Business Cloud
20.04.2020
Cloud-Hyperscaler
1. Teil: „Die schwierige Suche nach einem Hyperscaler“

Die schwierige Suche nach einem Hyperscaler

Cloud ComputingCloud ComputingCloud Computing
Blackboard / shutterstock.com
Der Cloud-Markt boomt. Ihn dominieren aber nur wenige Konzerne - allen voran Amazon. Eine generelle Empfehlung für oder gegen einen Hyperscaler kann es jedoch nicht geben.
Ob Volkswagen, Netflix, EasyJet, PayPal oder gar die Bundespolizei - sie alle setzen auf Speicherplatz, Rechenleistung oder Dienste bei einem der großen Cloud-Anbieter Amazon Web Services (AWS), Google Cloud Platform (GCP) oder Microsoft Azure. Bei den großen Cloud-Hyperscalern, wie man die drei Anbieter im Allgemeinen bezeichnet, ist das halbe Internet zu Hause. Die drei Anbieter decken rund 60 Prozent des weltweiten Gesamtmarktes ab. Rund die Hälfte davon entfällt alleine auf Amazon Web Services (AWS). Der Quasimonopolist unter den Online-Shops ist somit auch in Sachen Infrastruktur aus der Cloud der Big Player. Doch auch die momentan noch eher als Nischenanbieter tätigen Hyperscaler Alibaba, IBM und Oracle möchten ein Stück vom Kuchen abhaben und bauen ihre Dienste immer weiter aus.
Die Hyperscaler bieten neben klassischem Infastructure as a Service (IaaS), also der Bereitsstellung grundlegende IT-Ressourcen wie Rechenleistung, Speicher und Netzwerkkapazitäten, mittlerweile eine ganze Latte an zusätzlichen Diensten an. So listet etwa alleine Microsoft auf seiner Webseite mehrere Hundert für Azure verfügbare Dienste auf - von der Datenanalyse über Sicherheits-Tools bis hin zu Anwendungen für die Künstlicher Intelligenz.

Big Player setzen Standards

Die Hyperscaler sind somit auch diejenigen, die mit ihrer Machtdurchdringung die De-facto-Standards in Sachen Cloud Computing setzen. So gehört zum Beispiel für Entwickler im Cloud-Umfeld die Unterstützung für Amazon-APIs mittlerweile zu den Kernanforderungen. So hat sich etwa der Speicher-Dienst Amazon Simple Storage Service (Amazon S3) als Standard für Object Storage etabliert, an dem sich inzwischen viele andere Dienste orientieren.
Das Fehlen von einheitlichen Standards ist eigentlich die Achillesferse der Cloud: Jeder Anbieter kocht sein eigenes Süppchen und verwendet eigenentwickelte Technologien. Aus Sicht des Anbieters sind proprietäre Dienste eine praktische Sache: Sie sorgen für eine gewisse Kundenbindung, Stichwort Vendor-Lock-in. Je proprietärer ein Service ist, desto schwerer tut sich der Kunde mit einem Anbieterwechsel. Und er bleibt vielleicht länger Kunde als er eigentlich will - aus technischer Notwendigkeit oder aus Bequemlichkeit.
Auf der anderen Seite hat sich das Fehlen von Standards im Laufe der Zeit auch als Vorteil erwiesen: Einheitliche Standards würden der Cloud vielleicht ihre Agilität nehmen, bei der jeder Provider seine Lösungen vorantreibt und sie als Quasi-Standard etablieren möchte.

Wer die Wahl hat ...

