Business-IT
10.12.2018
Schatzmeister aus der Cloud
1. Teil: „Finanzen im Griff mit Treasury-Management-Lösungen“

Finanzen im Griff mit Treasury-Management-Lösungen

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Joyseulay / shutterstock.com
Treasury Management sorgt dafür, dass Unternehmen ausreichend Liquidität haben. Den Einsatz von KI scheuen viele DACH-Unternehmen in diesem Bereich jedoch noch.
Wie viel Geld ist auf unseren Konten? Können wir die neue Maschine aus unseren laufenden Einnahmen stemmen? Wie wirken sich höhere Zinsen auf unsere finanzielle Situation aus? All diese Fragen rund um die Finanzierung von Unternehmen beantwortet das Treasury Management (TM). „Treasurer wachen über die Finanzen ihres Unternehmens. Sie stellen sicher, dass immer ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Gleichzeitig blicken Treasurer nach vorn und untermauern die Finanzen ihres Unternehmens mit langfristigen Strategien und Richtlinien. Wenn Unternehmen wachsen und international expandieren, dann müssen auch die Finanzen mitwachsen“, erklärt Martin Bellin, Gründer und CEO des gleichnamigen Anbieters von Treasury-Management-Software.
Treasurer bedeutet eigentlich „Schatzmeister“. Er ist verantwortlich für das Beschaffen von Geld und Kapital, die Kontakte zu Banken und Kapitalmärkten, die Liquiditätsplanung und die Absicherung finanzieller Risiken. Die Funktion unterscheidet sich hier vom Controller, der die Zahlen prüft und als Berater der Geschäftsleitung dafür sorgt, dass ein Unternehmen so wirtschaftlich wie möglich arbeitet.

Cash-Management & Co.

Eine Basis-Funktion des Treasury Managements ist die Überwachung der Zahlungsströme und der Kontosalden, um die Disposition zu ermitteln: Welche Zahlungen sind ein- und ausgegangen? Welche Zahlungen müssen angestoßen werden? Wo fehlen Gelder, die ergänzt werden müssen?
Als wichtigste Treasury-Disziplin gilt häufig das Cash- und Liquiditätsmanagement, weil im Unternehmen jederzeit ausreichend Liquidität verfügbar sein muss, um den Betrieb zu gewährleisten und kurzfristig Verbindlichkeiten bedienen zu können. Überschüssige Gelder müssen die Treasury-Verantwortlichen so investieren, anlegen oder verteilen, dass die Firma davon profitiert. Kommt es zu hohen Investitionen etwa in Bauprojekte oder die Entwicklung neuer Produkte, gilt es, Finanzierungen zu optimalen Konditionen zu beschaffen.
Mit der Liquiditätsplanung eng verbunden ist das Treasury-Risikomanagement. Zu den finanzwirtschaftlichen Risiken gehören Zins- und Währungsrisiken, Liquiditätsrisiken etwa bei nicht erhaltenen Kundeneinzahlungen sowie finanzielle Marktrisiken wie die Preise von Rohstoffen. Hier entwirft der Treasurer eine Strategie, um die Risiken abzufedern.
Eine weitere zentrale Komponente des Treasury Managements sind Berichte zu allen Finanzinformationen im Unternehmen. Sie bilden auch die Basis für wichtige geschäftliche Entscheidungen. „Das individuelle und umfassende Reporting ist ein großes Thema im Treasury Management. Der Fachbereich benötigt Lösungen, die er versteht, damit er auch ohne Hilfe der IT eigene Berichte aufbauen kann“, sagt Jörg Petersen, Key-Account-Manager beim TM-Anbieter Litreca.
2. Teil: „Excel reicht nicht mehr“

