Digitalisierung
11.03.2019
Industrie 4.0
1. Teil: „Das erwartet Sie auf der Hannover Messe“

Das erwartet Sie auf der Hannover Messe

Industrie 4.0Industrie 4.0Industrie 4.0
 Zapp2Photo / Shutterstock.com
Auf der Hannover Messe dreht sich vom 1. bis zum 5. April alles um die Industrie 4.0. Mit dem Aus der CEBIT rücken auch vermehrt IT-Themen ins Zentrum der "Weltleitmesse der Industrie".
Die Industrie 4.0 ist Realität: Die Unternehmen in Deutschland setzen verstärkt auf vernetzte Maschinen und eine smarte Produktion. Das Internet of Things (IoT) ist dank konkret verfügbarer Lösungen und Anwendungen mittlerweile in der Unternehmenspraxis angekommen – immer mehr Firmen experimentieren erfolgreich mit ersten Pilotprojekten oder setzen die neuen Technologien sogar bereits produktiv ein.
Dabei ist Industrie 4.0 viel mehr als nur die Digitalisierung und Vernetzung der Produktion mit neuen Technologien wie Analytics oder Künstlicher Intelligenz. Sie steht auch für einen Transformationsprozess, der nicht nur die Unternehmen und die Arbeitswelt, sondern auch die Gesellschaft grundlegend verändert.
Da wundert es nicht, dass die Industrie als zentraler Sektor der deutschen Wirtschaft bestrebt ist, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, und sich verstärkt mit den Themen Digitalisierung und vernetzte Produktion auseinandersetzt.
Die Hannover Messe, nach eigenen Angaben die Weltleitmesse der Industrie, öffnet in diesem Jahr vom 1. bis zum 5. April ihre Pforten in der niedersächsischen Landeshauptstadt und ermöglicht es Besuchern, sich über alle erdenklichen Themen rund um die Industrie 4.0 zu informieren und auszutauschen – von Indus­trieautomation über Forschung und Entwicklung bis hin zu Produktionstechnologien und Dienstleistungen.
Die Veranstalter der Indus­trieschau gehen in diesem Jahr von rund 6.500 Ausstellern aus, die fünf Tage lang den rund 220.000 erwarteten Besuchern ihre neuesten Produkte und Services präsentieren. Insgesamt sollen im Lauf der Messewoche auf diese Weise rund 6,5 Millionen Geschäftskontakte entstehen.
Sweden Co-Lab: Unter diesem Motto zeigen die Schweden ihre Smart-Industry-Lösungen.
Deutsche Messe
Partnerland 2019: Schweden
Auch dieses Jahr präsentiert sich auf der Hannover Messe ein Partnerland mit seinen Technologien, Forschungsprojekten und Inves­titionsmöglichkeiten. Diesmal ist es Schweden, das etwa mit Ericsson und Spotify bereits die eine oder andere Größe in der digitalen Wirtschaft hervorgebracht hat.
Die Unternehmen aus dem skandinavischen Königreich haben für ihren Messeauftritt in Halle 27 das Motto "Sweden Co-Lab" gewählt. Es soll die beiden Schlüsselkonzepte Co-Creation und Innovation verbinden und damit für Schweden als Ideenschmiede moderner Technologien stehen.
In Schweden spielt die Digitalisierung der Industrie eine große Rolle. So verfolgt die Regierung unter anderem eine Smart-Industry-Strategie, mit der sie schwedische Unternehmen beim Übergang in das neue Industriezeitalter unterstützt. Das Ziel der Schweden: Dortige Unternehmen sollen die Umsetzung von Indus­trie 4.0 weltweit anführen.
2. Teil: „Integrated Industry - Industrial Intelligence“

