Backup
31.07.2015
Datensicherung
1. Teil: „Backup-Strategien im Zeitalter der Cloud“

Backup-Strategien im Zeitalter der Cloud

Storage und DataStorage und DataStorage und Data
Fotolia / alexmillos
Backups bleiben enorm wichtig – auch wenn die Cloud allgegenwärtig ist. Immerhin 61 Prozent aller IT-Verantwortlichen hatten schon einmal mit Datenver­lusten zu kämpfen.
Es gibt eine Reihe regelmäßiger Aufgaben, die das IT-Personal beziehungsweise die verantwortlichen Anwender eher ungern ausführen. Die Datensicherung zählt ohne Zweifel dazu. Nur zu gern verlässt man sich entweder darauf, dass die vor Jahren angeschaffte Backup-Lösung im Ernstfall schon funktionieren wird oder dass alle Daten „ja noch mal in der Cloud gespeichert sind“.

Gefühlte und echte Sicherheit

Dass es sich anders verhält, wurde am 31. März, dem World Backup Day 2015, einmal mehr aufgezeigt. Anlässlich dieses Datums hat der Anbieter Kroll Ontrack, der sich nach eigenen Angaben auf Datenrettung und eDiscovery (Sicherstellung elektronischer Unterlagen wie E-Mails oder Chat-Protokolle als digitale Beweisstücke) spezialisiert hat, eine Umfrage zu den Themen Datensicherung und Datenverlust durchgeführt.
  • Enorme Ausfallkosten: Eine Studie von Acronis und IDC beziffert die Kosten bei Datenverlust auf 20.000 Dollar oder mehr pro Stunde.
Dafür wurden weltweit 841 IT-Verantwortliche befragt, 409 davon in Europa. Auf die Frage nach Datenverlusten in ihren Firmen gaben 61 Prozent an, dass sie schon mit Datenver­lusten zu kämpfen hatten, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt eine vermeintlich funktionierende Datensicherung verwendet haben.
„Ursache für die vielen Datenverluste, die sich trotz Backup ereignen, sind vor allem unzureichende Richtlinien in Unternehmen“, erklärt Peter Böhret, Managing Director bei Kroll Ontrack. Wird beispielsweise ein System nicht in den Backup-Protokollen erfasst, dann werden dessen Daten auch nicht automatisch gesichert.
Die Studie stellt zudem fest, dass es für das Ergebnis meist völlig unerheblich ist, wie häufig die Daten im Unternehmen tatsächlich gesichert werden: So war bei 21 Prozent der Befragten die Datensicherung selbst defekt oder ein System war einfach nicht in den Sicherungsplan aufgenommen worden. In 19 Prozent der Fälle hatte man damit zu kämpfen, dass sich ein Backup im Ernstfall als nicht aktuell herausstellte – die verlorenen Daten waren nicht enthalten.
Eine weitere Studie, die von der Firma Acronis in Zusammenarbeit mit den Analysten von IDC zum Thema Disaster Recovery durchgeführt wurde, zeigt konkret, welches finanzielle Ausmaß Datenverluste für Unternehmen mit sich bringen  können. Danach beziffern fast 80 Prozent der für diese Studie befragten Unternehmen ihre Ausfälle durch Datenverluste auf 20.000 Dollar oder mehr pro Stunde. Serguei Beloussov, CEO bei Acronis, fasst das Ergebnis so zusammen: „Daten sind umfangreicher, komplexer und wertvoller als je zuvor“.
Deshalb sollten für jede Sicherung von Unternehmensdaten einige Grundregeln eingehalten werden. Welche das sind, sagt Christian Ruoff, Head of Business Development bei der SEP AG im Interview .
2. Teil: „Keine Backup-Funktion in Windows 8 & Windows 10“

