. FScon betreut in erster Linie Kunden mit bis zu 50 Mitarbeitern. Bei kleineren Kunden, die häufig sehr preissensitiv sind, schlägt Thomas Oehring meist den Einsatz eines LTE-Routers als Backup vor. "Beim GigaCube von Vodafone fallen nur dann Gebühren an, wenn auch Daten verbraucht werden", erläutert Oehring. Zwar hätten diese Kunden dann in dieser Zeit keine feste IP-Adresse, doch in den meisten Fällen reiche der Access aus.
2. Teil: „Favorisierter Medienmix“

Favorisierter Medienmix

Mirko Mach ist anderer Meinung: "Der GigaCube ist eher ein Privatkundenprodukt, viele Firmen brauchen für ihre Anwendungen eine feste IP-Adresse, beispielsweise für den Exchange-Server, damit sie weiter E-Mails empfangen können – deshalb ist er für den Business-Bereich nur bedingt geeignet."
Mach rät deshalb zu alternativen Lösungen – die auch zu kleinen Budgets passen. "Bei einem echten LTE-Backup vom Netzbetreiber liegen die Kosten zwischen 80 und 100 Euro pro Monat, dafür haben diese Kunden allerdings eine feste IP-Adresse und ein automatisches Failover", sagt er. Wenn
also der eine Anschluss ausfällt, wird der Traffic automatisch über den anderen geroutet.
Unisono raten Oehring und Mach allen Kunden zu einem Medienmix: Manche Netzbetreiber bieten etwa eine Primärleitung auf Glasfaser- und ein Backup auf Kupferbasis – eine Lösung, die Oehring favorisiert und die vor allem für kleinere Kunden geeignet ist. "Wir raten unseren Kunden ohnehin, für Daten und Sprache zwei getrennte Leitungen zu nutzen, um den Quality of Service zu verbessern", berichtet er. Bei Access-Problemen kann dann der zweite Anschluss vorübergehend für beide Anwendungen genutzt werden. Zwar führt das manchmal zu Einschränkungen, doch ein Ausfall zieht sich nur in Ausnahmefällen über mehrere Tage hin.
Allerdings ist es eine Frage der Philosophie, ob Unternehmen für Sprache und Daten zwei getrennte Leitungen brauchen, schließlich müssten dann auch zwei Leitungen administriert werden. Mach sieht noch einen weiteren Nachteil: "Beide Leitungen sind terrestrisch", sagt er. In der Regel würden die Trassen zwar nicht parallel verlegt, aber man könne nie sicher sein. Besser sei deshalb eine Medienre­dundanz, die Primärleitung beispielsweise auf Glasfaserbasis und die Sekundärleitung auf Basis von LTE oder Richtfunk.

LTE oder Richtfunk

Letztere präferiert aber eher Mach und nicht der Beraterkollege Oehring: "Wir haben früher viel mit Richtfunk gearbeitet, machen das heute aber selten", sagt der FScon-CEO. Der Grund: Die Projekte seien zu komplex und damit teurer, gleichzeitig würden die LTE-Netze immer besser. Darüber hinaus sei bei Richtfunk eine ­Einwilligung des Hauseigen­tümers nötig, schließlich müsse auf dem Dach eine Antenne installiert werden. "Und wenn wir 5G haben, dann braucht niemand mehr Richtfunk", ist er sich sicher.
Mach hingegen hält den Access via Richtfunk für die hochwertigere Backup-Variante: "Ein Vorteil ist die feste Bandbreite. Bei LTE muss man sich die Bandbreite in einer Zelle teilen und es ist davon auszugehen, dass bei einem Ausfall in einem Gebiet die LTE-Zellen stärker ausgenutzt werden", erklärt er. Und wenn der Richtfunkanschluss über einen anderen Internet-Knoten (POP) als der Primäranschluss terminiere, sei dies ein Plus an Sicherheit. Doch auch er räumt ein, dass vor allem größere Kunden sich für die – im Vergleich zu LTE – teurere Richtfunk-Variante entscheiden. Häufig komme dieses Modell beispielsweise für größere Haupt­standorte oder bei Rechenzentrums­an­bindungen zum Einsatz.
Und wie ist die Akzeptanz der Kunden? Viele Unternehmen seien erst dann bereit für ein Backup, wenn sie schon einmal einen Ausfall hatten, erklären beide Berater. "Häufig spielt dann Geld nur noch eine untergeordnete Rolle, da entscheiden sich die Firmen für eine hochwertige Lösung", so Machs Erfahrung. Und Oehring ergänzt: "Die Preise für Bandbreite befinden sich im Sturzflug, viele Kunden investieren diese Einsparungen zumindest zum Teil in eine Backup-Lösung." Man habe aber immer einen Teil Kunden, die einfach beratungsresistent seien – zumindest bis zum ersten Ausfall.

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