Business-IT
23.10.2019
Analytics Experience
1. Teil: „SAS und die leeren Versprechen der KI“

SAS und die leeren Versprechen der KI

SASSASSAS
JHVEPhoto / Shutterstock.com
Früher schimpfte Software-Anbieter SAS über die künstliche Intelligenz. Nun jedoch will das Unternehmen die leeren Versprechen des Wettbewerbs einlösen, sagte CEO Jim Goodnight in Mailand.
Die Versprechen der Künstlichen Intelligenz (KI) sind verlockend: Manuelle und repetitive Arbeit übernimmt der Computer, gefährliche Tätigkeiten oder komplizierte Aufgaben ebenfalls. Der Markt schafft täglich neue und spektakuläre Funktionen mit KI, die er dann allerdings nur eingeschränkt liefern kann, sagte Jim Goodnight an einer Hausmesse Analytics Experience Software-Anbieters SAS in Mailand. Diesen leeren Versprechen über KI hätte SAS eine über Jahrzehnte in der Praxis bewährte Technologie entgegenzusetzen, warb der CEO und Gründer des Software-Hauses.
Die Analystenfirmen wie Gartner und IDC geben Goodnight Recht. Die Lösungen von SAS werden seit Jahren als marktführend eingeschätzt. Laut den Magic Quadrants für Data Science Platforms und Multichannel Marketing Hubs von Gartner sind die Anwendungen des US-amerikanischen Anbieters führend. Laut einem IDC-Report nahm SAS im Vorjahr den zweiten Platz im Markt für KI-Plattformen ein. Hinter IBM, aber vor Microsoft, Palantir, Google und Amazon. Jedoch konnte SAS seinen Umsatz mit KI im vergangenen Jahr verdoppeln, während IBM nur um rund 27 Prozent zugelegt habe, so die Analysten.
Alle großen Player müssten aber eingestehen, dass sie nur ein Viertel des Marktes unter sich aufteilen. Der Großteil (74,9 Prozent) des Umsatzes von insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar wird mit Nischen- und Open-Source-Anbietern erwirtschaftet. Eben genau diese Unternehmen, denen SAS-Gründer Goodnight unterstellt, sie würden mit leeren Versprechen auf Kundenfang gehen.

Offene Arme für Open Source

Irgendetwas muss aber wohl doch dran sein an den Versprechen der KI-Anbieter. Das anerkennt auch SAS. Mit einer neuen Anwendung will der Hersteller den Marktbegleitern die Hand reichen - oder besser: Sie gleich umarmen.
Vor gut einem Jahr haben die Marktforscher von IDC in einer Befragung ermittelt, dass nicht weniger als 50 Prozent aller KI-Projekte scheitern. Als Hauptgründe wurden unter anderem überhöhte Erwartungen und fehlendes Fachwissen der Mitarbeiter angeführt. SAS hat einen weiteren Grund identifiziert: Die Herausforderung, eine solide entwickelte KI-Anwendung in den geschäftlichen Betrieb zu überführen.
2. Teil: „Analytik für den Geschäftsbetrieb“

Analytik für den Geschäftsbetrieb

"Statistische Modelle als Grundlage für KI werden häufig in anderen Programmen entworfen. Jedoch gelangen sie in weniger als 50 Prozent der Fälle in die Produktion", sagte SAS-Cheftechnologe Oliver Schabenberger auf der Veranstaltung. Mit der neuen Lösung "Open Model Manager" will SAS das Überführen der KI in den Geschäftsbetrieb vereinfachen: Das Programm soll das Konvertieren von beispielsweise Python- und R-Programmroutinen für Produktionsumgebung erlauben. Weiter lassen sich Governance, Monitoring, Skalierbarkeit und Wartbarkeit in Enterprise-Infrastrukturen umsetzen. So können Datenwissenschaftler weiter mit Open Source tüfteln, während die Unternehmens-IT eine bewährte Plattform für den Produktivbetrieb verwenden kann.

Analytik im Container

Bei der Bereitstellung von Open Model Manager setzt SAS von Beginn an auf Container-Infrastrukturen wie Docker und Kubernetes. Laut dem Senior Vice President Business Development, Tom Fisher, ist damit der Betrieb sowohl On-Premises als auch in der (Public) Cloud möglich.
Erst vergangene Woche hatte SAS eine Partnerschaft mit dem Open-Source-Anbieter Red Hat angekündigt. Wie Fisher auf dem Event sagte, lag die Kooperation auch räumlich nahe: Die Firmenzentrale von Red Hat in Raleigh, North Carolina, sei nur acht Meilen (13 Kilometer) vom SAS Campus in Cary entfernt. Für die Kunden von SAS wird mit der Partnerschaft der Weg in die Cloud verkürzt.
Erklärtes Ziel der beiden Unternehmen ist es, die Analytics-Technologie von SAS auf der Kubernetes-Plattform OpenShift von Red Hat bereitzustellen. Konkret wird zunächst die SAS-Plattform Viya in einen Container gepackt. Die Anbieter versprechen eine schnellere Bereitstellung, größere Flexibilität bei Betrieb und Skalierbarkeit sowie einfachere Wartung. Die Cloud-Lösung Viya war bis anhin zwar schon für die Private als auch die Public Cloud verfügbar, allerdings ausschließlich als dedizierte Instanz - und ohne wirkliche Portabilität. Den Entscheid für OpenShift begründete SAS-CEO Goodnight mit dem Datenschutz: "Wir bringen die Flexibilität und Skalierbarkeit der SAS-Plattform mit der Portabilität von Red Hat OpenShift, der sichersten Implementierung für Kubernetes, zusammen."

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