Smartphone
29.10.2019
Marktübersicht
1. Teil: „Business-Smartphones in allen Klassen“

Business-Smartphones in allen Klassen

Leute mit verschiedenen SmartphonesLeute mit verschiedenen SmartphonesLeute mit verschiedenen Smartphones
Pixeltrain / shutterstock.com
Smartphones mit 5G-Unterstützung werden von immer mehr Herstellern angeboten. Unsere Übersicht zeigt, was sich derzeit auf dem Smartphone-Markt tut.
  • Quelle:
    Gartner (August 2019)
In diesem Jahr haben die Smartphones wieder Schlagzeilen gemacht - oft allerdings keine besonders positiven: zum einen mit dem Vorgehen von US-Präsident Donald Trump gegen Huawei, zum anderen durch die faltbaren Geräte, die Samsung und Huawei für den Sommer angekündigt hatten. Endlich wieder ein echter technologischer Fortschritt, dachte man, und nicht bloß wieder nur das übliche spektakuläre Aufbohren der Kameras.
Doch führte der Drang, unbedingt Erster sein zu wollen mit einem Foldable, zu einer peinlichen Blamage. Offenbar war die nötige Sorgfalt bei der Entwicklung auf der Strecke geblieben. Samsung musste nach verheerenden Berichten über Probleme bei den Testmustern den Marktstart verschieben, und auch Huawei musste einräumen, für sein Mate X zusätzliche Entwicklungszeit zu brauchen.
Bilderstrecke
Samsung Galaxy Fold will mit seinem aufklappbaren Display eine neue Gerätekategorie zwischen Smartphone und Tablet am Markt etablieren. Aufsehenerregend ist das 2000 Euro teure Klapp-Smartphone allemal.

Erste 5G-Modelle

Im Mittelpunkt eines breiten öffentlichen Interesses stehen auch die ersten Modelle für das 5G-Netz. Nach Abschluss der sich wie Kaugummi hinziehenden Frequenzversteigerung haben die Provider Vodafone und Deutsche Telekom zur IFA in Berlin aufs Tempo gedrückt mit ersten Tarifen und 5G-Verfügbarkeit. Doch beschränkt sich die 5G-Unterstützung derzeit noch auf sehr wenige Großstädte beziehungsweise lokale Bereiche in diesen. Und ähnlich wie bei den Foldables, die 2019 erst einmal nur in sehr geringen Stückzahlen nach Deutschland kommen werden, dürften auch die 5G-Geräte insgesamt noch nur eine Nebenrolle spielen - allein schon wegen des hohen Preises. Wer sich das Gerät kaufen und nicht im Rahmen eines Tarifs subventionieren lassen will, muss dabei oft 900 oder gar 1.000 Euro hinblättern.
Immerhin: Einige Geräte mit 5G-Unterstützung sind bereits auf dem deutschen Markt angekommen oder stehen kurz vor dem Start. An erster Stelle zu nennen ist hier das Galaxy S10 5G von Samsung. Eine 5G-Variante ihres-Flaggschiffs Note 10 haben die Koreaner ebenfalls auf den Markt gebracht. Auch von LG gibt es mit dem V50 Thinq 5G (bald) das derzeitige Spitzenmodell für das ultraschnelle Mobilfunknetz.
Und natürlich ist da auch noch das Mate 20X 5G von Huawei, das  hierzulande bei Telekom und Vodafone zu haben ist. Highlight des in der ungewöhnlichen Farbe „Emerald Green“ gehaltenen Geräts ist das besonders große OLED-Display mit 7,2-Zoll-Diagonale, das auch über einen für 40 Euro separat erhältlichen Stift bedient werden kann.
2. Teil: „Problemfall Huawei“

