Business-IT
12.03.2019
Rechner aus der Netzwerkdose
1. Teil: „Workplace as a Service (WaaS)“

Workplace as a Service (WaaS)

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belekekin / shutterstock.com
Komplette Arbeitsumgebungen zur Miete sparen Investitionskosten und schaffen so mehr Spielraum für das eigentliche Kerngeschäft. Allerdings unterscheiden sich WaaS-Angebote zum Teil sehr.
Rechner tauschen, Strippen ziehen, Dosen patchen - das Leben eines IT-Mitarbeiters findet zu einem großen Teil unter Schreibtischen und hinter Regalen statt. So mancher rückengeplagte Administrator träumt daher sicher davon, neue Arbeitsplätze einfach per Mausklick einzurichten - am besten noch mit Lieferung der passenden Computer frei Haus.
Dieser Traum kann Wirklichkeit werden. Das versprechen zumindest die Anbieter von Workplace as a Service (WaaS). Je nach Ausrichtung stellen sie komplette Arbeitsumgebungen als Cloud-Dienst (Software as Service, SaaS) zur Verfügung oder kümmern sich auch um Hardware und deren In­stallation. „Workplace as a Service ist ein umfassendes Service-Angebot, das Unternehmen die Möglichkeit bietet, komplette Arbeitsplatzlandschaften mit den dazugehörigen IT-Services für Installation und Betrieb einzukaufen“, erklärt Ellen Kuder, Digital Business Solutions Go-to Market Director Europe beim IT-Dienstleister Dimension Data.
Die Grenzen zu anderen Services rund um den IT-Arbeitsplatz sind dabei fließend und werden von verschiedenen Marktteilnehmern ganz unterschiedlich gezogen. Das Marktforschungsunternehmen Information Services Group (ISG) definiert Workplace as a Service beispielsweise als hoch standardisiertes Produkt, das aus einer Public Cloud heraus angeboten und nutzungsabhängig abgerechnet wird. Das unterscheidet WaaS beispielsweise von Virtual Desktop Ser­vices beziehungsweise einer Virtual Desktop Infrastructure (VDI), die kundenspezifische Desktop-Umgebungen aus Public-, Hybrid- oder Private-Cloud-Umgebungen bereitstellen, oder auch vom Desktop-as-a-Service-Modell (DaaS), in dem die Arbeitsplätze über einen dedizierten Cloud-Server ausgeliefert und zentral gemanagt werden. Schließlich wird unter dem Kürzel WaaS auch noch das Modell Workspace as a Service vermarktet, bei dem in der Regel ein endgeräteunabhängiger Zugriff auf eine virtuelle Desktop-Landschaft angeboten wird.
Viele Workplace-as-a-Service-Angebote enthalten dagegen auch weitergehende Dienstleistungen. „Zusätzlich zu reinen Desktop-Services wird der Betrieb der Back-End-Systeme wie Mail- und Sprachkommunika­tion, Collaboration und Dokumentenmanagement sichergestellt und ebenfalls bereitgestellt“, so Ellen Kuder von Dimension Data. Noch einen Schritt weiter gehen Unternehmen wie Aluxo, My Workplace oder Vertical. Sie bieten komplette Arbeitsplätze inklusive Client-Hardware und Peripherie zur Miete an. „Workplace as a Service bezeichnet ein Stück Arbeitsplatz als Full-Service-Angebot für eine feste monatliche Rate“, umreißt Marcus Rieck, Geschäftsführer von Aluxo IT, den Leistungsumfang.
2. Teil: „Einsatzszenarien für WaaS“

