Business-IT
15.02.2021
Integration Platform as a Service
1. Teil: „iPaaS bei Daten und Anwendungen“

iPaaS bei Daten und Anwendungen

Daten in der CloudDaten in der CloudDaten in der Cloud
GreenTech / shutterstock.com
iPaaS bringt Daten und Applikationen in der Cloud und in Firmenrechenzentren zusammen. Auch KMUs sehen inzwischen aufgrund steigender Datenmengen eine Notwendigkeit hierfür.
Das Problem ist für IT-Fachleute und Anwender nicht neu. Schon seit etlichen Jahren steht das Thema Integration von Anwendungen und Daten auf ihrer Agenda. Das spiegelt sich in Ansätzen wider wie Enterprise Application Integra­­-tion (EAI), Enterprise Service Bus (ESB) und serviceorientierten Architekturen (SOA). Alle haben das Ziel, Anwendungssysteme und Daten prozessorientiert zu verknüpfen. Allerdings haben solche Ansätze Nachteile, etwa die hohen Kosten und die mangelnde Skalierbarkeit sowie die langen Vorlaufzeiten.
Weiter verschärft hat sich die Situation aus mehreren Gründen. So kommen im Unternehmensnetz permanent neue Endpoints hinzu. Dazu zählen mobile Endgeräte wie Smartphones und Notebooks, aber auch Dinge (Things). Denn mittlerweile kommunizieren auch Autos, intelligente Strom­zähler, Kassensysteme und Werkzeugmaschinen miteinander und mit Anwendungen, beispielsweise mit CRM- und ERP-Programmen, Analytics-Lösungen und Programmen für die vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance). Dadurch müssen IT-Systeme und Applikationen immer mehr Daten verarbeiten, die zudem in unterschiedlichen Formaten vorliegen.
Außerdem ändert sich die Anwendungslandschaft in gravierender Weise. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Cloud-Ressourcen: „Auch konservative Unternehmen wie etwa Banken denken darüber nach, wie sie die Cloud nutzen können“, sagt Erich Gerber, Senior Vice President EMEA & APJ bei Tibco Software. „Und weil solche Unternehmen auf eine lange Historie zurückblicken können, müssen sie ihre Legacy-Systeme in die Cloud migrieren.“
Doch diese Entwicklung erhöht die Anforderungen in Bezug auf die Integration von Daten, Anwendungen, Prozessen und IT-Ressourcen. „Während früher alle relevanten Systeme und Anwendungen im eigenen Rechenzentrum liefen, ist die Realität heute eine andere“, stellt Jörg Wende fest, Leading Technical Sales Professional bei IBM. „Zentrale Funktionen, Stichwort Enterprise Integration, und Application Owner stehen einer hybriden Multi-Cloud-Realität gegenüber, in der es nach vielen Jahren des disziplinierten Zusammenführens von Datenbeständen immer mehr verteilte Datentöpfe gibt - innerhalb des eigenen Rechenzentrums und verteilt über mehrere Cloud-Anbieter.“ Daher sei es mehr denn je erforderlich, diese Silos zu verknüpfen.

Do it yourself versus Integration

Dass solche Silos entstehen, ist nach Einschätzung des Inte­grationsspezialisten Seeburger AG auf einen weiteren Faktor zurückzuführen: Anwendungen veralten schneller und müssen in immer kürzeren Abständen erneuert werden. „Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Daten in verteilten Systemen vorgehalten werden“, sagt Martin Kuntz, Chief Cloud Officer und Vorstand bei Seeburger. Das bedeutet: „Alle Prozesse, Dienste, Anwendungen und Daten, die in verteilten Systemen entweder in der Cloud oder On-Premise verfügbar sind, müssen miteinander vernetzt werden, sowohl unternehmensintern als auch unternehmensübergreifend.“ In der Praxis sind Kuntz zufolge zwei Ansätze zu beob­achten, wie Unternehmen diese Vernetzung durchführen. Fachabteilungen setzen auf einen pragmatischen Weg, der auf ihre Anforderungen ausgerichtet ist, nicht auf die des gesamten Unternehmens. Die Folge sind komplexe Umgebungen auf Kosten der Sicherheit und Effizienz. Zu empfehlen ist daher laut Kuntz ein zweiter Ansatz: eine ganzheitliche Vorgehensweise, die auf einer zentralen Integrationsplattform basiert. Allerdings darf eine solche Plattform nicht die Agilität eines (digitalen) Unternehmens beeinträchtigen, speziell die der Fachbereiche.

