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18.05.2018
Alles Fake?
1. Teil: „Google-Duplex-Aufzeichnungen sollen gefälscht sein

Google-Duplex-Aufzeichnungen sollen gefälscht sein

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aradaphotography / Shutterstock.com
Experten wollen Beweise dafür gefunden haben, dass Google bei der Demonstration seiner Duplex-Technologie geschummelt habe. Die aufgezeichneten Telefonate könnten nachträglich bearbeitet und vorab mit den Angerufenen abgesprochen worden sein.
Google hat die Aufzeichnungen für die Demonstration seines neuen Sprachassistenz-Systems Google Duplex angeblich gefälscht. Das jedenfalls behauptet IT-Spezialist Axios.
Google hatte vergangene Woche auf seiner hauseigenen Entwicklerkonferenz Google I/O eindrucksvoll seine neue Technologie Google Duplex präsentiert. Das Publikum bekam zwei aufgezeichnete Telefonate zu hören. Laut dem Suchmaschinenprimus habe es sich dabei um echte Gespräche mit einer KI gehandelt, die einen Termin beim Friseur vereinbaren sowie einen Tisch in einem Restaurant reservieren sollte.
Das Beeindruckende daran war, dass sich der Sprachassistent so täuschend echt angehört hatte, dass er kaum vom Menschen zu unterscheiden war. Zu hören waren sogar Verzögerungslaute wie "ähm" und "uhm". Dies würde ein Gespräch besonders authentisch wirken lassen hatte Google erklärt.

Angerufene Personen melden sich nicht mit Namen

Axios will nun jedoch Indizien dafür gefunden habe, dass es sich bei den Aufzeichnungen um keine echten Telefonate gehandelt habe. In den Beispielen, die Google auf seiner Messe vorgespielt hatte, meldeten sich die Personen weder mit dem Namen des Geschäfts noch mit dem eigenen. Beide Male begann das Gespräch mit der Frage, wie man weiterhelfen könne ("Hello, how can I help you?" beziehungsweise "Hi, may I help you?"). Bei Testanrufen von Axios in Friseursalons und Restaurants, darunter auch offenbar einige rund um Googles Hauptquartier Mountain View, hätten die Angerufenen stets den Namen des Geschäfts und teilweise auch den eigenen Namen genannt. Allerdings ist es auch möglich, dass Google diesen Teil des Gesprächs aus Datenschutzgründen für die Vorführung herausgeschnitten hat.
Verwunderlich finden es die Experten von Axios zudem, dass keinerlei Hintergrundgeräusche zu hören waren. Bei den meisten Testanrufen wären hingegen durchaus klappernde Scheren, ein angeschalteter Haartrockner oder sich unterhaltende Menschen vernehmbar gewesen. Eine mögliche Erklärung hierfür wäre allerdings ein entsprechender Filter auf Seiten des Sprachassistenten. Es ist denkbar, dass die Aufzeichnung nur das wiedergibt, was Duplex selbst "gehört" hat.
Im Video der Keynote der Google I/O startet die betreffende Sequenz etwa bei Minute 35 und geht bis 39:40.
2. Teil: „Keine Hintergrundgeräusche zu hören“

Keine Hintergrundgeräusche zu hören

Ebenfalls auffällig ist, dass im Falle des gebuchten Friseurtermins keine Angaben wie etwa die Telefonnummer abgefragt wurden. Die Dame am Telefon verlangte lediglich den Vornamen der Kundin. Allerdings könnte auch hier das Argument geltend gemacht werden, dass Google dies aus Datenschutzgründen oder dergleichen schlicht herausgeschnitten hat.
Axios hat laut eigenen Angaben bei Google angefragt, um welchen Friseursalon und welches Restaurant es sich bei den demonstrierten Anrufen gehandelt habe. Das Unternehmen wollte so überprüfen, ob die beiden Firmen tatsächlich existieren. Obwohl Axios schriftlich versicherte, die Unternehmen nicht öffentlich zu nennen, machte Google keine Angaben dazu. Auch einen Kommentar, ob die Aufzeichnungen nachträglich bearbeitet wurden, habe Google abgelehnt.
Anscheinend ist Google mit der Entwicklung allerdings schon ziemlich weit vorangeschritten. Wie das Unternehmen auf seinem Blog mitteilt, soll noch im Sommer dieses Jahres eine erste Testphase beginnen.
Ob die beiden demonstrierten Anrufe nun bearbeitet oder die Gesprächspartner vorab informiert wurden, bleibt offen. Google hat dennoch gezeigt, dass es mit Duplex ein Sprachassistenz-System geschaffen hat, dass annähernd menschlich klingt. Wann Duplex jedoch soweit sein wird, Terminvereinbarungen und einfache Telefonate für den Nutzer zu übernehmen, bleibt offen.

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