08.05.2020
Unified Communications & Collaboration (UCC)
1. Teil: „Eine Plattform für alle Kommunikationskanäle“
Eine Plattform für alle Kommunikationskanäle
Autor: Manuel Masiero
Visual Generation / shutterstock.com
UCC-Lösungen verhelfen Unternehmen zu mehr Effizienz und Produktivität. Besonders aufgrund der aktuellen Corona-Krise ist eine verlässliche Plattform unabdingbar.
Telekom ebnet den Weg für Unified Communications and Collaboration (UCC). Bis Ende 2020 will der Branchenprimus, mit einem Marktanteil von 37,5 Prozent Deutschlands größter Telekommunikationsanbieter, den Umstieg von ISDN und analoger Telefonie zu All-IP abgeschlossen haben. Unter den hiesigen Marktgrößen muss dann nur noch Vodafone nachziehen. Hier hat man sich zum Ziel gesetzt, bis 2022 das alte Netz vollständig auf IP zu migrieren.
Die seit dem Jahr 2018 laufende Umstellung auf All-IP-Anschlüsse durch die Deutsche All-IP heißt nicht nur, dass die vormals analogen Telefongespräche nun über eine Internetverbindung laufen (VoIP). Bei All-IP werden auch alle anderen Kommunikationskanäle wie beispielsweise Fax, TV und Webdienste gebündelt und stehen dann im IP-Netzwerk über ein einheitliches Protokoll zur Verfügung. ISDN- und DSL-Relikte wie NTBA und Splitter können damit in Rente gehen, denn für All-IP braucht es nur den Internetanschluss und einen Router.
UCC löst Verständigungsprobleme
Die Vereinheitlichung der Kommunikationsdienste über All-IP löst Verständigungsprobleme und kommt dem Wunsch nach einer flexiblen Arbeitsplatzgestaltung entgegen. Laut einer aktuellen Studie des Collaboration-Spezialisten Fuze sagen 89 Prozent der befragten Arbeitnehmer, dass flexibles Arbeiten fest zum Berufsalltag gehören und kein Extra sein sollte. Zudem glauben 83 Prozent nicht, dass sie in einem Büro arbeiten müssen, um produktiv zu sein - Stichwort Homeoffice. Diese Entwicklung spiegelt sich in der kontinuierlich gesunkenen Nachfrage nach Festnetzdiensten wider. Wie der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) in seiner 21. TK-Marktanalyse zeigt, wurden 2019 erstmals mehr Minuten über sogenannte Over-the-Top-Dienste (OTT) wie WhatsApp oder Skype telefoniert als über die klassische Festnetzverbindung.
Während OTT-Dienste in erster Linie den Consumer-Bereich bedienen, macht UCC das Gleiche bei Unternehmen. Auf Basis von All-IP bündelt UCC alle Kommunikationskanäle wie Sprache, Daten und Video und verknüpft sie mit Tools wie Messaging, Präsenzinformationen, Dateifreigaben und virtuellen Whiteboards, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich Teams ein Büro teilen oder über verschiedene Standorte verteilt sind. Durch die nahtlose Einbindung über die UCC-Plattform arbeiten sie nicht isoliert, sondern eng vernetzt mit ihren Kollegen und sind über eine einheitliche Rufnummer sowohl am Desktop als auch mobil erreichbar.
Diesen Idealfall - eine umfassende UCC-Lösung, die alle Dienste unter einen Hut bringt - haben jedoch nur große Anbieter wie Cisco, Microsoft und Zoom im Sortiment. Kleinere Marktteilnehmer wie Swyx steigen inzwischen jedoch immer stärker in das Thema Collaboration ein und entwickeln sich so zunehmend zum „Vollsortimenter“.