Einsatzszenarien für WaaS

  • Beispiel Amazon Web Services: Mit dem Amazon WorkSpaces Application Manager (WAM) lassen sich Arbeitsplätze zentral konfigurieren und verwalten.
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    com! professional / Screenshot
Komplette IT-Arbeitsplätze zur Miete sind nicht in jedem Fall das Mittel der Wahl, findet Simone Blome-Schwitzki, Sprecherin der Geschäftsführung bei Also Deutschland: „Es kann durchaus sehr sinnvoll für ein Unternehmen sein, seine Bestandsgeräte in regelmäßigen Zyklen in traditionellen Anschaffungsprozessen auszutauschen und wieder in vorhandene Arbeitsplatzumgebungen einzubinden.“ Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Einsatzszenarien, in denen Workplace as a Service eine gute
Alternative zur herkömmlichen Beschaffung von Hard- und Software darstellt.
Start-ups und Neugründungen: Junge Unternehmen wollen schnell arbeitsfähig sein und haben meist ein überschaubares Investitionsbudget. Da eine eigene IT-Kraft nicht bezahlbar ist, kümmert sich häufig der Chef selbst oder ein anderer IT-affiner Mitarbeiter um Computer und Netzwerk. „WaaS ist eine ideale Lösung für kleine Unternehmen mit begrenzten Ressourcen, weil es von der IT-Verantwortung und der Wartung einer eigenen Infrastruktur befreit“, sagt Dominik Birgelen von der Oneclick AG, die eine Plattform für die Bereitstellung von IT-Arbeitsplätzen entwickelt hat. Darüber hinaus ist gerade am Anfang einer Unternehmerkarriere ungewiss, ob die Geschäftsidee trägt und wie sich die Nachfrage entwickelt. IT-Arbeitsplätze, die sich monatlich hinzubuchen oder auch wieder abbestellen lassen, sind deshalb die ideale Basis für unvorhergesehene Entwicklungen.
Mittelständler in der digitalen Transformation: In diesen Unternehmen laufen die Geschäfte in der Regel recht stabil und vorhersehbar. Eine eigene IT-Abteilung oder ein Systemhaus betreut die IT-Arbeitsplätze, managt deren Wartung und aktualisiert sie in regelmäßigen Abständen. Diese Routineaufgaben binden jedoch erhebliche Ressourcen, deren Einsatz für strategische Aufgaben viel wichtiger wäre. „Mittlere Unternehmen mit eigener IT-Abteilung können einen Großteil der lästigen Arbeiten der Client-Verwaltung an den Dienstleister auslagern“, erklärt Manuel Wagner, CEO des WaaS-Anbieters My Workplace. „So haben sie mehr Zeit, sich auf die Fortentwicklung der Digitalisierung in ihrem Unternehmen zu konzentrieren.“
Großunternehmen in der Prozessoptimierung: In Konzernen stehen beständig alle Prozesse auf dem Prüfstand. Ziel ist es, Effizienz, Effektivität und Wirtschaftlichkeit zu maximieren. Die Auslagerung von Aufgaben, die nicht zum Kerngeschäft gehören, ist schon lange Praxis. „Großunternehmen profitieren vor allem durch das Lifecyclemanagement, die zentralen Verwaltungsplattformen und den hohen Automatisierungsgrad“, zählt Wagner die Vorteile von WaaS auf.
Neueinstellungen und Projekte: Die schnelle Bereitstellung und die große Flexibilität von Workplace as a Service erlaubt es, Arbeitsplätze in kürzester Zeit zur Verfügung zu stellen. Das hat nicht nur dann Vorteile, wenn neue Mitarbeiter einen Arbeitsplatz benötigen, sondern erleichtert auch die Projektarbeit. Selbst externen Team-Mitgliedern lassen sich einfach und datenschutzkonform Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, da die Datenhaltung zentral erfolgt und so keine sensi­blen Informationen auf den Endgeräten gespeichert werden.
3. Teil: „Von der Abschreibung zur Miete“

Von der Abschreibung zur Miete

  • Beispiel Oneclick: Über die Plattform von Oneclick lassen sich Applikationen zentral verwalten und browserbasiert zur Verfügung stellen.
    Quelle:
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Während sich der Einstieg in die WaaS-Nutzung bei neuen Unternehmen, Mitarbeitern oder Projektteams recht einfach gestaltet, sind beim Ersatz bestehender Hard- und Software längere Übergangsphasen üblich. Da sich die gemieteten IT-Arbeitsplätze flexibel buchen lassen, können Unternehmen damit beginnen, bereits abgeschriebene, veraltete Hard- und Software durch Mietlösungen zu ersetzen. „Wenn neue Geräte ohnehin angeschafft werden müssen, kann man in diesem Zuge auch die bisherige Beschaffung von Lizenzen und Services überdenken“, empfiehlt Marcus Rieck von Aluxo IT. „Gerade wenn es im Unternehmen einen sehr großen Hardware-Bestand gibt, wird dieser Weg häufig gewählt.“ Mehr­stufige Migrationsprozesse seien in mittelgroßen Firmen üblich, während kleinere Unternehmen meist einen harten Schnitt machten und direkt auf WaaS umstellten, beobachtet My-Workplace-CEO Wagner: „Die Migrationsstrategie variiert je nach Unternehmensgröße.“
In größeren, komplexeren Umgebungen mit Individualentwicklungen und Spezialapplikationen sind allerdings etwas mehr Aufwand und Sorgfalt notwendig. Es muss sichergestellt sein, dass alle Abhängigkeiten erkannt und adressiert wurden, bevor der Austausch beginnt. „Ein schrittweises Migrationskonzept der Back-End-Systeme, gefolgt von einer umfassenden Arbeitsplatzanalyse durch einen erfahrenen Dienstleister sind der Schlüssel zum Erfolg“, weiß Dimension-Data-Director Ellen Kuder.

