Digitalisierung
10.09.2018
Hersteller und Netzbetreiber
1. Teil: „Diese Komponenten gestalten den Digital Workplace“

Diese Komponenten gestalten den Digital Workplace

Digitaler ArbeitsplatzDigitaler ArbeitsplatzDigitaler Arbeitsplatz
Peshkova / Shutterstock.com
Immer mehr Anbieter schnüren Pakete für den digitalen Arbeitsplatz. Im Zuge der Digitalisierung wird mobiles Arbeiten und Flexibilität immer gefragter.
Unternehmen sind bereit, in die Digitalisierung ihrer Arbeitsplätze zu investieren, wie eine Studie von Crisp Research zeigt. Doch welche Lösungen sind sinnvoll? Und welche Funktionen dürfen künftig nicht fehlen?
Für Jochen Diehl steht beispielsweise die Mobilität im Vordergrund. „Mein Arbeitsplatz ist überall dort, wo ich einen Internetanschluss habe“, erklärt der Geschäftsführer des Systemhauses Indis Kommunikationssysteme in Mainz. Und auch bei den Herstellern von UCC-Plattformen (Unified Communications und Collaboration) liegt die mobile Nutzung der Systeme meist vorn, wenn man sie nach ihrer Definition des digitalen Arbeitsplatzes fragt.
„Mobilität und Flexibilität sind im dynamischen Arbeits­leben Trumpf. Dazu müssen die arbeitsrelevanten Daten und die Unternehmenskommunikation zeit- und ortsunabhängig im Büro, im Homeoffice und im Zug auf der Geschäftsreise verfügbar sein“, erklärt Jürgen Signer, COO des UCC-Anbieters Starface.
„Die Flexibilität und die Geschwindigkeit in der heutigen Arbeitswelt benötigen den Digital Workplace, um konkurrenzfähig zu sein und Attraktivität für die jungen Talente auszustrahlen. Der Digital Workplace ist der Nukleus, der Kern, für die Digitalisierung von Unternehmen“, sagt Jörg Petter, Business Lead Microsoft 365, Voice, bei Microsoft Deutschland. Und Markus Krammer, VP Products & New Business bei Nfon, ergänzt: „Die Basis sind die Daten und die Applikationen sowie deren stetig besser werdende Verknüpfung untereinander.“ Demnach sind es laut Krammer weniger die einzelnen Funktionen, die beim digitalen Arbeitsplatz im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die intelligente Nutzung und Integration bestehender Systeme.
Dennoch gilt: „Zumindest sämtliche Kommunikationskanäle wie Telefonie, Fax, E-Mail, Messenger und auch Video müssen vernetzt und vereinheitlicht sein, damit vom digitalen Arbeitsplatz die Rede sein kann“, wie Ralf Ebbinghaus betont, Geschäftsführer des UCC-Herstellers Swyx. Bei Auerswald wiederum geht man davon aus, dass für rund 80 Prozent der Firmen drei Elemente beim digitalen Arbeitsplatz am wichtigsten sind: die Kommunikation per Telefonie, Chat, Präsenzmanagement und E-Mail, die Geschäftsprozessintegration und die Informationsbereitstellung.
Das Gros der TK- und UCC-Hersteller hat entsprechende Funktionen in seine Systeme integriert – entweder als Produkt eigener Entwicklungen oder aber über OEM-Partnerschaften mit Software-Anbietern. Auerswald beispielsweise hat keinen eigenen UC-Client, bietet dafür aber eine OEM-Version von Estos an. Panasonic greift ebenfalls auf die Software des Starnberger Anbieters zurück, hat vor Kurzem aber auch einen selbst entwickelten mobilen Client auf den Markt gebracht.
Für die Vernetzung der UC-Plattformen mit Drittanbieter-Applikationen wie beispielsweise CRM- oder ERP-Systemen stellen die Hersteller zudem Schnittstellen zur Verfügung. Systemhäuser können damit verschiedene Bausteine zu einer Komplettlösung verknüpfen.
2. Teil: „Die Angebote der Netzbetreiber“

