30.09.2022
Autonome Schifffahrt
Weltweit erste Fähre ohne Steuermann legt ab
Autor: Wolfgang Kempkens, pte
NTNU
Die «Milliampere 2» sucht sich im Hauptkanal der Metropole Trondheim selbst ihren besten Weg und darf dabei bis zu 12 Passagiere transportieren.
Die weltweit erste autonome, elektrisch angetriebene Personenfähre «Milliampere 2» transportiert Menschen über den Hauptkanal der norwegischen Stadt Trondheim. Entwickelt worden ist sie von Forschern der Norwegian University of Science and Technology (NTNU). Die Fähre bietet 20 Passagieren Platz, darf aber derzeit nur zwölf Personen befördern. Sie ist Nachfolgerin der viel kleineren Fähre «Milliampere 1», deren Betrieb die technische Ausrüstung der Nachfolgerin entscheidend beeinflusst hat.
Navi an Bord genauer als GPS
Die neue Fähre ist mit Radar- und Laser-Abstandsmessern ausgestattet, die dafür sorgen, dass das kleine Schiff von Hindernissen im Wasser genügend Abstand hält. Ein Navigationsgerät, das weitaus genauer ist als das Global Positioning System (GPS), das etwa Navis für Autos nutzen, hält die Fähre auf Kurs, sodass sie zielgenau die Anleger trifft. Kameras vervollständigen die Sicherheitsausrüstung. Deren Bilder werden in einen Kontrollraum an Land übertragen. Dort wird der Kurs der Fähre überwacht. Bei Unregelmässigkeiten kann das Schiff von dort notgesteuert werden.
Die NTNU verfügt über eine komplette Infrastruktur für Forschung, Entwicklung und Innovation für autonome Passagierfähren. Ausser der Hardware - den beiden Fähren - sind das digitale Zwillinge der Schiffe, um den Betrieb der Gefährte virtuell zu testen. In einem Hybridlabor lassen sich mithilfe virtueller Realität Verbesserungen ausprobieren, ohne dass das Schiff tatsächlich damit ausgerüstet ist. Erst, wenn sie als Fortschritt erkannt worden sind, werden sie in Hardware umgesetzt.
Erster kommerzieller Einsatz in Stockholm
Während des Testlaufs haben die Wissenschaftler mit einem Hintergrund in Design, Psychologie und Soziologie die Reaktionen und Erfahrungen der Passagiere untersucht. Im Mittelpunkt steht die Antwort auf die Frage, ob sie sich während der Überfahrten sicher fühlen und was sich subjektiv noch verbessern lässt.
Das Spin-off Zeabuz vermarktet die NTNU-Technologie. Im Sommer 2023 werden das Jungunternehmen aus Trondheim und die norwegische Fährgesellschaft Torghatten eine mit NTNU-Technik gebaute Fähre in Stockholm in Betrieb nehmen. Sie wird zwischen den Inseln Södermalm und Kungsholmen verkehren.
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