Das passende Angebot

Ein modularer Aufbau, der eine individuelle Zusammenstellung von Paketen erlaubt, ist ein wesentliches Kriterium für die Provider-Wahl. „Eine gute WaaS-Lösung zeichnet sich zum einen durch eine hohe Standardisierung und Automatisierung und zum anderen durch eine gute Individualisierung aus“, erklärt Alexandre Seifert, CEO bei Vertical. Auch auf Art und Umfang der Leistungsbereitstellung sollten potenzielle Kunden achten, rät Oneclick-Chef Birgelen: „Idealerweise werden Ressourcen nur für die Arbeitszeit zur Verfügung gestellt, sodass eine echte nutzungsbasierte Abrechnung möglich ist.“ Die meisten Mietangebote für IT-Arbeitsplätze sind auf Standardaufgaben ausgelegt und enthalten Büroapplikationen, meist auf Microsoft-Office-Basis, sowie Tools für die Kommunikation und die Verwaltung der Arbeitsplätze. Hinzu kommen je nach Anbieter Module für die Buchhaltung, das Dokumentenmanagement oder CAD/CAM (Computer Aided Design/Manufacturing). Solche Optionen können ein entscheidendes Auswahlkriterium sein, wenn auf den Arbeitsplätzen nicht nur Bürotätigkeiten erledigt werden sollen.
Beim Vergleich der Angebote sollte man auch auf versteckte Kosten achten, die etwa durch zusätzliche Wartungsverträge oder Versicherungen entstehen, rät Manuel Wagner. „Hinter einer guten WaaS-Lösung sollte auch ein kompetenter Dienstleister stehen, welcher im Problemfall technischen Support bieten kann, und nicht nur ein Händler“, so der My-Workplace-Chef weiter. Auch die angebotenen Service Level Agreements (SLAs) spielen eine große Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein WaaS-Angebot, ebenso wie die Vertragslaufzeiten. Während Software oft monatlich gebucht und wieder abbestellt werden kann, muss Hardware meist für 24 oder 36 Monate gemietet werden. Das schränkt die Flexibilität natürlich wieder deutlich ein, vor allem wenn mit WaaS kurzfristig Projekte adressiert oder Lastspitzen abgedeckt werden sollen. Andererseits ist auch selbst gekaufte Hardware über 36 Monate abzuschreiben, es ergibt sich durch WaaS also zumindest kein Nachteil.
Datenschutz und IT-Sicherheit sollten bei der Anbieterwahl ebenfalls berücksichtigt werden. „Im Allgemeinen ist darauf zu achten, wo die Daten liegen, wo das Rechenzen­trum seinen Sitz hat und wie die dortigen Datenschutzbestimmungen sind“, rät Vertical-Chef Seifert. Die Datenhaltung sollte möglichst in Deutschland oder zumindest in der EU erfolgen. Bei der Datenspeicherung und -übermittlung sind gängige Verschlüsselungsverfahren wie SSL/TLS für den Transport und AES bei der Speicherung einzuhalten. Auch an Siegel und Zertifizierungen wie Trusted Cloud oder ISO 27001 sollte man bei der Anbieterwahl denken.

