Blockchain
26.10.2018
Blockchain in der Praxis
1. Teil: „Blockchain ist mehr als nur Bitcoin“

Blockchain ist mehr als nur Bitcoin

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dencg / Shutterstock.com
Die Blockchain ist viel mehr als nur die Basis diverser Kryptowährungen. Zahlreiche Praxis-Beispiele zeigen, wie viel Potenzial in der Technologie steckt.
Die Blockchain ist in aller Munde. Vor allem die Kursexplosionen der Kryptowährung Bitcoin hat der dahinterstehenden Blockchain-Technologie zu ihrer Popularität verholfen. Das Prinzip der Blockchain weckt bei vielen Unternehmen durchaus Interesse, doch ist die Blockchain wenig greifbar und es fehlen einfach auch noch die Ideen, was man mit der Technologie alles anstellen könnte.
Das bestätigt die Studie „Potenzialanalyse Blockchain“ von Sopra Steria Consulting, für die im Oktober 2017 über 200 Unternehmen in Deutschland mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt wurden. Sie kam zu dem Ergebnis, dass immerhin 59 Prozent der Geschäftsführer, Vorstände, Führungskräfte und fachlichen Experten ein grobes oder solides Verständnis von der Anwendbarkeit der Blockchain haben. Doch nur 12 Prozent wissen, wie man die Technologie sinnvoll einsetzt. 76 Prozent halten die Blockchain-Technologie momentan noch für experimentell oder nur probeweise einsetzbar. Die Zahlen belegen, dass die Funktionsweise und die Möglichkeiten der Blockchain für viele Unternehmen noch schwer nachzuvollziehen sind.
Es wird also sicher noch einige Zeit dauern, bis sich die disruptive Kraft der Blockchain-Technologie entfaltet – zumindest Geldanleger sind aber bereits heute elektrisiert, sobald sie hören, dass ein Unternehmen irgendetwas mit der Blockchain plant. Kurioses Beispiel ist der US-amerikanische Getränkehersteller Long Island Iced Tea Corp. Ende letzten Jahres gab der Tee- und Limonadenhersteller bekannt, seinen Firmennamen zu ändern und sich in Long Blockchain Corp. umzubenennen – und dass man sich künftig um Lösungen global skalierbarer Blockchain-Technologien kümmern wolle. Daraufhin ging der Börsenkurs der Brauseherstellers förmlich durch die Decke. So ganz verabschiedet hat man sich vom angestammten Geschäft dann aber doch nicht: Eine Tochtergesellschaft stellt weiterhin Eistee und Limo her und sorgt für die nötigen Umsätze.
Während sich viele noch über die irrwitzigen Kurssprünge wundern, die Blockchain-Ankündigungen auslösen, arbeiten etliche Unternehmen bereits daran, eigene blockchainbasierte Lösungen zu entwickeln. So gibt es schon einige Praxisbeispiele, die zeigen, welches Potenzial in der neuen Technologie steckt und was mit ihr alles möglich ist.

