Künstliche Intelligenz
08.11.2018
Versprechen und Realität

Künstliche Intelligenz ist eher dumm

Dumme KIDumme KIDumme KI
Cory Thoman / Shutterstock.com
Hohe Erwartungen an KI werden im Marketing eher enttäuscht. Denn oft verbirgt sich hinter der angepriesenen Künstlichen Intelligenz nur einfaches maschinelles Lernen auf Basis unzureichender Daten.
Dieser Beitrag wurde von Felix Schirl verfasst, Geschäftsführer und CTO der Datenanalyse-Firma Trbo.
"Liebe Marketer, wie viel Mehr­umsatz hätten Sie denn gern? 10 Prozent, 15 oder 20? Bitte geben Sie den von Ihnen angestrebten Wert in unsere Maske ein. Unsere KI macht den Rest.“
So oder ähnlich lautet das Versprechen vieler Tech-Firmen, die im Augenblick mit „Künstlicher Intelligenz“ im Markt hausieren gehen. In Wirklichkeit ist das meiste, was derzeit als KI im Marketing angepriesen wird, bestenfalls einfaches maschinelles Lernen auf Basis unzureichender Daten. Also leider oft noch ziemlich dumm.
Zu diesem Eindruck kommt die menschliche Intelligenz. Nichts gegen den Generaltrend „Künstliche Intelligenz“. Nur haben Tools zur Marketing-Automation, die auf relativ einfachen Algorithmen basieren, genauso wenig mit KI zu tun wie ein Elektro-Smart mit autonomem Fliegen.
Derzeit werden Algorithmen von Menschen programmiert, die ihnen in der Regel ein klares Ziel vorgeben. Also zum Beispiel: Biete den Cost-per-Click-Wert so an, dass meine Anzeige den Zuschlag bekommt. Sind die Daten aber unvollständig oder falsch, dann kann der Algorithmus auch nichts Vernünftiges berechnen. Ist der Algorithmus zu simpel gestrickt, dann bekommen alle, die mit ihm arbeiten, ähnliche Ergebnisse. Auch das differenziert Marken und Produkte zu wenig vom Wettbewerb.

Alexa und Siri haben keine Antwort parat

Angenommen, Sie sind ein erfahrener E-Commerceler und haben in mühevoller Kleinstarbeit herausgefunden, welcher Kanal- und Mediamix für Ihr Unternehmen halbwegs taugt. Wofür möchten Sie maschinelles Lernen jetzt nutzen? Um einzelne Kanäle zu optimieren? Um den Kanalmix zu überprüfen? Datenbasierte Vorgänge wie diese haben nichts mit Intelligenz zu tun. Eine wirkliche KI würde über Ihren Ansatz hi­naus die optimale Lösung für Sie parat haben und diese selbstständig vorschlagen.
Ob das Alexa und Siri heute schon können? Fragen Sie sie doch mal.
Bis es gelingt, alle verfügbaren Daten in solch einer Qualität bereitzustellen, dass komplexe Algorithmen Ihr gesamtes Marketing effizient steuern können, werden noch mehrere Generationen Marketingleiter ihren Job antreten und wieder verlassen.
Und selbst dann gibt es noch eine viel zu variable Konstante: den Menschen. Viele unsere Handlungen (insbesondere Einkäufe) sind rational gar nicht zu erklären und nur in Emotionen begründet. Und die sind wesentlich komplexer zu erkennen, als es jede derzeit erhältliche Software zur Gesichtserkennung zu definieren vermag.
Nutzen wir lieber unsere Erfahrung und kombinieren sie mit einfachen Methoden des maschinellen Lernens. Wir haben noch so viele banale Hausaufgaben nicht erledigt, da schaffen wir 15 Prozent mehr Umsatz auch ohne KI.

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