Wann sich WaaS rechnet

Die Kosten für die Arbeitsplatzmiete im WaaS-Modell sind transparent und fallen in der Regel monatlich an. Schwieriger ist es allerdings, korrekte Vergleichszahlen der betriebseigenen Hard- und Software zu ermitteln. „Die tatsächlichen IT-Kosten eines Unternehmens entstehen neben den Anschaffungskosten für Hard- und Software vor allem im Service­bereich“, erläutert Simone Blome-Schwitzki von Also Deutschland. Zur reinen Abschreibung kommen Aufwendungen für Wartung und Reparaturen, Versicherungen, Installation, Lagerung und Verwaltung hinzu. Die Kosten für eine datenschutzkonforme Löschung und Entsorgung nach Ablauf der Nutzung dürfen ebenfalls nicht vergessen werden.
Geteilt durch die Nutzungsdauer in Monaten ergibt sich so die monatliche Total Cost of Ownership (TCO), die man mit den Kosten von WaaS-Angeboten vergleichen kann. „In 90 Prozent der Fälle ist das Workplace-as-a-Service-Konzept günstiger“, verspricht Manuel Wagner von My Workplace. Laut Vertical-CEO Seifert liegen die Einsparungen gegenüber dem Eigenbetrieb dabei bei durchschnittlich 20 Prozent. Nicht nur die Reduktion der Kosten sei ein großer Vorteil, so Seifert weiter, sondern auch deren leichtere Nachverfolgbarkeit: „Durch diese Transparenz kann die Buchhaltung einfacher, schneller und effektiver die monatlichen IT-Kosten abwickeln und so auch besser in die Zukunft planen.“
4. Teil: „WaaS aus der Cloud“

WaaS aus der Cloud

Wer nur virtuelle Arbeitsplätze mieten möchte, wird bei Cloud-Anbietern fündig. Mit dem Amazon WorkSpaces Application Manager (WAM) bietet etwa der Public-Cloud-Marktführer AWS eine Umgebung, über die sich virtuelle Arbeitsplätze zentral zur Verfügung stellen lassen. Kunden können Standard-Applikationen, Eigenentwicklungen, aber auch Software aus dem AWS Marketplace bereitstellen. In der Lite-Version ist der WAM kostenlos nutzbar.
ISG bescheinigt dem AWS-Angebot ein sehr modulares Service-Portfolio sowie transparente Preise und Abrechnungsoptionen, zum Teil sogar auf Stundenbasis. Auch Datenschutz-Belangen werde Rechnung getragen, etwa durch den Betrieb der Services in deutschen Rechenzentren. Amazon stellt seine Workspaces zudem in einem Amazon Virtual Private Network bereit und bietet Zugriff auf verschlüsselte Speicherbereiche. Daher müssen auf dem Endgerät keine sensiblen Daten mehr gespeichert werden, was bei Diebstahl oder Abhandenkommen das Risiko eines Datenverlusts reduziert.
Cancom stellt seinen Digital Workspace aus der unternehmenseigenen AHP Enterprise Cloud bereit. Der Kunde erhält einen IT-Arbeitsplatz inklusi­ve Verwaltung, Provisionierung und Nutzungserfassung aus einer Private-Cloud-Umgebung im Provider-Rechenzentrum oder aus der Infrastruktur des Kunden. SaaS-Angebote wie Microsoft Office 365 lassen sich ebenso integrieren wie Kommunikationslösungen oder CAD/CAM-Applikationen. Laut ISG sprechen ein breites Funktionsangebot sowie die Auswahl unter hoch standardisierten Paketen für Cancom.
Während Digital Workspace eher Großunternehmen adressiert, richtet sich Desktop as a Service der Cancom-Tochter Pironet an mittelständische Kunden. Trotz des Namens handelt es sich genau genommen um ein WaaS-Angebot, denn im Leistungsumfang ist ein kompletter Büroarbeitsplatz auf Windows-Basis inklusive E-Mail-Software, Standard-Applikationen und Online-Speicher enthalten. Auch hier erfolgt die Bereitstellung aus einer Cloud-Umgebung heraus. Für den Offline-Betrieb bietet der Provider eine Client-Virtualisierung. Dabei wird kein redundantes Windows-System auf dem Rechner des Anwenders installiert, sondern ein aktuelles Abbild der Cloud-Version verwendet.
Dimension Data bietet im Rahmen seiner Digital-Workplace-Services eine ganze Reihe von Dienstleistungen. Das Unternehmen analysiert die aktuelle Arbeitsplatzsituation, stellt IT-Arbeitsplätze für Endnutzer bereit, verwaltet Netzwerke und kümmert sich um die Sicherheit von Endgeräten und Daten. Messaging, Conferencing und Collaboration sind weitere Leistungen, die im Rahmen von Digital Workplace bezogen werden können. „Durch unsere internationale Aufstellung und unsere Erfahrung mit Kunden aus allen Branchen sowie unsere umfassende, herstellerunabhängige Expertise sind wir in der Lage, alle Größenordnungen von Kundenunternehmen global optimal zu betreuen“, fasst Ellen
Kuder die Vorteile zusammen.
Mit der G Suite stellt Google Anwendern einen kompletten Arbeitsplatz aus der Cloud zur Verfügung. Der Anbieter setzt dabei auf eigene Standard-Büroapplikationen und nicht wie viele andere auf das Microsoft-Office-Paket. Die Formate sind in gewissem Rahmen zu denen der Microsoft-Produkte kompatibel, bei komplexen Vorlagen, Ma­kros oder Pivot-Tabellen kann es aber zu Konvertierungsproblemen kommen. Ab dem Business-Paket gehören zum Leistungsumfang der G Suite außerdem eine Low-Code-Entwicklungsplattform sowie erweiterte Sicherheits- und Verwaltungsfunktionen, etwa um Aufbewahrungsrichtlinien für die E-Mail-Ablage festzulegen.
Als zentrale Plattform für die Bereitstellung von Web-Apps, nativen Applikationen, Desktops und Daten preist Oneclick seine gleichnamige Lösung an. Das Portal aggregiert Anwendungen aus unterschiedlichen Umgebungen und stellt sie über einen Browser als individuellen Arbeitsplatz zur Verfügung. „Die Auslieferung in einen Workspace im Browser sorgt dafür, dass kein Endpoint und Mobile Device Management mehr notwendig ist“, erklärt Oneclick-CEO Birgelen die Vorteile.
WaaS aus der Cloud (Auswahl)
5. Teil: „WaaS inklusive Hardware“