LAMP – Stromnetz der Zukunft

Der Stromversorger EnergieSüdwest aus dem rheinland-pfälzischen Landau testet mit dem Landau Microgrid Project (LAMP) den Strommarkt der Zukunft. Das Forschungsprojekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Unternehmen LO3 Energy. Bei LAMP haben sich 20 Privathaushalte über eine blockchainbasierte Handelsplattform zusammengeschlossen, um hie­rüber ihren lokal erzeugten, grünen Strom untereinander zu handeln.
  • Landau Microgrid Project: Erzeugt die Solaranlage von Nachbar A überflüssigen Strom, dann verkauft dieser ihn einfach per Blockchain an Nachbar B, der damit etwa sein Auto lädt.
    Quelle:
    Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Jeder Teilnehmer erhält über eine App Zugang zu seinen Stromverbrauchs- und -erzeugungsdaten, die über spezielle blockchainfähige Stromzähler erfasst werden. Über die App geben die Haushalte ihre Preisvorstellungen für ihre lokal erzeugte Energie aus erneuerbaren Quellen an, welche dann bei Bedarf vom Nachbarn eingekauft werden kann. So lässt sich überschüssiger Solarstrom – anstatt ihn über fixe Preise in das öffentliche Stromnetz einzuspeisen – zu eigenen Preisen zum Beispiel an einen Nachbarn um die Ecke verkaufen.
Und was hat nun der Stromversorger EnergieSüdwest davon, wenn seine Kunden ihren Strom selbst handeln? Der Versorger untersucht mit diesem Pilotprojekt die sich ergebenden Marktpreise für lokal erzeugten Strom aus erneuerbaren Energiequellen, den Marktmechanismus und die Akzeptanz der Teilnehmer für lokale Energiemärkte.
Vorbild für LAMP ist übrigens das blockchainbasierte Brooklyn Microgrid. Hierüber verkaufen im New Yorker Stadtteil Brooklyn private Solarstrom-Produzenten ihre überschüssige Energie.
Es sind jedoch die Wuppertaler Stadtwerke (WSW), die sich damit rühmen, im November 2017 als weltweit erster kommunaler Energieversorger einen blockchainbasierten Handelsplatz für Ökostrom in Betrieb genommen zu haben. Auf dem Handelsplatz Tal.Markt erwerben Kunden ihren Strom bei lokalen Ökostromanbietern und stellen ihren Energiemix selbst zusammen. Betreiber von Solar- oder Windkraftanlagen haben so die Möglichkeit, ihren Strom direkt an den Endkunden zu verkaufen. Jede Transaktion wird dabei über die Blockchain-Technologie fälschungssicher ausgeführt. Das stellt sicher, dass keine Kilowattstunde doppelt verkauft werden kann.
com!-professional-Event: FinTechWorld Conference
Die FintechWorld Conference am 7. November in Frankfurt analysiert die derzeitige Marktsituation im Finanzbereich.
Die Digitalisierung verändert auch den traditionellen Finanzsektor massiv. Durch den Einsatz neuer Technologien und die innovative Nutzung von Daten bieten junge Fintech-Unternehmen hocheffiziente und einfache Finanzdienstleistungen, die die Märkte von Banken und Versicherungen erobern. Die angestammten Player drohen im Privatkunden- und Firmengeschäft zu austauschbaren Anbietern auf fremden Plattformen zu werden oder ganz zu verschwinden.
Die FinTechWorld Conference wird von com! profes­sional veranstaltet. Sie zeigt, an welchen Stellen die Fintech-Unternehmen angreifen und welche Unternehmen mit welchen neuen Ansätzen erfolgreich sind.
Zahlreiche Top-Sprecher zeigen unter anderem, in welcher Weise zum Beispiel Künstliche Intelligenz die Möglichkeiten im Banking-Sektor erweitert und wie die Blockchain Banking-Prozesse umgestaltet.
Die FinTechWorld Conference findet am 7. November im Rahmen der Digitalmesse Tech Week auf dem Frankfurter Messegelände statt. Die Teilnahme an der Konferenz kostet 500 Euro.
Weitere Informationen zum Programm und Tickets finden Sie hier.
2. Teil: „Fizzy & Winding Tree“

