31.01.2020
Shop-Software
1. Teil: „Full-Service-Betriebssystem für den Handel“
Full-Service-Betriebssystem für den Handel
Autor: Christiane Fröhlich
Maxx-Studio / shutterstock.com
Der kanadische Hersteller Shopify mischt den Markt für Shop-Software auf. Seit rund zwei Jahren ist der Anbieter auch auf dem deutschen Markt aktiv.
Software nicht wirklich wahrgenommen - die Software war nicht auf Deutsch erhältlich und auch deutsche Ansprechpartner fehlten. Seit rund zwei Jahren bemüht sich das kanadische Unternehmen verstärkt um deutsche Händler, und das mit wachsendem Erfolg. Was Shopify für deutsche Shop-Betreiber interessant macht, erklärt Chief Operating Officer Harley Finkelstein im Interview mit com! professional.
Lange Zeit wurde Shopify auf dem deutschen Markt für Shop-com! professional: In den Medien wird Shopify immer wieder als Herausforderer von Amazon oder gar als das nächste Amazon bezeichnet. Wie kommt es zu dieser Einschätzung?
Harley Finkelstein: Ein Grund dürfte sein, dass Shopify mehr zu bieten hat als nur Online-Shops. Wir ermöglichen Händlern die Abwicklung von Bezahltransaktionen, wir helfen beim Versand, und wir haben begonnen, sie auch beim Fulfillment zu unterstützen. Wie versuchen also nicht nur ein Anbieter von E-Commerce-Software zu sein, sondern ein Full-Service-Betriebssystem für den Einzelhandel. Ohne Shopify braucht ein Händler für sein Online-Business eine Handels-Software, eine Point-of-Sale-Lösung, eine Lösung für die Marktplatzanbindung, einen Payment-Dienstleister, mehrere Versanddienstleister und so weiter. Mit Shopify bekommt er alles aus einer Hand. Aber wir sind kein Marktplatz.
com! professional: In Deutschland spricht die Branche gerade viel über Shopify. Wie kommt das?
Finkelstein: Wir haben schon seit Jahren viele deutsche Händler als Kunden - und das, obwohl Shopify bisher nicht ganz auf den deutschen Markt zugeschnitten war. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Zahl unserer Kunden in Deutschland mehr als verdoppelt. Und auch der Handelsumsatz unserer Kunden über Shopify hat sich verdoppelt. Es gibt keine andere Handelsplattform im deutschen Markt, die so schnell wächst wie wir. Deswegen investieren wir massiv in den deutschen Markt. Wir haben mittlerweile ein Team von über 50 Mitarbeitern in Deutschland, verfügen über mehr als hunderttausend Kunden in Europa und ein großes Partnernetzwerk aus Agenturen und freien Entwicklern, die mit Features und Apps für Shopify-Händler einen Mehrwert schaffen.
com! professional: Woher kommt das starke Wachstum?
Finkelstein: Zum einen haben wir einige kluge Köpfe eingestellt, zum anderen fangen wir an zu verstehen, was unsere deutschen Kunden wollen. Wir passen unsere Produkte an den deutschen Markt an, etwa durch einen Ausbau des Payment-Angebots und eine Zusammenarbeit mit dem Händlerbund. Sehen Sie: Vertrauensbildende Zertifizierungen sind in Deutschland sehr wichtig. Wenn wir also Marktführer in Deutschland sein wollen, brauchen wir solche Zertifikate, wie wir es nun mit der Vorzertifizierung des Händlerbunds und der IT-Recht Kanzlei haben. Außerdem ist die Verwaltung von Shopify mittlerweile komplett auf Deutsch.
com! professional: Was macht Shopify so interessant?
Finkelstein: Zwei Dinge: Das eine ist sicherlich die Einfachheit und die Skalierbarkeit des Systems. Die Konfiguration ist binnen einer Stunde möglich. Und wenn das Geschäft gut läuft, ist der Händler in seinem Wachstum bei Shopify nicht begrenzt. Wir haben große Händler, die jedes Jahr viele Millionen mit Shopify umsetzen, und kleine, die deutlich weniger umsetzen. Das heißt, kleine Anbieter können schnell mit uns starten, müssen die Plattform aber nicht austauschen, selbst wenn sie sehr stark wachsen. Das ist einzigartig.
2. Teil: „Einkaufen auf Instagram via Shopify“
Einkaufen auf Instagram via Shopify
com! professional: Und der zweite Grund?
