Blockchain
11.02.2019
Probates Mittel gegen Ad Fraud?

Blockchain fürs E-Mail-Marketing

BlockchainBlockchainBlockchain
LuckyStep / Shutterstock.com
Die Blockchain-Lösung Doichain verspricht, Ad Fraud zu verhindern. In der Praxis sprechen allerdings gleich mehrere Schachstellen gegen diesen Ansatz.
Dieser Beitrag wurde verfasst von Karl Ott, CEO von ReachAd, einer Full-Service-Agentur für Digital-Marketing.
Blockchain ist ein Tech-Hype, auf den viele aufspringen wollen: Die Technik soll Online-Betrug unmöglich, Banken überflüssig und die Volksabstimmung zum Standard der Entscheidungsfindung machen. So zukunftsträchtig Blockchain auch ist, die Fans übersehen gern, dass es für vieles schon bessere Lösungen gibt. Neuestes Beispiel ist der Nachweis von Double-Opt-ins im E-Mail-Marketing.
Die Idee, dass über die Blockchain Ad Fraud verhindert werden kann, ist nicht neu und auch nicht abwegig. Neu ist in diesem Zusammenhang die Doichain. Sie soll verhindern, dass unseriöse Anbieter Leads mit gefälschten Doube-Opt-ins verkaufen. Ein Unternehmen installiert dafür ein Programm von Doichain auf seinem Server. Wenn ein Verbraucher seine Einwilligung  zur Werbeansprache abgibt, wird das Double-Opt-in regis­triert und automatisch über einen Hash in der Blockchain hinterlegt.
Wer im E-Mail-Marketing tätig ist, erkennt schnell, wo die Schwachstelle liegt. Es ist ohne Weiteres möglich, die Double-Opt-ins zu fälschen und in die Doichain einzuspielen. Die Doichain setzt also sehr viel Vertrauen aller Beteiligten unter­einander voraus und stellt erst dann sicher, dass niemand unbemerkt Daten ändert.
Es wird aber noch heikler, wenn man bedenkt, wie viele Wallets für Crypto-Currency wieder gehackt werden. Inwiefern soll Blockchain als Technik per se sicherer sein als der Server des Unternehmens? Auch Unternehmens-Server werden gehackt, aber dafür hat sich längst die Lösung etabliert, dass Double-Opt-ins und persönliche Daten getrennt gespeichert werden - das reicht völlig.

Ist die Blockchain DSGVO-konform?

Überhaupt ist die Speicherung sensibler Daten auf fremden Servern riskant. Was, wenn ein Ex-Mitarbeiter einen der Keys stiehlt? Niemand kann ihn dann davon abhalten, auf die Daten zuzugreifen. Es ist zudem fraglich, ob die Doichain DSGVO-konform ist. Die Entwickler ­behaupten zwar, dass sie es ist, weil keine personenbezogenen Daten in der Blockchain gespeichert werden, sondern nur ein Hash, der auf die Daten hinweist, die beim Unternehmen liegen. Doch manche Juristen argumentieren, dass mehrere Hashs eben doch zu einem Nutzer führen können - und damit zu den personenbezogenen Daten gehören. Das wirft die Frage auf: Bei wem bekomme ich eigentlich eine Datenauskunft? Die Blockchain ist so demokratisch, dass niemand sie zentral verwaltet, aber auch so, dass niemand Verantwortung übernimmt.
Das heißt nicht, dass die Blockchain ­keine Anwendung im Online-Marketing hat. Für die Verwaltung der Double-Opt-ins gibt es aber schon die optimale Lösung: ­eine gut dokumentierte Opt-in-Strecke mit
einer Verschlüsselung im Back­end.
Und gegen gefälschte Double-Opt-ins helfen immer noch am besten: exklusive Leads und vertrauenswürdige Partner.

mehr zum Thema