Wo aber liegen nun die Unterschiede bei den Hyperscalern? Die meisten Anbieter decken den gesamten Cloud-Stack von Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS) ab. Die Unterscheidungsmerkmale liegen vielmehr in der Angebotsvielfalt, den Performanceklassen und Workload-spezifischen Zielgruppen.
Audits für Standards wie ISO 27001, ISO 27017/27018 gehören mittlerweile zur Selbstverständlichkeit. Ebenso erfüllen die Hyperscaler in der Regel den Anforderungskatalog Cloud Computing (C5) vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Mit diesen Zertifizierungen hat der Kunde eine gewisse Sicherheit, dass die allgemein anerkannten Praktiken für die Sicherheit einhalten werden.
Doch Kunden sollten immer im Hinterkopf behalten, dass sie auch selbst für die Sicherheit der Systeme verantwortlich sind - bei den meisten Cloud-Diensten teilen sich Anbieter und Kunde die Verantwortung. Zum Beispiel Amazon spricht hier vom „Modell der geteilten Verantwortung“: Der Anbieter kümmert sich um den Schutz der Infrastruktur, auf der die Cloud-Dienste laufen, also Hardware, Software und Netzwerk. Die Kunden sind für die Sicherheit ihrer gebuchten Services zuständig, also etwa für die Verwaltung von Gastsystemen und Anwendungen, die sie in der Cloud ausführen.
In ihren Service Level Agreements (SLAs) geben die Hyperscaler, je nach Service, in der Regel eine Verfügbarkeit von rund 99,95 Prozent an. Bei längeren Ausfällen ist der Schadensersatz jedoch meist auf die Summe einer Monatsrechnung begrenzt. Zudem verpflichten einige Anbieter die Kunden, ihre Anwendungen mindestens in zwei Regionen oder Zonen auszuführen. Erst wenn beide Verfügbarkeitszonen ausfallen, dann gibt es eine Entschädigung.
Die Unterschiede zwischen den Hyperscalern sind also gar nicht so einfach auszumachen. Für welchen Hyperscaler man sich letztendlich entscheidet, hängt daher stark von den jeweiligen Anforderungen ab. Wenn man zum Beispiel Wert auf Hochverfügbarkeit und hohe Netzwerkperformance legt, dann punkten nach Ansicht von Volker Pfirsching, Partner Technology & Innovation Management bei den Beratern von Arthur D. Little, vor allem Microsoft und Google mit ihren eigenen Backbones - „sie können mit hohem Netzwerktraffic besser umgehen“. Amazon und Alibaba punkten laut Pfirsching dafür bei anderen Themen wie Innovation oder vorkonfigurierte Algorithmen für Künstliche Intelligenz. „Die Plattformwahl ist eine strategische Entscheidung, bei der die Unternehmens-Gesamtarchitektur eine Rolle spielen sollte.“
Ähnlich sieht es Oliver Harmel, VP Managed Services GTM beim IT-Lösungsanbieter NTT Germany. Auch wenn die Anbieter bei erster Betrachtung relativ ähnlich zu sein scheinen, was ihre Skalierbarkeit und portalgestützte Implementierung anbelangt, „so unterscheiden sie sich am Ende doch speziell in der Eignung für den ein oder anderen Anwendungsfall.“
Deutlich differenzierter, und aus beruflichen Gründen selbstverständlich etwas skeptischer, sieht das Holger Dyroff, COO & Managing Director bei ownCloud, einer Software für das Speichern von Daten auf dem eigenen Server. Er rät vom Einsatz von Hyperscalern ab. Ihm zufolge wollen die großen Anbieter einen Lock-In der Kunden und erlauben keine einfache Migration von Workloads.

Mehrgleisig fahren

Die Hyperscaler bieten jeweils Unmengen an Diensten an, sodass man als Unternehmen eigentlich nicht mehr als einen Anbieter braucht. Das ist auf der einen Seite zwar praktisch, auf der anderen Seite macht einen das abhängig - der von Holger Dyroff angesprochene Vendor-Lock-in. Daher empfiehlt Manuel Degen, Consultant Expert for Advanced Analytics, AI Digital Center of Excellence, bei Arthur D. Little, mehrgleisig zu fahren und neben einem Haupt-Provider durchaus auch Dienste von Wettbewerbern zu nutzen. Seiner Erfahrung nach ist das Thema Kostenmanagement eines der wichtigsten Themen für Kunden von Public Clouds. „Und allein aus dieser Sicht macht es schon Sinn, auf verschiedene Anbieter zurückzugreifen.“ Mittlerweile nutzten schon viele Unternehmen mehr als eine Cloud aktiv, meistens werde Microsoft und Amazon in Kombination verwendet.
2. Teil: „Dauerthema DSGVO“

