Sicherheit
03.03.2020
Drohnenabwehr
1. Teil: „So schützen Sie Ihr Unternehmen vor Drohnen“

So schützen Sie Ihr Unternehmen vor Drohnen

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Free_styler / shutterstock.com
Friederike Nielsen von Dedrone erklärt, wie sich Unternehmen vor Drohnen schützen. Physische Blockaden in Form von Mauern oder Stacheldraht nützen nichts. Es braucht softwaregestützte Abwehrmaßnahmen.
Herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen sind wirkungslos, wenn es um die Abwehr von Spionage- oder Terrordrohnen geht. Friederike Nielsen, VP of Marketing & Communications beim Drohnenabwehrspezialisten Dedrone, zeigt auf, wie man sich sinnvoll gegen unerwünschte Drohnen wehrt.
com! professional: Frau Nielsen, Dedrone hat sich auf die Abwehr von Drohnen spezialisiert. Wie groß ist die Nachfrage nach Drohnenabwehrlösungen überhaupt?
Nielsen: Der Markt wächst. Anfangs waren wir natürlich noch Exoten und mussten erklären, wofür unsere Produkte gut sind. Aber schon im ersten Jahr unserer Betriebstätigkeit gab es mehrere Vorfälle, die den Bedarf an Drohnenabwehrsystemen eindrücklich demonstrierten. So stürzte eine Drohne direkt auf den Rasen vor dem Weißen Haus, unbekannte Drohnen wurden über Paris und Atomkraftwerken gesichtet.
com! professional: Sind das nicht meist nur Missgeschicke privater Piloten, die sich verflogen haben?
Nielsen: Nicht nur, auch Kriminelle nutzen Drohnen, beispielsweise um Waffen und Drogen in Gefängnisse zu schmuggeln, die Fluggeräte werden außerdem gezielt zu Sabotagezwecken eingesetzt. Auch terroristische Attacken per Drohne häufen sich.
Im Grunde sind alle Unternehmen und Einrichtungen potenzielle Kunden, die ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis haben. Sie erkennen zunehmend, dass Stacheldraht und Eisentore gegen Drohnen nichts nützen.
com! professional: Setzen Kriminelle auf handelsübliche Drohnen oder bauen sie sich die Geräte für ihre Zwecke selbst?
Nielsen: Es gibt Bausätze und Spezialanfertigungen, die sehen wir aber eher selten. In den meisten Fällen sind es gängige Drohnen, die man für wenige Hundert Euro kaufen kann.
com! professional: Sprechen Sie auch mit den Drohnenherstellern? Falls ja, wie offen sind diese für eine Zusammenarbeit?
Nielsen: Ja, wir sind bereits mit einigen Herstellern im Gespräch. Gerade die Anbieter von Profidrohnen, die beispielsweise an Flughäfen oder Kraftwerken eingesetzt werden, haben ein großes Interesse an einer eindeutigen Kennzeichnung ihrer Geräte, damit sie sofort als erwünscht identifiziert werden können.
Wir entwickeln gerade die Möglichkeit, solche Flugobjekte in unserer Erkennungs-Software auf eine Whitelist setzen zu können.
com! professional: Wie kann man sich am besten gegen Drohnen schützen?
Nielsen: Zunächst einmal gilt es, unerwünschte Flugbewegungen überhaupt zu entdecken. Dafür bieten wir Detektionssysteme, die jede Annäherung protokollieren und so viele Informationen wie möglich sammeln.
com! professional:  Was haben die Betroffenen von einem solchen Protokoll?
Nielsen: Sehr viel, sie können beispielsweise erkennen, ob und wo sich regelmäßig unautorisierte Drohnen auf dem Gelände aufhalten und von wo sie starten. So lassen sich Diebstähle oder Schmuggelaktionen sehr schnell identifizieren und aufklären. Werden regelmäßig dieselben Startplätze genutzt, kann man dort Warnschilder anbringen oder Security-Personal positionieren.
2. Teil: „Drohnenabschuss keine Möglichkeit“

