Fintech
24.04.2019
Zahlungsabwickler

Wirecard holt Softbank als neuen Investor an Bord

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Pavel Kapysh / Shutterstock.com
Wirecard holt sich den japanischen Softbank-Konzern als neuen Investor in Boot. Zudem will Softbank den Dax-Konzern beim Markteintritt in Japan und Südkorea unterstützen.
Der unter Druck stehende Fintech-Anbieter Wirecard hat mit dem japanischen Softbank-Konzern einen renommierten Technologieinvestor als Ankeraktionär gewonnen. Zudem wollen die beiden Unternehmen künftig zusammenarbeiten. So will Softbank den Dax-Konzern beim Markteintritt in Japan und Südkorea unterstützen, wie Wirecard am Mittwoch in Aschheim mitteilte. Die im Dax notierte Aktie legte vorbörslich deutlich zu. Das Papier setzte damit die jüngste Erholung nach den Tiefschlägen, die es in den vergangenen Monaten infolge mehrerer Artikel in der "Financial Times" ("FT") über Bilanzierungspraktiken eingesteckt hatte, fort.
Der Einstieg von Softbank, über den die Nachrichtenagentur Bloomberg bereits am Dienstagabend berichtet hatte, könnte für Anleger in diesem Zusammenhang eine beruhigende Nachricht sein. Die Japaner werden in einem ersten Schritt 900 Millionen Euro in eine Wandelschuldverschreibung des Konzerns investieren. Wirecard werde zu diesem Zweck eine Anleihe begeben, die nach Ablauf von fünf Jahren in gut 6,9 Millionen Aktien zu einem Preis von 130 Euro je Stück gewandelt werden. Die Zahl der Aktien entspricht rund 5,6 Prozent des Grundkapitals von Wirecard.
Die Ausgabe der Wandelschuldverschreibung unter Ausschluss des Bezugsrechts der aktuellen Anteilseigner soll von den Aktionären bei der Hauptversammlung am 18. Juni genehmigt werden. Softbank ist weltweit an zahlreichen Technologieunternehmen beteiligt. So hatte das von Masayoshi Son geleitete Unternehmen Anfang 2018 knapp eine halbe Milliarde Euro in die Gebrauchtwagenplattform Auto1 gesteckt. Softbank ist zudem am Fahrdienst Uber beteiligt und ist auch der Eigentümer des US-Mobilfunkers Sprint, den Son aber am liebsten mit der Telekom-Tochter T-Mobile US fusionieren würde.

Wirecard-Aktie zog an

Die Wirecard-Aktie zog nach dem Handelsstart zwischenzeitlich um zehn Prozent an, der Kurs erreichte mehr als 136 Euro. Die im Dezember vergangenen Jahres für die Commerzbank in den Dax aufgerückte Aktie kann sich damit immer weiter von ihrem Jahrestief von 86 Euro, auf das sie Anfang Februar infolge der ersten Serie von "FT"-Artikeln gefallen war, absetzen. Von den Kursen, die das Papier vor den Artikeln erreicht hatte, ist die Aktie aber noch rund ein Fünftel entfernt. Der Wirecard-Vorstand hatte die Berichte zurückgewiesen und von Diffamierung gesprochen.
Mittlerweile hat die von Wirecard beauftragte Untersuchung einer Singapurer Anwaltskanzlei ergeben, dass Mitarbeiter in dem südostasiatischen Inselstaat tatsächlich gegen Bilanzregeln verstoßen haben - allerdings weniger gravierend als von der Zeitung berichtet. In der Zwischenzeit ist nicht nur die Börsenaufsicht eingeschritten: Auch die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es bei den Kursturbulenzen nicht mit rechten Dingen zuging. Beide Behörden ermitteln. Die Bafin hatte Anfang der Woche rund ein Dutzend mutmaßlich Beteiligter bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Um wen es sich handelt, teilte die Bafin nicht mit.

Short-Attacken

Short-Attacken sind ein Kursmanöver, bei dem Spekulanten eine Aktie gezielt zum Absturz bringen. Die Leerverkäufer leihen sich gegen Gebühr Aktien und verkaufen diese. Sinkt anschließend der Kurs, können sie die Papiere günstiger einkaufen und den Eigentümern zurückgeben, die Differenz zwischen Ver- und Einkaufspreis bleibt als Gewinn. Wirecard war bereits 2008 und 2016 Ziel von solchen Attacken geworden. Möglich ist dies unter anderem deshalb, weil das Geschäftsmodell schwer zu erklären ist und Konzernchef Markus Braun bisweilen auch wenig dafür tat, für mehr Transparenz zu sorgen.
Braun, der selbst sieben Prozent des zuletzt mit etwas mehr als 15 Milliarden Euro bewerteten Unternehmens hält, tritt am Donnerstag bei der wegen der Bilanzierungsprobleme verschobenen Pressekonferenz zu den 2018er-Zahlen an die Öffentlichkeit. Dabei will Wirecard auf die Vorwürfe reagieren und mit mehr Kennzahlen eine größere Transparenz herstellen. Zudem sollen diejenigen Abteilungen überdurchschnittlich ausgebaut werden, die das operative Geschäft beaufsichtigen. Das Unternehmen war in der Vergangenheit auch durch Übernahmen stark gewachsen, was die Aufsicht über die Einhaltung von gesetzlichen Regeln erschwert haben könnte.
Nach Informationen des "Handelsblatts" könnte zudem der Aufsichtsrat und Vorstand erweitert werden. Dies wurde zuletzt immer wieder von Investoren gefordert, um die Strukturen des Unternehmens an die inzwischen gewonnene Größe anzupassen.

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