Integrated Industry - Industrial Intelligence

Das Leitthema der diesjährigen Hannover Messe lautet "Integrated Industry - Industrial Intelligence". Laut den Veranstaltern ist damit die digitale Vernetzung von Mensch und Maschine im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz gemeint. KI habe, so Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Messe, das Potenzial, die Industrie und die Energiewirtschaft zu revolutionieren. "Menschen bringen Maschinen bei, logisch und zweckgerichtet zu handeln, um Kundenbedürfnisse zu befriedigen. KI-Systeme generieren Wissen und können heute auf Basis von Daten und Algorithmen Betriebszustände fortlaufend optimieren oder Fehler und Störungen sicher voraussagen – in Produktionsprozessen, im Stromnetz oder in der Logistik." Dafür stehe das Leitthema Integrated Industry - Industrial Intelligence.
  • Hannover Messe 2019: Das Leitthema der Industriemesse lautet in diesem Jahr "Integrated Industry - Industrial Intelligence".
    Quelle:
    Deutsche Messe
Es unterstreiche die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen in der Industrie sowie in der Energiebranche. Dabei gehe es um Themen wie effiziente Energieausnutzung oder autonome Produktionsprozesse, aber auch um die He­rausforderungen im Hinblick auf Schnittstellen, Protokolle und Sicherheit. "Führungskräfte, die in ihren Unternehmen für strategische Entscheidungen verantwortlich sind, sollten sich eingehend mit den Nutzungspotenzialen und bevorstehenden Umbrüchen auseinandersetzen", so Messe-Vorstand Köckler weiter.

Auf dem Weg zur IT-Messe
Die Hannover Messe wird dank der genannten Technologien Internet of Things und Künstliche Intelligenz, die auch in der Produktion eine immer größere Rolle spielen, mehr und mehr zu einer IT-Messe.
Das dürfte sich in den kommenden Jahren noch einmal deutlich verstärken – nicht zuletzt deshalb, weil die Deutsche Messe Ende vergangenen Jahres die Notbremse zog und die schwächelnde Computermesse CEBIT angesichts stark rückläufiger Buchungszahlen einstellte. Dabei war die von 1986 bis 2018 stattfindende CEBIT einst die größte Computermesse der Welt.
Die industrienahen Digitalthemen der einstigen IT-Messe CEBIT sollen nun in die Hannover Messe integriert werden. Wie das genau aussehen soll, gab die Deutsche Messe bislang allerdings nicht bekannt. Besucher treffen aber bereits auf der diesjährigen Industrieschau auf vieles, was auf der früheren CEBIT ein Thema war, zum Beispiel IT-Sicherheit oder der neue Mobilfunkstandard 5G.
Future of Work in Industry:
Experten tauschen sich über die Arbeitswelt von morgen aus.
Deutsche Messe
Future of Work in Industry
Auf der diesjährigen Hannover Messe feiert die Konferenz "Future of Work in Industry" ihre Premiere. Hier diskutieren Experten, Führungskräfte und Vordenker über die Industrie 4.0 und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt von morgen.
Innovative Lösungen, der Erfahrungsaustausch und das Networking sollen im Mittelpunkt stehen. Neben Keynotes und Podiumsdiskussionen finden parallel Best-Case-Präsentationen sowie Questions-and-Answers-Sessions statt. Die drei Stränge „Leadership, Culture & Mindset“, „Skills & Competences“ sowie „Tools & Methods“ bilden den thematischen Rahmen.
Die Eröffnungs-Keynote mit dem Thema "Die Digitale Revo­lution: Wir dekorieren auf der Titanic die Liegestühle um“ hält der Philosoph Richard David Precht. Er beleuchtet dabei unter anderem, wie wir auf die sich rasant verändernde Welt reagieren, und skizziert das Bild einer wünschenswerten Zukunft im digitalen Zeitalter.
Zu den weiteren Sprechern gehören unter anderem Janina Kugel, Vorstandsmitglied bei Siemens, und Ralf Neuhäuser, ein menschlicher Cyborg, der sich mehrere Computerchips in seinen Körper einsetzen ließ.
Die Konferenz Future of Work in Industry findet am Mittwoch, 3. April, von 9 bis 16:30 Uhr im Tagungsbereich in Halle 19 statt. Tickets kosten ab 329 Euro.
3. Teil: „Integrated Automation, Motion & Drives“