Drohnenabschuss keine Möglichkeit

com! professional: Das sind eher langfristige Maßnahmen. Kann man auf Basis dieser Daten auch sofort reagieren, wenn eine Drohne auf das Firmengelände fliegt?
  • Friederike Nielsen:
    VP of Marketing & Communications bei Dedrone
    Quelle:
    Dedrone
Nielsen:
Ja natürlich, die Systeme können das Überwachungspersonal alarmieren, sobald eine Drohne detektiert wird. Als Sofortmaßnahmen kann man etwa Rollläden herunterlassen, um die Personenerkennung oder das Abfotografieren vertraulicher Dokumente zu verhindern. Oder man geht zum Startpunkt der Drohne und spricht den Piloten direkt an. Das ist meist sehr wirksam.
com! professional: Wie funktioniert eigentlich die Detektion von Drohnen?
Nielsen: Wir verbinden verschiedene Sensortypen mit einer intelligenten Software. Das Drohnenangebot verändert sich ja sehr schnell, ständig kommen neue und verbesserte Fluggeräte auf den Markt. Daher müssen wir in der Lage sein, auch neue Typen zu erkennen. Ähnlich wie bei einem Virenscanner ist bei unserer Software daher eine ständige Weiterentwicklung notwendig. Auch da arbeiten wir mit den Herstellern zusammen, die uns ihre neuen Modelle schicken, damit wir sie analysieren und in unsere Datenbank aufnehmen können.
com! professional: Welche Sensoren setzen Sie ein?
Nielsen: Im Wesentlichen sind es RF-Sensoren, die den Funkverkehr zwischen Drohne und Fernsteuerung empfangen und auswerten. Über diese Kommunikation können wir meist den Typ des Fluggeräts erkennen und es orten. Oft werden die Funksysteme durch Kameras ergänzt, die die Drohne optisch detektieren und verfolgen können. Mit hochwertigen Optiksystemen können wir auch auf weit entfernte Drohnen so nahe heranzoomen, dass Details zu erkennen sind. So lässt sich beispielsweise überprüfen, ob das Gerät eine Last trägt und worum es sich gegebenenfalls dabei handelt. Zusätzlich ist es möglich, Radarsysteme einzusetzen, die speziell für die Erkennung kleiner Flugobjekte konzipiert sind. Sie können auch autonom fliegende Drohnen erkennen, die keine Funksignale empfangen und senden, und die daher von den RF-Sensoren nicht detektiert werden.
com! professional: Welche Sensorkombinationen empfehlen Sie?
Nielsen: Das hängt ganz vom Anwendungsfall ab. Gefängnisse innerhalb von Städten benötigen beispielsweise in der Regel keine Systeme, die Drohnen bereits in weiter Entfernung erkennen können, da sie sich nur für die Fluggeräte interessieren, die tatsächlich über den Zaun fliegen. Sie wollen vor allem wissen, was an der eindringenden Drohne hängt, wo sie landet oder etwas abwirft und wo der Pilot stationiert ist.
com! professional: Kann man die Drohnen eigentlich nicht einfach abschießen?
Nielsen: Der Bereich der Abwehr ist rechtlich eingeschränkt. Nur Polizei und Militär dürfen in den Luftraum eingreifen und aktiv Abwehrmaßnahmen durchführen.
com! professional: Wie sehen professionelle Abwehrmaßnahmen denn aus? Ein Abschuss mit der Schrotflinte kommt wahrscheinlich also eher nicht infrage, oder?
Nielsen: Nein, in der Regel werden sogenannte Jammer eingesetzt. Das sind Störsender, die die Funkverbindung zwischen dem Piloten und der Drohne unterbrechen. Das Fluggerät wird dadurch orientierungslos und spult ein Notfallprogramm ab. Je nach Modell und Einstellung fliegt es dann zum Startort zurück oder landet an Ort und Stelle.
com! professional: Dürfen Firmen solche Störsender auch einsetzen?
Nielsen: Nicht ohne Weiteres, man benötigt dafür eine Genehmigung der Bundesnetzagentur. Wir haben zum Beispiel schon mehrfach das Weltwirtschaftsforum in Davos geschützt, unter anderem auch mit tragbaren Jammern. Bei solchen Groß­ereignissen ist eine Sondererlaubnis möglich.
com! professional: Was kostet der Einstieg in die Drohnenabwehr? Mit welchen Summen muss ist hier zu rechnen?
Nielsen: Der Einstieg ist nicht teuer. Mit einem RF-Sensor können Sie schon eine gute Risikoanalyse durchführen, um erst einmal den Bedrohungsgrad festzustellen. Konkrete Zahlen hängen stark von den Anforderungen eines Kunden ab. Ich denke, der Einstieg ist ab etwa einem mittleren fünfstelligen Betrag möglich.

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