Dauerthema DSGVO

  • Magic Quadrant for Cloud Infrastructure as a Service: Die Analysten von Gartner stufen die drei Marktführer - Amazon, Google und Microsoft - auch als technologisch führend ein.
    Quelle:
    Gartner, Juli 2019
Beim Thema Cloud-Computing kommt man auch um das Thema Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nicht herum. Das Ziel der Verordnung ist der Schutz personenbezogener Daten - sowohl Kunden- als auch Mitarbeiter­daten. Sie dürfen nur zu dem Zweck verarbeitet werden, für den sie erhoben wurden. Zum Datenschutz gehört auch die Datensicherheit. Unternehmen müssen personenbezogene Daten mit technischen und organisatorischen Maßnahmen etwa vor Diebstahl schützen. Vor allem die Datenspeicherung außerhalb der Europäischen Union ist problematisch, da in Drittstaaten meist kein angemessenes Datenschutzniveau herrscht.
Die meisten Cloud-Provider erfüllen mittlerweile die Bedingungen der DSGVO, etwa insichtlich der Server-Standorte. „Prinzipiell sind die Standards innerhalb der großen Cloud-Anbieter stetig gestiegen und stellen hinsichtlich systembedingter Datensicherheit ein sehr hohes Niveau dar“, konstatiert Oliver Harmel. Allerdings treffe dies nicht automatisch auf alle Datensicherheitsanforderungen zu, zum Beispiel das Applikationsdesign oder die Administrationsprozesse wie Rollen- und IdentitätsmanagementsDies bliebe in der Verantwortung des auslagernden Unternehmens. „Aber ich wiederhole mich: die Grunddatensicherheit der Cloud-Anbieter befindet sich auf einem sehr hohen Niveau“, wie Harmel betont.
Als Unternehmen gilt es in jedem Fall zu bedenken, dass die DSGVO kein ausschließliches Cloud-Thema ist, sondern in erster Linie ein Compliance-Thema. So sollte man etwa klären, zu welchem Zweck welche Daten ausgewertet werden und ob die betroffenen Personen informiert sind. „Diese Themen bleiben trotz Cloud bestehen und Unternehmen müssen weiterhin dafür Regelungen finden - Cloud Anbieter können an dieser Stelle Unternehmen nicht die Arbeit abnehmen. Dennoch ist der Standort für viele Unternehmen ein kritischer Entscheidungspunkt“, wie Manuel Degen von Arthur D. Little zu Bedenken gibt.
Ein deutscher Rechenzentrums-Standort macht für den US Cloud Act allerdings keinen Unterschied, betont Holger Dyroff. Mit dem sogenannten Cloud Act gilt seit Ende März 2018 ein Gesetz, das US-Behörden den Zugriff auch auf Daten gestattet, die US-amerikanische IT-Dienstleister oder Internetfirmen im Ausland speichern. „Die US-amerikanischen Anbieter unterliegen ihm auch hier.“

Selber machen?

