11.07.2017
Digitalwelt in Zahlen
Die unterschätzte Suchmaschine Bing
Autor: Susanne Gillner
Bing.com
Natürlich ist Bing keine Gefahr für Google. Aber es wäre ein Fehler, die Microsoft-Suchmaschine zu unterschätzen. Denn die baut - mit dem starken Partner Apple im Rücken - ihre Marktanteile kontinuierlich aus.
Amazon, Facebook, Google - alles Namen, die in der Branche Ehrfurcht hervorrufen und gefühlt unangreifbar sind. Dennoch gibt es genügend Mitbewerber, die den großen Playern Marktanteile abgreifen. In Sachen Suchmaschine und Google ist Bing eines dieser Beispiele. Die Microsoft-Tochter läuft oft unter dem Radar - zu Unrecht, wenn man sich aktuelle ComScore-Zahlen ansieht, die alle Suchanfragen an Desktop-PCs im März 2017 berücksichtigen.
Demnach liegt in Deutschland der Bing-Anteil bei zwölf Prozent bei 509 Millionen monatlichen Suchanfragen. In den USA liegt der Marktanteil sogar bei 33 Prozent, es gab fünf Milliarden Suchanfragen. Das alles sind keine Zahlen, bei denen Google ins Schwitzen gerät - beachtlich ist die steigende Beliebtheit aber dennoch, galt Bing doch lange als Totgeburt.
Die Treiber: Windows 10 und Edge
Treiber für die Zuwächse ist die steigende Verbreitung von Windows 10 mit der Sprachassistenz Cortana und des Edge-Browsers, in die die Bing-Suche standardmäßig integriert ist. Für die Nutzung von Bing zahlt Microsoft seit kurzem sogar mit einem Bonussystem. Jede Suchanfrage wird mit drei Punkten belohnt. Daneben ist Bing übrigens auch im Amazon Kindle HD als Suche voreingestellt.
Interessanterweise ist das Windows Phone nicht das zugriffstärkste Device für Bing. Nur sechs Prozent der monatlichen Suchanfragen kommen über diese Geräte, 42 Prozent über Android-Smartphones und 52 Prozent über iPhones. Letzteres ist nicht ganz überraschend. Seit 2013 kooperieren Apple und Microsoft - im Kampf gegen den für beide gefährlichen Rivalen Google. Mit der Einführung von iOS 7 übernahm Bing die integrierte Websuche bei Apples Sprachassistent Siri. Soll also heißen: Spricht man ins iPhone-Mikrofon, ruft Siri respektive der Browser Safari nicht mehr die Google-, sondern die Bing-Suche auf.
Grundsätzlich ist Mobile auch bei Bing ein großer Treiber - wenn auch noch lange nicht so stark wie bei Google: 30 Prozent des gesamten Suchvolumens im Bing-Universum stammt von Mobile, 14 Prozent der Klicks und acht Prozent der Conversions kommen von Smartphone und Co. Bei Google kamen schon vor zwei Jahren die meisten Zugriffe über Mobile - der Mobile Index wird in absehbarer Zeit auch offiziell zum Hauptindex werden.
Potenzial für Marketer
Interessant ist Bing für Marketers vornehmlich aus zwei Gründen. Zum einen unterscheidet sich die Zielgruppe von Google: Bing-Nutzer (auf Desktop-PCs) sind zahlungskräftiger, älter und haben einen höheren Bildungsgrad. Die Microsoft-Suchmaschine nutzen zudem im Gegensatz zu Google mehr Männer als Frauen.
Zum anderen liegen die Klickpreise zum Teil weit unter den Google-Preisen. So ist nach eigenen Angaben im ersten Quartal 2017 die Conversion Rate auf Bing im Durchschnitt um 21,8 Prozent gestiegen - während gleichzeitig der CPA (Cost per Acquisition) um 12,7 Prozent gesunken ist (im Jahresvergleich).
Eine Analyse von intelliAd von über 2,4 Millionen Online-Käufen im vierten Quartal 2016 zeigt zudem: Online-Händler geben für einen durchschnittlichen Warenkorbwert von 99 Euro (über alle Branchen hinweg) auf Bing nur sieben Euro für Suchmaschinenwerbung aus. Der Klick kostet im Schnitt 35 Cent. Im Segment Mode beispielsweise investieren Webshops sieben Euro in Suchmaschinenwerbung für einen Warenkorbwert von 161 Euro, Klickkosten von 0,25 Euro.
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