Problemfall Huawei

Dennoch dürfte beim Thema 5G bei Huawei derzeit kaum große Freude aufkommen, sind doch echte oder vorgeschobene Sicherheitsbedenken beim Aufbau der 5G-Netze der Grund (oder Vorwand), mit dem US-Präsident Trump den Boykott von Huawei motiviert. Was davon letztlich in der Praxis umgesetzt wird, ist noch offen - die Maßnahmen wurden temporär ausgesetzt beziehungsweise sollen nicht für bereits auf dem Markt befindliche Geräte gelten. Doch Hoffnungen, alles würde für Huawei (und seine Nutzer) glimpflich abgehen, haben kurz vor Redaktionsschluss einen schweren Dämpfer erlitten, als Google Anfang September ankündigte, für die kommenden Huawei-Geräte keine Lizenz mehr für seine Apps zu erteilen. Damit müssten etwa das Mate 30 und das Faltgerät Mate X ohne vorinstallierten Play Store und  ohne Google Maps und Youtube auskommen. Huawei prüfte zuletzt, ob die Nutzer bereit seien, diese Installation selbst vorzunehmen, was möglich wäre. Davon soll abhängen, ob diese Modelle überhaupt in Europa auf den Markt kommen.
Und selbst wenn doch noch eine befriedigende Lösung im Streit zwischen den USA und Huawei gefunden werden könnte, so bleibt doch eine tiefe Verunsicherung zurück, die nicht nur viele private Konsumten, sondern vor allem auch Unternehmen vor dem Kauf von Huawei-Geräten zurückschrecken lassen könnte. Schließlich kann sich niemand sicher sein, dass der Konflikt nicht bald schon erneut aufflammt und dann richtig eskaliert. Daran ändert auch die von Huawei im August vorgestellte Android-Alternative Harmony OS nicht viel.
Als eine Art Kollateralschaden könnten sogar die chinesischen Hersteller Xiaomi und die BBK-Electronics-Gruppe mit den Marken Oppo, OnePlus und Vivo von den Kunden abgestraft werden. Diese Hersteller wollten eigentlich dieses Jahr ihre Offensiven auf dem europäischen Markt verstärken.

Markt schrumpft

Dabei haben die Smartphone-Hersteller ohnehin schon mit rückläufigen Verkäufen zu kämpfen. Laut Gartner wurden im zweiten Quartal 2019 rund 368 Millionen Smartphones verkauft -  1,7 Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres.
„Die Nachfrage für High-End-Smartphones hat sich stärker verlangsamt als die Nachfrage für Midrange- und Low-End-Smartphones“, erklärt Anshul Gupta, Senior Research Director bei Gartner, diesen Effekt. „Um die Smartphone-Verkäufe voranzutreiben, setzen Hersteller bei den Flaggschiff-Smartphones als auch bei den preiswerten Modellen auf Premium-Features wie mehrlinsige Front-/Rückkameras, randlose Displays und Akkus mit besseren Laufzeiten.“
Bemerkenswert: Die Ankündigung des Huawei-Verbots führte für diesen Hersteller im zweiten Quartal 2019 zwar zu einem starken Rückgang seiner Absatzzahlen auf dem Weltmarkt, doch erholten sich die Verkäufe nach der Aufschiebung des Verbots wieder leicht. Vor allem aber schaffte es Huawei, während der Gesamtumsatz mit Smartphones weltweit schwächelte, dank starker Verkaufsförderung und Markenpositionierung im zweiten Quartal eine Rekordzahl von Smartphones in Greater China zu verkaufen. Mit Samsung (plus 3,8 Prozent) verzeichnete Huawei unter den fünf weltweit führenden Smartphone-Anbietern in diesem Quartal mit 16,5 Prozent den stärksten Umsatzzuwachs im Vergleich zum Vorjahresquartal. „Infolgedessen konnten beide ihren Marktanteil steigern, was dazu führte, dass sie mehr als ein Drittel des gesamten Smartphone-Umsatzes weltweit erwirtschafteten“, resümiert Gupta.
Ob und welche Hersteller auf längere Sicht von dem Kuddelmuddel um Huawei profitieren werden, ist derzeit noch völlig offen. Eric Matthes, bei HMD Global mit der Marke Nokia für das Geschäft im DACH-Raum verantwortlich, findet jedenfalls klare Worte: „Es kann sich kein Hersteller über so eine Situation freuen, auch wenn er vielleicht kurzfristig profitiert. Wir alle brauchen Rechtssicherheit und nicht eine solche Unruhe am Markt. Außerdem ist die Branche mit den weltweiten Lieferbeziehungen gerade auch mit China so verzahnt, dass jeder Schaden nehmen könnte.“
3. Teil: „Neues von Apple & Co.“

Neues von Apple & Co.