Integrated Automation, Motion & Drives

Der Bereich Integrated Automation, Motion & Drives (IAMD) in den Hallen 8 und 9, 11 und 12, 14 bis 17 sowie 19 bis 25 nimmt die mit Abstand größte Fläche auf der Hannover Messe ein. Den Veranstaltern zufolge handelt es sich dabei um den globalen Hotspot für die Industrie 4.0, der das gesamte Spektrum der industriellen Automation, IT sowie Antriebs- und Fluidtechnik abbildet - vom Maschinenbau über Elektrotechnik und Robotik bis hin zur Prozessautomation.
Im Bereich IAMD stellen über 2.000 Unternehmen mehr als 9.000 Produkte aus. Über 96 Prozent der Besucher sollen dort Fachbesucher sein.
  • Getriebe mit Cloud-Anbindung: ZFs Fahrzeuggetriebe TraXon unterstützt Predictive Maintenance über die Azure-Cloud.
    Quelle:
    ZF
Einer der Aussteller ist das Fürther Unternehmen Iba, Spezialist für Mess- und Automatisierungstechnik. Iba zeigt in Halle 11, Stand C35/1, unter anderem, wie sich mit dem iba-PDA-PLC-Xplorer Fehler und Störungen in automatisierten Anlagen rechtzeitig erkennen lassen, um Produktionsausfälle oder qualitativ minderwertige Produkte zu verhindern. Das Tool zeigt hierfür Signale von diversen Steuerungen an. Messgrößen, die mit heutiger Sen­sorik nicht erfasst werden können, lassen sich mit dem Ka­merasystem ibaCapture zeit­synchron aufzeichnen und analysieren.
ZF aus Friedrichshafen, weltweit führend im Bereich Antriebs- und Fahrwerktechnik, hat erst kürzlich seine Partnerschaft mit Microsoft erweitert, um auf Grundlage von Microsoft Azure eine der umfassendsten Cloud-Plattformen im Automobilsektor aufzubauen.
Geplant sind digitale Services etwa rund um das automatisierte Fahren und die E-Mobilität.  ZF nutzt Azure auch für seine IoT-Plattform. So können zum Beispiel Fahrzeughersteller und Flottenbetreiber die Nutzung des Fahrzeuggetriebes ZF TraXon mit Hilfe von Predictive Maintenance proaktiv mit der Cloud-Lösung planen. ZF stellt in Halle 25, Stand C11, aus.

Digital Factory
Im Messebereich Digital Factory rund um integrierte Prozesse und IT-Lösungen geht es um
die datenbasierte Inte­gration sämt­licher Wertschöpfungsprozesse der produzierenden Industrie.
Unternehmen stellen ihre IT- und Software-Lösungen vor, die diese datentechnische Verbindung zwischen Entwicklung, Produktion und Lieferanten ermöglichen. Hier steht Software für die virtuelle Produktentwicklung, die Fertigungsplanung und -steuerung und für vorausschauende Analysen im Mittelpunkt.
In der Digital Factory in den Hallen 5 bis 8 erwarten die Messeveranstalter knapp 600 Aussteller, die zusammen rund 1.600 Produkte und Dienstleistungen vorstellen.
Zu den Ausstellern in der Digital Factory gehören Branchenriesen wie Amazon Web Services in Halle 6, Stand F46, Cisco in Halle 6, Stand F30, Deutsche Telekom in Halle 5, Stand E04, Hewlett Packard Enterprise in Halle 6, Stand A40, Huawei in Halle 6, Stand D18, IBM in Hal­le 7, Stand C16, und Siemens
Industry Software in Halle 6, Stand J30.
Auf dem Gemeinschaftsstand A30 in Halle 6 stellen mehrere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft ihre neuesten Lösungen zur Einbindung und Realisierung von Industrie 4.0 im Umfeld der Produktion vor. So zeigt zum Beispiel das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) eine flexible Bipolarplatte aus Polymeren, die kompakte Batterien ermöglicht.
  • Kompakte Batterien: Fraunhofer-Forscher entwickelten hierfür flexible Bipolarplatten aus Polymeren.
    Quelle:
    Bild: Fraunhofer UMSICHT
Aktuelle Batteriesysteme basieren auf einer Vielzahl mitei­nander verschalteter und einzeln verpackter Einzelzellen, die über Kabel verbunden sind. Das ist nicht nur aufwendig, sondern bringt auch mit sich, dass ein großer Teil einer Batterie aus inaktivem Material besteht, das nicht zur Batterieleistung beiträgt. Die neuartigen bipolaren Batterien sollen das Pro­blem lösen. Hier werden die einzelnen Zellen mittels Bipolarplatten miteinander verbunden. Das vom Fraunhofer-Institut entwickelte elektrisch leitfähige Polymer ist im Gegensatz zu Metall nicht anfällig für Korrosion und soll – verglichen mit herkömmlichen Batteriesystemen mit Kabeln – über 80 Prozent Material einsparen.
Der Walldorfer Software­-Hersteller SAP zeigt in Halle 7, Stand A02, wie Unternehmen Schluss machen mit Datensilos. Showcases ermöglichen es Besuchern, ein Werkstück auf seiner nahtlos verknüpften Reise vom Auftrag über die Produk­tion bis zur Lieferung an den Kunden und zum technischen Support zu verfolgen.
4. Teil: „Weitere Trendthemen der Hannover Messe