Die Angebote der Netzbetreiber

Der digitale Arbeitsplatz beschäftigt zunehmend auch die Netzbetreiber, die neben den Mobilfunk- und Festnetzanschlüssen immer häufiger Applikationen und Hardware für Unternehmenskunden im Programm haben. Zu diesen gehört beispielsweise M-Net. Der Münchner Regio-Carrier hat erst vor Kurzem die M-Net CloudCom gelauncht. Das ist eine im eigenen Rechenzentrum gehostete PBX (Telefonanlage), die vom Hersteller Innovaphone stammt. Die Kölner QSC AG gehört zu den Pionieren in diesem Bereich und hat mit IPfonie PBX und auch QSC Cloud-Telefonie seit Jahren entsprechende Lösungen im Programm. Die Centraflex-Lösung kann dabei in der Public oder Private Cloud gehostet werden, die IPfonie PBX wiederum wird nur in Ersterer gehostet.
Darüber hinaus bietet QSC Kunden eine komplett in der eigenen Cloud gehostete Workplace-Lösung an. Diese wird nicht in Standardpaketen vermarktet, sondern für die Kunden individuell erstellt. QSC kooperiert hierfür mit mehreren Anbietern wie Microsoft, MobileIron, Citrix, Fortinet, Zscaler, Broadsoft und Swyx. Die Telekom hat in diesem Bereich den Magenta Business Workplace im Angebot, in dem Festnetz-, Mobilfunk- und IT-Angebote wie Office 365 mit entsprechender Hardware gebündelt werden. Im UCC-Umfeld kooperiert die Telekom mit Swyx, Nfon und auch Broadsoft.
Ebenfalls auf Partnerschaften setzt in diesem Bereich Telefónica: Die Münchner bündeln Internet-Access, Telefonie und Mobilfunk mit Security- und EMM-Lösungen. Kunden können daraus Bundles ganz nach Bedarf schnüren. Herstellerpartner von Telefónica sind unter anderem Nfon, McAfee und Airwatch. Über Kooperationen mit Microsoft, Broadsoft, Cisco und Unify stellt darüber hinaus auch Vodafone Arbeitsplätze für seine Kunden bereit.
Mit dem Dienst Centrex Premium bietet zudem auch Ecotel Lösungen für den digitalen Arbeitsplatz an. Basis hierfür ist eine IPCentrex-Lösung von Teles, die aktuell um weitere Funktionen wie beispielsweise Web-Collaboration erweitert wird. Und der Wettbewerber Toplink bündelt unter anderem Angebote von Microsoft, Cisco (Broadsoft) und Unify mit Access für seine Kunden.
Sowohl Hersteller als auch Netzbetreiber sprechen von einer steigenden Nachfrage. „Der Digital Workplace erfüllt endlich viele Versprechen der Vergangenheit, vor allem was Mobilität, Wahlfreiheit und Agilität betrifft“, erklärt Andreas Knols, Leiter Produktmanagement Cloud bei der QSC AG. Und Jan-Michael Sunkel, Senior Product Manager B2B Business Brand bei Telefónica, ergänzt: „Unternehmen haben erkannt, dass ein moderner Arbeitsplatz essenziell für den Geschäftserfolg ist.“ Martin Bitzinger, General Manager Enterprise bei Mitel, geht zudem davon aus, dass der digitale Arbeitsplatz bereits in naher Zukunft vor allem für die sogenannten Knowledge Worker zum Standard werden wird.
Doch es gibt auch Skeptiker: Niko Timm, Marketingleiter von Agfeo, gehört zu dieser Gruppe. Er betont, die Nachfrage nach diesen Lösungen sei derzeit noch gering. Und auch beim Wettbewerber Auerswald sieht man die Digitalisierung der Büros nicht so euphorisch: „Der Digital Workplace als effizienzoptimierte, Informationen zentral bündelnde Arbeitsplatzform wird in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen“, glaubt Produktmanager Daniel Wille. Um gleich darauf einzuschränken: „Doch es gilt, auf diesem Weg noch zahlreiche Herausforderungen zu meistern.“ Eine Erfahrung, die auch Jochen Diehl vom Systemhaus Indis Kommunikationssysteme bei der Vermarktung gemacht hat: „Für viele Unternehmen ist der digitale Arbeitsplatz immer noch Neuland.“

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