E-Commerce
26.01.2023
Vergleich zum Vorjahr

E-Commerce-Umsatz geht 2022 zurück - liegt aber noch über 2019

AnalyseAnalyseAnalyse
Shutterstock/wanpatsorn
Der deutsche E-Commerce konnte 2022 nicht an die hohen Vorjahresumsätze anknüpfen. Verglichen mit den Umsätzen vor Corona (2019) jedoch, lag der Onlinehandel mit Waren vergangenes Jahr noch immer 24,5 Prozent im Plus.
Auch der Online-Handel nimmt die Krise wahr. Das zeigen einmal mehr die aktuellen bevh-Zahlen. Der deutsche E-Commerce konnte 2022 nicht an die hohen Vorjahresumsätze anknüpfen. Nominal, also ohne Inflationsbereinigung, fiel der Brutto-Umsatz mit Waren im E-Commerce im Gesamtjahr 2022 um 8,8 Prozent auf 90,4 Milliarden Euro nach 99,1 Milliarden Euro im Vorjahr.
"Die merkliche Kaufzurückhaltung, vor allem bei nicht unmittelbar notwendigen Dingen, zeigt die aktuelle Verunsicherung der Menschen verbunden mit gestiegenen Lebenshaltungskosten", erklärt Gero Furchheim, Präsident des bevh.
Aufholen konnten indes  die Umsätze mit digitalen Dienstleistungen wie Urlaubsbuchungen oder Konzertticketverkäufe nach den Lockdowns der ersten Pandemiejahre - nämlich um 39,9 Prozent auf 11,25 Milliarden Euro. Insgesamt resultierte ein Branchenumsatz von 101,7 Milliarden. Euro (2021: 107,1). Zuzüglich Umsätzen, die per Telefon, Fax oder anderen Bestellmedien erzielt wurden, lag der Gesamt-Umsatz 2022 bei 102,7 Milliarden Euro.

Vergleich mit 2019

Wichtig: Verglichen mit den Umsätzen vor Corona (2019) lag der Online-Handel mit Waren vergangenes Jahr noch immer 24,5 Prozent im Plus. Dienstleistungen sind mit einem Rückstand von 42,2 Prozent im Vergleich zu 2019 hingegen noch weit davon entfernt, das Niveau der Vor-Corona-Jahre zu erreichen.
Bei differenzierter Betrachtung zeigt sich auch, dass die Umsatzentwicklung je nach Warengruppen und Versendertypen auseinander läuft. Ein absolutes Wachstum von zum Teil mehr als 100 Millionen Euro konnten Warengruppen erzielen, die einen akuten, nicht einfach aufschiebbaren Bedarf decken, wie etwa Haushaltsgroßgeräte oder Spielwaren. Hingegen sparten die Verbraucher an typischen Impulskäufen. Die Spanne reicht so auf Ganzjahressicht von einem Umsatzplus von 6,4 Prozent für Tierbedarf, gefolgt von +3,5 Prozent für Medikamente und +1,3 Prozent für Lebensmittel bis zu einem Minus von 16,6 Prozent für Schuhe, sowie jeweils -12,8 Prozent für Bekleidung und Bücher, inklusive E-Books und Hörbüchern.

Versendertypen

Sehr unterschiedlich entwickelten sich auch die Umsätze nach Versendertyp. Zwar waren sämtliche Versendertypen von Rückgängen betroffen. Am deutlichsten spürbar war die Kaufzurückhaltung aber bei den Multichannel-Händlern, deren Online-Verkäufe sich zum Teil wieder ins eigene stationäre Geschäft verlagern.
Deutlich besser als der Markt, aber dennoch rückläufig, waren die Umsätze bei den Online-Pure-Playern und insbesondere bei den Herstellern (Direktvermarktern). Sie konnten in zwei Corona-Jahren und einem Krisenjahr durch den Ukraine-Krieg ihren Anteil am E-Commerce am spürbarsten ausbauen.
  • Online-Umsätze seit 2019 nach Warenkategorie // Basis: Umsatzangaben inkl. Umsatzsteuer, ohne private Verkäufe über Online-Marktplätze
    Quelle:
    bevh

Prognose

Der bevh erwartet, dass die Vorteile des digitalen Einkaufens, wie Service, Transparenz und Verfügbarkeit dazu beitragen, dass der E-Commerce wieder etwas stärker als der Gesamtmarkt wächst. Aktuell geht der Verband für 2023 von einem Wachstum von 4,8 Prozent auf 94,7 Milliarden Euro für den E-Commerce mit Waren aus.

"Die Auswahl, Verfügbarkeit und Transparenz im Online-Handel werden von den Kunden gerade jetzt geschätzt und die Zufriedenheit mit dem Kauf im Netz ist so hoch wie nie. Verbessern sich Rahmenbedingungen und Konsumstimmung, wird der E-Commerce daher weiter überdurchschnittlich wachsen", ist sich Furchheim sicher.

mehr zum Thema