Excel reicht nicht mehr

  • Schaltzentrale: Im Dashboard laufen alle Fäden für das Trea­sury Management zusammen.
    Quelle:
    Litreca
Erstaunlich oft nutzen auch heute noch viele Unternehmen eine Kombination aus Excel und verschiedenen Datenbanken für das Cash-Management und die Liquiditätsplanung. Effizienz sieht anders aus. Seit der Finanzkrise sind die Anforderungen an die Transparenz bezüglich Finanzrisiken gestiegen. Unternehmen benötigen daher eine umfassende Datenbasis über alle Finanzpositionen, die schnell analysiert werden kann. Zudem sollte mit wachsender Größe des Unternehmens der komplette Prozess vom Geschäftsabschluss über die Abwicklung bis zum Reporting unterstützt werden.
Hier kommen Lösungen für Treasury Management ins Spiel. Sie umfassen Funktionen für Zahlungsverkehr, Cash- und Liquiditätsmanagement, die Kommunikation mit Banken, Risikomanagement und Corporate Finance. Unternehmensweit eingesetzt, optimieren sie das Finanzmanagement auf Basis verlässlicher Daten in Echtzeit. In gut aufgestellten Finanzabteilungen sind Treasury-Management-Systeme inzwischen Standard.

Cloud-Lösungen sind gefragt

Natürlich haben sich die Treasury-Systeme in den letzten Jahren weiterentwickelt. Neue Technologien wie Cloud, maschinelles Lernen oder die Blockchain halten Einzug. Insbeson­dere Cloud-Computing wird zur Commodity in Unternehmen. Die Bedenken, sensible Daten in die Cloud zu verlagern, sind geringer geworden. Daher stellen auch alle von com! professional befragten Anbieter ihre Trea­sury-Management-Lösungen as a Service bereit. „Cloud ist definitiv schon mehr als ein Trend, die Anwender sehen inzwischen klar die Vorteile einer schnel­len Implementierung, leichterer Wartbarkeit und schnellerer Updates“, berichtet Henning von Tresckow, CEO des Anbieters Trinity Management Systems.
Auch Branchen-Primus SAP stellt bei Neuimplementierungen eine hohe Cloud-Nachfrage fest. „Die Kunden erwarten schnelle Bereitstellung, Skalierbarkeit und automatisierte Schnittstellen zu bestehenden ERP- und anderen Systemen. Wir bieten Cloud-Funktionalitäten in einer individualisierten Single-Tenant-Cloud in einer eigenen Umgebung an sowie eine öffentliche Multi-Tenant-Cloud als kompletten Managed Service”, erklärt Christian Mnich, Senior Director Solution Management Treasury Management und LOB Finance bei SAP.
Vorteile eines TM-Systems
Die Geschäftsführung muss neben der wirtschaftlichen Entwicklung auch die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens jederzeit im Auge zu behalten. Basis dafür ist Treasury Management mit einer strukturierten Liquiditätsplanung, die verlässliche Zahlen für jede strategische Entscheidung liefert. TM-Lösungen bieten in der Regel folgende Vorteile:
  • Effiziente und einheitliche Lösung für die Steuerung von Liquiditäts- und Risikopositionen sowie das Erstellen von Plänen und Reportings im Unternehmen
  • Integrierte Zahlungsplattform inklusive Bankkommuni­kation
  • Einfachere Einhaltung von Compliance-Vorgaben durch zentrale Richtlinien und Nutzerverwaltung
  • Integration verschiedener Datenquellen über offene Schnittstellen (ERP-Systeme, Marktdaten und so weiter)
  • Bessere Ausnutzung von Liquidität
  • Genaue Daten und Prozesse
  • Hohe Transparenz und Kontrolle von Prozessen und Zahlungen
  • Bessere Risikosteuerung und -vermeidung
3. Teil: „KI steht noch am Anfang“

