Hardware
18.07.2022
Speichermarkt

„Es soll egal sein, wo Infrastruktur sich befindet“

Begoña Jara, Geschäftsführerin von Pure Storage Deutschland und Österreich.
Begoña Jara, Geschäftsführerin von Pure Storage Deutschland und Österreich, über Trends und Innovationen auf dem Speichermarkt.
Der Storage-Bereich gehört zu den wichtigen Spielfeldern, auf denen die digitale Transformation ausgetragen wird. Flash-Spezialist Pure Storage trägt diesen zentralen Begriff in seinem Namen und hat es seit seiner Gründung 2009 zu einer führenden Position auf diesem Markt gebracht.
com! professional spricht mit Begoña Jara, seit Juli 2021 Geschäftsführerin von Pure Storage Deutschland und Österreich, über die entscheidenden Faktoren für diesen Erfolg und über die Entwicklung auf diesem Technologiesektor.
com! professional: Frau Jara, was hat Sie – nach einer längeren Karriere in der IT- und Speicherindustrie – an der Position bei Pure Storage am allermeisten gereizt?
Begoña Jara: Pure Storage ist ein Unternehmen, das noch viel vorhat. Mit seiner revolutionären Speichertechnologie hat es sich schnell am Markt durchgesetzt und die nächsten Schritte werden diesen Weg unterstūtzen. Eine spannende Aufgabe, bei der ich gerne dabei bin. Das haben mir auch meine Kontakte mit Kunden und Partnern bestätigt. 
com! professional: Wie sehen Sie Ihre Rolle bei Pure Storage? Mehr auf der Technologie- oder stärker auf der Führungsebene?
Jara: Ich bin keine Technikerin. Meine Zuständigkeit liegt mehr bei den Business-Fragen, natürlich nicht ausschließlich. Ich bin ein großer Fan von Leadership und ich lehre das auch an der International School of Management in München. Ich unterrichte dort „Leadership and Change Management, Leading to High Performance and Customer Centric Sales Management“. Gerade im IT-Bereich darf nicht alles für alle Zeiten konstant und unveränderlich bleiben.
com! professional: Ein konkretes Beispiel: Der Storage-Markt steht angesichts der Herausforderungen der Corona-Krise und den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen vor einer neuen Situation. Wie lautet die strategische Antwort von Pure Storage auf diese veränderte Lage?
Jara: Unter dem Changemanagement-Aspekt sind unsere Angebote für Storage as a Service von besonderem Interesse. Wir bieten hier schon länger flexible Nutzungsmodelle an: Die Kunden können ihre IT damit einfacher betreiben und verwalten.
Das ist nicht nur eine Sache der Hardware-Ausstattung. Bei unserem Evergreen-Modell, das von sehr vielen Kunden verwendet wird, erteilt der Kunde einmal einen Auftrag und in den nächsten drei Jahren wird die eingesetzte Software automatisch und kostenlos erneuert. Die Kunden schätzen das, wie unsere jährlich steigenden Subskriptionseinnahmen bei den Bundles aus Hard- und Software zeigen. Die Subscription Economy wird auch eine stärkere Rolle bei unserer Kooperation mit AWS spielen.
com! professsional: Wodurch grenzt sich Pure Storage auf dem umkämpften Speichermarkt darüber hinaus denn besonders von den zahlreichen Konkurrenzangeboten ab?
Jara: Unsere Philosophie bestand immer darin, unsere Kerntechnologie schrittweise zu erweitern. Im Moment konzentrieren wir uns aus diesem Grund auf die Integration von Kubernetes- und Container-Angeboten. Ein wichtiger Schritt war in diesem Zusammenhang die 2020 erfolgte Übernahme von Portworx, mit der wir eine komplette Plattform für Kubernetes Database as a Service (PDS, Portworx Data Services) anbieten können. Die Plattform umfasst Lösungen für Persistent Storage, Data Protection, Disaster Recovery über mehrere Clouds hinweg und außerdem ein automatisiertes Kapazitätsmanagement für Anwendungen, die auf Kubernetes oder Containern laufen.
