23.09.2020
Schiedsrichter Netzagentur
Streit um Mobilfunk-Markt: Netzagentur soll schlichten
Autor: dpa
Shutterstock.com/TATSIANAMA
Alle Mobilfunk-Nutzer könnten profitieren - es könnte Wettbewerb und Angebote verbessern, so hoffen manche Experten. Die Netzagentur soll Schiedsrichter in der Frage sein, ob Neueinsteiger Drillisch Zugang zum 5G-Netz der Konkurrenz bekommt.
Wegen festgefahrener Verhandlungen zwischen Telekommunikationsfirmen wird die Bundesnetzagentur erstmals zum Schiedsrichter am Mobilfunkmarkt.
Ein entsprechender Antrag von United Internet/Drillisch sei eingegangen, nun würden die verschiedenen Unternehmen angehört, teilte die Netzagentur am Dienstag in Bonn mit. United Internet und seine Tochterfirma Drillisch sind darauf angewiesen, künftig Zugang zum 5G-Netz eines Konkurrenten zu bekommen. Derzeit scheint die Firma aber schlechte Karten zu haben - und hofft nun auf Rückenwind aus Bonn, wenn die dortige Netzagentur ihre Schiedsrichterrolle einnimmt.
Hintergrund des Streits ist die Versteigerung von 5G-Mobilfunkfrequenzen 2019. Damals griffen nicht nur die alteingesessenen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) zu, sondern auch Drillisch als Neueinsteiger - bis Ende 2022 muss das Unternehmen mindestens 1000 5G-Stationen bauen und bis Ende 2025 mindestens jeden vierten deutschen Haushalt mit schnellem Internet versorgen können. In der Ausbauphase wird Drillisch beim 5G-Netz aber noch große weiße Flecken haben. Damit Drillisch-Kunden auch dort surfen und telefonieren können, sollen ihre Handys mit dem Netz eines Konkurrenten verbunden werden können. Würden sie das nicht, hätte der Neueinsteiger wohl keine Chance.
Bisher konnte sich Drillisch aber mit keinem dieser drei Konzerne einigen. Eine Zusammenarbeit mit Telefónica ist am nahe liegendsten da beide Firmen ohnehin schon kooperieren beim aktuellen langsameren 4G-Standard. Allerdings verkrachte sich die Firma von Ralph Dommermuth kürzlich mit dem Münchner Konkurrenten wegen dessen Rechnungen für 4G-Netzkapazitäten. Mit der Netzagentur als Schiedsrichter sollen die separaten brachliegenden Verhandlungen mit der Telekom und Vodafone neuen Schwung bekommen.
Branchenkenner haben aber Zweifel, ob Drillisch tatsächlich Kapazitäten von einer dieser beiden Firmen kaufen will oder diese Gespräche nur aus Verhandlungstaktik sucht: Um Telefónica zu signalisieren, dass man anderswo vielleicht billiger einkaufen könnte. Ein Vodafone-Sprecher sagte am Dienstag, die Verhandlungen seien "ruhend" gestellt - Drillischs Forderungen seien bisher wirtschaftlich nicht tragbar gewesen. Man sei aber "nach wie vor offen für einen Deal, dessen Ergebnis beiden Seiten gerecht wird".
Für Endkunden ist die Frage, ob Drillisch es wirklich zum vierten deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber schafft, durchaus wichtig. Denn Experten rechnen damit, dass der Wettbewerb sich durch den neuen Marktteilnehmer verschärft und die Angebote sich verbessern.
Ein entsprechender Antrag von United Internet/Drillisch sei eingegangen, nun würden die verschiedenen Unternehmen angehört, teilte die Netzagentur am Dienstag in Bonn mit. United Internet und seine Tochterfirma Drillisch sind darauf angewiesen, künftig Zugang zum 5G-Netz eines Konkurrenten zu bekommen. Derzeit scheint die Firma aber schlechte Karten zu haben - und hofft nun auf Rückenwind aus Bonn, wenn die dortige Netzagentur ihre Schiedsrichterrolle einnimmt.
Hintergrund des Streits ist die Versteigerung von 5G-Mobilfunkfrequenzen 2019. Damals griffen nicht nur die alteingesessenen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) zu, sondern auch Drillisch als Neueinsteiger - bis Ende 2022 muss das Unternehmen mindestens 1000 5G-Stationen bauen und bis Ende 2025 mindestens jeden vierten deutschen Haushalt mit schnellem Internet versorgen können. In der Ausbauphase wird Drillisch beim 5G-Netz aber noch große weiße Flecken haben. Damit Drillisch-Kunden auch dort surfen und telefonieren können, sollen ihre Handys mit dem Netz eines Konkurrenten verbunden werden können. Würden sie das nicht, hätte der Neueinsteiger wohl keine Chance.
Bisher konnte sich Drillisch aber mit keinem dieser drei Konzerne einigen. Eine Zusammenarbeit mit Telefónica ist am nahe liegendsten da beide Firmen ohnehin schon kooperieren beim aktuellen langsameren 4G-Standard. Allerdings verkrachte sich die Firma von Ralph Dommermuth kürzlich mit dem Münchner Konkurrenten wegen dessen Rechnungen für 4G-Netzkapazitäten. Mit der Netzagentur als Schiedsrichter sollen die separaten brachliegenden Verhandlungen mit der Telekom und Vodafone neuen Schwung bekommen.
Branchenkenner haben aber Zweifel, ob Drillisch tatsächlich Kapazitäten von einer dieser beiden Firmen kaufen will oder diese Gespräche nur aus Verhandlungstaktik sucht: Um Telefónica zu signalisieren, dass man anderswo vielleicht billiger einkaufen könnte. Ein Vodafone-Sprecher sagte am Dienstag, die Verhandlungen seien "ruhend" gestellt - Drillischs Forderungen seien bisher wirtschaftlich nicht tragbar gewesen. Man sei aber "nach wie vor offen für einen Deal, dessen Ergebnis beiden Seiten gerecht wird".
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