2. Teil: „Genug Bandbreite vorhanden“
Genug Bandbreite vorhanden
Der Umstieg von Alt auf Neu hat dennoch seine Tücken. Zwar lässt sich beispielsweise ein großer Teil der analogen Telefonanlagen - die nach wie vor am häufigsten eingesetzte Kommunikationsform in Unternehmen - per Analog/IP-Gateway ins digitale Zeitalter mitnehmen und so fit für VoIP machen. Innovativ im Sinn von UCC ist das jedoch nicht, weil diese Umstellung lediglich bedeutet, dass man im Unternehmen wie gewohnt weitertelefoniert, aber keine Verzahnung mit anderen Diensten stattfindet.
UCC-Trends
Nicht selten mangelt es an Zeit oder Know-how für die Umsetzung einer UCC-Lösung oder es gibt keine geeignete Infrastruktur dafür - tatsächlich sind das laut den Analysten von Wainhouse Research sogar 40 Prozent aller Unternehmen. Daher zeigt sich ein deutlicher Trend: Zwei Drittel der Unternehmen setzen bei UCC auf eine Cloud-Lösung beziehungsweise UCaaS (Unified Communications as a Service) statt auf eine Vor-Ort-Installation (On-Premise).
Vorteile bringt das nicht nur bei den Kosten, sondern auch hinsichtlich Flexibilität, Ausfallsicherheit und der Integration in bestehende Business-Anwendungen. Mit dem Thema Cloud gibt es ohnehin kaum mehr Berührungsängste. Bereits 2018 bezogen drei von vier Unternehmen Rechenleistungen aus der Cloud.
Weil das Homeoffice momentan sehr hoch im Kurs steht, sind Videokonferenzlösungen besonders stark gefragt. Nach einer Untersuchung des Digitalverbands Bitkom setzten schon 2019 fast vier von zehn Arbeitgebern (39 Prozent) auf Homeoffice - was einen entsprechenden Bedarf nach Online-Teambesprechungen mit sich bringt. Zuletzt wurde diese Entwicklung durch den Ausbruch der weltweiten Corona-Epidemie nach einmal stark beschleunigt. So meldete der Frankfurter Internetknoten-Betreiber DE-CIX im März 2020 einen im Vergleich zu den vergangenen Wochen signifikanten Anstieg des Videokonferenzverkehrs um 50 Prozent.
Ein großer Profiteur des aktuellen Videokonferenz-Booms ist der UCC-Anbieter Zoom: Die tägliche Zahl der Nutzer, die über Zoom an Video-Meetings teilnehmen, stieg innerhalb weniger Monate von 10 Millionen im Dezember 2019 auf 200 Millionen im März 2020. Sicher auch deshalb, weil Zoom in der Basisversion kostenlos ist.
Dennoch muss sich Zoom den UCC-Kuchen auch weiterhin mit zahlreichen Mitbewerbern teilen, von denen com! professional im Folgenden die größten näher vorstellt - Zoom gehörte schon vor der rasanten Zunahme seiner Nutzerzahlen dazu.
Kooperation der „Big 3“
Unified Communications and Collaboration beschränkt sich normalerweise nur auf das Universum des jeweiligen Herstellers, das heißt: Mit der Software des eines Anbieters an einem Meeting eines anderen teilzunehmen, lässt sich normalerweise nur über aufwendige Drittanbieter-Lösungen realisieren, ist in der Praxis also nur schwer umsetzbar.
Umso spektakulärer liest sich daher die Ankündigung von Microsoft im November 2019, mit Cisco und Zoom eine strategische Partnerschaft einzugehen. Die Kooperation der drei Schwergewichte auf dem UCC-Markt bedeutet, dass Nutzer von Cisco WebEx und Zoom ab etwa Mitte 2020 nativ, also ohne Umweg über eine Drittanbieter-Lösung, an einem Microsoft-Teams-Meeting teilnehmen können. Umgekehrt soll das genauso reibungslos funktionieren. Technisch umgesetzt wird die Interoperabilität über das WebRTC-Protokoll. Einzige Einschränkung: Sie funktioniert nur bei Audio- und Videokonferenzen - die jeweiligen Chat- und Dateifunktionen sind dagegen nicht zugänglich.