Weitere Trendthemen der Hannover Messe

Integrated Energy
Auf der Integrated Energy in den Hallen 11 bis 13 und 27 sowie auf dem Freigelände findet man Lösungsanbieter rund um die Energiewirtschaft.
Zu den Schwerpunkten gehören hier Technolo­gien, die das Stromnetz flexi­bler machen, und die Frage, wie Ladeinfrastrukturen von morgen aussehen. Über 1.000 Aussteller zeigen fast 5.000 Lösungen.
  • Energie für die Elektromobilität: Mennekes zeigt praxis­taugliche Lade-Lösungen.
    Quelle:
    Bild: Mennekes Elektrotechnik
Ein Aussteller ist Mennekes Elektrotechnik in Halle 27, Stand H74, aus dem nordrhein-westfälischen Kirchhundem. Der Mittelständler beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der Installa­tion und dem Service von Ladestationen. Und der Bedarf ist da: Laut der Na­tionalen Plattform Elektromobilität (NPE), einem Beratungsgremium der Bundesregierung zur Elektromobilität, werden hierzulande im Jahr 2020 70.000 öffentliche Ladestationen gebraucht.

Industrial Supply
Industrial Supply in den Hallen 3 bis 5 ist die internationale Leitmesse für innovative Zulieferlösungen und Leichtbau.
Dass die Zulieferer ihren eigenen Bereich auf der Hannover Messe haben, hat einen guten Grund: Sie sind ein wichtiger Treiber der industriellen Digitalisierung und mit ihren Lösungen immer mehr in die Wertschöpfung ihrer Kunden integriert.

Research & Technology
Vor den realen Anwendungen stehen häufig Forscher, die kühne Ideen haben. Diese sind in Halle 2 im Bereich Research & Technology zu finden. Wissenschaft und Wirtschaft zeigen hier, wie die Industrie der Zukunft aussehen könnte.

Industrial Security
Die zunehmende Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette hat nicht nur Vorteile. Besonders in Sachen Sicherheit kommen damit auf die Unternehmen neue Herausforderungen zu. Um es Hackern, intern wie extern, schwer zu machen, gibt es viele Dinge, die es im Rahmen von Industrie 4.0 umzusetzen gilt - Beispiele sind etwa der überlegte Umgang mit externen Schnittstellen oder der Einsatz von Verschlüsselungen.
Vor allem die bisherige He­rangehensweise, sich erst nach der Digitalisierung Gedanken über die Sicherheit zu machen, ist obsolet, vielmehr ist ein Umdenken erforderlich.
"Ohne Security kann die Digitalisierung nicht funktionieren", so lautet das klare Statement von Hubertus von Monschaw, Global Director Digital Factory im Team der Hannover Messe. Aus diesem Grund widmet die Indus­triemesse dem Thema Sicherheit in Halle 6 einen eigenen Bereich.
Zu den Ausstellern im Sektor Industrial Security gehört unter anderem das Unternehmen
Wibu-Systems in Halle 6, Stand C15, ein Spezialist für den Software-Schutz und das Lizenz-Lifecycle-Management. Der Sicherheitsexperte Kaspersky Lab und das Automatisierungsunternehmen Aprotech zeigen in Halle 6, Stand D15, ein erstes Industrial-Gateway mit Secure-by-Design-Architektur.

Job and Career
Die Karriere-Expo Job and Ca­reer ist fester Bestandteil der Hannover Messe. Um den Anforderungen des Arbeitsmarkts und den Bedürfnissen der Besucher weiterhin gerecht zu werden, spendiert die Messe ihrem Karrierebereich in Halle 19 eine Rund­erneuerung. Erwartet werden über 100 Arbeitgeber mit 2.000 Stellenangeboten.
Ausgewählte Thementage sollen Unternehmen die Möglichkeit geben, die vielseitigen Karrierechancen der Industrie­branche aufzuzeigen. Dazu gehören Fachvorträge genauso wie die Zusammenarbeit mit Jobify, einer Online-Matching-Plattform für Jobs.
Am Mittwoch, 3. April, widmet sich die Job-Messe zum Beispiel dem Thema IT - denn Produktion und IT verschmelzen immer mehr.

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