Eine Untersuchung, die wir im vergangenen Jahr durchgeführt haben, kam zu dem Ergebnis, dass 46 Prozent von 500 befragten Anwendern Data Protection als ihre größte aktuelle Sorge betrachteten. Mit PDS können wir die Anwender bei diesem und bei weiteren Managementproblemen aktiv unterstützen. Bei Pure Storage verschiebt sich seit Jahren das Verhältnis von Hardware zu Services, das zeigen auch unsere Quartalsberichte.
com! professional: Aber auf welchem Stand befindet sich Ihre klassische Kerntechnologie heute? Sie bezeichnen sich ja nach wie vor als „Pure“ Storage – also als „reiner“ oder „echter“ Speicher. Was setzt die Mehrheit Ihrer Kunden ein und warum?
Jara: Ja, unsere Kerntechnologie sind nach wie vor unsere Flash-Lösungen. So haben wir Ende letzten Jahres mit FlashArray//XL sozusagen den großen Bruder unserer Lösungen FlashArray//C und FlashArray//X herausgebracht. Damit haben wir größere Leistung und Performance vorgestellt, bei einer Steigerung der IOPs um fast 90 Prozent. Auf der nächsten Kundenkonferenz im Juni dieses Jahres werden wir mehr in dieser Richtung ankūndigen. Auch in Richtung Cloud.
com! professional: Also eine neue Richtung oder Erweiterung bei den Kernprodukten der Flash-Arrays?
Jara: Neue Fortschritte würde ich sagen.
com! professional: Was heißt das konkret?
Jara: Unser ursprūngliches Ziel war es, die neue Flash-Technologie so einfach wie möglich zu machen – im Business-Bereich so einfach, wie es schon im Consumer-Bereich der Fall war. Dieses Ziel besteht im Kern darin, eine konstante Vereinfachung des Storage-Managements bei gleichzeitiger Erhöhung der Performance anzubieten. Egal wie und wo die Kunden die Pure-Systeme nutzen, ob im eigenen Rechenzentrum, am Edge, bei einem Managed Service Provider (MSP) oder irgendwo in einer Cloud – wir wollen den Anwendern Einfachheit in einer komplexer werdenden IT-Welt zur Verfūgung stellen. Für den Anwender soll es letztlich gleichgūltig sein, wo sich seine Infrastruktur befindet. Auch mit nur geringer IT-Fachqualifikation soll er in der Lage sein, in einer Pure-Umgebung arbeiten zu können – über die ganze Produktpalette hinweg und bis hin zur Cloud.
com! professional: Pure Storage will auch zu einem Cloud-Anbieter werden?
Jara: Ich denke, Cloud ist eine Realität. Cloud-Installa­tionen bringen natürlich große Vorteile, für die Techniker in den Unternehmen, aber auch für die Business-Spezialisten.
Die IT-Teams müssen dafür sorgen, dass die Geschäftsprozesse so einfach und schnell wie möglich unterstūtzt werden. Cloud-Systeme in ihren verschiedenen Formen existieren bereits und werden weiter wachsen – das müssen wir bei unseren Speichersystemen berücksichtigen. Was nicht bedeutet, dass Pure Storage jetzt selbst zu einem Cloud-Provider wird. Wir setzen vielmehr auf Kooperationen mit den fūhrenden Marktkräften und wir favorisieren gemischte, hybride Modelle. Unsere Consulting-Abteilung unterstützt unsere Kunden dabei, die richtigen Mischformen für sie zu finden.
com! professional: Pure Storage existiert jetzt seit 13 Jahren und der Erfolg ist unübersehbar. Aber es gibt ja immer noch ein paar andere Speicherhersteller mit großen Marktanteilen – zum Beispiel Dell EMC, HPE, IBM oder NetApp und asiatische Anbieter wie Fujitsu oder Alibaba. Verdrängen Sie diese Konkurrenten langsam, aber sicher oder sind Sie einfach einer unter vielen? Kurz gesagt: Wie sieht die Strategie von Pure Storage aus?
