Digitalisierung
28.02.2018
Digitale Bildung

Deutschland droht das digitale Analphabetentum

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Deutschland droht bei der digitalen Bildung ins Hintertreffen zu geraten. Jedenfalls, wenn nicht nachgebessert wird. Die Expertenkommission für Forschung und Innovation fordert, dass entsprechende Kenntnisse bereits ab der Grundschule vermittelt werden.
Deutschland muss beim Thema digitale Bildung nachbessern. Sonst droht laut der Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) bald schon digitales Analphabetentum.
  • Professor Dietmar Harhoff: Direktor am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb und Vorsitzender der EFI
    Quelle:
    Max-Planck-Gesellschaft
"Den neuen digitalen Anforderungen muss sich [.] auch das deutsche Bildungs- und Weiterbildungssystem stellen: Fähigkeiten in Software- und Algorithmen-Entwicklung beziehungsweise entsprechend qualifizierte Fachkräfte mit digitalen 'Schlüsselkompetenzen' sind wichtige Voraussetzungen für Produktivitätswachstum und Innovation in alten wie in neuen Branchen", so Prof. Dietmar Harhoff vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb und Vorsitzender der Expertenkommission.
Der Bedarf an IT-Fachkräften ist derzeit enorm hoch. Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom blieben Ende 2017 rund 55.000 Stellen in der IT-Branche unbesetzt. Das deckt sich in etwa mit den Zahlen der EFI. Hier sprechen die Experten von 51.000 vakanten Stellen.

Informatik ab der Grundschule

Als einen Grund hierfür nennt Prof. Uschi Backes-Gellner von der Universität Zürich und Mitglied der Kommission die unbefriedigende Situation im Bereich Informatik an den deutschen Schulen. Nicht überall werde das Fach Informatik überhaupt angeboten und wenn, dann erst aber der Sekundarstufe I. Dies sei viel zu spät, so Backes-Gellner. "Zudem sind IT-Ausstattung und -Wartung sowie Internetzugänge an vielen Schulen, trotz eines leicht positiven Trends in den letzten Jahren, verbesserungsbedürftig." Dasselbe gelte für die didaktische Weiterbildung der Lehrkräfte in diesem Bereich.
Die Experten fordern deshalb, dass das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften durch verbesserte digitale Bildung an den Schulen und Hochschulen, in der dualen Berufsausbildung und der Weiterbildung erhöht wird. Außerdem müsse mit der digitalen Bildung schon früher, am besten in der Grundschule, begonnen werden. Zudem sei es notwendig, dass die Lehrenden in den Schulen nicht nur eine exzellente IT-Ausstattung zur Verfügung haben. Vielmehr wären auch fortwährende Weiterbildungsmaßnahmen wichtig. Die Schule müsse das Fundament der digitalen Wissensgesellschaft werden.
Zudem könnte dem bevorstehenden Engpass bei qualifiziertem Lehrpersonal damit entgegengewirkt werden, Quereinsteiger zu rekrutieren. Die reguläre Lehrerausbildung würde zumindest auf kurzfristige Sicht zu lange dauern.
Grundsätzlich ist die EFI der Ansicht, dass eine digitale Bildung nicht nur in IT-spezifischen Berufen gelehrt werden sollte. Digitalkompetenzen wären vielmehr in allen Bereichen wichtig und sollten fester Bestandteil jeder Ausbildung sein.
Deshalb begrüßen die Experten auch, dass die Bundesregierung digitale Schlüsselkompetenzen als Qualifikationsanforderungen einer zunehmend digital geprägten Arbeitswelt ausdrücklich anerkannt hat. Dennoch bestehe weiterhin großer Handlungsbedarf.
Firmen wie Apple und Microsoft sind ebenfalls der Meinung, dass digitale Kompetenzen stärker in den Fokus des Bildungssektors gerückt werden müssen. Mit der Initiative "Digitalisierung für alle" haben die Redmonder ein Programm ins Leben gerufen, bei dem Schüler, Familien und andere Interessenten die Möglichkeit haben, Workshops rund um das Thema Programmieren zu besuchen.
Der iPhone-Konzern wiederum nennt seine Bildungsinitiative "Jeder kann programmieren". Die Adressaten des Programms sind allerdings etwas älter. Apple will mit der Initiative bewirken, dass Programmieren in die Lehrpläne von Universitäten und Hochschulen kommt.

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