21.06.2016
Vectoring vs. Glasfaser
Telekom-Branche will schnelles Internet ausbauen
Autor: dpa
Deutsche Telekom AG
Das Ziel ist klar - das Web muss schneller werden. Doch über den Weg dorthin wird heftig gestritten. Während die Telekom ihr Netz im Nahbereich zum Endkunden mit Vectoring aufrüsten will, fühlen sich Wettbewerber ausgeschlossen. Ist Glasfaser die Alternative?
Verbraucher und Internet-Nutzer haben bei diesem Thema im Prinzip nur ein Interesse: Wie kann ich möglichst bequem durchs Internet surfen, Daten rauf- und runterladen, E-Mails lesen, Musik hören oder Filme sehen?
Angesichts der gigantischen Datenflut wird das Tempo in den Netzen für deren Betreiber immer mehr zum Wettbewerbsfaktor - und am Ende manchmal auch zur Glaubensfrage. Seit vielen Monaten tobt in der Branche ein Streit um das Thema, welche Technik als zukunftsfähig gilt. Einige befürchten gar eine teilweise "Re-Monopolisierung" der Netze durch die Telekom.
Welche Möglichkeiten hat der Endkunde beim Zugriff auf das schnelle Internet?
Nach den Breitbandzielen der Bundesregierung soll jeder Verbraucher bis Ende 2018 mit einem Tempo von mindestens 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) im Internet surfen können. Über den Zugang zu einem solchen Anschluss, und zwar über alle Technologien hinweg, verfügten nach Angaben des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur Ende 2015 rund 70 Prozent aller Privathaushalte. In ländlichen Regionen aber auch in einigen Stadtgebieten gibt es jedoch weiterhin Schwachstellen und zum Teil auch weiße Flecken.
Was ist Vectoring und warum wird diese Technik eingesetzt?
Beim Vectoring werden die herkömmlichen Kupferkabelnetze kostenschonend für höhere Geschwindigkeiten nachgerüstet. So sollen die Bandbreiten auf 100 MBit pro Sekunde steigen. Mit der Weiterentwicklung Super-Vectoring würden sogar theoretisch 250 MBit/s möglich. Die Telekom muss sich aber sputen, denn die Kabelnetzbetreiber um Vodafone und Co sind ihr ein Stück voraus und bieten bereits 400 MBit/s.
Es gibt nicht wenige Experten, die beim Vectoring von einer veralteten Technologie sprechen, andere nennen sie eine Brückentechnologie auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft. Um die Ziele der Bundesregierung beim Breitbandausbau schnell zu erreichen, gilt Vectoring als unverzichtbar. Die Telekom setzt voll auf diese Technik und kombiniert sie mit einem Glasfaserausbau. Ihr Plan: Glasfaser bis zum Kabelverzweiger (graue Schaltkästen am Straßenrand) und dann auf kurzer Strecke über Kupferkabel in die Häuser.
Warum ist Vectoring so umstritten?
Die Telekom hat ihr Netz im Nahbereich an viele Wettbewerber vermietet, die dort ebenfalls schnelle Internetanschlüsse betreiben. An den entscheidenden Hebeln im Netz wie den Kabelverzweigern und Hauptverteilern kann aus technischen Gründen aktuell aber nur ein Unternehmen mit Vectoring andocken und Tempo ins Kupferkabel bringen. Im gegenwärtigen Streit geht es um die Hauptverteiler, deren Nahbereiche mit 5,9 Millionen Endkunden die Telekom beschleunigen will.
Die Bundesnetzagentur hatte geplant, dem Marktführer den Einbau der umstrittenen Technik zu gestatten. Konkurrenten müsse ein Vorleistungsprodukt angeboten werden. Das hatte zu einem Aufschrei der Wettbewerber geführt; das böse Wort von der Re-Monopolisierung machte die Runde. Am Ende wurden die Pläne wieder kassiert. Die Wettbewerber sehen zudem mit dem Vectoring der Telekom ihre Investitionen in den Glasfaserausbau gefährdet.
Ist das Verlegen von Glasfasernetzen eine Alternative?
Eindeutig ja. Auf lange Sicht können nur Glasfasernetze, die ins Gebäude und Wohnungen der Endkunden reichen, das gewaltige Wachstum der Datenströme bewältigen. Die Breitbandziele der Bundesregierung reichten nicht aus, sagen die Wettbewerber, schon heute sollten die Rahmendaten für Gigabit-Netze geschaffen werden. Diese Supernetze werden benötigt, wenn Landwirte in der Cloud mähen und über ein modernes Farm-Management ihre Höfe steuern, wenn Autos autonom fahren und Fernsehen nur noch in Ultra HD-8k gesehen wird.
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