Was iPaaS eigentlich ist

Hier kommt Integration Platform as a Service ins Spiel, kurz iPaaS. Das Beratungsunternehmen Gartner definiert iPaaS als eine Palette von Cloud-Services, mit denen Unternehmen „Integrationsflüsse“ (Flows) erstellen, nutzen und überwachen. Solche Integrationen verbinden Prozesse, Services, Anwendungen und Daten in unternehmenseigenen IT-Umgebungen und Clouds. Ein weiteres Merkmal ist, dass sich Integrationen nicht zwangsläufig auf ein Unternehmen beschränken. Sie können auch IT-Ressourcen von mehreren Organisationen umfassen, etwa von Kunden und Anbietern, sowie die Mitglieder einer Lieferkette (Supply Chain).
„iPaaS muss als Standardplattform für eine schnelle Integration von Anwendungen im Unternehmensrechenzentrum, also On-Premise, und von cloudnativen Applikationen gesetzt sein. Nur so lassen sich Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenführen“, betont Michael Pietsch, Regional Director DACH bei Dell Boomi, einem der laut Gartner führenden Anbieter von iPaaS-Lösungen. Das Ziel ist, so Pietsch, Unternehmen mithilfe von iPaaS-Plattformen die Möglichkeit zu geben, die digitale Transformation von Prozessen einfach, schnell und effizient durchzuführen, und dies bei transparenten Kosten.

Support von Multi-Clouds

Umsetzen lässt sich das, wenn eine iPaaS-Lösung eine breite Palette von Integrationsoptionen bietet, so Matthias Rippert, Vice President und Senior Director Presales bei der Software AG. So müssen sich nach seiner Einschätzung Cloud-Anwendungen miteinander kombinieren lassen, beispielsweise Software-as-a-Service-Angebote. „Gleiches gilt für Cloud-to-On-Premise-, On-Premise-to-Cloud- und On-Premise-Integrationen ohne Cloud-Anteile“, unterstreicht Rippert. „Jede Spielart wird bei modernen Anwendungen benötigt.“
Wichtig ist, dass eine iPaaS-Lösung auch Anwender unterstützt, die parallel Cloud-Services unterschiedlicher Anbieter nutzen, betont Erich Gerber von Tibco Software. „Der vorrangige Grund für eine Multi-Cloud-Strategie ist, einen Vendor-Lock-in zu vermeiden.“ Zwar kämen manche Unternehmen mit einem Cloud-Hyperscaler wie AWS aus, andere benötigten dagegen zusätzlich Services wie Microsoft Azure, Google Cloud Platform oder in Asien Alibaba. „Der Anbieter der Integrationswerkzeuge muss darauf eine Antwort haben“, so Gerber weiter.
2. Teil: „Daten und Prozesse“