WaaS inklusive Hardware

Mehrere Anbieter liefern Komplettpakete aus Client-Hardware und Software. Oft sind zusätzliche Peripheriegeräte wie Zweitmonitor, Maus und Tastatur oder Headset im Lieferumfang enthalten oder können hinzugebucht werden. „Eine wesentliche Charaktereigenschaft bei Workplace-as-a-Service-Konzepten ist, dass die Komponenten nicht zu einem einmaligen Festpreis erworben werden, sondern über einen vorher definierten Zeitraum gegen Entgelt gemietet werden“, erklärt My-Workplace-CEO Wagner das Prinzip.
Surface as a Service heißt das Angebot von Aluxo. Wie der Name schon andeutet, erhält der Kunde als Hardware ein Microsoft-Surface-Produkt. Die Leihgeräte werden inklusive Microsoft Office 365 ausgeliefert und sind sofort einsatzbereit. „Wir bieten dem Kunden ein individuelles Bundle ohne versteckte Gebühren“, verspricht Geschäftsführer Rieck. Das Unternehmen hat einen Surface-Schutzbrief entwickelt, der bei Beschädigung, Zerstörung oder Verlust einen Ersatz am nächsten Werktag garantiert.
Mitbewerber My Workplace setzt bei der Hardware auf Lenovo-Notebooks, die Pakete aus Hard- und Software lassen sich individuell zusammenstellen. „Unser breites Workplace-Angebot dient dazu, auch kleinen und mittleren Unternehmen das digital-prozesstechnische Arbeiten zu ermöglichen und im Zuge der Digitalisierung aktuelle und moderne IT- und Kommunikationslösungen im Mittelstand zu platzieren, wie sie heute bei Großunternehmen bereits im Einsatz sind“, erklärt My-Workplace-CEO Wagner. Zusätzlich erhält jeder Kunde Zugriff auf ein E-Learning-Portal, auf dem der sichere Umgang mit der Arbeitsumgebung erläutert wird.
Bei Vertical können sich Anwender über einen Online-Designer ihren Arbeitsplatz individuell konfigurieren. „Hier kann der Kunde seine IT ganzheitlich digital abbilden, dem Unternehmen Standorte, Abteilungen und Mitarbeiter zuweisen und Nutzer für Nutzer die IT zielgerichtet zusammenstellen“, erläutert Vertical-CEO Seifert das Konzept. Software lässt sich jederzeit nachbestellen und steht in der Regel nach einem Neustart des Rechners sofort zur Verfügung. Service und Support sind in den monatlichen Pauschalen enthalten.
Der Distributor Also bietet über seine Reseller ein WaaS-Paket. Fachhändler und Dienstleister können IT-Arbeitsplätze direkt im Also Cloud Marketplace konfigurieren und individuell auf ihre Kunden zuschneiden. Also ist dabei der Vertragspartner des Kunden und stellt die monatliche Rechnung.