KI steht noch am Anfang

  • Konservativ: Bislang haben nicht einmal 20 Prozent beim Treasury Management fortschrittliche Technologien wie maschinelles Lernen oder Robotic Process Automation implementiert.
    Quelle:
    Technologie Survey 2018 (AFP)
SAP bietet in seiner Treasury-Management-Lösung auch Services wie Predictive Forecasting auf Basis von Algorithmen und maschinellem Lernen sowie automatisiertes Exposure-Management. Letzteres ermittelt Risikopositionen im Finanzmanagement und schlägt Maßnahmen vor, um die Risiken zu begrenzen oder zu lösen. Auch der Eingang von Zahlungen beim Cash-Management lässt sich automatisiert über­wachen, Buchungen werden zugeordnet. 
Doch das Gros der Unternehmen zögert bei der Umsetzung von KI-Technologien. Das zeigt die aktuelle „Technology Survey 2018“ der Association for Financial Professionals (AFP). Demnach haben bislang nicht einmal 20 Prozent der Firmen beim Treasury Management Technologien wie KI, maschinelles Lernen oder Robotic Process Automation zur Automatisierung wiederkehrender Prozesse implementiert. Sie sind skeptisch, ob sich die Investition lohnt, fürchten sich vor hohem Schulungsaufwand und haben Sicherheitsbedenken.
Christian Suhrbier, Leiter Produktmanagement Treasury & Cash Visibility beim Anbieter Serrala, bestätigt das: „Der Einsatz Künstlicher Intelligenz in Finanzprozessen befindet sich noch in den Startlöchern. Bereits heute sehen wir aber das große Entwicklungspotenzial.“ Ähnliches gilt für die Blockchain.
Ein weiterer wichtiger Trend sind Schnittstellen beziehungsweise APIs zu ERP-Systemen, Marktdaten und anderen Bereichen in der Financial Supply Chain, auch zum fehlerfreien Import von komplexen Excel-Formen. Damit inte­griert das Treasury-Management-System Daten aus den unterschiedlichsten Datenquellen, bildet eine einheitliche Datenbasis und ermöglicht so eine effiziente und ganzheitliche Steuerung der Finanzströme im Unternehmen. Hier gewinnen in letzter Zeit Dashboards zur grafischen Darstellung wichtiger Kennzahlen erheblich an Bedeutung. 

Implementierung vorbereiten

Für die Implementierung einer TM-Lösung müssen Firmen je nach Größe und Anforderungen mit einer Dauer von zwei bis etwa 18 Monaten rechnen. Ein Grund dafür können komplexe Teilprojekte sein wie die Integration von internen Systemen oder Lösungen externer Anbieter, die Modernisierung oder Ablösung von alten Legacy-Systemen oder die Koordination mit Standorten und Regionen beim weltweiten Roll-out.
Die von uns befragten Experten empfehlen daher eine ausgeklügelte Planung des Projekts mit der Definition von Meilensteinen für Teilabschnitte, permanente Erfolgskontrolle und regelmäßige Treffen der Beteiligten. Grundsätzlich raten sie dazu, den verantwortlichen Projektmanager für die Einführung des Treasury-Management-Systems so weit wie möglich von seinen alltäglichen Aufgaben zu befreien.

Haifischbecken TM-Markt