Daten und Prozesse

Um eine Brücke zwischen Anwendungen, Daten und Geschäftsprozessen zu schlagen, die auf unterschiedlichen Plattformen zu Hause sind, greifen Integrationsplattformen wie iPaaS auf Konnektoren und Application Programming Interfaces (APIs) zurück. Vereinfacht gesagt stellt ein Konnektor Funktionen bereit, mit deren Hilfe Anwendungen und Services mit anderen Applikationen und Diensten kommunizieren können. iPaaS-Plattformen stellen meist eine Vielzahl von Standardkonnektoren zur Verfügung, etwa für gängige CRM- und ERP-Anwendungen und für Kommunikationsprogramme wie E-Mail.
Um unternehmensspezifische Anforderungen zu erfüllen, sollten Entwickler zudem die Möglichkeit haben, maßgeschneiderte Konnektoren zu erstellen. Die Basis dafür sind vorhandene APIs und Service-Definitionen auf Basis von JSON (Javascript Object Notation) und SOAP (Simple Object Access Protocol). Damit Anwendungen und Services miteinander kommunizieren können, muss eine Integrationsplattform außerdem umfassende Data-Mapping-Funktionen bereitstellen. Mit ihnen können Entwickler Datenmodelle für Integrationen erstellen. Damit lassen sich beispielsweise die Datenstrukturen einer cloudbasierten CRM-Software mit denen einer CRM-Anwendung im eigenen Data-Center in Einklang bringen.
Ein weiteres zentrales Element einer iPaaS-Lösung sind konfigurierbare Auslöser (Trigger) für Workflows. Ein Prozess sollte sich über eine API starten lassen und zudem bei Eintreten eines bestimmten Ereignisses oder auf Basis eines Zeitplans. Ein Beispiel: Ein Neukunde bestellt über ein Online-Shopsystem wie Magento eine Ware. Das löst mehrere Prozesse aus: Der Kunde wird neu in einem cloudbasierten CRM-System (etwa Salesforce) angelegt. Per E-Mail erhält er eine Bestätigung, dass der Auftrag einging und er als Neukunde registriert wurde. Die Abwicklung des Bestellvorgangs bis hin zur Übergabe der Ware an ein Logistikunternehmen erfolgt über Microsoft Dynamics 365. Für das Ausstellen der Rechnung ist wiederum eine Lösung von SAP zuständig, die im hauseigenen Rechenzentrum läuft. Das heißt, es müssen viele Anwendungen zusammenspielen, sowohl Cloud-Applikationen als auch solche im Firmenrechenzentrum, um den Bestellvorgang durchzuführen.
iPaaS und Enterprise Service Bus
Für die Integration von Anwendungen und Daten nutzen etliche Unternehmen serviceorientierte Architekturen (SOA) in Verbindung mit einen Enterprise Service Bus (ESB). Dieser Ansatz ist bereits seit mehreren Jahrzehnten verfügbar, hat sich jedoch wegen der hohen Komplexität nur in einigen Branchen durchsetzen können, etwa in der hoch vernetzten Automobilsparte.
Nutzer des ESB-Konzepts müssen allerdings nicht fürchten, dass durch iPaaS die Investitionen in den Servicebus obsolet werden. „Ein ESB-System ist On-Premises-Software, um Daten von verschiedenen Punkten zu verbinden“, sagt Michael Pietsch von Dell Boomi. Die Transformation der Daten ist Aufgabe der verknüpften Applikationen. Traditionell findet ESB vorrangig Verwendung zur Integration von On-Premises-Applikationen, wo es laut Pietsch meistens auch gut vertikal skaliert. „iPaaS dagegen ist eine Cloud-native Plattform, die neben dem Überblick über alle angeschlossenen Applikationen auch alle Komponenten zur Implementierung der Integrationen zwischen On-Premises- und Cloud-Systemen bereitstellt.“
Höherer Standardisierungsgrad
Ein weiterer Unterschied ist, dass iPaaS stärker standardisiert ist als ESB, so Dr. Kuntz von Seeburger. „Wählt man eine Technologie mit einem höheren Standardisierungsrahmen wie iPaaS, kann sie helfen, die über viele Jahre gewachsene Prozesskomplexität, die oft veraltete Lösungen beinhaltet, zu reduzieren.“ Dadurch werde das Gesamtsystem nicht nur schneller, sondern auch zuverlässiger. „Es ist dann bisschen so, als würde man nach vielen Jahren die Kellerwerkstatt entrümpeln, um mehr Platz, Übersicht und Bewegungsfreiheit zu schaffen.“
In der Praxis kommt es meist zu einer Koexistenz beider Ansätze. „Vor allem größere internationale Unternehmen mit vielseitigen Integrationsanforderungen können von der Nutzung kombinierter Ansätze profitieren“, so Martin Kuntz. Dies sieht auch IBM so: „IPaaS Lösungen können bestehende ESB-Lösungen durch ihre Agilität in der Erstellung von Lösungen, durch ihre Nähe zu den Fachbereichen und durch ihre niedrigen Einstiegshürden ergänzen, wenn es auf der iPaaS Plattform passende Eingangs- oder Ausgangsadapter zu den bestehenden ESB-Lösungen gibt“, erläutert Jörg Wende. Dies können Adapter zu Nachrichtensystemen wie IBM MQ oder Apache Kafka sein.
3. Teil: „Vorteile von iPaaS“

