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19.12.2023
Gefährliche Ambitionen?

Amazons Offensive gegen Temu und Shein

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Offensiv wirbt Amazon in China um chinesische Billig-Händlerinnen und versucht so, Marktanteile von Temu und Shein zurückzugewinnen. Eine gefährliche Initiative mit ungewissem Ausgang.
Mit einer großangelegten Offensive namens "Made in China, sold on Amazon" hat der US-Konzern kurz vor Weihnachten auf einer Großveranstaltung in Shenzhen geworben, schreibt Jochen Krisch bei Exciting Commerce. Anscheinend sieht Amazon seine Felle davonschwimmen angesichts des rasanten Erfolges der chinesischen Player und ist jetzt unter Zugzwang, um nicht dauerhaft Marktanteile zu verlieren.
Amazon geht sehr offensiv vor, öffnet seine Supply-Chain-Organisation, senkt Gebühren für Billiganbieter und will gleichzeitig unter anderem mit der Hilfe von KI seine Plattform aufrüsten um "leichte, effiziente und legitime Geschäfte" zu ermöglichen. Das letzte Wort ist offensichtlich der Versuch einer halbwegs deutlichen Kommunikation, welche die allgemeine Besorgnis adressieren soll, dass so illegale Geschäfte zulasten legitimer Händlerinnen und Brands gefördert werden könnten.  
Um diese Besorgnis zu dämpfen, dürfte mehr nötig sein als diese vage Ankündigung. Für Händlerinnen und Brands, die in den Wettbewerb gegen die neuen Billiganbieter treten müssen, wird es überlebenswichtig, dass die Wettbewerbsbedingungen gesichert werden.
Und für Amazon wird es wichtig, sicherzustellen, dass sich die fragwürdigen und vielfach kritisierten Produkte auf Temu und Shein, nicht auch ungefiltert bei Amazon einfinden: Ramsch, Plagiate und Produkte, die mutmaßlich mit der Hilfe von Zwangsarbeit hergestellt werden, dürfen nicht bei Amazon auftauchen.
Die Konsumentinnen vertrauen Amazon - noch.
Gegenwärtig ist für viele Konsumentinnen Amazon ein verlässlicherer und seriöserer Hafen als Temu und Shein. Wenn dieser Vorteil verspielt wird, dann könnte diese Offensive dazu führen, dass Amazons Billigsegment wie ein schlecht gemachter Temu-Klon ohne Gamification wirkt und außer Kannibalisierung nicht viel bewirkt.
Es ist ohnehin schon fraglich, ob Amazons klassische Verkaufsmechanik ohne Temus Gamification-Ansätze und Algorithmen gleiche Umsatzergebnisse wie Temu erreichen kann.