Mobile Geräte
25.11.2014
Prozessoren & Chipsets
1. Teil: „Mediatek rollt den Smartphone-Markt auf“

Mediatek rollt den Smartphone-Markt auf

Mediatek bestückt die Smartphones kleinerer Anbieter mit preiswerten Chipsets - und verändert damit den Markt der mobilen Geräte.Mediatek bestückt die Smartphones kleinerer Anbieter mit preiswerten Chipsets - und verändert damit den Markt der mobilen Geräte.Mediatek bestückt die Smartphones kleinerer Anbieter mit preiswerten Chipsets - und verändert damit den Markt der mobilen Geräte.
Foto: Mediatek
Mediatek bestückt die Smartphones kleinerer Anbieter mit preiswerten Chipsets - und verändert damit den Markt der mobilen Geräte.
Welches Chipset genau in ihrem Gerät steckt, ist den meisten Smartphone-Besitzern wohl egal: Hauptsache es ist „mindestens ein Quadcore-Prozessor“, damit die Leistung stimmt. Apple zum Beispiel veröffentlicht noch nicht einmal die Taktung oder die Zahl der Kerne seiner iPhone-Prozessoren.
  • MediaTek MT6595: Der weltweit erste Octa-Core für LTE-Smartphones mit ARM Cortex-A17 und Ultra HD H.265 Codec Support.
    Quelle:
    MediaTek
Im Gegensatz zu Personal Computern, wo vor allem Spiele in der Vergangenheit den Rechenkernen Höchstleistungen abverlangt haben, nutzt die Mehrzahl der Smartphones das vorhandene Potenzial ihrer Chipsets ohnehin noch kaum aus.
Doch für den Konsumenten weitgehend unsichtbar ist der Markt für Smartphone-Chipsets aktuell hart umkämpft: Den Marktführer Qualcomm aus den USA mit seiner Snapdragon-Familie verfolgt Me­dia­tek aus Taiwan. Zu den weiteren Playern gehören Nvidia, TI sowie Hardware-Hersteller wie Samsung und Huawei mit den eigenen Chip-Abteilungen.
  • Wiko Rainbow 4G: Das Android-Smartphone mit LTE-Datenturbo nutzt einen Quad-Core-Prozessor von Mediatek mit 1,3 GHz. Der Preis des frechen Franzosen: 159 Euro.
    Quelle:
    Wiko
Wie schwierig das Geschäft ist, zeigt sich daran, dass der Marktführer bei PC-Chips, Intel, seit Jahren vergeblich versucht, im mobilen Bereich Fuß zu fassen. Vor allem der Herausforderer Mediatek, der für dieses Jahr 30 Prozent Marktanteil anstrebt, greift jetzt den Markt mit günstigen Chipsets an, die auch ganz neue Hersteller von Smartphones­ beflügeln, was eine nachhaltige Marktveränderung mit sich bringen könnte.

Smartphones aus Indien

Zu diesen Aufsteigern gehören viele in Deutschland unbekannte Marken wie zum Beispiel Micromax: Das indische Unternehmen lässt seine Telefone wie die meisten Konkurrenten von Auftragsfertigern in China bauen und ist in der Heimat inzwischen hinter Samsung die Nummer zwei bei Smartphones.
Ähnliche Blitzaufstiege zu „local champions“ legten Xiaomi und Coolpad in China oder etwa Evercoss in Indonesien hin. Doch auch hierzulande wagen sich bereits Newcomer mit Ambi­tionen wie Kazam aus Großbritannien oder Wiko aus Frankreich, die Chipsets von Mediatek einsetzen, auf den Markt.
Auch Alcatel/TCT Mobile ist ein wichtiger Kunde von Mediatek, der zudem in vielen Ländern vertreten ist. Diese Unternehmen sind in der Lage, Quadcore-Smartphones mit 5-Zoll-Displays für 150 bis 200 Euro anzubieten, und bringen jetzt auch vermehrt etwas teurere Octacore-Geräte.
2. Teil: „Die Smartphone-Mittelklasse wird dominanter“

Die Smartphone-Mittelklasse wird dominanter

  • Jeffrey Ju: „Keiner kann sagen, wie sich der Markt zum Beispiel bei Smart Weara­bles und M2M entwickelt, deshalb müssen wir unter Umständen sehr kurzfristig reagieren können“ glaubt der Leiter des Smartphone-Geschäfts von Mediatek.
    Quelle:
    Mediatek
Johan Lodenius, Vizepräsident von Mediatek: „Die Smartphone-Mittelklasse wird immer dominanter, Highend-Geräte sind dagegen langfristig nur noch eine Image-Frage.“ Für die traditionellen Marken sieht er deshalb am ehesten dort eine Zukunft.
Als Chip-Hersteller sei man derzeit ohnehin optimal positioniert, denn die meisten großen Smartphone-Schmieden würden auf mehr als einen Lieferanten in diesem Bereich setzen, um mehr Sicherheit bei Ausfällen zu haben, erklärt Jeffrey Ju, Leiter des Smartphone-Geschäfts von Mediatek, im Gespräch mit com!.
Neben den günstigeren Kosten für die Chipsets verweist Ju auch auf die kurzen Entwicklungszeiten, die es den Geräteherstellern erlauben würden, Modellzyklen von früher neun auf inzwischen vier Monate zu reduzieren. Dabei gehe es in Zukunft um weitere Schritte zu einer größtmöglichen Flexibilität: „Keiner kann sagen, wie sich der Markt zum Beispiel bei Smart Weara­bles und M2M entwickelt, deshalb müssen wir unter Umständen sehr kurzfristig reagieren können.“ Dazu gibt es zum Beispiel die Plattform Link­It, die auch ein spezielles Betriebssystem für Wearables umfasst.

An­droid One für Milliarden Erstkäufer

Der Chip-Hersteller aus Taiwan startet jetzt zusammen mit Google die nächste Stufe seiner Offensive: Das im März ins Leben gerufene Programm An­droid One hat das Ziel, ein Smartphone mit der „puren“ Version des Betriebssystems für Milliarden potenzieller Erstkäufer in weniger wohlhabenden Ländern für unter 100 US-Dollar anzubieten.
  • Einheitstechnik: Bei Android One gibt es eine vorgegebene Mindestanforderung an die Hardware.
    Quelle:
    Google
Zu den ersten Herstellern gehören Marken wie Spice, Karbonn oder Micromax aus Indien, wo die Smartphone-Verbreitung noch gering ist. Die Geräte verwenden das Quad­core-Chipset MT6582 von Mediatek. Dessen Leistungsniveau habe sich inzwischen als Standard auch bei den preiswerten Modellen durchgesetzt, so Ju.
Wir konnten das Canvas A1, eines dieser Geräte von Micromax, bereits ausprobieren und waren überrascht, wie gut es die wichtigsten Funktionen wie Telefonie, Surfen (über HSPA) und Mail beherrscht. Vor allem die Display-Größe von 4,5 Zoll ist ungewöhnlich für diese Preisklasse. Lediglich die Verarbeitung mit viel Plastik und eine schwache Kamera lassen den Niedrig-Preis erahnen.

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