Was noch bleibt ist die Frage, ob man sich in Sachen Cloud-Hyperscaler direkt an die großen Unternehmen wenden sollte, oder ob man auf ein lokales Systemhaus oder einen IT-Dienstleister setzt. Die Cloud-Hyperscaler sind in allererster Linie Plattform-Anbieter, die eine hochgradig standardisierte Plattform zur Verfügung stellen. Die Herausforerung liegt darin, den individuellen Anwendungsfall eines Unternehmens in einem effizienten, automatisierten, skalierbaren Ansatz risikofrei zur Verfügung zu stellen. Eine gute Planung, vom Design bis zur Automatisierung und Unterstützung des Betriebs, kann durch einen Managed-Service-Dienstleister ergänzt werden.
Wenn es um ein Für und Wider in Sachen Dienstleister geht oder darum, alles selber zu machen, dann sollten Unternehmen bedenken, dass es mit der ohnehin schon komplizierten Wahl eines Hyperscalers noch lange nicht getan ist: Wenn man sich entschieden hat, dann muss der Dienst noch auf das Unternehmen zugeschnitten werden und konfiguriert werden. Hier können Volker Pfirsching zufolge IT-Dienstleister durchaus helfen, technische Konfigurationen durchführen und auf das bestehende System des Kunden anpassen. Er gibt aber zu Bedenken, dass die Lösung nicht nur Vorteile hat. Als Beispiel nennt er einen Systemausfall: „In einem solchen Fall ist man auf die Service-Geschwindigkeit des dazwischengeschalteten Dienstleisters angewiesen - man gibt also etwas Lösungskompetenz aus der Hand.“
Eines sollte Unternehmen bei der Wahl darüber hinaus bewusst sein: Die Hyperscaler bieten zwar eine Vielzahl an Diensten an, aber alles nur „von der Stange“. Es gibt keine Möglichkeiten für individuelle Angebote. Als Unternehmen sucht man sich auf der Webseite des Anbieters einen Service aus und konfiguriert ihn - anschließend erhält man einen sogenannten Boilerplate-Vertrag. Diesen kann man unterschreiben oder nicht. Vertragsanpassungen sind quasi icht möglich. Bei IT-Dienstleistern sieht das anders aus. Sie bieten in der Regel individuelle Pakete an.
3. Teil: „Hyperscaler im Überblick“

Hyperscaler im Überblick

Gartner stellen die wichtigsten Cloud-Hyperscaler regelmäßig auf den Prüfstand. Im Magic Quadrant for Cloud Infrastructure as a Service bewerten die Analysten die Cloud-Anbieter und erläutern ihre Stärken und Schwächen. com! professional fasst im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse von Gartner zusammen.

Alibaba Cloud

  • Konkurrenz aus dem „Reich der Mitte“: Die in China erfolgreiche Alibaba Cloud will nun auch weltweit Fuß fassen.
    Quelle:
    Screenshot com! professional
Alibaba Cloud ist ein Tochterunternehmen der chinesischen Alibaba Group, die unter anderem den gleichnamigen Marktplatz betreibt. Die Cloud-Plattform wurde bereits 2009 gegründet, ursprünglich um Dienste für die E-Commerce-Dienste von Alibaba bereitzustellen. Mittlerweile bietet das Unternehmen seine Dienste weltweit für jeden an.
Die Alibaba Cloud ist eine kombinierter IaaS- und PaaS-Dienst. Zum Angebot gehören etwa virtualisierte Rechner, Objekt-Speicher, ein Content Delivery Network, einen Container-Dienst für Docker und Kubernets und vieles mehr.
Neben zahlreichen Rechenzentren in China betreibt Alibaba rund um die Welt sogenannte Regionen, die aus mehreren Zonen, also Rechenzentren, bestehen. So finden sich Data Center unter anderem in den USA, Australien und auch in Deutschland.
Stärken der Alibaba Cloud: Das Angebot ist mit den Portfolios anderer, global verfügbarer Hyperscaler vergleichbar . Alibaba Cloud spielt in einer Liga  mit IBM und Oracle.
Schwächen der Alibaba Cloud: Der große Funktionsumfang ist jedoch nicht immer in allen Regionen verfügbar. Hinzu kommt, dass die Integration von Unternehmens-Software von Drittanbietern derzeit noch überschaubar ist.
Empfohlene Anwendungsfälle: Die Analysten von Gartner empfehlen die Alibaba Cloud vor allem in Unternehmen, die in Asien, speziell China, ansässig sind, oder eine Infrastruktur vor Ort benötigen.
Doch bei vielen Unternehmen dürfte es Vorbehalte gegenüber Daten in der Hand eines chinesischen Konzerns geben. Am Ende werde es laut Volker Pfirsching von Arthur D. Little eine Glaubensfrage sein, die man nicht pauschal mit ‚Ja’ oder ‚Nein’ beantworten könne. „Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Unternehmen auch die Alibaba Cloud nutzen werden, insbesondere im Multi-Cloud-Sinne.“
Oliver Harmel gibt zu Bedenken, dass alle Anbieter, die erst einmal besonderer staatlicher Kontrolle und möglicherweise einer sich potenziell verändernden Gesetzgebung und Regulation unterworfen sind, besondere Risiken darstellen. Da sei kein Thema, dass ausschließlich die Alibaba Cloud betreffe. Diese Risiken müssten bewertet und abgewogen werden. Im Umkehrschluss stelle Alibaba auch einen Vorteil dar, etwa wenn Applikationen im Festland-China zuverlässig bereitgestellt werden müssen.
4. Teil: „Amazon Web Services“