Bei Treasury-Systemen haben Unternehmen zwar immer noch eine relativ große Auswahl, der Markt hat sich in den letzten zwei Jahren aber erheblich konsolidiert. Man kann es nicht anders sagen: Der Markt für TM-Systeme ist ein Haifischbecken. Größter weltweiter Treiber der Konsolidierung war die irische Ion Group, die inzwischen ehemals eigenständige Systeme und Anbieter wie Wallstreet Suite, Treasura,
City Financials, IT2 sowie ITS von Reval übernommen hat.
Sungard ging im globalen Anbieter FIS („AvantGard Quantum“) auf, und der deutsche Anbieter Hanse Orga hat sich nach den Akquisitionen von Soplex, Tembit, Dolphin und E5 vor Kurzem umbenannt und heißt jetzt Serrala. Serrala hat zudem im Oktober 2018 eine strategische Partnerschaft mit dem Mitbewerber Trinity verkündet, um das cloudbasierte Treasury-Management-System Alevate TMS zu veröffent­lichen. Weitere wichtige Anbieter auf dem deutschen Markt sind Bellin, Litreca, Technosis, Tipco und natürlich SAP.
Im Folgenden eine Auswahl der wichtigsten Hersteller aus der DACH-Region und ihrer Produkte.
Treasury-Management-Funktionen
Das breite Feld des Treasury Managements umfasst folgende Kernfunktionen:
Zahlungsverkehr: Überwachen und Steuern der Zahlungsströme und Kontosalden, Erfassung und Freigabe aller Zahlungen, Übernahme von Zahlungsdateien aus Vorsystemen, Online-Übersicht zum Status von Zahlungen, Zahlungsfreigabe über mobile Geräte, Kommunikationskanäle EBICS und SWIFT.
Kontakte zu Banken und Kapitalmärkten: Elektronisches Bankkonten-Management, Verwaltung der Konten, Verwaltung der Kontrahenten mit Rating und Limits, Verwaltung von Kosten und Bankgebühren; Import, Verarbeitung und Analyse von Marktdaten wie FX-Kursen (Kassa, Termin), Zinskurven, Wertpapierkursen oder Rohstoffpreisen.
Cash- und Liquiditätsmanagement: Disposition der Bankkonten, Cash Pooling, Import von Kontoauszügen, sämtliche Maßnahmen zur Steuerung der Liquidität auf und zwischen den einzelnen Bankkonten, Liquiditätsvorschau, währungsdifferenzierte Planung, Verteilungslogiken für Plan-Cashflows, Abstimmung von Intercompany-Cashflows, Plan-Ist-Abgleiche, Import von Daten aus dem ERP-System.
Finanzmanagement: Kapital- und Geldbeschaffung, Aufnahme und Anlage am Geld- und Kapitalmarkt, Verwaltung und Bewertung von Anlage- und Finanzierungsinstrumenten, Verwaltung von Funds und Wertpapieren; Handelsplattform für Geldmarktgeschäfte, Optionen und so weiter.
Absicherung finanzieller Risiken: Ermitteln und Bewerten von Fremdwährungs-, Zins-, Liquiditäts- und Rohstoffrisiken;
Exposure-Ermittlung auf Basis von ERP-Daten, Festlegen und Umsetzen der Risikostrategie mit Maßnahmen wie Kreditoren- oder Debitoren-Limits.
Reporting: Vorkonfigurierte und individualisierbare Berichte zum Finanzstatus, zur Liquiditätsplanung, zum Fremdwährungsrisiko, zum Zinsrisiko und so weiter; grafische Darstellungen, Dashboard-Berichte, Import und Export von und nach Excel, Zugriff über mobile Endgeräte.
4. Teil: „Wichtige Anbieter“