Keine Backup-Funktion in Windows 8 & Windows 10

Windows-7-Systeme sind standardmäßig mit einer Backup-Lösung ausgestattet, die einfacheren Backup-Bedürfnissen gerecht wird. Unter Windows XP und unter Windows Vista waren diese Ansätze zwar auch schon vorhanden, aber noch wenig brauchbar.
  • Abgespeckt: Windows 8/8.1 und auch das kommende Windows 10 bieten zum Sichern nur noch den Dateiversionsverlauf an. Er kann ein komplettes Backup nicht ersetzen.
Mit Windows 7 haben die Microsoft-Entwickler dann eine deutliche bessere Lösung bereitgestellt: Sie bietet neben dem Sichern und Wiederherstellen von Datendateien, die sich auf dem Windows-System befinden, auch die Möglichkeit, ein  Laufwerkabbild oder ein Systemabbild zu erstellen. Es ist also ohne die Software eines Drittanbieters möglich, eine Sicherungskopie des kompletten Windows-Systems anzulegen. Aus dieser Sicherungskopie lässt sich nach einem Komplettabsturz des Rechners relativ schnell ein funktionsfähiges System wiederherstellen.
Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hat Microsoft unter Windows 8 und 8.1 auf das nützliche Sicherungsprogramm in dieser Form verzichtet. Und die Vorabversion von Windows 10 zeigt, dass dem neuen Betriebssystem das Sicherungsprogramm ebenfalls fehlen wird. Stattdessen verweist Microsoft auf das Feature „Dateiversionsverlauf“.
Zwar steht den Nutzern mit der Dateiversionsverlauf-Funktion auch eine Möglichkeit zur Datensicherung zur Verfügung. Die Art und Weise, wie sich bei dieser Lösung mit Hilfe von Schattenkopien eine Sicherung und Wiederherstellung von Dateien erreichen lässt, unterscheidet sich allerdings  deutlich von einem klassischen Backup. Zur dedizierten Sicherung einzelner Bereiche und Dateien ist sie nicht gut geeignet.

Freie Lösungen

Kleinere Betriebe oder Freiberufler wollen sich häufig keine teure Backup-Lösung leisten. Sie sehen sich deshalb im Internet nach ergänzender Free- oder Shareware um und finden dort ein reichhaltiges Angebot vor. Es gibt eine Vielzahl an freien Backup-Anwendungen, die zum Teil sehr unterschiedliche Funktionen zu bieten haben.
  • Peter Böhret, Managing Director, Kroll Ontrack GmbH: „Ursache für die vielen Datenverluste, die sich trotz Backup ereignen, sind vor allem unzureichende Richtlinien in Unternehmen.“
Die Software Areca ist zum Beispiel eine Komplettlösung für persönliche Backups. Sie kann mit Windows- und Linux-Systemen umgehen und bietet nicht nur eine Windows- beziehungsweise Linux-Oberfläche, sondern lässt sich auch über die Kommandozeile bedienen. Dadurch ist es leicht möglich, Skripts zur Automatisierung des Backups zu erstellen. Zudem können die Daten beim Speichern automatisch komprimiert und verschlüsselt werden. Die Unterstützung sogenannter Delta-Backups erlaubt es zudem, Sicherungen durchzuführen, bei denen nur die veränderten Bereiche der Daten neu gespeichert werden.
Allerdings ist Areca bei allen Vorteilen sicherlich nicht für jeden Einsatzzweck geeignet. So hat die Software in der aktuellen Version 7.4.9 zwar eine komplett in Deutsch gehaltene Bedienoberfläche, die Tutorials und Hilfen auf den Webseiten stehen aber größtenteils nur in englischer Sprache zur Verfügung. Außerdem setzt die Software noch zwingend die Installation einer Java-Runtime voraus – was viele si­cherheitsbewusste Nutzer und IT-Fachleute am liebsten vermeiden.
Bei der ebenfalls freien Software Personal Backup haben sich die Entwickler zum Ziel gesetzt, sowohl Einsteigern mit Assistenten behilflich zu sein als auch erfahreneren Nutzern die Möglichkeit zu bieten, sämtliche Einstellungen selbst vorzunehmen.
Personal Backup unterstützt viele Besonderheiten des NTFS-Dateisystems, zum Beispiel die Wiederherstellung von Dateiberechtigungen und -informationen oder das Sichern und Wiederherstellen von Abzweigungspunkten (Junctions). Mit Linux-Systemen kann diese Software allerdings nicht umgehen.
3. Teil: „Die Cloud als Universallösung zur Datensicherung?“

Die Cloud als Universallösung zur Datensicherung?

