E-Commerce
25.08.2022
Zahlungsdiensterichtlinie

Die Auswirkungen der PSD2 auf Händler

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Shutterstock / ImageFlow
Knapp die Hälfte der europäischen Händler erreicht auch nach Jahren nur die Mindestanforderungen der EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. Der Betrug hat trotz der neuen Vorschriften wie 3D-Secure zugenommen.
2018 hat Deutschland die EU-Zahlunsgdiensterichtlinie, kurz PSD2, in deutsches Recht übertragen, nach unterschiedlichen Fristen sind mittlerweile alle Regelungen in Kraft. Das gilt auch für die wohl bekanntesten Vorgaben, nämlich die zur Zwei-Faktor-Authentifizierung und zum 3D-Secure-Verfahren, das Kreditkartenzahlungen absichern soll.
Doch allen Bemühungen zum Trotz haben 39 Prozent der Händler beobachtet, dass betrügerische Rückbuchungen selbst bei 3D-Secure-basierten Transaktionen zugenommen haben, so das Ergebnis einer Studie, die Forrester Consulting im Mai dieses Jahres im Auftrag des Betrugsspezialisten Riskified durchgeführt hat. Befragt wurden 207 E-Commerce-Entscheider in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien aus Unternehmen mit mindestens 75 Millionen Euro Jahresumsatz. 45 Prozent gaben an, dass sie nur den Mindeststandard der PSD2 erreichen oder immer noch dabei sind, Probleme im Zusammenhang mit der PSD2-Umsetzung zu lösen.
Damit sind auch die Kosten für Betrugsprävention gestiegen: 43 Prozent erklärten, dass sie nach dem Inkrafttreten der PSD2 mehr für den Schutz vor Betrügereien ausgeben müssten, über die Hälfte von ihnen verzeichnet ein Plus von 25 Prozent und mehr. "Für viele Händler hat sich 3D-Secure als Industriestandard für starke Kundenauthentifizierung zwar als effizient erwiesen, aber man darf eins hierbei nicht vergessen: 3D-Secure ist keine einheitliche Universallösung. Die Technologie entwickelt sich weiter - genauso wie die Betrüger, die immer neue Wege finden, um die Sicherheitsstandards der Unternehmen zu umgehen," sagt Roman Korobkov, PSD2 Domain Expert bei Riskified.

Einschränkungen durch Zahlungsanbieter

Verbesserungsbedarf sehen die Befragten bei den Lösungen, die Zahlungsdienstleister zur Verfügung stellen, um als Händler von den Ausnahmeregelungen zu starken Kundenidentifizierung profitieren zu können. Zwar hält die große Mehrheit der Befragten diese Tools für wirksam - 60 Prozent der Händler können bei mehr als der Hälfte der Bestellungen verhindern, dass ihre Kunden eine Zwei-Faktor-Authentifizierung durchlaufen müssen - dennoch fühlen sich viele durch ihre Anbieter eingeschränkt. So sind sie beispielsweise mit Obergrenzen konfrontiert, die der Zahlungsdienstleister selbst festlegt. Knapp ein Drittel gab an, dass sie zudem an bestimmte, kostenpflichtige Tools von Zahlungspartner gebunden seien.
Dessen ungeachtet sehen viele Händler das Potenzial, ihr Geschäft mit der PSD2 verbessern zu können. Allerdings wünschen sie sich mehr Daten und vor allem mehr Transparenz. So forderten rund zwei Drittel mehr Transparenz bei den Gebühren für die Zahlungsverarbeitung. Knapp 60 Prozent wünscht sich zudem eine unabhängige Überprüfung der auf dem Markt verfügbaren Lösungen, um die Einhaltung der PSD2-Vorgaben besser optimieren zu können. "Die E-Commerce-Händler befinden sich an einem Wendepunkt, was die Transformation ihrer Zahlungsstrategie angeht. Sie versuchen, innerhalb dieser neuen Richtlinien zu arbeiten und dabei ein Gleichgewicht zwischen Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Compliance herzustellen. Aber sie suchen auch nach mehr Transparenz im gesamten Ökosystem, damit der Wandel funktionieren kann," so Korobkov.

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