Digitalisierung
12.02.2020
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1. Teil: „Kompetenzzentren helfen bei der Digitalisierung“

Kompetenzzentren helfen bei der Digitalisierung

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Quardia / shutterstock.com
Profis unterstützen KMUs bei allen Fragen der digitalen Transformation. Hilfe gibt es bei den bundesweit eingerichteten Kompetenzzentren.
  • Quelle:
    Deutsche Telekom/TechConsult - "Digitalisierungsindex Mittelstand 2019/2020", n = rund 2.100 KMUs verschiedener Branchen
Die Zemmler Siebanlagen GmbH aus Massen-Niederlausitz wollte ihre Warenannahme digitalisieren, wusste aber nicht genau, wie. Auf der Suche nach Unterstützung stieß der Mittelständler auf eine Einrichtung mit dem sperrigen Namen Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Berlin. Deren Experten rieten zu folgender Lösung: Auf einem Tablet wurde eine ERP-Software mit Schnittstellen zur Buchhaltung und mit Dashboard installiert. Darüber sind Zemmlers Mitarbeiter seitdem in der Lage, gelieferte Ware schnell mit der Bestellung abzugleichen und die Sendung anzunehmen.
Mit Herausforderungen wie Zemmler kämpfen viele kleine und mittlere Unternehmen, wenn sie ihre Digitalisierung angehen wollen. Knappe IT-Budgets und fehlendes Digital-Know-how bremsen selbst KMUs aus, die an sich die Notwendigkeit des Wandels verstanden haben.
Nur­ knapp­ ein Drittel der Unternehmen hierzulande sieht sich für die Herausforderungen der Digitalisierung gut aufgestellt. Das sagt die Studie „Digitale Lernwelten“, für die der IT-Dienstleister ComTeam vergangenes Jahr 700 Führungskräfte befragt hat.

Mittelstand-Digital

Das Berliner Kompetenzzentrum ist nur eines von vielen, die seit 2015 gegründet worden sind. Getragen werden sie von der Initiative Mittelstand-Digital des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Sie informiert KMUs über Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung und unterstützt sie mit praxisnahen Hilfe­stellungen. „Um das entsprechende Wissen aus der Wissenschaft in die Unternehmen zu tragen, hat das Bundeswirtschaftsministerium Fördermittel für diese Transferzentren bereitgestellt“, erklärt Rudolf Neumüller, Leiter des Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrums Hamburg. Die gemeinsame Aufgabe des aus 26 Kompetenzzentren bestehenden Netzwerks sei es, den deutschen Mittelstand fit zu machen für die digitale Transformation.
Alexander Zipfel, Leiter des Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrums Augsburg, ergänzt, dass die Unterstützung die Basis für eine langfristige Sicherung des Wettbewerbsvorsprungs im deutschen Mittelstand gewährleisten soll - „Kern ist dabei, mit Praxisbeispielen die Digitalisierung greifbar zu machen und Unternehmen zur Einführung digitaler Technologien zu motivieren, zu inspirieren und zu befähigen.“
Eines der übergeordneten Ziele der Kompetenzzentren ist es, Bedenken und Hemmnisse abzubauen. „Dafür erläutern wir Themen verständlich und positionieren uns als anbieterneutrale, glaubwürdige Informationsquelle, die Einstiege in mitunter komplexe Bereiche ermöglicht“, so Max Kettner, Leiter des Kompetenzzentrums Berlin.
Die konkreten Angebote variieren dabei von Kompetenzzentrum zu Kompetenzzentrum: So bietet zum Beispiel das Kompetenzzentrum Darmstadt Formate zur Sensibilisierung, Qualifizierung und Umsetzung entlang der Handlungsstränge effiziente Wertschöpfungsprozesse, Arbeit 4.0, Energie, neue Geschäftsmodelle sowie zu den Themen IT-Sicherheit und Künstliche Intelligenz mit Fokus auf der Produktion.
Das Kompetenzzentren-Netzwerk sieht sich jedoch als One-Stop-Shop: Unternehmen können sich an jedes Kompetenzzentrum wenden. „Auch wenn sich im angesprochenen Kompetenzzen­trum einmal nicht das passende Angebot finden lässt, werden Anfragen von KMUs nicht abgewiesen, sondern innerhalb des Netzwerks ein geeigneter Ansprechpartner gesucht“, erläutert Janek Götze, Geschäftsführer des Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrums IT-Wirtschaft. Bei bundesweit rund 900 Experten und der Vielzahl an Angeboten habe bisher jedem Unternehmen geholfen werden können.
Die meisten Kompetenzzen­tren sind als Konsortialverbund organisiert und vereinen Akteure aus der Wissenschaft, zum Beispiel Fraunhofer Institute, und wirtschaftsnahen Organi­sationen wie Verbänden oder Kammern.
So arbeitet zum Beispiel das Kompetenzzentrum Hamburg unter der Führung der Handelskammer Hamburg und wird unterstützt von den wissenschaftlichen Partnern Helmut-Schmidt-Universität, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und Technische Universität Hamburg.
„Die eingebundenen Know-how-Träger dieser Hochschulen wirken als ‚interne Experten‘ für unser Kompetenzzentrum und im bundesweiten Netzwerk Mittelstand-Digital“, berichtet Rudolf Neumüller. Darüber hi­naus arbeite man bei Bedarf auch mit weiteren Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen.
2. Teil: „Praxishilfen“

