Digitalisierung
02.04.2019
Verband fordert Reform

Ingenieurs-Studiengänge müssen an Industrie 4.0 angepasst werden

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Der Verein Deutscher Ingenieure fordert eine Reform für die Ausbildung von Ingenieuren. Die zunehmend schnelleren Innovationszyklen in der Industrie 4.0 würden diese Kurskorrektur dringend erforderlich machen.
Die Digitalisierung bringt massive Veränderungen für Gesellschaft, Lehre und Arbeitswelt mit sich - doch nicht alle fühlen sich ausreichend vorbereitet. Auf der Hannover Messe mahnten Experten daher am Dienstag zu frühzeitigen Kurskorrekturen. Angesichts immer schnellerer Innovationszyklen fordert etwa der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine grundlegende Reform der Ingenieursausbildung.
Nach einer VDI-Umfrage gaben nur 11 Prozent der von ihm befragten Studierenden an, dass sie sich auf die Herausforderungen der vernetzten Industrie von morgen gut vorbereitet fühlten - bei den Berufseinsteigern waren es gerade mal 9 Prozent.

Grundförderung statt zeitlich begrenzte Programme

"Noch unbefriedigend ist außerdem die Bereitschaft der Professoren, sich an die Anforderungen der digitalen Transformation anzupassen", rügte der VDI-Direktor Ralph Appel. Auch der Vize-Präsident der Hochschule München, Professor Klaus Kreulich, forderte eine Strukturreform mit projektorientiertem Lernen und vor allem auch kurzfristig anzupassenden Lehrplänen. Statt zeitlich begrenzter Förderprogramme sei künftig eine nachhaltige Grundförderung nötig.
Ein Umbruch zeichnet sich auch beim städtischen Verkehr von morgen ab. Der Trend geht zu weniger und kleineren Autos sowie mehr gemeinsamen Fahrten. Anbieter wie die Volkswagen-Tochter Moia oder das CleverShuttle setzen beim Kampf gegen den Verkehrsinfarkt in Städten auf Ride-Sharing - geteilte Fahrten zu niedrigeren Preisen. Moia hat in Hannover bereits über 80 000 Kunden für die Fahrten in ihren Shuttles, sagte Moia-Manager Christian Rosen auf der Messe.
Am 15. April startet das Unternehmen sein Angebot mit zunächst 100, später 500 Fahrzeugen in Hamburg. Ziel sei, die Fahrten der Kunden zu bündeln, das Angebot sei für weitere Städte angepeilt. Das gilt nach Angaben von Johanna Reinhardt auch für den Mitbewerber CleverShuttle, der in sieben deutschen Städten aktiv sei. Potenzial sieht sie etwa in speziellen Mobilitätsangeboten für Senioren, die im öffentlichen Nahverkehr oft Schwierigkeiten hätten. Die klassischen Autobauer rüsten sich seit einiger Zeit für den Kampf mit Fahrdienst-Plattformen wie Uber - auch durch Kooperationen.

Zusammenarbeit von BMW und Microsoft

Microsoft  und BMW etwa wollen gemeinsam die Produktionsprozesse beschleunigen und haben auf der Messe eine gemeinsame Initiative angekündigt. Die Rentabilität der Fertigung werde bisher oft durch komplexe Softwaresysteme behindert, in denen die Daten in einzelnen Silos lagern und damit die Produktion ausbremsen. BMW und Microsoft erhoffen sich von der Initiative, dass die Entwicklung intelligenter Fabriklösungen besser unterstützt wird.
Eine andere Kooperation kündigte Trend Micro auf der Messe an. Das Unternehmen will gemeinsam mit der Schweizer Software-Firma Luxoft Systeme entwickeln, die vernetzte Autos vor Cyber-Angriffen von außen schützen sollen. Dabei will Trend Micro in der neuen Partnerschaft seine Expertise als Cyber-Sicherheitsspezialist einbringen, Luxoft seine Kenntnisse im Automobilsektor beisteuern.
Die Lösung soll mithilfe maschinellen Lernens Anomalien in Kommunikation und Verhalten sowie dem Zustand der Komponenten ermitteln und automatisch entsprechende Schutzvorkehrungen einleiten. Zusätzlich sollen aus der Analyse der Daten globale Sicherheitsbedrohungen abgeleitet werden. Die Herausforderung durch vernetzte Autos sei groß, sagte Eva Chen, Chefin von Trend Micro. Bis 2020 dürften allein in den führenden Ländern in Europa nahezu 100 Prozent der Fahrzeuge vernetzt sein.
Das Unternehmen Fischertechnik präsentierte ferner auf der Messe eine Simulationsanlage für die Industrie 4.0. Das knapp 5000 Euro teure Modell mit seinen bunten Konstruktionsteilen aus Plastik soll im Kleinen erklären, wie Industrie 4.0 im Großen funktioniert. Es zielt laut Vertriebsleiter Guido Schubert auf ein Anwenderfeld, das von Hochschulen über Firmen, Produktplaner oder IT-Abteilungen reicht.

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