Viele Cloud-Anbieter stellen die Möglichkeiten des Cloud-Computings gern als Universallösung für alle Probleme der IT dar. Der Cloud-Einsatz scheint für Datensicherung und Backup geradezu ideal geeignet zu sein: Im Rechenzentrum eines Cloud-Anbieters steht fast unbegrenzt Speicherplatz bereit, der sich beliebig erweitern lässt, wobei die Daten auch noch professionell gesichert und geschützt werden. Das Prinzip der räumlichen Trennung von Produktivumgebung und gesicherten Daten ist hier ebenfalls gegeben.
  • Lokal, in der Cloud oder beides: Hybride Backup-Lösungen wie Acronis Backup 11.5 bieten vielfältige Möglichkeiten.
Viele gängige Online-Speicher-Lösungen bieten jedoch nur diesen Speicherplatz – um die regelmäßige Sicherung der Daten mit allen geschilderten Fallstricken muss sich der Nutzer auch weiterhin selbst kümmern. Das gilt insbesondere für Lösungen wie Dropbox, Microsoft OneDrive (sofern nicht mit der Business-Version gearbeitet wird) oder Google Drive: Diese Cloud-Speicher sind hauptsächlich auf das File-Sharing ausgelegt und dabei auf die Unterstützung mobiler Nutzer. Zu einer kompletten Backup-Lösung sind sie also keine echte Alternative.
Es geht allerdings auch anders: Der Anbieter Mozy, ein Unternehmen aus dem vielfältigen Portfolio des Speicher-Anbieters EMC, hat sich zum Beispiel auf dedizierte Lösungen für das Online-Backup und -Restore spezialisiert. Hier finden Firmen eine Lösung, die Daten automatisch und zudem verschlüsselt auf den Online-Speichern des Anbieters sichern kann.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Schweizer Firma Wuala. Sie legt den Fokus noch stärker auf die Sicherheit der Cloud und ermöglicht ebenfalls automatische Backups.
Immer mehr Anbieter von Datensicherungslösungen gehen außerdem dazu über, ihre Software hybrid arbeiten zu lassen: So bietet etwa Acronis in der aktuellen Ver­sion der Software Acronis Backup 11.5 die Möglichkeit, sowohl lokale Kopien der Daten auf Festplatten oder anderen Datenträgern abzulegen als auch auf einem von Acronis zur Verfügung gestellten Cloud-Speicher.
4. Teil: „Kriterien für die Cloud als Backup-Medium“

Kriterien für die Cloud als Backup-Medium

Dem Nutzer stehen also vielfältige Möglichkeiten zur Datensicherung in der Cloud zur Verfügung. Er kann beispielsweise seine Daten nach Wichtigkeit oder Verfügbarkeit auf die unterschiedlichen Speicherorte verteilen.
  • Serguei Beloussov, CEO bei Acronis: „Daten sind umfangreicher, komplexer und wertvoller als je zuvor.“
Trotzdem sollten beim Einsatz von Cloud-Speichern einige Kriterien beachtet werden.
  • Zuverlässigkeit des Anbieters: Es nützt wenig, den preisgünstigsten Speicherplatz zu buchen, wenn der Anbieter nach kurzer Zeit den Betrieb einstellt oder die Verfügbarkeit des Dienstes zu wünschen übrig lässt.
     
  • Hohe Sicherheitsstandards: Das betrifft sowohl den Standort des Rechenzentrums eines Providers (Deutschland, Europa oder USA) als auch die Sicherungsmaßnahmen, die dieser vor Ort vorzuweisen hat.
     
  • Skalierbarkeit: Eine einfache, schnelle und kostengünsti­ge Erweiterung des Speicherplatzes sollte jederzeit möglich sein.
     
  • Migration: Ebenso sollte es leicht möglich sein, die in die Cloud ausgelagerten Daten wieder in das heimische Rechenzentrum zurückzuholen. Das beste Cloud-Backup ist sinnlos, wenn ein Restore nur schwierig oder unter enormem Zeitaufwand machbar ist.
Sind diese Kriterien erfüllt, kann die Cloud eine sinnvolle Ergänzung zur lokalen Backup-Strategie sein.