Amazon Web Services

  • Cloud-Infrastruktur-Dienste: Amazon Web Services ist der unangefochtene weltweite Marktführer.
    Quelle:
    Canalys "Cloud Channel Analysis", 3. Quartal 2019
Amazons Cloud-Tochter war beim Markteintritt im Jahr 2006 der erste großte Cloud-IaaS-Anbieter. Heute ist AWS eine Mischung aus IaaS und PaaS mit einer nur schwer überschaubaren Anzahl an Diensten.
Ein zentraler Bestandteil der AWS-Cloud ist die Elastic Compute Cloud (EC2), die skalierbare Rechenkapazitäten zur verfügung stellt. So lassen sich mit EC2 bei Bedarf virtuelle Server starten. Hinzu kommen Speichermöglichkeiten mit dem Amazon Simple Storage Service (S3) oder dem Content Delivery Service (CDN) Amazon CloudFront. Container lassen sich entweder über EC2 oder über den Dienst AWS Fairgate verwalten. Für die Verwaltung von Containern stehen die beiden Dienste Amazon Elastic Container Service (ECS) und Amazon Elastic Kubernetes Services (EKS) zur Verfügung. der Virtualisierungs-Spezialiste VMware bietet innerhalb von AWS einen eigenen Dienst an, mit dem sich firmeninterne vSphere-Umgebungen in die Amazon:Cloud migrieren lassen.
Stärken der Amazon Web Services: Die Gartner-Analysten stufen Amazon Web Services als den ausgereiftesten Cloud-Hyperscaler ein. Als Grund nennen die Analysten die große Erfolgsbilanz bei Kundenprojekten sowie die zahlreichen Partnerunternehmen.
Schwächen der Amazon Web Services: Als Nachteil sehen die Analysten die Preispolitik von Amazon. So kommuniziere Amazon häufig die Vielzahl an vorgenommenen Preissenkungen. Doch diese würden den Unternehmen in der Praxis häufig nur wenig bringen. So habe der Preis für Blockspeicher seit 2014 keinerlei Preissenkung erfahren, obwohl die Kosten für die Hardware seitdem gesunken seien
Ebenfalls kritisiert wird auch die Produktpolitik von Amazon. So lege man Wert darauf, mit neuen Dienste stets der erste auf dem Markt zu sein. Das habe zur Folge, dass häufig Services mit nur wenigen Funktionen oder plattformübergreifenden Integrationen eingeführt werden. So dauere es manchmal Jahre, bis einige Dienste den vollen Funktionsumfang erhielten.
Empfohlene Anwendungsfälle: Alle Anwendungen, die sich in virtualisierten Umgebungen einsetzen lassen.
5. Teil: „Google Cloud Platform“

