Digitalisierung
24.10.2018
Digitale Transformation
1. Teil: „DevOps bedeutet 360-Grad-Kooperation“

DevOps bedeutet 360-Grad-Kooperation

DevOpsDevOpsDevOps
 Profit_Image / Shutterstock.com
IT verwandelt die Welt der Banken tief greifend. Eine Antwort darauf heißt DevOps, wie DevOps Lead Cecilia Fernandez de Cordoba von der Deutschen Bank erläutert.
Kaum eine Branche wird durch die digitale Transformation vor solch disruptive Veränderungen gestellt wie die Finanzindustrie. com! professional unterhält sich mit DevOps Lead Cecilia Fernandez de Cordoba von der Deutschen Bank da­rüber, was es braucht, damit ein Traditionsunternehmen diesen Wandel erfolgreich gestalten kann.
com! professional: Sie sind DevOps Transformation Director bei der Deutschen Bank. Was machen Sie konkret?
  • Cecilia Fernandez de Cordoba ist DevOps Transformation Director bei der Deutschen Bank.
Cecilia Fernandez de Cordoba:
Meine Aufgabe ist es, die gesamte Wertschöpfungskette im Privatkundengeschäft zu vereinheitlichen und zu erreichen, dass alle als ein Team zusammenarbeiten. Meine Vision ist, dass alles so weit wie möglich automatisiert abläuft und die Entwicklung neuer Produkte Spaß macht. Ich arbeite sehr hart daran, produktorientierte Teams mit End-to-End-Verantwortung aufzubauen – von der Geschäftsidee über die Entwicklung bis hin zum täglichen Betrieb. Wir müssen ein Gleichgewicht finden zwischen dem, was nötig ist, um großartige Produkte zu schaffen, und dem, was es braucht, um einen reibungs­losen Betrieb und das Controlling zu gewährleisten. Am wichtigsten ist mir, eine gemeinsame Basis aller Beteiligten im Software Development Lifecycle herzustellen.
com! professional: Welche Projekte beschäftigen Sie im Moment besonders?
Fernandez de Cordoba: Zum einen kümmere ich mich um die Einstellung hervorragender Software-Entwickler, zum anderen beschäftigen mich sehr stark die Anforderungen, die sich aus Aufgaben wie Compliance oder Cybersecurity ergeben. Denn: DevOps heißt nicht, losgelöst von Kontrollen zu agieren, sondern dass alle Kontrollen in den Software-Entwicklungszyklus eingebettet sind. Unser Ziel ist eine vollautomatische Delivery Pipeline, bei der Regulierungen und Kontrollfunktionen in  Software-Code übersetzt sind. So stellen wir sicher, dass immer alle Kontrollen angewendet werden, ohne unsere Entwickler mit administrativen Aufgaben zu belasten.
com! professional: Wie würden Sie Ihr Verständnis des DevOps-Konzepts beschreiben?
Fernandez de Cordoba: Für mich bedeutet DevOps den Aufbau einer Exzellenzkultur in der Software-Entwicklung. Technisch gesehen heißt das, Produkte zu schaffen, die einfach zu warten sind und alle notwendigen Funktionen für Sicherheit und Datenschutz beinhalten. Kulturell gesehen ist DevOps eine 360-Grad-Kooperation – Schuldzuweisungen sind nicht erlaubt! Alle Teile der Wertschöpfungskette streben nach einem gemeinsamen Ziel: großartige Produkte zu entwickeln, die für die Kunden relevant sind. Für mich ist diese kulturelle Komponente das Wichtigste: Es geht darum, Brücken zu bauen, sich vom Silodenken wegzubewegen und zu einem produktgesteuerten Unternehmen zu werden.
Zur Person
Cecilia Fernandez de Cordoba ist „DevOps Transformation Director – Digital Solutions PWCC“ bei der Deutschen Bank. Sie stammt aus Ecuador und war als IT Engineer für verschiedene Konzerne in Lateinamerika und den USA tätig. Nach ihrem IT-Studium ging sie nach Europa, um an der Mannheim Business School zusätzlich einen MBA zu erwerben.
com! professional: Mit welchen Herausforderungen haben Sie dabei vor allem zu kämpfen?
Fernandez de Cordoba: Am schwierigsten ist der kulturelle Aspekt. Denn um die Funktionsweise unserer Prozesse und Kon­trollmechanismen zu ändern, müssen wir auch die Arbeitsweise der Mitarbeiter ändern. Mein persönliches Ziel ist, dass wir nicht mehr von „uns“ versus „die  anderen“ sprechen, sondern eine offene Kooperationskultur, in der es nur noch „uns“ und „unsere Produkte“ gibt.
com! professional: Nach IT-Studium und Gründung einer eigenen IT-Firma haben Sie an der Mannheim Business School zusätzlich BWL-Kenntnisse erworben. War dies das Erfolgs­rezept für Ihre Karriere bei der Deutschen Bank?
Fernandez de Cordoba: In meinem Herzen bin ich immer noch Unternehmerin und lasse mich von der Leidenschaft motivieren, Dinge zu tun, an die ich glaube und die einen Unterschied machen können. Mein Hintergrund als Entwicklerin und meine Liebe zum Aufbau neuer Dinge haben mir in der Deutschen Bank sehr geholfen, etwa bei der Einführung von Big-Data-Technologien, der Pionierarbeit bei der agilen Transformation und nun bei der Leitung unserer DevOps Transformation.
com! professional: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit gegenwärtig besonders Spaß, was frustriert Sie am meisten?
Fernandez de Cordoba: Das Gespräch mit vielen Menschen aus verschiedenen Bereichen macht jeden Tag interessant. He­rausfordernd ist, gemeinsame Ziele zu definieren, damit alle an einem Strang ziehen.
Auf der anderen Seite ist es in der hochregulierten Finanzbranche nicht immer einfach, Hindernisse zu überwinden, die einer noch besseren Zusammenarbeit im Wege stehen.
Tech Week Frankfurt
Am 7. und 8. November bündelt die von CloserStill Media veranstaltete Tech Week sieben Events rund um die digitale Transformation, darunter Cloud Expo Europe, Big Data World und Blockchain Tech World. Cecilia Fernandez de Cordoba hält am 7. November von 14.30 bis 14.55 Uhr im Digital Transformation Keynote Theatre den Vortrag "DevOps a rollercoaster to success".
2. Teil: „Entwickler mit BWL-Know-how“