Praxishilfen

  • Übersicht aller Kompetenzzentren: Eine digitale Landkarte auf www.mittelstand-digital.de zeigt sämtliche Angebote.
    Quelle:
    com! professional / Screenshot
Wer als Unternehmen nach den richtigen Ansatzpunkten sucht, um sich konkret mit der Thematik der Digitalisierung zu beschäftigen, sollte sich also einfach an ein Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum in seiner Nähe wenden.
Doch wie geht es dann weiter? „Unternehmensvertreter kommen auf uns zu und schildern ihr Anliegen“, so Rudolf Neumüller vom Kompetenzzentrum Hamburg. „In Gesprächen suchen wir dann gemeinsam nach den besten Möglichkeiten, um dem Unternehmen zu helfen.“
Die Kompetenzzentren gehen Fragestellungen dabei immer produktneutral an und beantworten diese mit den konkreten Anforderungen an mögliche Lösungen. Angefangen mit der Identifizierung grundsätzlich geeigneter Technologien unterstützen sie Unternehmen dabei, die passenden Lösungsoptionen für ihre Herausforderungen zu finden. Die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt sowie für einen Anbieter und gegebenenfalls Dienstleister zur Implementierung bestimmter Anwendungen trifft dabei stets das jeweilige Unternehmen selbst.
Das Kompetenzzentrum Augsburg bietet interessierten Betrieben zum Beispiel eine Grundlagenschulung „Digitalisierung kompakt“ an. Sie vermittelt einen ersten Überblick über digitale Technologien und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Wenn sich ein Unternehmen dann dazu entschließt, ein erstes Digitalisierungsprojekt zu starten, kann es sich beim Kompetenzzentrum für eine Poten­zialanalyse bewerben. „Die Experten besuchen das Unternehmen vor Ort und führen Workshops mit dem Projektteam durch“, so Alexander Zipfel, „um Ansatzpunkte zu identifizieren und eine individuelle Roadmap und erste Kleinprojekte aufzustellen.“
Max Kettner vom Kompetenzzentrum Berlin gibt zu bedenken, dass dabei immer nur ein Teilbereich in Angriff genommen werden könne.
Um das unternehmerische Mindset beim langfristigen Umgang mit der digitalen Transformation zu verändern und so eine Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, stünden immer auch die Herangehensweisen zur Problemlösung im Vordergrund. „Unsere Methoden, wie Personas, Interviews oder Prototyping, sind dem Design Thinking entlehnt und finden nicht nur im Rahmen einzelner Praxisprojekte Verwendung, sondern werden den Unternehmen als nachhaltige Tools für die Umsetzung weiterer Vorhaben an die Hand gegeben“, so Kettner weiter.
3. Teil: „Anlaufstelle für IT-Unternehmen“

Anlaufstelle für IT-Unternehmen

  • Quelle:
    Deutsche Telekom/TechConsult - "Digitalisierungsindex Mittelstand 2019/2020", n = rund 2.100 KMUs verschiedener Branchen
Die Kompetenzzentren wenden sich nicht nur an Unternehmen, die digitalisieren möchten, sondern auch an mittelständisch geprägte IT-Unternehmen, die sich vernetzen wollen und Interesse an kooperativen Geschäftsmodellen haben. So ist etwa die Kernaufgabe des Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrums IT-Wirtschaft die Vernetzung von mittelständischen IT-Unternehmen und deren Lösungen. Einzelne IT-Mittelständler tragen dabei jeweils immer nur einen Teil dazu bei, um gemeinsam neue digitale Angebote und komplexe Lösungen zur Digitalisierung zu schaffen.
„Dabei werden die Funktionsbereiche der Einzellösungen so kombiniert, dass eine sich ergänzende Gesamtlösung entsteht“, wie Janek Götze vom Kompetenzzentrum IT-Wirtschaft erklärt. Der anwendende Mittelstand erhalte so eine integrierte Lösung mit breiter Funktionspalette aus einer Hand. Zeitaufwendige Recherchen nach Einzelanwendungen und die Beurteilung der Interoperabilität würden so entfallen. „Alle Partner profitieren gleichermaßen von den positiven Effekten, gemeinsam können sie mehr Umsatz generieren und voneinander lernen, sich im Verbund nachhaltig für die Herausforderungen der digitalen Zukunft zu rüsten.“

Fazit & Ausblick

  • Quelle:
    Bitkom Research
Die vom Bundeswirtschaftsministerium getragenen Kompetenzzentren sind für Unternehmen ein erster Anlaufpunkt in Sachen Digitalisierung. Deren Experten entwickeln gemeinsam mit den ratsuchenden Unternehmen die Anforderungen, die an eine digitale Lösung oder ein digitales Produkt gestellt werden - und das kostenlos.
Mit diesen passgenauen, praxisorientierten Konzepten müssen sich die Unternehmen dann aber an Dienstleister oder Anbieter wenden. Denn Consulting im klassischen Sinn, wie es Systemhäuser und Managementberatungen bieten, leisten die Kompetenzzentren nicht. „Wir sensibilisieren, qualifizieren und unterstützen bei der Umsetzung konkreter zeitlich beschränkter Projekte“, betont Maximilian Meister, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Darmstadt. Die Aufgaben von Beratern übernehmen oder mit ihnen in Konkurrenz treten wolle man ausdrücklich nicht.
Dennoch: Eine wertvolle Hilfe für KMUs sind die Kompetenzzentren allemal.
Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren im Überblick

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