Mobilfunk
24.02.2023
4. Mobilfunkbetreiber

1&1 wirft Vodafone Behinderung bei Netzausbau vor

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Elena Ramburger, shutterstock
Der künftige 4. Netzbetreiber will eine Beschwerde wegen "anhaltender Behinderungen beim Ausbau seines 5G-Mobilfunknetzes" durch Vodafone einreichen.
Der jüngste Mobilfunkanbieter in Deutschland 1&1 hatte 2022 beim Netzausbau kein einfaches Jahr. Eigentlich hätte die United-Internet-Tochter bis zum Jahresende 1000 aktivierte 5G-Stationen bauen müssen, um so einer staatlichen Auflage nachzukommen. Das Ziel wurde weit verfehlt, denn am Ende waren es fünf. Für 1&1 ist klar, warum der Plan nicht aufgehen konnte: Sie vermutet eine Intrige durch den Konkurrenten Vodafone, der beim 1&1-Aufbaupartner Vantage Towers das Sagen hat. Und eine Besserung scheint nicht in Sicht, die angeblichen Behinderungen dürften das erste Halbjahr andauern. Jetzt will 1&1 das Bundeskartellamt einschalten.
Am Freitag geriet die 1&1-Aktie deutlich unter Druck. Im Handel am Vormittag verbilligten sich die Anteilsscheine um rund 6 Prozent auf 12,13 Euro, während die Papiere des Mutterkonzerns United Internet bei 20,74 Euro auf der Stelle traten. Auch Vodafone und Vantage Towers zeigten sich unbeeindruckt.
Wie der neue Netzbetreiber in Montabaur mitteilte, wolle er an diesem Freitag eine Beschwerde wegen "anhaltender Behinderungen beim Ausbau seines 5G-Mobilfunknetzes" durch Vodafone einreichen. Eine Vantage-Towers-Sprecherin wollte den Fall auf Anfrage nicht kommentieren, von Vodafone war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
1&1 will als vierter deutscher Netzbetreiber durchstarten und baut derzeit sein Netz. Bisher buhlen hierzulande Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland (O2) und Vodafone um Mobilfunkkunden. Derzeit nutzt 1&1 das Telefonica-Netz, will aber in Zukunft eigenständig agieren können. Neben dem 2022er-Ziel von 1000 Standorten muss das Unternehmen zudem bis Ende 2025 ein Viertel der deutschen Haushalte (25 Prozent) versorgen können.
Ob 1&1 die Auflage erfüllen kann, steht in den Sternen. Allerdings warnte das Unternehmen in seiner Mitteilung am Donnerstagabend bereits davor, dass "geringfügige Verzögerungen beim Neustart" möglich seien. Zudem hätten Vodafone und Vantage Towers die United-Internet-Tochter am Donnerstag darüber informiert, dass mindestens im ersten Halbjahr die Ausbauziele „deutlich verfehlt“ würden. Bereits im vergangenen Jahr habe die Vodafone-Tochter ihre vertraglichen Zusagen "nahezu vollständig verfehlt".
1&1 mit Sitz in Montabaur unterstellt ihrem wichtigsten Aufbaupartner dabei eine Hinterlist durch dessen Mutter Vodafone. So plane und entwickle der britische Konzern die Nutzungsrechte der deutschen Antennenstandorte von Vantage Towers und habe damit die Kontrolle.
Deutschland ist für Vodafone extrem wichtig, im letzten Quartal machte der Konzern hierzulande 30 Prozent seines Gesamterlöses mit Dienstleistungen – Tendenz rückläufig. In den zurückliegenden Monaten geriet Vodafone deutlich ins Straucheln. Zuletzt konnte der Telekom-Anbieter zum Beispiel nur 8000 Mobilfunkkunden für sich nach Abzug von Kündigungen gewinnen – die Konkurrenten Deutsche Telekom und Telefónica Deutschland steigerten dabei ihre Netto-Neukundenvertragszahlen im sechsstelligen Bereich.

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