Wichtige Anbieter

Bellin tm5: Das Software-Haus Bellin mit Hauptsitz im baden-württembergischen Ettenheim bietet bei Treasury-Management-Systemen alles aus einer Hand: Software-Entwicklung, Prozessberatung, Implementierung und dauerhafte persönliche Begleitung. Wichtigstes Produkt ist die Cloud-Software tm5, ein modular aufgebautes Treasury-Management-System mit integrierter, bankenunabhängiger Zahlungsverkehrsplattform. Funktionen sind Cash- und Liquiditätsmanagement, Zahlungsverkehr, Risiko- und Exposure-Management, Treasury als Inhouse-Bank, Finanzinstrumente und Intercompany-Netting, sprich automatisierter Ausgleich konzerninterner Forderungen.
  • Übersichtlicher Markt: Die Anzahl wichtiger Anbieter von Treasury-Management-Lösungen ist nach einer Konsolidierung überschaubar.
    Quelle:
    IDC MarketScape Worldwide SaaS and Cloud-Enabled-Treasury and Risk Management Applications 2017-2018
Standardmäßig basiert tm5 auf SaaS, kann aber auch durch die kundeneigene IT gehostet werden. Die SaaS-Lösung hat eine Single-Tenant-Struktur, in der die Daten jedes Kunden in einer separaten Instanz geführt werden. Damit erfüllt Bellin höchste Sicherheitsstandards. Die Server von Bellin bilden eine nach ISO 27001 zertifizierte Private-Cloud-Infrastruktur, die Bellin selbst entwickelt hat und betreibt.
Sehr interessant für kleine und mittlere Unternehmen ist das Treasury-as-a-Service-Angebot (TaaS) von Bellin. Firmen ohne eigene Treasury-Abteilung können damit Kernfunktionen wie Liquiditätsplanung, Finanzstatus, Zahlungsverkehr, Cash Pooling und Netting als Serviceleistung bei Bellin beziehen. Die fünf TaaS-Module sind frei kombinierbar und jederzeit zum Festpreis buchbar.
Litreca Ltc | treasury: Auch der Stuttgarter Software-Entwickler Litreca bietet für seine Kunden mehrere Module rund um das Treasury Management an, mit einem Schwerpunkt auf der Vernetzung mit SAP. Dazu gehören beispielsweise Ltc | treasury für das Cash-Management oder Ltc | bank für die Bankenkommunikation zur Abwicklung des kompletten Zahlungsverkehrs. Die Services reichen hier vom Abruf des Kontoauszugs bis zur Bezahlung auf unterschiedlichen internationalen Konten.
Weitere Module betreffen das Liquiditätsmanagement (Darlehen, Termin- und Tagesgeld, Bürgschaften-Sicherheit, Devisen- und Terminhandel, Zinssicherungs-Management, Stocks & Bonds und mehr), Forderungsmanagement und Analytics. Bei Ltc | analytics etwa handelt es sich um eine vollständig webbasierte Lösung zur Analyse und Bewertung von Finanzdaten mit umfangreichen Reporting-Funktionen, Dashboards und der visuellen Aufbereitung von Kennzahlen.
Zielgruppe von Litreca sind Unternehmen ab einem jähr­lichen Umsatz von 200 Millionen Euro aufwärts. „Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Kunden und bieten Lösungen für den Fachbereich, nicht nur für die IT. Die Anwender können sich ihr Berichtswesen selbst aufbauen. Zudem achten wir besonders auf Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Systemen, zumal die Grenzen zwischen Trea­sury Management, Buchhaltung und Controlling zunehmend verschwimmen“, wie Litreca-Key-Account-Manager Jörg Petersen erklärt.
SAP Treasury Management: SAP Treasury Management ist integraler Bestandteil von SAP ERP. Es umfasst Module für den Zahlungsverkehr inklusive der Verbindung zu Banken, Cash- und Liquiditätsmanagement sowie Finanz- und Risikomanagement. Alle Funktionen für den Zahlungsverkehr inklusive der Anbindung an Banken mit Statusinformationen und Kontoauszügen laufen optional über das Modul SAP BCM (Bank Communication Management).
Das Modul Treasury & Risk Management umfasst das Management der Finanzinstrumente, die Ermittlung und Bewertung von Risiken sowie entsprechende Abwehrstrategien. SAP Treasury Management ist sowohl On-Premise als auch als Single- und Multi-Tenant-Cloud verfügbar.
Laut SAP-Senior-Director Christian Mnich erhalten Firmen mit der SAP-Lösung beim Zahlungsverkehr Zugriff auf dahinterliegende Business-Events und Business-Daten und dadurch eine bessere Übersicht. Weitere Vorteile sieht er in einer besseren Governance durch zentrales User-Management und zentrale Rechtevergabe sowie in der Verknüpfung von operativen Prozessen und Planung. „Firmen können beispielsweise die Umsatz­ergebnisse und -planung für die Liquiditätsplanung verwenden. Wir sehen Treasury Management grundsätzlich als wichtige Finanzfunktion mit strategischen Inhalten. Daher wird SAP auf diesem Gebiet weitere Investitionen tätigen“, erklärt Mnich.