Entwickler mit BWL-Know-how

com! professional: Worauf sollten Unternehmen, die sich in der sich immer weiter digitalisierenden Wirtschaft behaupten wollen, bei ihren Mitarbeitern und ihren Strategien setzen?
Fernandez de Cordoba: Unternehmen, die relevant bleiben wollen, müssen auf jeden Fall ihre technologischen Fähigkeiten neu ausrichten. Entwickler mit einem tief greifenden Verständnis für das Geschäft zu haben, ist dabei auf jeden Fall ein Wettbewerbsvorteil.
Entwickler mit BWL-Know-how können einen großen Einfluss darauf haben, wie Projekte,  Programme und die Endprodukte aussehen. Was passiert zum Beispiel, wenn ein Software Engineer einen langweiligen Prozess erledigen muss? Beim dritten Mal, wenn er das tun soll, hat er ihn bereits automatisiert.
com! professional: Die Firma, die Sie in Ihrer Heimat Ecuador nach dem Studium gegründet haben, war ein Gaming-Center, in dem Kunden mit anderen etwa „World of Warcraft“ spielen konnten. Was brachte Sie in die Spiele-Branche?
Fernandez de Cordoba: Was ist die leistungsfähigste Software der Welt und zugleich diejenige, die die meisten Menschen glücklich macht? Computer-Spiele. Noch während ich studierte wollte ich deshalb eine Firma für Spiele-Software gründen. Ein LAN-Gaming-Franchise kam dem am nächsten,
was ich als 23-Jährige bekommen konnte.
com! professional: Haben Sie dabei Erfahrungen gewonnen, die Ihnen heute zugutekommen?
Fernandez de Cordoba: Ich bin ein Fan von Spielen, bei denen man mit anderen Menschen zusammenspielt. Das hilft einem, ein Team aufzubauen und seine Kooperationsfähigkeiten zu verbessern. Die Methoden aus Strategie- und Kooperationsspielen eignen sich sehr gut für Teambildung und dafür, Kollegen in Stress-Situationen kennen zu lernen; es ist wie die Simulation einer Krise. In einem Spiel erfährt man, wer Risiken eingeht, wer nicht, wer eine aggressive Strategie verfolgt oder wer gut darin ist, zu führen. Auch aus dem Entwickeln von Spielen kann man viel lernen. Gamer sind anspruchsvolle Kunden, und die Branche war von Anfang an zu 100 Prozent digital. Ich wende heute in meinen Projekten immer noch einige Best Practices aus der Spiele-Entwicklung an.
com! professional: Sie halten auf der TechWeek den Vortrag „DevOps a rollercoaster to success“. Worum geht es darin?
Fernandez de Cordoba: Bei der „Achterbahnfahrt zum Erfolg“ dreht sich alles um den Menschen und seine Rolle in der Wertschöpfungskette. Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens hängen von den Menschen ab, von den Entscheidungen, die sie jeden Tag treffen. Ich werde dem Publikum deshalb nahebringen, wie man die Fahrt auf der Achterbahn genießen kann, wie man mit den Höhen und Tiefen umgeht, und hoffentlich werden die Zuhörer anschließend alle eine Achterbahnfahrt in ihren eigenen Unternehmen auslösen wollen.
com!-professional-Event: FinTechWorld Conference
Die FintechWorld Conference am 7. November in Frankfurt analysiert die derzeitige Marktsituation im Finanzbereich.
Die Digitalisierung verändert auch den traditionellen Finanzsektor massiv. Durch den Einsatz neuer Technologien und die innovative Nutzung von Daten bieten junge Fintech-Unternehmen hocheffiziente und einfache Finanzdienstleistungen, die die Märkte von Banken und Versicherungen erobern. Die angestammten Player drohen im Privatkunden- und Firmengeschäft zu austauschbaren Anbietern auf fremden Plattformen zu werden oder ganz zu verschwinden.
Die FinTechWorld Conference wird von com! profes­sional veranstaltet. Sie zeigt, an welchen Stellen die Fintech-Unternehmen angreifen und welche Unternehmen mit welchen neuen Ansätzen erfolgreich sind.
Zahlreiche Top-Sprecher zeigen unter anderem, in welcher Weise zum Beispiel Künstliche Intelligenz die Möglichkeiten im Banking-Sektor erweitert und wie die Blockchain Banking-Prozesse umgestaltet.
Die FinTechWorld Conference findet am 7. November im Rahmen der Digitalmesse Tech Week auf dem Frankfurter Messegelände statt. Die Teilnahme an der Konferenz kostet 500 Euro.
Weitere Informationen zum Programm und Tickets finden Sie hier.

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