Business-IT
11.05.2018
Bau der grenzenlosen IT
1. Teil: „Die Ära der Daten-Silos geht zu Ende“

Die Ära der Daten-Silos geht zu Ende

IT InfrastrukturIT InfrastrukturIT Infrastruktur
alphaspirit / shutterstock.com
Zukunftsorientierte CIOs brechen die historisch gewachsenen IT-Strukturen bewusst auf. Die Aufgaben der IT umfassen dabei nicht nur Support und Wartung, sondern auch Innovation und Strategie.
IT-Abteilungen sind heute klar von den Fachbereichen abgegrenzt. Eine Zusammenarbeit findet vor allem in Projekten statt, mit Projektportfolio-Managern als zentralen Koordinationsstellen. Die Technologie-Ressourcen sind in große, zentralisierte „Ressourcen-Pools“ untergliedert, die nach Fähigkeiten organisiert sind. Großgeschrieben werden zumeist die technischen Fähigkeiten, mit nur wenig Ausrichtung auf digitale und Analytikbedürfnisse der Fachbereiche.
  • Organisation der nächsten Generation: So könnte laut Deloitte ein Entwurf für die IT von morgen aussehen.
    Quelle:
    Deloitte
Einen zentralen Leistungskatalog und Zugriffspunkt für Anwender und Entwickler, um Dienstleistungen und den Zugriff auf Anwendungen zu beantragen, gibt es nicht. Die IT-Infrastruktur ist meist in Technologie-Silos unterteilt – Datenspeicher, Netzwerk, Endbenutzer-Computing und so weiter. Zudem gibt es zahlreiche individuell verwaltete Datenzen­tren, die regelmäßig gewartet werden müssen und zusätzlich einer manuellen Server-Stapelung und -Zuweisung bedürfen. Bei neuen Anforderungen wird nach dem traditionellen Wasserfallmodell vorgegangen, das, ungeachtet der Art der benötigten Änderungen, über die Organisation hinweg immer gleich eingesetzt wird.
Folglich kann nur langsam auf Änderungen des Umfangs und der Priorität reagiert werden. Dazu kommt, dass immer größere Schatten-IT-Organisationen außerhalb traditioneller IT-Abteilungen existieren. Der CIO berichtet in der Regel dem Leiter Finanzen – die IT wird entsprechend zumindest teilweise als eine reine Kostenstelle für die Organisation wahrgenommen und nicht als Treiber positiver Geschäftsergebnisse.
Die bisher bekannten Strukturen sind jedoch im Begriff, sich zu ver­ändern. Vermehrte technologische Durchbrüche und ein damit verbundenes erhöhtes Tempo bei der Einführung sorgen für eine veränderte Art und Weise, wie IT-Abteilungen mit ihren Kunden interagieren. Hohe Agilität, Geschwindigkeit und Qualität sind dabei wesentlich. In den vergangenen Jahren haben führende CIOs alternative Ansätze für den Betrieb ihrer IT-Abteilungen übernommen. Dabei haben sie den Fokus der IT von Wartung und Support der Systeme auf Innovation und Unterstützung der firmenweiten Strategie verlagert. Sie haben alte Systeme revitalisiert, um neue Technologien zu ermöglichen und Komplexität weitestgehend zu eliminieren.
Einige CIOs haben sogar Ansätze der Risikokapitalgeber übernommen und verwalten die IT fortan als „Asset-Portfolio“, das innerhalb der Unternehmung sämtlichen Ressourcen zur Verfügung steht. Die Vorstellung aus den frühen 2000er-Jahren, dass die Aufgabe eines CIOs darin besteht, „die Lichter nicht ausgehen zu lassen“, erscheint rückwirkend banal.
Im Folgenden werden einige aktuelle Trends für moderne IT-Strukturen aufgezeigt, die derzeit in Unternehmen vermehrt zu beobachten sind.

1. Neue Arbeitsweisen

Agilität und Geschwindigkeit werden zur neuen Norm. Organisationen lernen und adaptieren durch das Experimentieren sowie durch eine rasche operative Bereitstellung und Nutzung.
Die Grenzen zwischen den Fach- und IT-Abteilungen innerhalb der Organisation verschwimmen. IT richtet sich einerseits vermehrt auf die Fachabteilungen aus und andererseits wird das Technologieverständnis auch außerhalb der IT immer wichtiger.
Innovationsökosysteme gewinnen an Bedeutung. Organisationen verbinden sich vorübergehend zu Partnerschaften, um Risiken gemeinsam zu tragen und Wertschöpfung zu generieren.

2. Neue Ressourcenverwaltung

Die Belegschaft wandelt sich, da durch digitale Innovationen, Daten, Künstliche Intelligenz und Robotics neue Stellen geschaffen und bestehende wegfallen werden.
Organisationen entwickeln eine eigene Vision, Werte sowie eine (Führungs-)Kultur. Sie sind erforderlich, damit eine digitale DNA entstehen kann.
Innovationen und Experimente erfordern einen größeren Ressourcenanteil sowie zweckmäßige Finanzierungsmechanismen und Governance.