Kommentar

von Frank-Michael Schlede, Journalist und Autor
Ohne lokales Backup geht es nicht! Datensicherung und Backups sind Themen, die heute so wich­tig sind wie in der Vergangenheit. Anwender wie IT-Profis kämpfen nach wie vor mit den gleichen Problemen. Einen entscheiden­-den Unterschied gibt es aber: Im Gegensatz zu den 80er- und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts verlässt sich heute jede noch so kleine Firma und jeder Freiberufler auf die Unterstützung durch die eigene IT-Ausstattung. Für die meisten Nutzer sind die Daten, die sie beruflich auf ihren Computern und Systemen bearbeiten und abspeichern, entscheidend für den Geschäftserfolg. Deshalb sollten sie sowohl kleinere Übel wie eine nicht funktionierende Software oder eine defekte Festplatte als auch eine Katastrophe wie einen Brand überstehen.
Eine gut durchdachte und ständig verifizierte Backup-Strategie ist die beste Versicherung. Sicherheitskopien in einem Cloud-Speicher sind gerade beim mobilen Arbeiten und beim Arbeiten von verschiedenen Standorten aus ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie.
Aber: Ein lokales Backup der geschäftskritischen Daten, zu denen auf jeden Fall auch die E-Mails gehören, bleibt auch im 21. Jahrhundert unerlässlich.
5. Teil: „Interview: „Neue Technologien sparen bares Geld““

Interview: „Neue Technologien sparen bares Geld“

Christian Ruoff ist Head of Business Development bei der SEP AG. com! professional hat mit ihm über die Grundregeln der Sicherung von Unternehmensdaten gesprochen.
  • Christian Ruoff, Head of Business Development, SEP AG
com! professional: Warum sollten sämtliche Daten einheitlich gesichert werden?
Christian Ruoff: Mit einer einzigen Datensicherungssoftware für die gesamte IT-Infrastruktur behält man den Überblick. Eine zentral verwaltete Backup-Software vereinfacht die lückenlose Sicherung und Überwachung aller Systeme, was in heterogenen Umgebungen mit unterschiedlichen Betriebssystemen, Datenbanken und virtuellen Anwendungen besonders wichtig ist.
com! professional: Wie wichtig ist eine schnelle und einfache Datenrücksicherung? Ist das überhaupt nötig?
Ruoff: Unternehmensdaten werden täglich automatisch gesichert. Die Rücksicherung von Daten kommt nicht so häufig vor. Wenn aber eine Rücksicherung ansteht, dann muss es schnell gehen. Anwendungsnahe Rücksicherungs-Wizards vereinfachen und beschleunigen die Wiederherstellung der benötigten Daten.
Eine Rücksicherung von E-Mails – beispielsweise eines Exchange-Servers – per Drag and Drop ist der Kommandozeile in jedem Fall vorzuziehen. Wir empfehlen darüber hinaus, in regelmäßigen Abständen die Rücksicherung von Daten und Systemen durchzuspielen. Ein kompetenter Hersteller-Support kann Unternehmen im Notfall viel Zeit bei der Wiederherstellung von komplexen Systemen sparen.
com! professional: Wie sollte man virtuelle und physikalische Umgebungen crash- und application-consistent sichern?
Ruoff: Bei der Sicherung von virtuellen Maschinen (VMs) sollte das Augenmerk nicht nur auf Snapshot-Backups gelegt werden, sondern unbedingt auch da­rauf, dass die auf den VMs betriebenen Datenbanken und Anwendungen gemäß der Herstellervorgaben konsistent ge­sichert werden, um alle Daten auch wirklich vollständig wiederherstellen zu können.
com! professional: Die IT unterliegt einem steten Wandel – inwieweit trifft das auf Backup und Wiederherstellung von Daten zu?
Ruoff: Eine funktionierende Datenwiederherstellung ist im Desaster-Fall von entscheidender Bedeutung. Neue Technologien vereinfachen die Administra­tion, steigern die Performance und sparen oft bares Geld. Da­von sind Server, inklusive der darauf installierten Software, und Storages betroffen. Der ideale Backup-Programmhersteller reagiert flexibel auf neue Trends und ist unabhängig von Hard- und Software. Auch die Langzeitunterstützung von eingeführten Systemen erhöht die Datensicherheit.
com! professional: Welche Vorteile bietet eine verteilte Datenhaltung für die Sicherheit?
Ruoff: Die Anforderungen an das Verfügbarhalten von Backups sind vielfältig. Die Sicherung auf Festplatte ist sehr beliebt. Viele Admins setzen auch auf Bandtechnologien, als Einzelband- oder als Mehrbandsystem. Immer mehr beobachten wir zudem die Auslagerung von Daten in vertrauenswürdige Cloud-Umgebungen. Die flexi­ble Sicherung und Migration von Backups zwischen den unterschiedlichsten Speichertechniken sollte unbedingt möglich sein. Technologien wie die auftragsübergreifende Deduplizierung von Sicherungsdaten, die bandbreitensparende Replizierung zwischen mehreren Standorten und eine sichere Verschlüsselung werden immer wichtiger.

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