Fazit

Anders als für Infrastructure as a Service, Platform as a Service oder Software as a Service gibt es für Workplace as a Service keine einheitliche, allgemein akzeptierte Definition. Daher finden sich unter dem WaaS-Label die unterschiedlichsten Produkte und Dienstleistungen.
Alle Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile. Cloud-Lösungen sind extrem flexibel und lassen sich zum Teil sogar auf Stundenbasis buchen, erfordern aber eine stabile Breitbandversorgung an allen Standorten und eigene Hardware. Professional Workplace Services, wie sie Cancom oder Dimension Data anbieten, sind sinnvoll, wenn es um die strategische Neuausrichtung der kompletten Client-Landschaft geht. Um schnell ein paar Arbeitsplätze für ein neues Projektteam zur Verfügung zu stellen, sind sie weniger geeignet.
Die Komplettangebote schließlich sind vor allem für Neugründungen, aber auch für Neueinstellungen oder Ersatzbeschaffungen attraktiv. Ihr Vorteil liegt vor allem darin, dass auch die Hardware-Kosten operationalisiert werden können. „WaaS ersetzt hohe Investitionskosten durch transparente Betriebskosten und schafft so mehr Spielräume und Freiheiten im eigent­lichen Kerngeschäft“, resümiert Also-Chefin Blome-Schwitzki.
WaaS-Angebote inklusive Hardware (Auswahl)
6. Teil: „Im Gespräch mit Dr. Henning Dransfeld von der ISG“

