22.09.2017
Wahlkampf-Manipulation
Facebook legt mutmaßlich russische Werbung dem US-Kongress vor
Autor: dpa
Pan Xunbin / shutterstock.com
Facebook will die Werbeanzeigen, mit denen sich mutmaßlich russische Drahtzieher in die Innenpolitik der USA eingemischt haben, dem US-Kongress offenlegen. Zudem soll bei politischer Werbung auf der Plattform künftig klar zu sehen sein, wer dafür bezahlt habe.
Facebook wird die Werbeanzeigen, mit denen sich mutmaßlich russische Drahtzieher in die Innenpolitik der USA eingemischt haben sollen, dem US-Kongress offenlegen. Einer allgemeinen Veröffentlichung stünden aber gesetzliche Einschränkungen für die Offenlegung von Profil-Informationen im Wege, betonte das weltgrößte Online-Netzwerk.
Facebook hatte vor zwei Wochen mitgeteilt, dass im Zuge von Untersuchungen zum möglichen russischen Einfluss auf die US-Präsidentenwahl rund 470 Profile identifiziert worden seien, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 etwa 3.000 Anzeigen geschaltet hätten. "Unsere Analyse legt nahe, dass diese Accounts und Seiten miteinander vernetzt waren und von Russland aus betrieben wurden", erklärte damals Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos. Sie hätten Anzeigen für rund 100.000 Dollar gebucht.
Ausländische Einmischung ist verboten
Facebook machte bisher keine Angaben dazu, wie viele Amerikaner mit dieser Werbung in Berührung gekommen sein könnten. Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA verboten. Das Online-Netzwerk teilte Informationen zu den Anzeigen bereits mit dem US-Sonderermittler Robert Mueller. Die russische Regierung bestreitet den Versuch, die amerikanische Präsidentenwahl im vergangenen Jahr manipuliert zu haben.
Über den Inhalt der fraglichen Anzeigen ist bisher nur wenig bekannt geworden. Facebook erklärte, in einem Großteil seien zwar die Wahl oder die Kandidaten nicht direkt erwähnt worden. Sie seien aber darauf ausgerichtet gewesen, die Spaltung bei umstrittenen Themen wie Spannungen zwischen Ethnien, Einwanderung oder Waffenbesitz zu vertiefen. Rund ein Viertel der Anzeigen sei gezielt in bestimmten Regionen platziert worden. Außerdem wurde bekannt, dass damit zum Teil Protestaktionen beworben wurden wie etwa eine Demonstration gegen Flüchtlinge und Muslime in einer kleinen Stadt im Bundesstaat Idaho im August vergangenen Jahres.
Facebook betonte am Donnerstag, dem Unternehmen sei die Verbindung zu Russland bei der Buchung der Anzeigen nicht bewusst gewesen. Sie wurden von Accounts mit Verbindung zu einer "Internet Research Agency" platziert, die als von Russland aus gesteuert gilt. Facebook schließt nicht aus, dass noch weitere verdächtige Anzeigen gefunden werden.
Freiheit bedeutet, dass man nicht erst fragen muss
Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg sagte, bei politischer Werbung auf seiner Plattform solle künftig klar zu sehen sein, wer dafür bezahlt habe. "Ich will nicht, dass irgendjemand unsere Systeme benutzt, um die Demokratie zu untergraben. Das ist nicht das, wofür wir einstehen", sagte er in einem Video. Allerdings werde Facebook nicht dazu übergehen, die Anzeigen und Posts vor der Veröffentlichung zu prüfen: "Freiheit bedeutet, dass man nicht erst fragen muss." Zugleich solle das Team der Mitarbeiter, die Wahlkampagnen beobachten, mehr als verdoppelt werden. Facebook wurde seit dem vergangenen Jahr vorgeworfen, nicht genug gegen die Ausbreitung von Falschmeldungen im US-Wahlkampf unternommen zu haben.
Facebook habe "Tausende" gefälschte Accounts entdeckt und blockiert, die möglicherweise versuchten, Wahlen in vielen Ländern zu beeinflussen, zuletzt unter anderem in Frankreich, sagte Zuckerberg. Zu Deutschland hieß es bisher, vor der Bundestagswahl sei keine derartige Aktivität festgestellt worden.
Kreml-Sprecher: Wir wissen nicht, wie man Facebook-Anzeigen bucht
Der Kreml hat indes eine Verbindung zu Facebook-Anzeigen zurückgewiesen, mit denen nach Überzeugung des Online-Netzwerks von Russland aus versucht wurde, die US-Präsidentenwahl zu beeinflussen.
"Wir wissen nicht, wer Facebook-Anzeigen bucht und wie man das macht, und haben das nie getan, und die russische Seite war nie daran beteiligt", wurde ein Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin von der Nachrichtenagentur Interfax zitiert.
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