Vorteile von iPaaS

  • Magic Quadrant Enterprise Integration Service as a Platform (EiPaaS): Die Analysten von Gartner ordnen die wichtigsten Anbieter ein.
    Quelle:
    Gartner
„Der größte Nutzen einer iPaaS-Lösung besteht darin, dass sie immer den optimalen Ansatz für das Zusammenspiel der Software-Komponenten wählt: Reine Cloud-Integrationen können in der Cloud implementiert werden, reine On-Premise-Applikationen müssen nicht den Umweg über die Cloud nehmen, um zusammenzuarbeiten“, erläutert Matthias Rippert von der Software AG. Hinzu kommen Faktoren, die vor allem im Zusammenhang mit der Digitalisierung an Bedeutung gewinnen. Einer ist die höhere Agilität eines Unternehmens. Darin sich die alle Fachleute einig. „Ganz geich, ob es um API-Schnittstellen oder klassische Managed-File-Transfer- und B2B-Anwendungen geht: All diese Anforderungen lassen sich mit iPaaS zügig umsetzen. Auch bestehende On-Premise-Lösungen können nahtlos integriert werden“, sagt beispielsweise Martin Kuntz von Seeburger.
Jörg Wende von IBM weist zudem auf die Vorzüge des Bereitstellungsmodells als Cloud-Service hin. In diesem Fall ist der Provider für die Aktualisierung der Software zuständig. Dasselbe gilt für die IT-Infrastruktur. Diese, wie auch die Software-Umgebung, lässt sich zudem einfacher an das aktuelle Nutzungsverhalten anpassen, Stichwort Skalierbarkeit.
Ein weiterer Punkt: „Plattformen werden durch die Anbieter typischerweise in verschiedenen Preismodellen angeboten, entweder transaktionsbezogen oder auf Instanzen bezogen. Ein transaktionsbezogenes Modell stellt für kleinere Projekte eine geringe Einstiegshürde dar, gestattet aber bei steigendem Volumen den Wechsel auf ein instanzenorientiertes Modell“, erläutert Wende.

Low Code und Fachabteilungen

Auf einen weiteren wichtigen Faktor weisen gleichermaßen Tibco und IBM hin: Eine iPaaS stellt - im Idealfall - Funktionen bereit, mit denen sowohl IT-Fachleute als auch Mitarbeiter in den Fachabteilungen (Citizen Developer) Integrationen und Workflows erstellen können. „Damit sind auch weniger technisch orientierte Mitarbeiter in der Lage, Integrationsaufgaben zu übernehmen, gewissermaßen als Citizen Integrator“, sagt Erich Gerber von Tibco.
Der Schlüssel dazu sind Low-Code- und No-Code-Funktionen. Sie erlauben es Anwendern ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse, mit­hilfe vorgefertigter Module per Mausklick Integrationen zusammenzubauen. „Damit liegen die technischen Einstiegs­hürden recht niedrig, sodass sich
eine hohe Attraktivität für Fachbereichsbenutzer ergibt“, erklärt IBM-Fachmann Jörg Wende.
Die IT-Abteilungen und IT-Integrationsteams wiederum profitieren davon, dass die Integrationen der Schnittstellen der Backend-Anwendungen von Partnern, Cloud-Applika­tionen und unternehmenseigenen Software-Beständen auf einer zentralen Plattform konsolidiert werden. Dadurch ist es beispielsweise einfacher, Sicherheitsvorgaben zu implementieren und zu zertifizieren.

