04.12.2018
Chromium-Lösung als Ersatz
Microsoft soll Edge-Browser einstampfen
Autor: Stefan Bordel
T.Dallas / Shutterstock.com
Microsoft arbeitet offenbar an einem Chromium-basierten Browser für Windows 10. Das neue Tool soll den erfolglosen Internet-Explorer-Nachfolger Edge ersetzen.
Microsoft hat einfach kein Händchen für Web-Browser: Mit dem Start von Windows 10 und dem dazugehörigen Edge-Browser versprachen die Redmonder eine gänzlich neue Nutzererfahrung im Netz. Seither siecht der Nachfolger des verteufelten Internet Explorers vor sich hin. Trotz energischer Bemühungen seitens Microsoft konnte die Lösung keine nennenswerte Anhängerschaft hinter sich versammeln. Aktuell verwenden laut Netmarketshare lediglich 4,2 Prozent der Desktop-Nutzer Edge. Damit liegt der Browser sogar deutlich hinter dem Internet Explorer, auf den immerhin 9,6 Prozent abfallen.
Jetzt will Microsoft offenbar einen Schlussstrich unter das Kapitel Browser-Entwicklung ziehen. Darauf deuten unter anderem Beiträge von Microsoft-Mitarbeitern im Chromium Gerrit hin. Außerdem berichtet das für gewöhnlich gut informierte Portal Windows Central, dass Microsoft an einem neuen Chromium-Browser mit dem Codenamen Anaheim arbeitet.
Ob Anaheim allerdings als völlig neue Lösung an den Start gehen soll, oder ob lediglich eine angepasste Rendering-Engine in Edge implementiert wird, ist derzeit unklar. Letztere Option wäre aus Sicht der Produktstrategie sicherlich die bessere Wahl, um die bisherige Nutzerschaft nicht auch noch zu vergraulen. Außerdem setzt Microsoft auf anderen Plattformen wie Android oder iOS ebenfalls auf diesen Ansatz: Die mobilen Edge-Pendants nutzen die jeweils native Rendering-Engine der Betriebssysteme im Zusammenspiel mit einer von Microsoft angepassten Nutzeroberfläche.
Mit dem Wechsel der Rendering-Engine von EdgeHTML auf die Chromium-Basis könnte Microsoft auf einen Schlag zahlreiche Kompatibilitätsprobleme umschiffen und damit eine saubere Performance des Browsers auf den meisten Webseiten sicherstellen.
Da Google Chrome den weltweiten Browser-Markt dominiert, optimieren die meisten Seitenbetreiber ihr Webangebot auf die Lösung aus Mountain View. Entsprechend geschmeidig surft es sich mit dem Google-Browser im Netz. Das machen sich auch viele weitere Browser-Hersteller zunutze. So basieren etwa auch Opera, Vivaldi sowie der Brave-Browser auf Chromium.
Wann der Wechsel auf Anaheim erfolgen könnte, ist momentan noch nicht gewiss. Windows Central geht jedoch davon aus, dass Microsoft bereits in der aktuellen Insider Preview von Windows 10 im Fast Ring mit den ersten Tests für den Browser beginnen werde.
Zu viel Chromium ist schlecht für das Netz
Das Ende von Edge beziehungsweise EdgeHTML mag zwar für die Nutzerschaft einen kurzfristigen Zugewinn an Komfort bedeuten, für das Internet an und für sich, könnte der Abgang allerdings weniger positiv ausgehen.
Denn mit dem Wegfall einer weiteren Engine baut Chromium seine Dominanz auf dem globalen Browser-Markt weiter aus. Für Seitenbetreiber wird es daher immer uninteressanter, ihre Dienste auch für andere Lösungen wie Firefox oder Safari zu optimieren beziehungsweise universell gängige Seiten zu entwickeln.
Wer eine optimale Nutzererfahrung im Netz erleben möchte, ist im Umkehrschluss dazu gezwungen auf einen Chromium-Browser zu wechseln. Und diese Open-Source-Basis wird immer noch maßgeblich von Google entwickelt, dass den Hauptteil seiner Einnahmen aus Werbeerlösen im Netz generiert. Der Chrome-Browser dient dabei mitunter als Werkzeug, das die Werbeelemente möglichst nahtlos und zielgerichtet an die Nutzerschaft verteilt. Datenschutzbelange treten hier in den Hintergrund.
Es bleibt also zu hoffen, dass Firefox, Safari und die zahlreichen Nischen-Browser auf Webkit-Basis sich eine treue Nutzergemeinde erhalten, um damit ein offenes und universelles Internet zu bewahren.
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