Serrala (Hanse Orga Group): Serrala ist der neue Name der Hanse Orga Group. Serrala bietet ein einzigartig umfassendes Portfolio aus einer Hand, mit dem sich sämtliche Payment-Prozesse und damit zusammenhängende Finanz- und Treasury-Prozesse in Unternehmen optimieren lassen. Das reicht von Zahlungsverkehr über Cash-Management und Liquiditätsplanung bis zu EMIR-Reporting, Risikomanagement und der Erstellung von Buchhaltungsunterlagen aus Finanztransaktionen – sei es On-Premise, in der Cloud oder als Hybrid-Lösung.
Serrala stellt außerdem Managed Services bereit, mit deren Unterstützung ein Unternehmen eine Vielzahl an Aufgaben auslagern kann (zum Beispiel die Konvertierung von Zahlungsformaten, die Optimierung von Zahlungsströmen oder das Aufdecken von Betrugsversuchen). Diese Services stehen modular zur Verfügung und werden kontinuierlich erweitert.
„Mit zukunftssicheren End-to-End-Zahlungslösungen wollen wir unseren Kunden ein Höchstmaß an Prozesseffizienz und Transparenz ermöglichen. So unterstützt Serrala beispielsweise im Bereich der ausgehenden Zahlungen (Procure-to-Pay) sämtliche Prozesse vom Lieferanten-Rating über die automatisierte Rechnungsverarbeitung, Compliance und Fraud-Checks bis hin zur Zahlung und Multi-Bankenkommunikation direkt aus dem zentralen System heraus“, beschreibt Serrala-Manager Christian Suhrbier das Alleinstellungsmerkmal seines Lösungs-Portfolios.
Technosis ATAQ: Wie Serrala in Hamburg angesiedelt ist Technosis. Das Unternehmen bietet mit seinen kombinierbaren Produkten der ATAQ-Reihe alle notwendigen Funktionen rund um das Finanzmanagement an. Dazu gehören Cash-Management, Pooling, Finanzholding, Zahlungssysteme und Inhouse-Bank, Bankenkommunikation nach EBICS-Kommunikationsstandard, Liquiditätsplanung und Risikomanagement.
Das Modul ATAQ Risk erfasst alle gängigen Finanzinstrumente wie Devisen, Darlehen, Zinsderivate und Wertpapiere und die Realtime-Bewertung der Positionen, Analysen, Portfolio-Darstellung, Reports, Simulationen, Limits oder die Darstellung gegen Kreditlinien. Dazu integriert die Lösung über offene Schnittstellen Daten, Reports und Analysen aus vielen anderen Systemen und Quellen.
Tipco TIP: Der österreichische Anbieter Tipco will mit der als On-Premise- oder Cloud-Lösung erhältlichen Treasury Information Platform (TIP) zentrale Fragen zur Liquiditäts- und Risikolage eines Konzerns möglichst auf Knopfdruck beantworten: „Wie viel Liquidität steht mir aktuell und in Zukunft zur Verfügung und habe ich meine Risiken im Blick?“
Zu den Funktionen gehören das Management von Bankkonten und der konzernweite Finanzstatus mit automatisierter Integration zu SAP, Banken und anderen Systemen. Hinzu kommen die währungsdifferenzierte Liquiditätsplanung mit Predictive Analytics, das Management von Bürgschaften und Garantien, FX-Risikomanagement mit automatisiertem Handel und IFRS-9-Reporting, Bank Relationship Management mit automatischer Gebührenkontrolle und umfangreiches Berichtswesen.
Trinity TMS: Das Treasury Management System (Trinity TMS) der Frankfurter Trinity Management Systems GmbH bietet eine Vielzahl von Funktionen, mit denen Firmen sämtliche Aspekte des Finanzmanagements abdecken können – als Cloud- oder On-Premise-Lösung in Deutsch und Englisch.
Die Funktionsliste der Lösung umfasst Zahlungsverkehr, Banken und Konten, Disposition und Cash Pooling, Netting, Liquiditätsplanung, Anlage- und Finanzierungsinstrumente, Risikomanagement, Marktdaten, Handelsplattform, Con­trolling und umfangreiches Berichtswesen mit grafischen Darstellungen und Dashboards. Zudem können Firmen Compliance-Anforderungen und regulatorische Vorschriften revisionssicher erfüllen und dokumentieren.
Was unterscheidet die TMS-Plattform von Trinity von der Konkurrenz? „Wir orientieren uns konsequent am Wertschöpfungsbeitrag für das Unternehmen, etwa bei der stichtagsgenauen und realistischeren Bewertung von Finanzderivaten. Unsere USPs sind der hohe Automatisierungsgrad, der modulare Aufbau, die umfangreichen und flexiblen Reporting-Funktionen mit C-Level-Dashboards sowie die Schnittstellen von SAP über Reuters und Bloomberg bis Excel“, erklärt Trinity-CEO Henning von Tresckow.