Für Klein und Groß

Dank des Cloud-Ansatzes kommt eine iPaaS-Plattform nicht nur für Großunternehmen in Betracht, sondern bietet auch Mittelständlern einen Einstiegspunkt in die Integration von Daten und Anwendungen. Dies führt dazu, dass cloudbasierte Integrationsservices in Deutschland immer beliebter werden. Dazu trägt bei, dass Anwender Integrationslösungen bevorzugen, die sich ohne hohen Aufwand einrichten lassen: „Wir sehen, dass die Nachfrage nach schnellen Implementierungen immer weiter steigt, auch bei komplexen Abläufen“, sagt beispielsweise Michael Pietsch von Dell Boomi.
iPaaS profitiert zudem davon, dass deutsche Unternehmen ihr Misstrauen gegenüber Cloud-Services allmählich ablegen. Dazu trägt laut Seeburger bei, dass Provider verstärkt Zertifikate wie ISO 27001 und ISAE 3402 vorlegen. Hinzu kommt, dass die wachsende Bedrohung durch Cyber­angriffe Firmen dazu animiert, auf Cloud-Ressourcen zurückzugreifen. Der Grund: Cloud-Rechenzentren sind meist besser gegen solche Attacken geschützt als ein Unternehmens-Data-Center.
Kernfunktionen von iPaaS-Lösungen
Eine iPaaS-Plattform sollte eine Reihe von Basisfunktionen zur Verfügung stellen. Zu den wichtigsten zählen folgende:
Konnektoren für Kommunikationsprotokolle: Neben FTP und HTTPS sollten etwa das AMQP (Advanced Message Queuing Protocol) und Standards für den gesicherten Datentransport wie Application Statements (AS) 1, 2, 3 und 4 unterstützt werden. Sie sind wichtig, damit die integrierten Anwendungen Nachrichten (Messages) austauschen können.
Unterstützung diverser Integrationsarten: Es sollten sich Datenquellen, Anwendungen, Prozesse, IoT-Komponenten und Tools für die Prozessautomatisierung einbinden lassen. Dasselbe gilt für komplette B2B-Ökosysteme. Umsetzen lässt sich das mit Konnektoren für Anwendungen (SAP S/4HANA, Oracle E-Business Suite, Salesforce) und für Datenquellen. Dies sind beispielsweise SQL- und NoSQL-Datenbanken in der Cloud oder im Firmenrechenzentrum.
Unterstützung von Hybrid-Integration: Es reicht meist nicht aus, wenn sich nur Cloud-Ressourcen wie SaaS-Anwendungen integrieren lassen. Bei der Mehrzahl der Nutzer handelt es sich um Unternehmen und Organisationen, die keinen Cloud-only-Ansatz verfolgen. Daher sollte ein iPaaS-Angebot auch (Legacy-)Systeme im Unternehmensrechenzentrum berücksichtigen,
nötigenfalls bis hin zu Mainframes, die beispielsweise im Finanzsektor noch eine wichtige Rolle spielen.
API-Management: Manche Anbieter von iPaaS-Plattformen prognostizieren bereits, dass Application Programming Interfaces (APIs) an die Stelle von klassischen Konnektoren treten. So weit ist es noch nicht. Dennoch sind Funktionen wichtig, mit denen sich APIs erstellen, implementieren, verwalten und überwachen lassen. Das erfordert API-Gateways und Online-Portale für Administratoren und Entwickler, über die sie APIs verwalten.
Mapping, Transformieren und Integrieren von Daten: Wichtig ist, dass die iPaaS-Plattform Daten aus unterschiedlichen Silos synchronisieren und replizieren kann. Eine iPaaS-Lösung muss daher solche Daten extrahieren, transformieren und für unterschiedliche Anwendungsfälle bereitstellen können, etwa für das Datenmanagement und für eine Analyse-Software.
Unterstützung von Standard-Austauschformaten für Daten: Dazu gehören EDI, EDIFACT sowie SWIFT im Finanzbereich.
Unterstützung für Profi-Entwickler und Citizen Developer: Der iPaaS-Anbieter Mulesoft führt einen weiteren Faktor an: eine umfassende Unterstützung von Entwicklern, auch von weniger technisch versierten Mitarbeitern aus den Fachabteilungen. Erreichen lässt sich das mit Tools, mit denen ein Fachmann aus vorgefertigten, wiederverwendbaren Bausteinen neue Workflows „zusammenklicken“ kann. Zusätzlich sollten Profis auf Entwicklungsumgebungen zurückgreifen können, die für komplexere Integrationen ausgelegt sind.
4. Teil: „Viele Anbieter - viele Ansätze“