Google Cloud Platform

Der Suchriese Google startete 2008 mit den ersten Cloud-Angeboten. Heute kombiniert die Google Cloud Platform (GCP) ein Infrastructure-as-a-Service-Angebot (Compute Engine) mit einem aPaaS-Angebot (Application Platform as a Service) mit einer Reihe von ergänzenden Funktionen. Dazu gehören unter anderem Objektspeicher, Docker-Containerdienst Google Kubernetes Engine (GKE) und dem Serverless-Computing-Dienst Google Cloud Functions.
Stärken der Google Cloud Platform: Die großen internen, technologischen Möglichkeiten sind laut Gartner ein Vorteil der Google-Cloud, vor allem die Ausrichtung auf Open-Source-Systeme. Während man sich anfangs auf cloudnative Start-ups konzentriert hat, ist das Unternehmen nun dabei, seine Reichweite auch auf größere Unternehmenskunden auszuweiten. Die Analysten attestieren Google darüber hinaus technologisches Know-how vor allem im Bereich Analytics und Machine Learning.
Schwächen der Google Cloud Platform: Googles später Fokus auf größere Unternehmenskunden sorgt momentan noch für Defizite etwa im Bereich Lizenzierung durch unabhängige Software-Hersteller oder im Bereich Verträge.
Zudem verfügt Google im Gegensatz zu anderen Hyperscalern um eine deutlich keinere Zahl an Dienstleistungspartnern. Dies könne laut einiger Interessanten das Migratiuonsrisiko erhöhen.
Empfohlene Anwendungsfälle: Big-Data- und Analytics-Anwendungen, Projekte für machinelles Lernen, cloudnative Anwendungen.
6. Teil: „IBM Cloud“

IBM Cloud

Der IT-Riese IBM baute 2013 sein Cloud-Angebot nach der Übernahme des Unternehmens SoftLayer im Jahr 2013 auf und fügte das neue Portfolio mit seinem früheren Angebot Bluemix zusammen. Neben virtualisierten Rechenressourcen bietet IBM etwa einen zu Amazons S3-kompatiblen Objekt-Speicher an. Ein Content Delivery Network bietet man in Zusammenarbeit mit dem CDN-Spezialisten Akamai an. Zu den weiteren Diensten gehört zum Beispiel ein Kubernetes-kompatibler Container-Dienst.
Die IBM Cloud verfügt über ein weltweites Netz an Rechenzentren, von Nordamerika über Europa bis nach Asien. In Deutschland betreibt IBM mehrere Data Center in Frankfurt.
Stärken der IBM Cloud: IBM verfügt über einen großen Kundenstamm, der nach und nach seine Ressourcen auch in die Cloud verlagert. Hier eignet sich IBM als Partner, um alles aus einer Hand zu erhalten. Hinzu kommt, dass IBM über ein großes Vertriebsnetz verfügt, dass lokalen Support und lokale Verträge anbieten kann.
Schwächen der IBM Cloud: Gartner hält es für unwahrscheinlich, dass IBM ein ernsthafter Konkurrent zu den Angeboten andere Hyperscaler wird. Das liegt laut den Analysten daran, dass das Unternehmen mit seiner Architektur schlicht hinterherhinkt. Hinzu kommt, dass trotz zahlreiche weltweiter Rechnezentren viele Funktionen nur an bestimmten Orten verfügbar seien. Darüber hinas verfügt IBM nur überwenige Partnerschaften mit externen Software-Unternehmen.
Empfohlene Anwendungsfälle: Die IBM Cloud eignet sich vor allem für Unternehmen, die bereits Hardware, Software oder Dienste des Unternehmens nutzen. So lässt sich die Cloud-Infrastruktur als Ergänzung zum Beispiel zum KI-Dienst Watson nutzen.
Cloud-Hyperscaler im eigenen Rechenzentrum
Viele Unternehmen möchten Hyperscaler nutzen, aber ihre Daten nicht in einer Public Cloud ablegen. Immer mehr Anbieter bieten ihre Dienste auch im Rechenzentrum des Kunden an.
AWS Outposts: Amazon Web Services bietet mit AWS Outposts einen „fully managed“ Service, der die AWS-Infrastruktur in das Rechenzentrum des Kunden hineinträgt. Dazu gehören zentrale AWS-Services, APIs, Virtualisierungs-Tools sowie lokale Systeme für Speicher und Datenverarbeitung. Die Dienste sind in einem vor Ort beim Kunden aufgestellten Rack zusammengefasst. Dieses Rack ist mit der nächstgelegenen AWS-Region dauernd verbunden. AWS überwacht und verwaltet diese Außenstellen so, als wären sie in der AWS-Cloud.
Google Cloud Anthos: Die Software-Plattform Anthos von Google lässt sich auf bestehenden Servern des Kunden einsetzen sowie auf Racks zahlreicher Hersteller. Anthos ermöglicht Anwendern die Migration von Workloads zwischen verschiedenen Clouds und dem eigenen Rechenzentrum. Technologische Basis sind Googles Kubernetes-Services.
Microsoft Azure Stack: Kunden installieren mit dem Azure Stack mehrere Azure-Cloud-Services im eigenen Rechenzentrum. Microsoft bringt so zahlreiche Azure-Services in die Rechenzentren der Kunden, einschließlich virtueller Maschinen, Storage, Networking, VPN-Gateway, Load Balancing sowie Container und Identity Services wie Active Directory. Die Software-Schicht von Azure Stack läuft auf der Hardware von zahlreichen Partnern.
Die Kunden bezahlen in der gleichen flexiblen Weise wie in der Public-Cloud nach dem Pay-as-you-use-Prinzip. Der Software-Support läuft über Microsoft, der Hardware-Support über den jeweiligen Hersteller.
7. Teil: „Microsoft Azure“

