23.11.2021
Verband Innovativer Fahrschulen Deutschland (VIFD)
Unsere Fahrschulen müssen digital werden
Autor: Ahmed Baziou
Shutterstock / KikoStock
Digitalisierung und junge, motivierte Fahrlehrer und Fahrlehrerinnen katapultieren das Fahrschulwesen aus der Krise.
Wer online lernt, lernt nicht viel? Die Pandemie bewies das Gegenteil – Homeschooling führte zahlreiche Schüler und Schülerinnen zu Abitur, mittlerer Reife und Co. Was für Schule und Universität gilt, greift auch bei unserem Bildungszweig. Deshalb setzen wir, der Verband Innovativer Fahrschulen Deutschland, uns für eine dauerhafte Erlaubnis des digitalen Präsenzunterrichts als Alternative zum konventionellen Theorieunterricht ein.
Anfang letzten Jahres fiel der Unterricht vor Ort aufgrund des Abstandsgebots aus. Ohne nachgewiesene Unterrichtsstunden keine Prüfung und ohne Prüfung keine Fahrerlaubnis. Sollte den nach Mobilität fiebernden jungen Menschen, ohnehin schon von Corona gebeutelt, auch noch ihr „Lappen“ durch die Lappen gehen?
Der Gesetzgeber zog Konsequenzen und empfahl als Ausnahme das Lehren via Screen. Fahrschulunternehmen schafften sich Audio- und Video-Equipment an, gestalteten ihre Räume zu professionellen Studios um und übten das Performen vor dem Bildschirm. Einige Fahrschulen agierten konsequent und rüsteten ihren Betrieb digital auf. Sie führten Organisation, Zahlungen und Terminbuchungen per App ein. Den Führerscheinanwärtern und -anwärterinnen kam dies zupass. Weder mussten sie nun für jede Einheit viele Kilometer fahren, noch verloren sie Zeit bis zur nächsten Stunde. Geprüft und für gut befunden? Sollte man meinen. Doch leider steht unsere Branche in puncto Digitalisierung auf der Bremse.
Der Gesetzgeber bremst
Ende September zog der digitale Führerschein auf die Smartphones der FührerscheininhaberInnen. Dies werten wir als Fortschritt. Doch warnen traditionelle Fahrlehrerverbände weiterhin: „Elektronische Medien können den traditionellen Präsenzunterricht in der Fahrschule nicht ersetzen.“ Das gesamte „System der professionellen Fahrausbildung“ werde durch die Neuerungen infrage gestellt, am Ende seien die Fahrschüler und -schülerinnen schlechter auf den Straßenverkehr vorbereitet. Auch der Gesetzgeber ziert sich. Das Bundesverkehrsministerium definiert die Erlaubnis, Theoriestunden online zu absolvieren, im Referentenentwurf zur 15. Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung noch immer als genehmigungspflichtige Ausnahme. Das raubt uns Fahrschulunternehmen die Chance, an der Digitalisierung zu partizipieren. Hinzu kommt, dass die Verkehrsministerien der Länder über Regeln im jeweiligen Bundesland entscheiden. NRW zum Beispiel verlängert die Online-Theorie bis mindestens Sommer 2022, während in Hessen zum Jahresende die Ampel auf Rot springt. Schauen wir über die Grenze, sehen wir, dass Deutschland eines der letzten europäischen Länder ist, die Online-Theorieunterricht als frei wählbares Alternativmodell verbieten.
Ein Verband geht voran
Statt zu hadern gründeten einige engagierte Fahrschulen am 2. Juli den VIFD. Ahnungen und Vermutungen bewertet er als unwissenschaftliche Grundlage für pädagogische Vorbehalte gegen moderne Lernformate. Deshalb beauftragte er die Universität des Saarlandes mit einer Studie, die Erfolg oder Misserfolg des digitalen Präsenzunterrichts untersucht. Erste Zwischenergebnisse bestätigen eine gute Rezeption digital gehaltener Stunden.
Wir wollen unsere Branche mit Vollgas aus der Krise in die Zukunft fahren. Das gelingt uns mit Digitalisierung, mit Nachwuchsgewinnung, mit spürbarer Erhöhung der weiblichen Fahrlehrerschaft und mit technologisch zeitgemäßem Schulungsbetrieb. Denn eine moderne Mobilität braucht auch ein modernes Fahrschulwesen.
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