Viele Anbieter - viele Ansätze

  • Beispiel Elastic.io: Es zeigt die Verknüpfung von Anwendungen und Daten mithile einer iPaaS-Plattform.
    Quelle:
    Elastic.io
Eine Herausforderung für Anwender besteht darin, die passende Lösung für iPaaS zu finden. Das hängt mit der Vielzahl der Anbieter und deren unterschiedlichen Lösungen zusammen, aber auch mit der Ausrichtung der Angebote. So stellen Anbieter wie Zapier benutzerfreundliche Lösungen bereit, die sich jedoch auf die Integration von Web- und Cloud-Applikationen beschränken.
Deutlich mehr zu bieten haben die iPaaS-Lösungen von Firmen wie Dell Boomi oder des kalifornischen Unternehmens Celigo. Boomi hält beispielsweise nicht nur Integra­tionsservices bereit. Die Plattform bietet zudem Funktionen an wie einen Master Data Hub, ein B2B/EDI- und API-Management und einen Datenkatalog.
Umfassende Business-Integrations-Suites, die auch via Cloud als iPaaS verfügbar sind, stellen dagegen Anbieter wie IBM, Tibco Software, die Software AG und die Seeburger AG zur Verfügung. Diese Unternehmen greifen dabei auf teil­weise jahrzehntelange Erfahrungen im Integrationsbereich zurück. Daher können diese Anbieter auch Firmen unterstützen, die über hochkomplexe IT- und Anwendungsumgebungen verfügen, auch solche mit Enterprise-Service-Bus- und SOA-Implementierungen.
Parallel dazu bilden sich spezielle iPaaS-Angebote heraus. So konzentriert sich Modulus Data auf die Integration von Daten und Applikationen im Personalbereich (Human Resources, HR). Angesichts dieser Vielfalt ist es gegebenenfalls sinnvoll, auf die Hilfe von Beratungshäusern oder IT-Dienstleistern zurückzugreifen, um eine passgenaue Lösung zu finden.