Fizzy & Winding Tree

Fizzy – Verspätungsabsicherung

Der Versicherungskonzern Axa startete im Herbst vergangenen Jahres eine Police auf Basis der Blockchain-Technologie. Mit Axa Fizzy sichern sich Fluggäste gegen Verspätungen ab. Sobald man die Versicherung mit wenigen Klicks auf der Fizzy-Webseite abgeschlossen hat, hinterlegt der Versicherer die Police auf der für Smart Contracts bekannten Ethereum-Blockchain.
  • Axa Fizzy: Die Blockchain-Versicherungspolice entschädigt Fluggäste bei einer Verspätung automatisch.
    Quelle:
    Axa
Bei Fizzy handelt es sich um eine sogenannte parametrische Versicherung. Das heißt, sie reguliert automatisch, sobald ein bestimmter Parameter einen zuvor festgelegten Wert überschreitet. Im Fall der Flugverspätungs-Police bedeutet das, dass Axa die Versicherungssumme auszahlt, sobald der Flug mehr als zwei Stunden Verspätung hat. Die Versicherungssumme orientiert sich unter anderem daran, wie oft der zu versichernde Flug in den vergangenen sieben Jahren mehr als zwei Stunden verspätet war.
Die Versicherung läuft völlig automatisch ab: Der Kunde soll bereits wenige Minuten nach der Landung über eine Kompensation benachrichtigt werden. Der Grund für die Verspätung spielt dabei keine Rolle. Als Richtgröße für Verspätungen dient eine hinterlegte Flugverkehrsdatenbank.

Winding Tree – Verreisen

Auf der Suche nach Hotels oder Flügen buhlen unzählige Buchungs-Webseiten um die Gunst von Privat- und Geschäftsreisenden. Was die wenigsten wissen: Hinter den zahlreichen Buchungsseiten arbeiten nur ein paar große Reisevermittler, die ihre Flugkontingente oder Hotelzimmer in großer Zahl über die Buchungs-Webseiten weiterverkaufen. Das Schweizer Start-up Winding Tree möchte das ändern. Es arbeitet an einer blockchainbasierten Plattform, über die Anbieter von Reiseleistungen wie Hotelzimmer und Käufer direkt in Kontakt treten. Das soll zu günstigeren Preisen führen, da hohe Provisionen für wenige große Vermittler wegfallen.
Die Winding-Tree-Plattform basiert auf der Blockchain-Technologie von Ethereum. Genauso wie diese ist auch Winding Tree Open Source und stellt seinen Code frei zur Verfügung. Das Start-up selbst ist eine Stiftung, deren Aufgabe es ist, den Code weiterzuentwickeln.
Ganz ohne Provisionen werden Buchungen von Flügen & Co. aber auch in Zukunft nicht auskommen – trotz Winding Tree. Das Projekt ist nicht als Buchungsportal für Endkunden ausgelegt, sondern als Marktplatz für Weiterverkäufer. Daher werden etwa Hotels beim Verkauf ihrer Zimmerkontingente über die neue Plattform auch weiterhin eine Provision zahlen müssen – irgendwie muss sich der Betrieb ja auch finan­zieren.
Winding Tree hat bereits mehrere Partner gefunden, die an die Plattform andocken möchten, um ihr Buchungsgeschäft weiter auszubauen. Dazu gehören neben der Lufthansa, die sich über ihren eigenen Lufthansa Innovation Hub sowohl finanziell als auch an der Entwicklung der Programmierschnittstellen beteiligt hat, die Lufthansa-Tochterfluggesellschaften, Air New Zealand sowie die Hotelkette Nordic Choice Hotels.
So funktioniert die Blockchain
Die Technik hinter der bekannten Kryptowährung Bitcoin hat das Zeug dazu, alle Branchen und Geschäftsvorgänge zu verändern.
Auch wenn derzeit ein wahrer Blockchain-Hype herrscht – die Technik ist alles andere als neu. Bereits vor zehn Jahren skizzierte der bis heute unbekannte Bitcoin-Erfinder unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto die Blockchain, die Technik hinter der Kryptowährung. Dabei handelt es sich vereinfacht ausgedrückt um eine zentrale Datenbank, in der alle Transaktionen wie in einem Kassenbuch dokumentiert werden. Die Informationen liegen aber im Gegensatz zum Kassenbuch nicht nur zentral an dieser einen Stelle, sondern fälschungssicher auf vielen Computer verteilt. Alle Rechner sind miteinander verbunden und verfügen stets über die aktuelle Version dieser Datenbank.
Blockchain heißt die Technologie, weil alle Transaktionen zu Blöcken zusammengefasst werden. Ein Block enthält dabei die Daten zahlreicher Transaktionen, zum Beispiel Konto­informationen oder Informationen zu Verträgen, sogenannten Smart Contracts. Der Blockchain-Algorithmus berechnet aus den in einem Block abgelegten Daten eine für jeden Block individuelle Zahl, Hash genannt. Da der Hash-Wert
eines Vorgänger-Blocks immer in den Hash-Wert des folgenden Blocks miteingerechnet wird, spricht man von einer Kette – einer Chain.
Für die Verbreitung von Kryptowährungen ist die Blockchain substanziell: Sie speichert, wer welche digitalen Münzen besitzt.
Findige Entwickler erkannten früh, dass man mit der Blockchain weit mehr anfangen kann als nur virtuelle Währungen zu verwalten. Das Interesse außerhalb der Krypto­währungsszene wuchs und es entstanden auch alterna­tive Blockchains wie Ethereum.
3. Teil: „Zug & KodakOne“