3. Teil: „Alcatel-Lucent Enterprise, Cisco und Microsoft“
Alcatel-Lucent Enterprise, Cisco und Microsoft
Die Cloud-Lösung von ALE bietet über eine Reihe von Programmschnittstellen (APIs) zahlreiche Möglichkeiten zur Anpassung. Zusammengefasst sind sie im Rainbow API Hub, einem offenen CPaaS (Communications Platform as a Service). Über die mehr als 150 APIs lassen sich die Rainbow-Dienste beispielsweise in Smartphone-Apps, Webseiten oder Arbeitsabläufe integrieren. Dabei liegt der Schwerpunkt laut Anbieter auf Branchen wie Hotels, Gesundheitswesen, Transport, Bildung, Behörden und öffentliche Verwaltung.
Cisco
Den Unified Communications Manager (UCM) bezeichnet Cisco als das Herzstück seines Collaborations-Angebots. Die Kommunikationsplattform läuft auf beliebigen Endgeräten und umfasst Features wie IP-Telefonie, HD-Videos, Instant Messaging und Präsenzinformationen. Verfügbar ist der UCM wahlweise On-Premise oder als Cloud-Service (UCaaS). Dritte Möglichkeit ist die Bereitstellung als Hosting-Lösung über einen Cisco-Partner.
Ein weiterer UCC-Baustein ist die Collaborations-Lösung WebEx Teams (ehemals Cisco Spark). Sie kombiniert virtuelle Meetingräume mit Funktionen für Messaging, Dateifreigabe, Whiteboarding und Videoanrufe und bietet praktische Features wie eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, eine sämtliche Arbeitsbereiche umfassende Suchfunktion und eine Bildschirmfreigabe für Android- und iOS-Geräte.
WebEx Teams gehört zum Cisco Collaboration Flex Plan. Hinter diesem Markennamen verbirgt sich ein Set aus drei Collaborations-Tools, die auf Abonnementbasis zur Verfügung stehen. Neben WebEx Teams ist das zum einen die cloudbasierte Telefonie-Anlage WebEx Calling, die Unternehmen dabei unterstützen soll, ihr bestehendes Telefonsystem auf einer virtuellen PBX zu konsolidieren. Dritter Bestandteil von Collaboration Flex Plan ist das Videokonferenz-Tool WebEx Meetings.
Microsoft
Der Name Teams ist Programm: Ein Team definiert Microsoft als eine Gruppe von Personen, die sich um ein gemeinsames Ziel scharen. Zentrales Element der UCC-Plattform ist deshalb die Chat-Funktion, die aber deutlich mehr kann als nur Textnachrichten darzustellen. Darin integrieren lassen sich beispielsweise auch Notizen, Dateien, Inhalte aus Social-Media-Kanälen sowie Audio- und Video-Anrufe. Die Teilnehme daran klappt auch per Telefon - Anrufpläne gibt es von Microsoft ebenfalls.
Während Team den Oberbegriff für alle Personen, Inhalte und Tools darstellt, findet die eigentliche Arbeit in den sogenannten Kanälen statt. Sie sind Abschnitte innerhalb eines Teams, mit denen sich Unterhaltungen nach Themen, Projekten oder Fachrichtungen organisieren lassen. Team-Gruppen stellt der Administrator je nach Projekt und Bedarf zusammen. Über einen Gastzugriff erhalten auch Personen außerhalb der eigenen Organisation Zutritt, wobei der Team-Besitzer entscheidet, welche Funktionen sie nutzen dürfen.
Damit Teams jederzeit einen Chat fortsetzen können und so stets auf dem gleichen Informationsstand bleiben, speichert Microsoft Teams standardmäßig sämtliche Chat-, Kanal- und Dateiendaten. Bei Unternehmenskunden mit Sitz in Deutschland werden sie auch automatisch auf Servern in Deutschland gesichert.