Microsoft Azure

  • Services en masse: Alleine Microsoft listet auf seiner Webseite eine dreistellige Zahl an Azure-Diensten auf.
    Quelle:
    Screenshot com! professional
Microsoft stieg in etwa zeitgleich mit Google 2012 in den Cloud-Markt ein. Heute bietet der Softwareriese ebenfalls ein integriertes IaaS- und PaaS-Angebot an. Dazu gehören zum Beispiel mit Azure Virtual Machines virtuelle Linux- und Windows-Maschinen sowie soezialiserte große Instanzen für Anwendungen wie SAP HANA. Hinzu kommen mandantenfähige Block- und Objektspeicher, ein Conten Delivery Network (CDN) oder Container-Dienste für Docker und Kubernetes.
Azure bezeichnet die Standorte der Cloud-Rechenzentren als ebenfalls als Regionen. Aktuell sind dies 56 Regionen weltweit. Dabei gehören jeweils mehrere Rechenzentren einer Region an. Hinzu kommen sogenannte Geografien. Dabei handelt es sich um einen eigenen Markt, der mehrere Regionen umfasst und Grenzen hinsichtlich Datenresidenz und Compliance wahrt.
Stärken von Microsoft Azure: Die Funktionen der Azure-Cloud sind laut der Gartner-Analysten im Laufe der Zeit zunehmend innovativer und auch offener geworden. So basieren rund 50 Prozent der Workloads auf Linux und nutzen Open-Source-Tools. Zudem loben die Anaysten den gut intehgrierten Ansatz für Egde Computing und das Internet of Things.
Schwächen von Microsoft Azure: Zweitweise stellte die  Zuverlässigkeit von Azure viele Kunden vor Herausforderungen. So gab es vor rund einem Jahr mehrere Ausfälle des Cloud-Dienstes.
Zudem haben Kunden oft Probleme, Cloud-Dienste innerhalb des geplanten Budgets zu implementieren. Das liege laut Gartner daran, dass Microsoft „unangemessen hohe Erwartungen“ an die seine Kunden stellt. Als Grund nennen die Analysten das Azure-Vertriebsteam, dass Azure bei einen Kunden nicht immer passend positioniere. Hinzu kämen Klagen der Kunden über die Qualität des technischen Supports.
Empfohlene Anwendungsfälle: Gartner empfiehlt den Einsatz der Microsoft-Cloud für alle Anwendungen, die sich virtualisieren lassen. Dabei eignet sich Azure vor allem für Unternehmen, die bereits Microsoft-Softwar eim größeren Stil nutzen.
Cloud-Hyperscaler im Überblick (Auswahl, Teil 1)
8. Teil: „Oracle Cloud“