Zug & KodakOne

Zug – Wählen per Blockchain

Die Schweizer Stadt Zug sorgte bereits vor zwei Jahren für Aufsehen: Die 30.000 Einwohner hatten im Rahmen eines Pilotprojekts für ein halbes Jahr die Möglichkeit, sämtliche kostenpflichtigen Dienstleistungen der Stadtverwaltung im Bereich des Meldewesens bis zu einem Betrag von umgerechnet rund 180 Euro per Bitcoin zu bezahlen.
  • Wählen per Blockchain: Die Schweizer Stadt Zug testete erstmals E-Voting auf Basis der Blockchain. Für die Anmeldung mit einer digitalen ID setzte die Stadt auf eine App.
    Quelle:
    Stadt Zug
Diesen Sommer ging die Stadtverwaltung noch einen Schritt weiter und testete ein blockchainbasiertes Wahlsystem. Inhaber einer digitalen ID der Stadt Zug hatten erstmals die Möglichkeit, über die Blockchain an einer Wahl teilzunehmen, die zwei Ja-/Nein-Fragen und eine Frage mit mehreren Antwortmöglichkeiten umfasste. Die Ende 2017 eingeführte digitale ID ermöglicht darüber hinaus unter anderem das Mieten von Fahrrädern oder die Ausleihe von Büchern in der Stadtbibliothek.
Im Gegensatz zu anderen E-Voting-Systemen landeten die Abstimmungsdaten nicht auf einem einzigen Server, sondern verteilt über eine Blockchain auf vielen Rechnern. Das eingesetzte E-Voting-System wurde von dem IT-Unternehmen Luxoft in Zusammenarbeit mit der Stadt Zug und der Hochschule Luzern entwickelt. Mit der blockchainbasierten Testabstimmung überprüfte die Stadt gemeinsam mit den Projektpartnern verschiedene sicherheitsrelevante Aspekte. Im Vordergrund sollen dabei der Persönlichkeitsschutz, das Abstimmungsgeheimnis, die Unveränderbarkeit der Abstimmung sowie die Prüf- und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse gestanden haben.