Jara: Wir wachsen sehr schnell. In Deutschland sind das Bereiche wie Mittelstand, Enterprise und Public. Überall gibt es den Bedarf, sich bei der Digitalisierung stärker zu engagieren und entsprechende Investitionen zu tätigen. Und da haben wir einiges anzubieten. Wir können uns nicht über mangelndes Interesse beklagen.
  • Das Analystenhaus Gartner stuft Pure Storage im Sektor „Primary Storage“ vor Dell und NetApp ganz oben an der Spitze der Marktführer ein.
    Quelle:
    Pure Storage
com! professional: Also brauchen Sie auch permanent neue Leute. Wo nehmen Sie die her?
Jara: Vom Markt (lacht). Wir stellen in der Tat ständig weitere Mitarbeiter ein.
com! professional: Und wie sieht Ihre Partnerschaftsstrategie aus? Was gibt es hier Neues zu vermelden?
Jara: Seit unserer Gründung sind wir zu 100 Prozent auf den Channel ausgerichtet. Es ist in unserem Interesse, dass wir zusammen weiterwachsen. Es gibt nicht viele Hersteller, die so konsequent auf Partner setzen. Das ist sicher auch ein Grund für unseren Erfolg. Neben Distributoren und Resellern streben wir auch Kooperationen mit Technologiepartnern an. Ein Beispiel ist Cohesity, wo man auch unsere Lösungen verkauft.
com! professional: Wie sieht die weitere Reise von Pure Storage aus? Was können Sie schon jetzt der interessierten Fachöffentlichkeit mitteilen?
Jara: Aktuell sehen wir einen großen Bedarf, den Kunden bei der Ransomware-Problematik zu helfen. Wenn ein Unternehmen hier angegriffen wird, kann es nicht mehr drei bis vier Tage warten, bis es reagiert. Auf diesem Gebiet arbeiten wir mit Partnern wie Splunk oder Elastic zusammen, um schnellere Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Wir haben diesen Bedarf erkannt.
com! professional: Wenn es mit dem eigenen Wachstum nicht mehr so richtig vorangeht wie geplant, ist es in der IT-Industrie üblich, sich geeignete Firmen oder Start-ups herauszupicken und aufzukaufen. Wie sieht es damit bei Pure Storage aus?
Jara: Vielleicht (lacht). Aber das wissen wir noch nicht. Vielleicht gibt es auf unserer Anwenderkonferenz demnächst dazu etwas Neues.
Zur Person und Firma
Begoña Jara bringt es bereits auf 22 Jahre Berufserfahrung in der Technologiebranche. Bevor sie zu Pure Storage kam, war Jara Global Accounts Director bei Veritas Technologies, Vice President Global Enterprise Accounts EMEA bei Commvault und zuletzt Senior Director – Global Accounts EMEA bei NetApp. Daneben ist Jara Dozentin an der International School of Management (ISM) in München. Sie ist es gewohnt, in vier Sprachen zu arbeiten (Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch) und hat umfangreiche Erfahrungen beim Aufbau und Wachstum von Unternehmen und Teams in verschiedenen Ländern und Kulturen gesammelt.

Pure Storage
Gegründet: 2009 (von den IT-Veteranen John Colgrove und John Hayes)
Börsengang: 2015 (Kurs von 10 auf 25 Dollar gestiegen)
Mitarbeiter: etwa 4200
Kunden: über 10.000
Jahresumsatz: 2,18 Mrd. Dollar 2021/22 (29 Prozent Zuwachs)
Subskriptionserlöse: 738,5 Millionen Dollar 2021/22 (37 Prozent Zuwachs)
www.purestorage.com

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