28.05.2020
Einschätzung der Bundesregierung
Corona-Warn-App nützt auch bei wenig Teilnehmern
Autor: dpa, Alexandra Lindner
rafapress / shutterstock.com
Je mehr Menschen sich freiwillig dazu bereit erklären, die geplante Corona-Warn-App zu verwenden, desto nützlicher sei die Anwendung, so die Einschätzung der Bundesregierung. Aber auch, wenn nur wenige die Anwendung tatsächlich verwenden, ist dies bereits hilfreich.
Die geplante Corona-Warn-App wäre nach Einschätzung der Bundesregierung auch bei vergleichsweise wenig Nutzern sinnvoll. "Je mehr Menschen da mitmachen, desto nützlicher wird sie sein", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin. "Das ist aber nicht so, dass sie gar nichts bringt, wenn nur wenige mitmachen. Sondern jeder, der zusätzlich mitmacht, ist eine Hilfe, um Kontaktketten nachzuverfolgen."
Eine Corona-App für Smartphones wird seit März diskutiert. Mittlerweile entwickeln die Unternehmen Deutsche Telekom und SAP das technische Konzept für die Bundesregierung. Die Corona-App soll helfen, Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn die Ausgehbeschränkungen gelockert werden. Sie soll anonymisiert erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind - und Nutzer warnen, wenn sich herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufgehalten haben. Wenn ein Nutzer seine bestätigte Infektion in der App meldet, werden Personen benachrichtigt, die in den vergangenen Tagen seinen Schlüssel empfangen haben.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sagte im RTL Mittagsjournal "Punkt 12", die Einführung habe Zeit gebraucht, weil man auf die Bereitstellung der technischen Schnittstellen durch Apple und Google gewartet habe. "Die Schnittstellen sind jetzt da und deswegen können wir zügig fertig entwickeln. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das bis Mitte Juni schaffen."
An diesem Freitag will Braun bei einer Videokonferenz über die App berichten und dafür werben, wie Demmer sagte. Zuvor hatte die "Bild" über ein Einladungsschreiben an Verbände und Gewerkschaften dazu berichtet.
Wissenschaftler der Universität Oxford hatten im April in einer von vielen Experten anerkannten Studie geschrieben, dass eine solche App erst bei 60 Prozent Beteiligung voll wirksam sei. "Unsere Modelle zeigen, dass wir die Epidemie stoppen können, wenn etwa 60 Prozent der Bevölkerung die App verwenden", schrieb Professor Christophe Fraser. Auf so einen hohen Prozentsatz kommt in Deutschland nach Schätzungen von Marktforschern aber nur WhatsApp, sonst keine andere Anwendung. Fraser rechnet aber auch bei einer geringeren Quote mit positiven Effekten. "Selbst bei einer geringeren Anzahl von App-Benutzern rechnen wir immer noch mit einer Verringerung der Zahl der Coronavirus-Fälle und der Todesfälle."
Erfahrungen aus anderen Ländern mit Corona-Warn-Apps
Neben der oben genannten Wartezeit auf die entsprechenden Schnittstellen von Apple und Google verzögerte sich die Entwicklung in Deutschland auch aus anderen Gründen. Unter anderem herrschte Uneinigkeit darüber, ob die Daten nun zentral oder dezentral auf den Smartphones der Nutzer gespeichert werden sollen. Andere Länder wie beispielsweise Australien und Großbritannien sind deutlich weiter. In Down Under ist eine entsprechende Anwendung seit April im Einsatz, liefert aber einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) zufolge eher ernüchternde Ergebnisse.
In Großbritannien ist eine Corona-Warn-App zwar noch nicht öffentlich verfügbar, wird laut dem Bericht der SZ allerdings derzeit getestet. Ebenfalls schon im Einsatz ist eine Warn-App in Island. Dort sei die Akzeptanz dafür zwar hoch, "bahnbrechend hilfreich" sei die Anwendung hier jedoch auch nicht.
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