Fazit & Ausblick

Durch cloudbasierte Integrationsplattformen wird es für Unternehmen deutlich einfacher, ihre Anwendungslandschaften und Prozessumgebungen zu konsolidieren. Und das ist auch bitter notwendig. Denn selbst kleinere und mittelständische Firmen sehen sich gezwungen, Anwendungen, Daten und Apps zusammenzubringen, egal wo sich diese befinden: in einer Cloud, im eigenen Data-Center oder im Rechenzentrum von Geschäftspartnern.
Forciert wird diese Entwicklung durch die steigende Flut von Daten. Laut der Studie „Das Datenzeitalter hat begonnen. Sind Sie bereit?“ von Splunk rechnen deutsche Firmen damit, dass bis 2025 die Datenmenge um den Faktor 4,5 steigt. Hinzu kommt, dass nicht nur mehr Daten, sondern auch eine wachsende Zahl von Geschäftsprozessen und Anwendungen integriert werden müssen. iPaaS-Plattformen werden somit in absehbarer Zeit zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel für IT-Abteilungen und Fachbereiche.
Positiv ist vor diesem Hintergrund zu sehen, dass auch die Anbieter solcher Plattformen daran arbeiten, diese effektiver und benutzerfreundlicher zu gestalten. Dabei kommen Automatisierungsfunktionen, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zum Zug: „Wir verwenden Bots, um damit Aufgaben zu automatisieren, die zuvor manuell ausgeführt werden mussten und die Produktivität von Mitarbeitern einschränkten“, sagt beispielsweise Juha Berghäll, CEO und Mitgründer des finnischen iPaaS-Spezialisten ONEiO. „Die nächste Generation von iPaaS automatisiert Integrationen und ersetzt die herkömmlichen Wege, um sie zu erstellen und zu verwalten.“
Die richtige iPaaS-Plattform finden
Das Marktforschungsunternehmen Gartner hat eine Reihe von Kriterien erarbeitet, die Nutzern die Auswahl einer iPaaS-Lösung für den Einsatz im Unternehmen erleichtern sollen. Einen geeigneten Anbieter zu finden, ist nämlich angesichts des stark fragmentierten Markts und der Vielzahl von Angeboten nicht gerade einfach. Welche iPaaS-Lösung die passende ist, hängt insbesondere von folgenden Faktoren ab:
  • Hat eine solche Plattform für den Nutzer strategische Bedeutung oder soll sie nur kurzfristig genutzt werden?
  • Welche Arten und wie viele Endpoints sollen angebunden werden, etwa SaaS-Anwendungen, IoT-Endpoints, Legacy-Anwendungen, mobile Apps, Dateisysteme und Datenbanken im eigenen oder einem Cloud-Data-Center?
  • Über welche technischen Kenntnisse verfügen die Nutzer der Plattform? Sind dies Business-User, sollten Lösungen mit No-Code- oder Low-Code-Funktionen in Betracht gezogen werden.
  • Inwieweit lässt sich die iPaaS-Plattform an vorhandene Inte­grationsplattformen im Firmenrechenzentrum ankoppeln, etwa einen Enterprise Service Bus?
  • Welche Service Level Agreements (SLAs) und Quality-of-Service-Optionen (QoS) stellt der iPaaS-Provider bereit?
  • Ist der  Provider in der Lage, spezielle Sicherheits- und Compliance-Anforderungen zu erfüllen? Das gilt beispielsweise für Branchen wie den Finanzsektor und das Gesundheitswesen.
  • In welchen Regionen unterhält der Anbieter Rechenzentren, beispielsweise in Deutschland oder in der EU? Für international tätige Firmen können zudem Standorte in weiteren Regionen wichtig sein, etwa in Asien.
  • Wie ist es um die Fehlerredundanz des Service bestellt? Diese lässt sich durch mehrere Data-Center an entfernten Standorten sicherstellen.
  • Welche Bereitstellungsoptionen sind vorhanden, in Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen, aber auch in einer Private Cloud im Unternehmensrechenzentrum?
  • Welche Kosten sind mittel- und langfristig zu erwarten? Das schließt die Bereitstellungskosten des Angebots für iPaaS mit ein, aber etwa auch die Aufwendungen für eventuelle Beratungsleistungen.
5. Teil: „Im  Gespräch  mit Matthias Rippert von der Software AG“

