09.11.2016
Gigabit-Gesellschaft
Netzausbau soll sich nicht nur an Geschwindigkeit orientieren
Autor: dpa
Bundesregierung / Kugler
Auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft soll sich der Netzausbau laut Bundesminister Dobrindt an mehreren Faktoren orientieren - nicht nur alleine an der Übertragungsgeschwindigkeit.
Der Ausbau der digitalen Netzinfrastruktur in Deutschland soll sich künftig nicht mehr allein an immer höheren Übertragungsgeschwindigkeiten orientieren. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte nach dem sechsten Treffen der "Netzallianz Digitales Deutschland", bei der Zukunft der Netze gehe es auch um die Sicherheit, Energieeffizienz und die Frage der Latenzzeiten, also der Reaktionsgeschwindigkeit im Netz. "Eine Kombination aus vielfältigen Elementen wird erforderlich sein, um eine Gigabit-Gesellschaft zu gestalten. Netze werden eine eigene Intelligenz haben".
Dobrindt betonte, es würden künftig Verarbeitungsschritte der Daten in den Netzen stattfinden, beispielsweise beim automatisierten Fahren. Professor Manfred Hauswirth vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus) betonte, die Bandbreite sei wichtig, "aber nicht allein ausschlaggebend". Zu beachten seien auch die Kommunikationsdichte, die Verfügbarkeit geeigneter Geräte, die Latenzzeit und viele andere Kriterien mehr. Je nach Anforderung müsse ein anderer Technologie-Mix eingesetzt werden.
Netzneutralität soll überarbeitet werden
Die Überlegungen in der Netzallianz könnten die Debatte um die Netzneutralität wieder aufflammen lassen. Bislang gilt der Grundsatz, dass in den Netzen kein Service bevorzugt oder diskriminiert werden darf. "Wir werden die Diskussion wieder eröffnen müssen", sagte Thorsten Dirks, Präsident des Branchenverbandes Bitkom. "Wenn wir über industrielle Netze sprechen, werden wir Qualitätsklassen im Netz definieren müssen." Die betreffe etwa die Telemedizin oder die Kommunikation autonom fahrender Autos. "Das ist etwas anderes, als wir derzeit im Internet für Konsumenten haben."
Telekom-Chef Timotheus Höttges betonte, es sei "völlig ineffizient", jeden beliebigen Netzdienst mit den hohen Anforderungen industrieller Netze zu versehen. "Das heißt nicht, dass die Anwendung schlecht rüberkommt." Jeder Service müsse in guter Qualität und bedarfsorientiert über die Netze zur Verfügung gestellt werden.
Dobrindt sagte, das Netz werde sich wandeln. "Es werden nicht nur neue Anwendungen entstehen, sondern die Qualität der Netze wird sich grundlegend ändern." Derzeit rede man über Netze vor allem als Transportmittel. "Die künftigen Netze können selbst Daten verarbeiten - und das nicht irgendwo, sondern möglichst nah an dem Standort, an dem sich die Anwender befinden."
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