Im Gespräch mit Dr. Henning Dransfeld von der ISG

  • Dr. Henning Dransfeld: Principal Advisor bei der Information Services Group (ISG)
    Quelle:
    ISG
Dr. Henning Dransfeld, Principal Advisor bei der Information Services Group (ISG), erklärt, warum sich Workplace as a Service schnell verbreiten wird.
com! professional: Herr Dr. Dransfeld, laut der Definition in Ihrem aktuellen Provider Lens „Workplace of the Future“ ist WaaS ein reines Public-Cloud-Angebot. Viele Anbieter offerieren unter diesem Namen allerdings auch andere Dienste bis hin zur Client-Überlassung. Woher kommt diese Begriffsverwirrung?
Henning Dransfeld: Da spielt natürlich auch das Marketing eine Rolle. Ich sehe die Verwirrung eher in der Abgrenzung zu Virtual Workplace Services, die ja auch On-Premise oder hybrid erbracht werden können.
com! professional: Was zeichnet Workplace as a Service in Abgrenzung zu Virtual Workplace aus?
Dransfeld: Workplace as a Service ist nach unserer Definition ein Software-as-a-Service-Angebot. Das bedeutet, es gibt ein hoch standardisiertes Preismodell. Es kann verschiedene Module und Optionen geben, die man hinzubuchen kann. Die Abrechnung erfolgt per Nutzer und Monat, Seats lassen sich monatlich hinzubuchen oder auch wieder abbestellen.
com! professional: Wie ist die Nachfrage in Deutschland nach Workplace as a Service?
Dransfeld: Der Markt ist noch sehr jung. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir eine steigende Nachfrage sehen werden. Hardware und Inhalte werden immer mehr voneinander entkoppelt, die Unternehmen wollen in Zukunft keine Endgeräte mehr selbst managen. Die Software-Entwicklung ist so rasant geworden und die Produktzyklen sind so kurz, dass eine zentralisierte Hardware-Beschaffung eigentlich keinen Sinn mehr ergibt. Viel besser ist es, dem Anwender nahtlos auf jedem Gerät seiner Wahl die für seine Arbeit notwendigen Applikationen und Services zur Verfügung zu stellen.
com! professional: Heißt das, zukünftig werden alle Mitarbeiter einen Workplace as a Service erhalten?
Dransfeld: Nein, WaaS ist keine Universallösung. In praktisch allen großen Unternehmen gibt es hoch qualifizierte Mitarbeiter mit Spezialaufgaben, die spezielle Hard- und Software benötigen und auch an Rechenkapazität und Bandbreite besonders hohe Anforderungen stellen. Solche Spezialisten wird man nicht mit einem WaaS-Standardarbeitsplatz ausstatten können.
com! professional: Aber gibt es nicht auch WaaS-Angebote, die Spezialanwendungen wie 3D-CAD abdecken?
Dransfeld: Es ist natürlich von Vorteil, wenn ein Workplace as a Service auch solche Optionen bereitstellt. Es bleibt aber auch noch der regulatorische Aspekt. Schon allein aus Compliance-Gründen und rechtlichen Vorgaben lassen sich nicht alle Aufgaben in eine Public Cloud verlagern. Es ist eben ein großer Unterschied, ob ein Bankmitarbeiter eine Powerpoint-Präsentation bearbeitet oder in einer internen Fachapplikation Finanztransaktionen durchführt.
com! professional: Behindern diese regulatorischen Vorgaben die Verbreitung von WaaS?
Dransfeld: Das Problem sehe ich weniger. Es geht ja nach dem Pareto-Prinzip hauptsächlich um die 80 Prozent an generischen Aufgaben, die in jedem Unternehmen gleich oder sehr ähnlich sind und die sich daher sehr gut standardisieren lassen
com! professional: Welche Rolle spielt der Datenschutz für die Akzeptanz von WaaS? Amerikanische Provider sind nach dem Cloud Act dazu verpflichtet, Kundendaten an amerikanische Behörden auszuliefern, auch wenn diese auf Servern in Europa liegen.
Dransfeld: Das ist und bleibt ein Riesenthema. Der Cloud Act steht ja in direktem Gegensatz zur Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die - davon bin ich überzeugt - auch greifen und bei Verstößen zu hohen Geldbußen führen wird. Die Provider lösen das Problem, indem sie die Daten direkt vom Kunden verschlüsseln lassen. Damit geben sie an, keinen Zugriff mehr darauf zu haben, aber beweisen lässt sich das nur schwer.
com! professional: Was raten Sie Unternehmen?
Dransfeld: Man muss sich genau ansehen, welche Zertifizierungen der Provider hat. Ähnlich wie bei den Versicherungsunternehmen gilt auch in der Public Cloud das Rückversicherungsprinzip. Das bedeutet, dass man die gesamte Kette verfolgen muss, in der die Daten bei einem Ausfall der Primär-Cloud ausgelagert würden. Der Provider muss außerdem erklären können, wo die Daten liegen, das ist eine der Anforderungen der DSGVO. Das ist beispielsweise für Google ein Problem, weil das Unternehmen Dateien in kleine Fragmente separiert und diese in der ganzen Google Cloud verteilt. Zwar ist das sehr sicher, da ein Hacker mit den einzelnen Fragmenten nichts anfangen kann, aber eben nicht DSGVO-konform.
com! professional: Auf was sollte man bei der Wahl eines WaaS-Providers achten?
Dransfeld: Das Wichtigste ist aus unserer Sicht ein klares Angebot, in dem die Funktionalitäten eindeutig beschrieben sind. Das Preismodell muss passen und die wesentlichen Funktionen einer Büroumgebung müssen über ein enthaltenes Microsoft-Office-Paket oder wie bei Google über entsprechende Alternativprodukte abgedeckt werden. Auch sollten die Dienste schnell und unkompliziert verfügbar sein. Es muss außerdem klar geregelt sein, welche Services enthalten sind und was bei Ausfällen geschieht.
Bei allen großen Anbietern kann man die WaaS-Angebote testen, das sollte man nutzen. Bei größeren Unternehmen kommt noch hinzu, ob ich einen persönlichen Ansprechpartner bekomme und wie die Reaktionszeiten aussehen. Bei kleineren Installationen mit 50 Seats oder weniger werde ich dagegen wahrscheinlich mit einem Bot vorliebnehmen müssen, der mich bei typischen Fragen unterstützt.

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