4. Teil: „Mitel, Poly und Zoom“
Mitel, Poly und Zoom
Mit MiVoice Business bietet Mitel eine UC-Lösung für Sprachkommunikation, Messaging, Präsenzinformationen, Konferenzen, Zusammenarbeit und weitere Anwendungen an, die sich laut Mitel für Unternehmen mit 5 bis 130.000 Benutzern eignet. Im MiVoice-Business-Paket enthalten sind neben der on-site bereitgestellten Software auch Tischtelefone und Vermittlerkonsolen. Weitere UC-Lösungen von Mitel sind unter anderem MiVoice Connect (UC-Telefonsystem) und MiVoice Border Gateway (sichere Arbeitsumgebung für mobile und externe Mitarbeiter).
Der UCC-Part hält dann mit Collaboration-Tools wie MiCollab Einzug, das über mehrere Standorte verteilten Teams zu einer effektiven Zusammenarbeit verhilft. Dazu stehen den Mitarbeitern in einer zentralen Anwendung Werkzeuge für Sprach- und Videokommunikation, Präsenzinformationen und Audiokonferenzen zur Verfügung. Standards wie eine Datei- und Bildschirmfreigabe, eine Outlook- und Kalender-Integration sowie Einzel- und Gruppen-Chats beherrscht MiCollab natürlich ebenfalls.
Poly
Kommunikationsspezialist Poly hat eine umfangreiche Palette an Audio- und Videolösungen für Unternehmen im Angebot, wobei sich die RealPresence-Reihe die meisten Produkte bereithält.
In diese Reihe sortiert der Hersteller auch seine Produkte für die Collaboration-Infrastruktur ein - RealPresence Clariti und die RealPresence Web Suite.
Die Collaboration-Infrastruktur-Software RealPresence Clariti versammelt Anwender per Outlook-Terminplanung an einem virtuellen Tisch und umfasst neben Desktop-, Soft- und Web- sowie mobilen Clients auch eine H.323/SIP-Anrufsteuerung. Parallel dazu sorgt der Cloud-Dienst Poly RealConnect dafür, dass auch Nutzer von Skype for Business und Microsoft Teams an den Konferenzen teilnehmen können. Für RealPresence Clariti bietet Poly flexible Bereitstellungs- und Nutzungsmodelle an. Die Software steht wahlweise als Cloud-Lösung zur Verfügung, lässt sich aber auch in einem virtualisierten Rechenzentrum hosten oder mit optionaler Hardware-Unterstützung abonnieren oder unbefristet lizenzieren.
Ergänzt werden kann RealPresence Clariti um die browserbasierte RealPresence Web Suite. Sie erweitert die Video-Collaboration-Software unter anderem um eine gemeinsame Nutzung von Inhalten wie Präsentationen, Tabellenkalkulationen und Bildern und umfasst Whiteboard-, Blackboard- und Notizfunktionen.
Zoom
Bis zu 1.000 Teilnehmer können sich in die Online-Meetings einwählen, wobei bis zu 49 Videostreams gleichzeitig auf dem Bildschirm darstellbar sind. Ein Wechsel der Moderatorenrolle ist durch die Übertragung der Maus- und Tastatursteuerung an andere Teilnehmer kein Problem. Umgekehrt kann der Moderator die Audio-, Video- und Bildübertragungsoptionen für jeden Teilnehmer festlegen. Videokonferenzen lassen sich lokal aufgezeichnen, mit einer praktischen Besonderheit: KI-unterstützt erkennt Zoom die in der Audiospur enthaltenen Worte und transkribiert sie automatisch in eine durchsuchbare Textdatei. Das erspart es Teilnehmern zum Beispiel, sich während eines Videochats Notizen machen zu müssen. Seit diesem Jahr bietet Zoom seinen Cloud-Telefondienst Zoom Phone auch in der DACH-Region an. Die Wolken-PBX ist als Add-on zur Zoom-Plattform erhältlich und unterstützt ein- und ausgehende Anrufe über das öffentliche Telefonnetz, kann also die Vor-Ort-Telefonanlage im Unternehmen ersetzen. Einen Zoom-Phone-Anruf können Anwender einfach per Tastendruck in ein Zoom-Meeting verwandeln.
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