Finkelstein: Shopify bietet eine moderne Software. Herkömmliche Shop-Systeme verändern sich nicht sehr schnell, sind nicht sehr innovativ. Wenn ein Händler eines Tages vom Einkaufen auf Instagram hört - Shopify ist eine der wenigen Plattformen, die das direkt ermöglicht. Hört er von Apple Pay - Shopify kann auch das. Was uns also zum führenden Shop-System weltweit macht, ist, dass wir Händlern ermöglichen, von Innovationen und Trends im Einzelhandel zu profitieren, und zwar viel schneller als mit anderen Shop-Systemen.
com! professional: Solche Argumente führen andere Shop-Software-Hersteller aber auch ins Feld …
Finkelstein: Wir wachsen schneller als unsere Wettbewerber, weil es bei ihnen nicht stimmt. Jeder behauptet, ein perfekt geeignetes E-Commerce-System zu sein. Wir verstehen uns aber nicht als Anbieter einer E-Commerce-Lösung, sondern als Anbieter einer kompletten Handelslösung. Schauen Sie eine Marke wie Gymshark an, die am schnellsten wachsende Marke in Großbritannien im letzten Jahr. Das Unternehmen ist mit Shopify an Mamas Küchentisch gestartet und setzt heute über hundert Millionen Dollar um. Gymshark hat Pop-up-Geschäfte, einen Online-Shop, verkauft über Instagram ebenso wie über Ebay. All das läuft über Shopify. Natürlich gibt es andere Shop-Lösungen, die Einzelbereiche davon gut abbilden.
Ein zweiter Punkt ist, dass es bei vielen anderen Systemen Monate dauert, bis sie eingerichtet sind. Zudem sind sie teuer und ihre Preissysteme sind nicht auf verschiedene Skalierungen von Unternehmen ausgerichtet.
3. Teil: „Shopware und Magento als Konkurrenten zu Shopify“
Shopware und Magento als Konkurrenten zu Shopify
com! professional: Welche Wettbewerber greift Shopify in Deutschland an?
Finkelstein: Einer ist sicherlich Shopware. Wir sehen ziemlich viele Migrationen von Shopware zu Shopify. Shopware hatte einige Zeit eine Führungsposition inne. Was uns einen Vorteil verschafft, ist, dass sich alle Marken in Zukunft zu globalen Marken entwickeln werden. Wir machen es ihnen leicht zu internationalisieren, weil Shopify auf den weltweiten Handel ausgerichtet ist. Und auch wenn wir bei einigen Dingen jetzt gerade erst in der Umsetzung sind, etwa bei Multiwährungen, so registriert die Händlerschaft in Deutschland durchaus, dass wir es tun. Und sie setzen auf uns, weil sie sehen, dass es in anderen Ländern schon funktioniert. Bei Shopware hingegen herrschte lange Zeit Stillstand, höre ich immer wieder von Händlern.
com! professional: An wem messen Sie sich noch?
Finkelstein: Ein anderer Anbieter ist Magento. Magento war lange sehr erfolgreich hier. Viele unserer heutigen Händler sind ehemalige Magento-Kunden. Wer jetzt vor einem Wechsel von Magento 1 zu Magento 2 steht, denkt auch über einen kompletten Systemwechsel nach. Viele der anderen Software-Anbieter konzentrieren sich auf das Marketing und den Vertrieb. Wir konzentrieren uns darauf, die beste Software der Welt zu bauen - zudem investieren wir in Deutschland gerade in den Markenaufbau.
com! professional: Wie sieht Ihre Hauptzielgruppe aus?
Finkelstein: Der Fokus liegt sicherlich auf kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Mit Angeboten wie Shopify POS und Shopify Shipping werden wir aber zunehmend auch für größere Marken interessant, weil sie sich um diese Dinge dann nicht zu kümmern brauchen. In Großbritannien konnten wir beobachten, dass sich anfangs vor allem moderne, neue Marken für Shopify entschieden haben, und dann aber auch Unternehmen wie Procter & Gamble und Unilever zu uns gekommen sind. Das könnte in Deutschland ähnlich laufen.
com! professional: Die Versand- und Fulfillment-Dienstleistungen, die Sie angesprochen haben, sind in Deutschland aber noch nicht verfügbar, oder?
Finkelstein: Das Shopify Fulfillment Network haben wir im Juni ja erst angekündigt und beginnen jetzt mit der Umsetzung. Start ist in den USA, weil dort die meisten unserer Händler sind. Aber viele dieser neuen Versand- und Fulfillment-Lösungen werden Sie schon sehr bald auch in Deutschland sehen.
com! professional: Was heißt sehr bald?
Finkelstein: Das heißt im Lauf der nächsten Jahre. Der deutsche Markt hat für uns hohe Priorität.
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