Sicherheit
08.06.2018
Malware befällt Router und NAS
1. Teil: „Diese Maßnahmen schützen vor VPNFilter“

Diese Maßnahmen schützen vor VPNFilter

MalwareMalwareMalware
solarseven / Shutterstock.com
Sicherheitsexperten haben weitere durch VPNFilter verwundbare Router- und NAS-Geräte gefunden. Der Schädling hat sich zudem als gefährlicher entpuppt als zunächst erwartet.
Durch Cisco Talos wurde ein Router-Schädling entdeckt. Die Sicherheitsexperten traten im Mai an die Öffentlichkeit mit ersten Informationen. Nun haben die Forscher einige weitere Details zum Schädling zutage gefördert und mussten die Liste der verwundbaren Gerätetypen vergrößern. Inzwischen weiß man nicht nur von 500.000, sondern von 700.000 infizierten Einzelgeräten. Die meisten sind Netzwerk-Router; es sind aber auch ein paar NAS-Geräte betroffen.

Was ist VPNFilter?

Was wie der Name eines Sicherheits-Tools klingt, ist in der Tat das Gegenteil: VPNFilter ist eine Router-Malware, die hauptsächlich Geräte betrifft, die in Kleinunternehmen oder Privathaushalten stehen.

Die Malware hat ein ziemlich beängstigendes Potenzial:
  • Zunächst fügt sie die infizierten Router zu einem Botnetz hinzu. Dieses kann von einem einzelnen Angreifer ferngesteuert werden, um etwa Angriffe auf bestimmte Websites oder wichtige Netzinfrastrukturen auszuführen.
  • Ferner kann die Malware nach neusten Erkenntnissen in die Netzwerke eindringen, die über diese Router kommunizieren. Dort kann sie zum Ausspähen von Daten verwendet werden.
  • Cisco Talos berichtet, dass der Schädling VPNFilter auch in der Lage sei, weitere Schädlinge auf Geräte innerhalb der betroffenen Netzwerke auszuliefern. Eines der Schädlingsmodule kann Schadcode in Webseiten einschleusen, die über den infizierten Router besucht werden.
  • Außerdem wurde in der Malware eine neue Man-in-the-Middle-Komponente entdeckt. Das bedeutet, dass sie auch verschlüsselten Webverkehr mitlesen oder sogar verändern kann. Das ist eine erhebliche Gefahr für E-Banking oder auch für E-Voting.
  • Als wäre das nicht schon genug, kann der Schädling den Router komplett unbrauchbar machen, wenn der Botmaster ihm dies befiehlt. Hierfür hat er ein Modul an Bord, das einen wichtigen Bereich in der Firmware überschreiben kann, wodurch sich der Router durch den Benutzer nicht mehr in einen funktionsfähigen Zustand versetzen lässt.
Der ursprünglich durchs FBI empfohlene Router-Reboot behindert den Schädling zwar. Aber er bringt wenig, weil Teile des Schädlings im Router verbleiben und er daher die weiteren Komponenten wieder aus dem Netz nachladen kann. Es ist leider bislang für die Anwender nicht möglich, eine Infektion des Routers festzustellen oder zweifelsfrei auszuschließen.

Es ist derzeit auch keine gemeinsame Sicherheitslücke feststellbar, über die der Schädling in die bereits entdeckten befallenen Geräte eingedrungen ist. Die betroffenen Geräte haben nur eines gemeinsam: Von allen sind verschiedene, von außen nutzbare Sicherheitslücken bekannt. Viele der Geräte wurden mit bekannten Standardpasswörtern für den Administrator-Account betrieben; das Ändern dieser Anmeldedaten bei Inbetriebnahme eines Routers ist ohnehin ein Muss.
2. Teil: „Diese Methoden verringern die Gefahr von VPNFilter“

Diese Methoden verringern die Gefahr von VPNFilter

Folgenden Schritte sollten die Gefahr, die von VPNFilter ausgeht, soweit wie möglich eindämmen und eine Neuinfektion verhindern:
  • Prüfen Sie, ob es für Ihr Gerät bereits ein Firmware-Update gibt.
  • Sofern Ihr Router-Hersteller einen separaten Download des Firmware-Updates zulässt, laden Sie jenes am besten über einen anderen Kanal herunter, der nicht über diesen Router kommuniziert (Tethering via Handy-Netz statt via Router-WLAN). Legen Sie das Update auf einem USB-Stick bereit.
  • Setzen Sie den Router auf die Werkseinstellungen zurück. Das wirft den Schädling aus dem Router. Einige Geräte erlauben das Exportieren der Einstellungen. Tun Sie das vorher, dann haben Sie nachher weniger Konfigurationsaufwand.
  • Falls Ihr Router-Hersteller ein Update nur direkt via Internet erlaubt, schalten Sie den Router zuerst für ein paar Minuten aus. Das stoppt vorerst die Komponenten der Malware. Installieren Sie dann nach dem Einschalten als allererstes das Update.
  • Wenn ein separater Download des Updates möglich war, schalten Sie den Router ebenfalls kurz aus. Trennen Sie ihn vom Internet, bevor Sie ihn wieder einschalten. Die Verbindung vom PC zum Router sollte dadurch grundsätzlich noch funktionieren. Versuchen Sie, das Firmware-Update über diesen Weg einzuspielen.
  • Falls kein Firmware-Update vorliegt, setzen Sie den Router auf die Werkseinstellungen zurück und spielen die neuste verfügbare Firmware für diesen Router ein.
  • Schalten Sie die Fernwartungs- bzw. Remote-Management-Dienste aus.
  • Ändern Sie gleich zu Anfang unbedingt das Passwort des Router-Administrator-Kontos; und am besten – sofern möglich – auch gleich dessen Benutzernamen.
3. Teil: „Diese Geräte sind von VPNFilter betroffen“

Diese Geräte sind von VPNFilter betroffen

Es sind inzwischen mehr Geräte bekannt, die sich den Schädling zuziehen können. Hier die Auflistung nach Hersteller:
Asus: RT-AC66U, RT-N10, RT-N10E, RT-N10U, RT-N56U, RT-N66U
D-Link: DES-1210-08P, DIR-300, DIR-300A, DSR-250N, DSR-500N, DSR-1000, DSR-1000N
Huawei: HG8245
Linksys: E1200, E2500, E3000, E3200, E4200, RV082, WRVS4400N
Mikrotik: CCR1009, CCR1016, CCR1036, CCR1072, CRS109 ,CRS112, CRS125, RB411, RB450, RB750, RB911, RB921, RB941, RB951, RB952, RB960, RB962, RB1100, RB1200, RB2011, RB3011
RB Groove: RB Omnitik, STX5
Netgear: DG834, DGN1000, DGN2200, DGN3500, FVS318N, MBRN3000, R6400, R7000, R8000, WNR1000, WNR2000, WNR2200, WNR4000, WNDR3700, WNDR4000, WNDR4300, WNDR4300-TN, UTM50
QNAP: TS251, TS439 Pro, Andere QNAP NAS-Geräte mit QTS-Software
TP-Link: R600VPN, TL-WR741ND, TL-WR841N

Ubiquiti: NSM2, PBE M5

Upvel:
Unbekannte: Man hat Komponenten entdeckt, die auch Geräte dieses Herstellers angreifen, aber es ist noch nicht bekannt, welche Gerätetypen es betrifft.

ZTE: ZXHN H108N

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