Im  Gespräch  mit Matthias Rippert von der Software AG

  • Matthias Rippert: Vice President und Senior Director Presales bei der Software AG
    Quelle:
    Software AG
Bislang lag es an der klassischen Middleware, die unterschied­lichen Anwendungen und Datenbestände zusammenzubringen. Doch mit dem Vormarsch von Cloud-Anwendungen reicht das nicht mehr aus. Jetzt übernimmt Integration Platform as a Service eine zentrale Rolle, erläutert Matthias Rippert, Vice President und Senior Director Presales bei der Software AG.
com! professional: Herr Rippert, warum gewinnt iPaaS aus Ihrer Sicht derzeit in so starkem Maß an Bedeutung?
Matthias Rippert: Cloud-Computing verändert seit ein paar Jahren die Art, wie Unternehmen ihre IT implementieren: Software, Daten und Rechenleistung werden nicht im firmeneigenen Rechenzentrum betrieben, gespeichert und bereitgestellt, sondern verteilt. Und selbst diese Verteilung kann in Schichten zusammengesetzt werden, wobei Platform as a Service die mittlere Schicht im gesamten Stack darstellt. iPaaS löst die Integrations-Middleware der einstmaligen Firmenrechenzentren ab. Genau genommen ist iPaaS nicht die Ablösung dieser Technologie, sondern eine notwendige Erweiterung, um die hybriden Anwendungslandschaften aus privaten Rechenzentren, Private Clouds und der Public Cloud leistungsstark und skalierbar zu betreiben.
com! professional: Welche Vorteile bringt Integration Platform as a Service im Detail den Nutzern?
Rippert: Eine iPaaS-Plattform optimiert alle möglichen Integrationsanforderungen: Cloud-to-Cloud, Cloud-to-On-Premise, On-Premise-to-Cloud und auch On-Premise-Integrationen ohne Cloud-Anteile. Jede Spielart wird bei modernen Anwendungen benötigt. Der wichtigste Nutzen einer kompletten iPaaS-Lösung besteht darin, dass immer der optimale Ansatz für das Zusammenspiel der Software-Komponenten gewählt werden kann. Reine Cloud-Integrationen können in der Cloud implementiert werden, reine On-Premise-Applikationen müssen nicht den Umweg über die Cloud nehmen, um zusammenzuarbeiten. Außerdem erfolgt das Monitoring der Abläufe zentral, und der Betrieb erfordert keine Zusatzanwendungen in „fremden“ Umgebungen und die Unterstützung der relevanten Protokolle.
com! professional: Wodurch unterscheidet sich iPaaS von An­sätzen wie Enterprise Service Bus (ESB)?
Rippert: Ein ESB verbindet in der Regel Anwendungen im Firmenrechenzentrum und wird selbst in einem solchen Data-Center betrieben. Ursprünglich waren Internet- oder Cloud-Erweiterungen nicht vorgesehen. Doch mittlerweile verfügen alle ESB-Implementierungen über entsprechende Erweiterungen. Reine Anbieter von Cloud-Integration konzentrieren sich in erster Linie auf Cloud-Anwendungen und zeigen erhebliche Schwächen, wenn es um die Integration von Eigenanwendungen sowie Mainframe- und anderen Legacy-Systemen geht. iPaaS ergänzt die jeweilige Implementierung um die fehlenden Fähigkeiten und erlaubt die Integration hybrider Anwendungen, deren Software in beiden Welten lebt.
com! professional: Ist eine iPaaS-Plattform nur für größere Unternehmen relevant oder auch für den Mittelstand und kleinere Firmen?
Rippert: iPaaS ist für alle Unternehmen von Bedeutung. Große Unternehmen haben in der Regel umfangreiche Legacy-Systeme, in denen große Teile ihres Geschäftsmodells abgebildet und implementiert sind. Solche Umgebungen werden oft um Cloud-Anwendungen erweitert und sind entsprechend komplex. Ohne iPaaS sind Veränderungen des Geschäftsmodells und daraus folgende Anpassungen und Erweiterungen der IT-Landschaft oft gar nicht realisierbar. Die IT-Infrastruktur von Mittelständlern ist dagegen oft weniger komplex. Der Mittelstand benötigt oft mehr Unterstützung bei geplanten Digitalisierungsvorhaben. Hier helfen schnelle IT-Lösungen, die als cloudbasierte Systeme verfügbar sind und in die bestehende Infrastruktur integriert werden können. Auch das lässt sich mit iPaaS elegant lösen. Kurzum: iPaaS ist für Unternehmen jeder Größe ein wichtiges Thema.
com! professional: Inwieweit unterstützen iPaaS-Plattformen auch Multi-Cloud-Umgebungen? Ein wachsender Teil der Anwender setzt ja auf mehrere Cloud-Service-Provider…
Rippert: Ein wesentliches Merkmal von iPaaS-Lösungen ist die anbieteragnostische Implementierung. Sie werden deshalb oft genau dazu eingesetzt, um Daten und Anwendungen in unterschiedlichen (Cloud-)Systemen miteinander zu verbinden. Wichtig ist dabei die Unterstützung der spezifischen Eigenheiten der unterschiedlichen Anbieter. Dafür bieten iPaaS-Lösungen eine große Anzahl von Konnektoren.

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