Business-IT
19.07.2019
Auerswald
1. Teil: „Familien-Unternehmen gründet ein eigenes Start-up“

Familien-Unternehmen gründet ein eigenes Start-up

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Volodymyr Nikitenko / shutterstock.com
Der Telefonanlagenspezialist Auerswald hat vergangenes Jahr das Start-up The Better Link gegründet. Geschäftsführer Christian Auerswald erklärt, was dahinter steckt.
  • Christian Auerswald: Geschäftsführer von Auerswald
    Quelle:
    Auerswald
Der Telefonanlagenhersteller Auerswald stellt sich neu auf - mit einem Start-up für eine Kommunikations-App, einer eigenen Marke für das Auslandsgeschäft sowie einer neuen Serie an SIP-Endgeräten. Geschäftsführer Christian Auerswald erklärt im Interview, wie er das Unternehmen in einem hart umkämpften Markt positionieren möchte.
com! professional: Im vergangenen Herbst haben Sie mit The Better Link ein neues Unternehmen gegründet. Was planen Sie damit?
Christian Auerswald: Wir wollen mit der neuen Tochter UCC-Apps für die Bürokommunikation von morgen entwickeln. In dem Bereich arbeiten wir zum Beispiel auch mit der Hochschule Sankt Gallen (HSG) zusammen, ein Masterstudiengang hatte von uns den Forschungsauftrag, herauszufinden, wie diese Kommunikation künftig aussehen könnte.
com! professional: Wann stellen Sie erste Ergebnisse vor?
Auerswald: Wir sind dabei, ein Team aufzubauen, und rechnen mit den ersten Entwicklungsergebnissen zum Ende dieses Jahres. Das wird dann noch keine komplett fertige Lösung sein, aber zumindest eine erste Version, die funktionsfähig ist und die man testen kann.
com! professional: Doch warum mussten Sie dafür eine eigene Firma gründen? Hätte die Entwicklung nicht auch im Unternehmen stattfinden können?
Auerswald: Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, denn wir wollen neue Mitarbeiter finden, die noch keine „Auerswald-Brille“ tragen. Deshalb haben wir die Firma auch nicht in Cremlingen angesiedelt, sondern im Münchner Raum. Es ist auch für uns ein Experiment, aber ich bin zuversichtlich, dass wir damit erfolgreich sein können.
The Better Link ist eine Möglichkeit, den Rückgang beim Verkauf der On-Premise-Lösungen, der ja auf uns alle zukommen wird, zu kompensieren.
com! professional: Und wie reagieren Ihre Kooperationspartner auf das neue Projekt? Schließlich verstärken Sie damit den Wettbewerb …
Auerswald: Ich glaube, wir sollten uns weniger mit den Wettbewerbern im eigenen Land beschäftigen. Es gibt immer Projekte, bei denen unsere Produkte passen, und dann wieder andere, bei denen unser Wettbewerber zum Zug kommt. Wir sollten auf die Anbieter aus dem Ausland achten, die zum Teil in Deutschland rasend schnell wachsen und es sich leisten können, Marktanteile mit niedrigen Preisen zu erkaufen.
2. Teil: „Auslandsgeschäft mit neuer Marke Fontevo“

Auslandsgeschäft mit neuer Marke Fontevo

com! professional: Mit Fontevo haben Sie Anfang 2018 auch eine neue Marke gegründet. Warum?
Auerswald: Wir haben im vergangenen Jahr damit begonnen, unsere Produkte auch in Großbritannien und Irland zu vermarkten.
Auerswald ist im deutschsprachigen Raum als Marke gesetzt. In anderen Ländern ist unsere Marke weit weniger bekannt und - das klingt jetzt banal - einfach schwierig auszusprechen. Deshalb haben wir Fontevo gelauncht, die Produkte sind aber gleich, sie tragen sogar dieselben Namen, eben nur mit dem Zusatz Fontevo.
com! professional: Welche weiteren Länder sollen folgen?
Auerswald: Derzeit bauen wir unser Frankreich-Geschäft auf und haben dafür einen Country-Manager eingestellt. Weitere Länder werden sukzessive folgen.
Wir haben zudem mit der D-Serie neue Telefone entwickelt, bei denen der Einstiegspreis unter hundert Euro liegt. Damit kommen wir auch in Projekte rein, die aktuell überwiegend von chinesischen Herstellern besetzt sind.
com! professional: Wie möchten Sie sich mit der Serie positionieren?
Auerswald: Wir sehen uns als Ausrüster für die Cloud. Aus diesem Grund haben wir in den neuen Endgeräten auch einige Funktionen eingeführt, die von den Cloud-Providern gefordert werden.
com! professional: Und welche neuen Funktionen sind das zum Beispiel?
Auerswald: Wir haben unter anderem das Provisioning verbessert und die Zahl der zertifizierten Provider ausgebaut. Auch Features wie die automatische Beschriftung der Funktionstasten an den Telefonen sind bei den neuen Endgeräten möglich.
com! professional: Entwickelt und produziert werden die Geräte aber nach wie vor in Deutschland.
Auerswald: Auf jeden Fall, und gerade im Auslandsgeschäft spielt „Made in Germany” noch immer eine große Rolle.
com! professional: Wollen Sie mit dem neuen Auslandsgeschäft auch die schrumpfenden Umsätze im Inland kompensieren?
Auerswald: Nein, wir wollen und müssen uns breiter aufstellen. Der Markt verändert sich, besonders durch die starken und finanzkräftigen Wettbewerber. Im deutschsprachigen Raum sind wir gut positioniert, im Ausland können wir in Zukunft noch wachsen.

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