Fazit & Ausblick

Die Cloud ist im Treasury-Management angekommen. Doch noch fortschrittlichere Technologien wie Künstliche Intelligenz verbreiten sich in der DACH-Region auf dem sensiblen Feld des Cash-Managements und der Liquiditätsplanung bislang nur zögerlich.
Damit verschenken Unternehmen kostbare Möglichkeiten. Gerade in den letzten Jahren haben die Wettbewerber auf dem Markt für Treasury-Lösungen allerdings auch viel Energie in die Marktkonsolidierung gesteckt. Das muss nicht so bleiben. Hört man auf die Signale aus den Kreisen der Hersteller, dann könnte bald eine Phase beginnen, in der wieder mehr Fortentwicklung der Programme auf der Agenda steht. Und dann dürften auch hier Trends wie KI und Automatisierung Fahrt aufnehmen.
5. Teil: „Im Gespräch mit Philip Tüttö, Partner bei Schwab, Ley & Greiner“

Im Gespräch mit Philip Tüttö, Partner bei Schwab, Ley & Greiner

  • Philip Tüttö: Partner bei Schwabe, Ley & Greiner
    Quelle:
    Schwabe, Ley & Greiner
Philip Tüttö ist Partner bei der Finanz- und Treasury-Beratung Schwabe, Ley & Greiner. Im Interview erklärt er, worauf Firmen bei der Auswahl eines Treasury-Management-Systems (TMS) achten sollten.
com! professional: Treasury Management befasst sich mit den Finanzpositionen im Unternehmen und soll die Liquidität sicherstellen. Der Begriff wird aber nicht immer einheitlich definiert. Was verstehen Sie unter Trea­sury Management?
Philip Tüttö: Treasury Management deckt sämtliche Finanztransaktionen im Unternehmen ab. Dazu gehören der Zahlungsverkehr mit Kunden, Lieferanten und Banken, die Bewirtschaftung von Salden, die Liquiditätsplanung, die Durchführung von Finanzierungstransaktionen sowie das Management von Währungs-, Zins- und Rohstoffrisiken.
com! professional: Welche Trends sehen Sie beim TM?
Tüttö: Grundsätzlich lohnt sich ein professionelles TM-System für Firmen ab einem Umsatz von etwa 250 bis 300 Millionen Euro und zunehmender Internationalisierung. Wir sehen vor allem einen Trend zur Automatisierung und weitgehenden Integration in ERP-Landschaften sowie Software as a Service. Heute oft strapazierte Schlagwörter wie maschinelles Lernen oder Robotics sind technisch häufig nicht so neu und disruptiv wie sie klingen, sondern die Technologien sind schon seit einiger Zeit im Einsatz. Mittlerweile sind sie natürlich ausgereifter als vor zehn Jahren. Der starke Hype derzeit ist teils aber etwas übertrieben.
com! professional: Wie sieht es mit der Integration der Zahlungsverkehrs-Plattformen der Banken aus?
Tüttö: Unternehmen wickeln ihre Finanztransaktionen seit Jahren elektronisch ab, benötigen dafür aber unterschiedliche Systeme, Zugangsdaten, Freigabeverfahren und Schnittstellen, da die meisten Banken eigene, pro­prietäre Plattformen für den Zahlungsverkehr verwenden. Die ideale Systemunterstützung im Treasury Management sollte daher eine zentrale, banken­unabhängige Zahlungsplattform beinhalten, um den Wildwuchs an Electronic-Banking-Systemen einzudämmen.
com! professional: Welche Anforderungen sollten Treasury-Management-Produkte noch erfüllen?
Tüttö: Die Grundanforderungen beginnen in der Regel bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs und der Verwaltung von Finanzpositionen. Damit in Verbindung stehen oft auch Funktionen für die Erstellung einer Liquiditätsplanung in unterschiedlichsten Detaillierungsgraden. Mit steigender Komplexität des Grundgeschäfts bekommen Funktionen zur Unterstützung des finanziellen Risikomanagements zunehmende Bedeutung. Die meisten Lösungen sind modular aufgebaut und lassen sich daher bei Bedarf ergänzen.
Sehr wichtig sind flexible Importmöglichkeiten und die weitgehend automatisierte Verarbeitung von Daten. Daten kommen aus verschiedenen Quellen (ERP, Planungs-Software, Banken, Marktdaten-Provider, Handelsplattformen) und sollten sich ohne manuelle Eingriffe in das Treasury-Management-System übertragen und verarbeiten lassen. Das ist nicht so trivial wie es klingt. Für die Liquiditätsplanung und das Risikomanagement müssen Daten etwa sehr häufig mit Zusatz-Informationen angereichert werden. Das System muss hier automatisiert erkennen können, dass ein im Januar erwirtschafteter Umsatz aus einer bestimmten Produktgruppe erst im darauffolgenden März zahlungswirksam wird. Je nach Geschäftsmodell und Unternehmensstruktur werden im TMS demnach auch mehr oder weniger umfangreiche Parametrisierungs-Details und flexible Planungsstrukturen benötigt.
