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23.02.2021
Zu wenig Programmierer

Verzögerung bei Corona-Hilfen wegen Personalmangel

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Die verspätete Auszahlung der Coronahilfen in Deutschland ist auf einen Mangel an Programmierkapazität zurückzuführen, um die notwendigen Onlineformulare zu erstellen, ließ das Bundeswirtschaftsministerium wissen.
  • Edward Lenssen ist CEO der niederländischen Beech IT.
    Quelle:
    www.beech.it
Die fehlenden Programmierer haben das Versprechen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, die Hilfsgelder schnell und unbüro­kratisch auszuzahlen, zur Makulatur gemacht. "Das ist ein tragisches Beispiel dafür, welche enormen Auswirkungen der Mangel an Softwareentwicklern heute schon hat", sagt Edward Lenssen, CEO der niederländischen Beech IT, die auf die Erstellung komplexer Softwaresysteme, Websites und Apps spezialisiert ist. Der Beech-Chef prognostiziert: "Die Erstellung von Software wird in den 2020er Jahren zu einem kritischen Flaschenhals für Regierungen, Behörden und die Wirtschaft werden." Lenssen begründet seine Befürchtungen damit, dass die Programmierung von Computern nach heutigem Kenntnisstand kaum automatisierbar ist, und verdeutlicht den Aufwand zur Software­erstellung anhand eines Rechenbeispiels.
Üblicherweise rechnet man mit einer Produktivität von zehn bis 50 Codezeilen je Mitarbeiter und Tag. Ein Softwareentwicklungsprojekt mit einem Aufwand von 1.000 Personentagen, also in etwa fünf Personenjahre, produziert somit zwischen 10.000 und 50.000 Codezeilen. Zur Einordnung: In einem Smartphone mit dem Betriebssystem Android werkeln rund 14 Millionen Programmzeilen. Die Diskrepanz zwischen dem notwendigen Aufwand einerseits und den stark wachsenden Programm­größen andererseits verdeutlicht die immense Lücke bei der Softwareentwicklung. "Das ohnehin drängende Problem wird dadurch verschärft, dass die Softwaresysteme immer komplexer werden", sagt Edward Lenssen: "Schließlich ging es auch bei den Coronahilfen nicht nur um bloße Formulare, sondern vor allem auch um die Anbindung an die entsprechenden IT-Systeme zur weiteren Verarbeitung der eingegebenen Daten."

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