Unabhängig von diesen durch die Politik ausgelösten Verwerfungen bleibt der Smartphone-Markt auf absehbare Zeit von den traditionellen Marktführern Samsung und Apple dominiert. Samsung hat mit dem S10 und den Note-Derivaten (mit größerem Display und Stiftbedienung) schon im Sommer in der Oberklasse ein starkes Statement gesetzt und wartet zudem mit einer neuen Mittelklasse in Gestalt der A-Serie auf.
Die Mitte September präsentierten neuen iPhones sollen vor allem mit  Kamera-Innovationen die gesunkenen Verkäufe wieder ankurbeln. Das iPhone 11 mit 6,1 Zoll großem Retina-Display, das das aktuelle iPhone XR ersetzt, bekommt unter anderem einen Nachtmodus und erstmals für das günstigste iPhone-Modell eine Doppelkamera.
Die Nachfolger des iPhone XS und XS Max tragen die Namen iPhone 11 Pro und Pro Max. Sie stecken in einem neuartigen Edelstahlgehäuse und verfügen nun über drei Kameras auf der Rückseite. Die Funktion „Deep Fusion“ soll besonders hochwertige Bilder durch die Auswertung mehrerer Aufnahmen erstellen.
Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Samsung und Huawei verzichtet Apple bei seinen Top-Modellen vorerst auf die Unterstützung des 5G-Standards. Der Preis fällt beim Einsteigergerät unter die 800-Euro-Schwelle. Das Pro kostet ab 1.149 Euro, das Pro Max ab 1.249 Euro.
Hinter den drei - bei den Stückzahlen mit 70 bis 80 Prozent dominierenden - Marktführern Samsung, Huawei und Apple findet ein harter Kampf um den Rest des deutschen Marktes statt. Je nach gefragten Modellen und Aktionen in bestimmten Vertriebsformen wechseln hier die Marktanteile schnell. Recht stabil und mit klaren Ambitionen zeigt sich noch die Huawei-Tochter Honor, auch Wiko und Nokia kom­men auf gute Stückzahlen, während seit Langem auch im Fachhandel etablierte Hersteller wie Sony oder LG zunehmend kämpfen müssen.
Mit Sharp mischt zudem ein Konkurrent wieder mit, der sich jahrelang aus dem europäischen Markt zurückgezogen hatte. Der immerhin größte Android-Anbieter in Japan hat an­gekündigt, dass im vierten Quartal  das Oberklassemodell Aquos R3 für 730 Euro in Deutschland verfügbar sein soll.
Insgesamt ist das Angebot deutlich bunter und vielfältiger als die Dominanz der großen Drei vermuten ließe. Am deutschen Markt tummeln sich offiziell rund 40 Hersteller, dazu kommen noch jene, die es nur als Importe über das Internet gibt. Spannend ist vor allem, ob sich die Angreifer aus China, vor allem Xiaomi und OnePlus, die auf den deutschen Markt drängen, durchsetzen. Im Vergleich mit manch anderem ambitionierten Newcomer, dessen Engagement am Ende dann doch wenig dauerhaft war, scheinen sie größere Chancen zu haben. Beide Hersteller setzen stark auf 5G, ihre ersten auch für den deutschen Markt denkbaren 5G-Smartphones finden sich aber noch nicht in unserer Übersicht, da unklar ist, ob und wann sie verfügbar sein werden.
Nicht vergessen werden sollte auch Google als Smart­phone-Hersteller. Das Pixel 4 kommt zum Beispiel mit einem sogenannten Soli-System, das eine neue Gestensteuerung sowie ein sicheres Entsperren per Gesichtserkennung erlaubt. Neben der üblichen Frontkamera ist im Pixel 4 ein Radarsensor für das Erkennen von Bewegungen eingebaut.

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