com! professional: Worauf sollten Firmen bei der Auswahl einer Treasury-Management-Lösung achten?
Tüttö: Man kann eine TM-Lösung nicht einfach von der Stange kaufen, sondern benötigt ein gründliches Auswahlverfahren. Firmen müssen sich vorbereiten und sollten in Workshops mit den Anbietern vor allem folgende Fragen klären: Deckt der Anbieter meine funktionellen Anforderungen ab? Passt die Lösung in meine System- und Bankenlandschaft? Wie sieht es mit internen und externen Schnittstellen aus? Wie flexibel ist das Berichtswesen und erhalten wir daraus die notwendigen Entscheidungsgrundlagen?
Hier unterscheiden sich die Anbieter zum Teil erheblich. Es ist schon sehr herausfordernd, alle relevanten Fragestellungen intern zu klären - noch viel schwieriger ist es dann, die angebotenen Lösungen zu vergleichen und zu bewerten. Ähnlich wie bei den Autoherstellern reicht die Palette vom Fiat bis zum Ferrari.
com! professional: Wer ist der Ferrari unter den Herstellern?
Tüttö: (lacht). Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Der Markt hat sich in den letzten Jahren signifikant konsolidiert, und demnach haben sich auch unterschiedliche Strategien der Anbieter entwickelt. Grundsätzlich sollte man unterscheiden zwischen Anbietern, die sämtliche Funktionen des Treasury Managements in unterschiedlicher Detaillierungstiefe abdecken, und Anbietern, die sich auf spezielle Teilbereiche fokussieren. Zu Ersteren zählen beispielsweise ION, FIS, Serrala, Technosis, Bellin, Trinity und natürlich SAP. Tipco hat seine Stärken hingegen in der Liquiditätsplanung, TIS und Omikron legen den Fokus auf den Zahlungsverkehr in der Tiefe.
com! professional: Wo liegen die Herausforderungen bei Treasury-Management-Systemen? 
Tüttö: Ein großes Thema ist natürlich Sicherheit, da ein TM-System viele zahlungsrelevante Daten aus anderen Systemen importiert und bei der Zahlung extern an die Bank überträgt. Für Verbindungen zu Banken werden oft standardisierte Kommunikationskanäle wie SWIFT oder EBICS verwendet, die gewisse Sicherheitsstandards aufweisen. Interne Schnittstellen unterliegen aber oft nur sehr geringen Sicherheitsanforderungen und könnten leicht manipuliert werden. Daher sollten Firmen die Verbindungen und Daten durch Verschlüsselung schützen.
Die Anbindung der weltweiten Bankverbindungen ist eine weitere große Herausforderung. Nicht jede Bank ist über die angeführten Kanäle erreichbar und der Betrieb von verschiedenen Anbindungen ist in unterschiedlichen Ausprägungen auch durchaus mit erheblichen Kosten verbunden. Firmen müssen daher von Anfang an bedenken: Welche Bank binden wir über welchen Kanal an? Welche Produkte werden über welche Bank abgewickelt?
com! professional: Was für eine Rolle spielt das Berichtswesen beim Treasury Management?  
Tüttö: Das Berichtswesen bildet die Basis für wichtige Entscheidungen. Wie viele Eingänge in US-Dollar erwarten wir in nächster Zeit? Müssen wir hier das Währungsrisiko besser absichern? Wie viel Geld müssen wir aufnehmen, um ein neues Vorhaben umzusetzen? Hier ist maßgeblich, welche Informationen ich bekomme und auswerte. Die Daten müssen flexibel aggregierbar und auswertbar sein.
Viele TMS-Projekte scheitern, weil sich die Firmen zu wenig Gedanken über Inhalt und Aufbau der Berichte gemacht haben. Hat der TMS-Anbieter hier Schwächen, müssen Firmen ihre speziellen Reporting-Funktionen oft aufwendig selbst programmieren.
Sie sehen, Treasury-Management-Systeme sind eine hochkomplexe Sache. Man kann nicht auf die Schnelle ein Standardprodukt einführen. Unternehmen verbraten viel Geld, wenn sie im Vorfeld die Anforderungen der Fachabteilungen wie Treasury, Finance oder Controlling zu wenig berücksichtigen.

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