14.03.2016
Software-definierte Großrechner
Mainframe-Anwendungen auf Linux-PCs umziehen
Autor: Michael Kurzidim
Shutterstock/Oleksiy Mark
Die LzLabs haben ein System entwickelt, mit dem Mainframe-Kunden kostengünstig auf x86-Linux-Plattformen migrieren können. Der Clou: Die kompilierten Cobol-/Legacy-Programme können dabei unverändert übernommen werden.
Die Kernsysteme der Banken und Versicherungen laufen auf Mainframes. Auch wer eine Flugreise bucht, nimmt dabei - ohne es zu wissen - in den allermeisten Fällen die Services eines Mainframe in Anspruch. Die erprobten alten Eisen arbeiten zuverlässig und schnell.
61 Prozent wollen weg vom Mainframe
Die meisten Unternehmen, die heute noch Mainframes einsetzen, wollen daher lieber heute als morgen auf innovativere und kostengünstigere Plattformen migrieren. Nur: Sie trauen sich nicht, denn die Migration ist voller Tücken. Business-kritische Applikationen zu migrieren sei eine große Herausforderung, gibt Rockmann zu.
Weltweit gebe es noch etwa 3.000 bis 5.000 Mainframes, den Markt in Europa schätzt er auf 1.000 bis 1.500. Und von diesen Unternehmen wollen laut einer Studie von Vanson Bourne 61 Prozent innerhalb der nächsten zehn Jahre migrieren, weg vom Mainframe auf zukunftsträchtigere Plattformen.
Kompilierte Dateien bleiben unverändert
Rockmann und sein Team haben deshalb eine Migrationsmethode entwickelt, mit der sich die kompilierten Legacy-Programme unverändert auf x86er-Linux-Plattformen übertragen lassen. Er benutzt dafür einen "Managed Software Container", der die Aufrufe der alten EXE-Dateien - also die ausführbaren Programme - ans Betriebssystem des Mainframes abfängt und in Red-Hat-Linux-Aufrufe übersetzt. Der Container simuliert die alte Mainframe-Umgebung unter Linux. Der Vorteil: Die in Cobol oder PL/1 entwickelten und kompilierten EXE-Programme müssen nicht reprogrammiert werden.
Das wäre nämlich zeitaufwändig und sehr teuer. Laut Vanson Bourne gibt es weltweit etwa 220 Milliarden Zeilen Cobol-Sourcecodezeilen im "aktiven Dienst". 71 Prozent der Fortune-500-Unternehmen hängen von Legacy-Systemen ab. Auf denen läuft Uralt-Software, die irgendwann ein Software-Entwickler programmiert hat. Heute steigt da meist kaum jemand mehr durch.
Pilotkunden aus Banken-/Versicherungsbranche
"Was die Kunden wollen, ist eigentlich ein kostengünstigerer Mainframe", sagt Rockmann, sah die Marktopportunität und gründete zusammen mit Vorstandsmitglied Walter Zemp 2011 die LzLabs in Wallisellen. Seine Migrationsmethodik wird zurzeit von zehn Pilotkunden getestet. Der Großteil stammt aus der Banken- und Versicherungsbranche. "Als Schweizer Unternehmen gehen wir natürlich in erster Linie den Schweizer Markt an, Bedarf gibt es aber weltweit", erklärt Rockmann.
Zemp und Rockmann zeigten darüber hinaus einige Testroutinen für hierarchische und relationale Datenbanken, Online-Applikationen und Dateisysteme, mit denen Kunden austesten können, ob die auf RHEL-Plattformen migrierten Programme fehlerfrei laufen. Zum Einsatz kam dabei ein kostengünstiger Intel NUC. Auch an eine Migrationslösung auf Microsoft Azure wird gedacht. LzLabs will mit seinem software-definierten Mainframe im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen.
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