3. Neue Nutzung von Technologie

Die Cloud wird zum vorherrschenden IT-Liefermodell mit hoch automatisierten IT-Prozessen.
Der Wettbewerbsvorteil verlagert sich zugunsten von Daten und Algorithmen, die wiederum algorithmische Geschäftsmodelle begünstigen.
Die Informationstechnologie (IT) und die betriebliche Technologie (Operational Technology, kurz OT) nähern sich einander an.
Tabelle:

2. Teil: „Wie geht es weiter?“

Wie geht es weiter?

Im Zuge der Modernisierung von IT-Betriebs- und Liefermodellen bilden Unternehmen multifunktionale Teams, um damit IT-Silos abzulösen. Ebenfalls weichen sie die Unternehmensgrenzen auf, indem sie den offenen Markt für Talente erkunden und neue Arten von Beziehungen mit Anbietern, Inkubatoren und Wissenschaftlern aufbauen. Unternehmen, deren strategische Geschäfts- und Betriebsmodelle stark von Technologie beeinflusst werden, bilden die Technologiekenntnisse ihrer Führungskräfte und Mitarbeitern gezielt weiter.
Für viele Unternehmungen, die diesen mehrdimensionalen Ansatz verfolgen, wird es erforderlich sein, Organisationsmodelle, IT-Prozesse und unterstützende Systeme anzupassen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass – unabhängig von den bestehenden „Altlasten“ der Unternehmung – es systematische Ansätze gibt, die dazu beitragen können, die Aufgabe überschaubarer zu machen.
In den kommenden 18 bis 24 Monaten ist eine neue IT-Transformationswelle zu erwarten, die sich darauf fokussieren wird, wie IT betrieben wird, wie sie mit anderen Unternehmen sowie externen Partnern zusammenarbeitet und wie ihre Entwicklungsteams intelligenter und effizienter arbeiten können, um Dienstleistungen zu erbringen. Das ultimative Ziel dieser Bemühungen wird darin bestehen, IT-Entwicklung, -Erbringung und -Betriebsmodell neu zu interpretieren und die Fähigkeit der IT zur effektiven Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens und über die traditionellen Grenzen hinaus effizienter zu gestalten.
Kurzum: Zukunftsorientierte CIOs werden damit beginnen, IT-Abteilungen aufzubauen, die die heutigen Unternehmensgrenzen aufweichen. Die Art und Weise, wie diese Organisationen strukturiert sein werden, wird sich radikal von jeglichen vorherigen, klassischen Formen unterscheiden.

Die IT der Zukunft

Die IT-Abteilung der Zukunft wird agil und kundenorientiert sein, indem Business und Technologie sich darauf fokussieren, das Kundenerlebnis (Customer Experience) und die digitale DNA miteinander zu verknüpfen.
Benutzer werden sämtliche Leistungen über ein einziges, föderatives Service-Management-Portal (Marketplace) mittels eines globalen Leistungskatalogs nutzen können.
Das Business-Partnering wird erheblich verbessert, um gemeinsame Planungen sowie eine schnellere Wertschöpfung zu ermöglichen.
Die technische Integration wird innerhalb von Unternehmen eine hohe Priorität einnehmen, mit dem Ziel, die Bereitstellung neuer Plattformen zu beschleunigen und die Nutzung neuer Technologien zu verbessern.
Die IT-Infrastruktur wird sich künftig autonom struktu­rieren durch die Anbindung an einen elastischen Pool von Infrastrukturdiensten. Sie wird auch die Collaboration-Services verbessern und den Zugriff auf geräte- und standort­unabhängiges Endbenutzer-Computing erleichtern.
Die Sicherheit digitaler und cloudbasierter Umgebungen wird durch den Aufbau eines Sicherheits-Frameworks für das Hybrid-Cloud-Enablement und das digitale Angebot von Services gestärkt.
Auch das Beschaffungs- und Lieferantenmanagement wird sich stark wandeln und eine konsequente Verbrauchsmessung, Fakturierung sowie eine Account-Verwaltung mit erhöhter Transparenz bereitstellen.
Moderne Liefermethoden wie DevOps werden aktiviert und Anwendungen können ohne manuelle Intervention durch die Etablierung einer fortlaufenden Liefer-Pipeline kompiliert und aufgebaut werden.
Automatisierung und Robotics werden zunehmen, da vermehrt strategische Plattformen zum Einsatz kommen.
Mitarbeiter-Pools werden gezielt in Form von Weiterbildungen und Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Technologie gefördert, bestimmte Fähigkeiten und Know-how aber auch bewusst von extern hinzugeholt.
Radikale Veränderungen sind unausweichlich. Der CIO von morgen muss diese Gelegenheit nutzen, grundsätzlich zu überdenken, wie IT betrieben wird und wie Partner und Unternehmen gleichermaßen im Zuge des Veränderungsprozesses einbezogen werden können.

mehr zum Thema