Oracle Cloud

Das US-amerikanische Software- und Hardware-Unternehmen startete im Herbst 206 mit seiner Oracle Cloud. Das Angebot ähnelt dem der anderen Hyperscaler: Virtualisierte Rechneressourcen, ein Container-Dienst für Docker und Kubernetes oder ein Objekt-Speicher.
Oracle betreibt weltweit eine Reihe von Rechenzentren. Wie bei den anderen Hyperscalern teilt Oracle seine Data Center in mehrere Regionen ein, die jeweils über mehrere so genannter Zonen verfügen.
Stärken der Oracle Cloud: Oracle richtet sich mit seinem Cloud-Angebot vorrangig an bestehende Kunden. Gartner lobt die Fortschritte, die Oracle in den vergangenen Jahren gemacht hat. Hinzu kommen positive Bewertungen von Kunden, die auf die Cloud-Plattform des Anbieters setzen.
Schwächen der Oracle Cloud: Die Analysten halt es für unwahrscheinlich, dass Oracle jemals zum Allzweckanbieter werden wird. Dafür sei die Dominanz der Konkurrenz schlicht zu groß. Hinzu kommt, dass Oracle zwar auf Wunsch seiner Kunden vorhandene Dienste weiter optimiert, dafür bliebe aber die Einführung neuer Dienste oft auf der Strecke.
Empfohlene Anwendungsfälle: Das Cloud-Angebot von Oracle eignet sich vor allem für Kunden, die bereits Unternehmens-Software wie Datenbanken von Oracle einsetzen.

Fazit & Ausblick

Manuel Degen von Arthur D. Little bringt es auf den Punkt: „Heutzutage gibt es Cloud-Anbieter, die mehr als 200 Services anbieten. Wer kann da den Überblick behalten?“ Eine generelle Empfehlung für oder gegen einen Hyperscaler kann es an dieser Stelle natürlich nicht geben.
Apropos Übersichtlichkeit: Den Punkt Preise haben wir in diesem Artikel ganz bewusst ausgelassen. Denn ein sinnvoller Vergleich ist kaum möglich - so erfolgt die Abrechnung je nach Anbieter und Dienst nach Sekunden, Minuten, Stunden, Zugriffe oder Datentransfer.
Wie geht man also vor, wenn man sich für einen Cloud-Hyperscaler interessiert? Eine sicherlich vernünftige Herangehensweise an dieses Thema ist zum Start ein Kriterien-Katalog zur Auswahl eines Hyperscalers. Durch die geringen Eintrittshürden für das Aufsetzen kurzfristiger Workloads bietet es sich zudem geradezu an, einen „Proof of Concept“ auf Basis einer spezifischen Hyperscaler-Plattform durchzuführen. „Hierbei sollte man aber immer auch gewisse Lastszenarien und möglicherweise auch geografische Nutzungsszenarien in Betracht ziehen“, ergänzt Oliver Harmel von NTT Germany. Innerhalb der Hyperscaler-Cloud spiele zudem die Automatisierung eine wichtige Rolle, um am Ende die jeweilige Workload mit der richtigen Anzahl an Ressourcen zu betreiben. Harmel empfehle  in diesem Zuge auch eine enge Kostenkontrolle, um den Business-Case für die Cloud-Applikation eng im Auge zu behalten.
Cloud-Hyperscaler im Überblick (Auswahl, Teil 2)

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