KodakOne – gesicherte Bildrechte

Der Fotografie-Ausrüster Kodak plant den Start einer eigenen blockchainbasierten Plattform für Bildrechte. Fotografen sollen ihre Fotos in der Kodak-Blockchain registrieren und dabei angeben, welche Lizenzbedingungen sie für deren Nutzung stellen, also zum Beispiel wie viel eine Nutzung der Bilder kostet. Die Bildrechte werden dann als sogenannte Smart Contracts über die Plattform KodakOne gehandelt – direkt und ohne Zwischenhändler. Die Blockchain zeichnet dabei alle Transaktionen fälschungssicher auf.
Auch für die Bezahlung der Fotografen hat sich Kodak etwas Neues ausgedacht und hierfür die eigene Kryptowährung KodakCoin geschaffen, über die die Fotourheber bezahlt werden sollen. Der Plattformbetreiber finanziert sich über eine Transaktionsgebühr.
Für Ende des Jahres ist der Start des Probebetriebs von KodakOne geplant, kommenden Sommer soll die Plattform allen Fotografen und Käufern von Bildern offenstehen. Geplant ist auch der Handel mit Videorechten.
KodakOne ist ein Lizenzgeschäft zwischen Kodak und Wenn Digital, dem Mutterunternehmen des Berliner Start-ups Ryde, welches das Projekt umsetzt. Das Traditionsunternehmen Kodak stellt also lediglich seinen bekannten Namen zur Verfügung.
4. Teil: „Metro & GAMB“

Metro & GAMB

Metro – Blockchain als Archiv

Konventionelle Technologien für die gesetzeskonforme und revisionssichere Speicherung von Unternehmensdaten – zum Beispiel Kassenumsätzen – sind teuer und dabei relativ un­flexibel.
Die bislang eingesetzten sogenannten WORM-Speicher (Write Once, Read Many) lassen sich einmalig bis zu ihrer Kapazitätsgrenze beschreiben, aber nicht löschen. Zwar kann man diese Daten wiederholt auslesen, allerdings schrecken viele Unternehmen davor zurück, die häufig proprietären Systeme für Datenanalysen zu nutzen. Dabei würden sie nur zu gern ihren Datenschatz heben.
Der Metro-Konzern arbeitet, zusammen mit dem Hamburger IT-Unternehmen Deepshore, an einer auf der Blockchain basierenden Alternative. Sie soll eine gesetzeskonforme und revisionssichere Speicherung der Kassendaten ermöglichen, aber gleichzeitig die Analyse dieser Daten erlauben und sicherstellen, dass die Daten dabei unveränderbar bleiben.
Auf diese Weise sollen sich zum Beispiel die zahlreichen Rohdaten, die an den Kassen des Metro-Konzerns anfallen, nun umfassend analysieren lassen.

GAMB – Marktplatz

Die Global Alliance of Merchants on the Blockchain, kurz GAMB, soll als Marktplatz in den Wettbewerb mit Amazon, Ebay oder Zalando treten. Die Idee dahinter: Viele Händler wünschen sich einen Online-Marktplatz, dessen Regeln sie selbst bestimmen können. Das Konzept von GAMB: Über eine
öffentliche Blockchain werden Smart Contracts abgelegt und gesichert. In diesen Verträgen definieren die teilnehmenden Händler die Strukturen, Richtlinien und das Preismodell des Marktplatzes.
Der in der Cloud gehostete Marktplatz wird für alle Händler offen und alle gängigen Shopsysteme werden kompatibel sein. Nächstes Frühjahr soll die offene Beta-Version stehen, Ende 2019 soll der Marktplatz dann livegehen. Angedacht ist, das Projekt später einer unabhängigen Stiftung zu übergeben.
Tabelle:

5. Teil: „TradeLens & BlockCharge“

TradeLens & BlockCharge

TradeLens – papierloser Handel

Nach Angaben von IBM kommen über 80 Prozent der Güter, die täglich konsumiert werden, über das Meer. Weltweit werden jährlich Waren im Wert von rund 4 Billionen Dollar verschifft. Dabei betragen bei vielen Waren die Kosten für die erforderlichen Dokumente zur Abwicklung des Handels bis zu einem Fünftel der eigentlichen Transportkosten. Das World Economic Forum geht davon, dass der Welthandel durch eine Beseitigung des „Papierkrams“ um rund 15 Prozent wachsen könnte.
  • TradeLens: Über die Plattform von Maersk und IBM tauschen sich alle Akteure im globalen Schiffs­­güterverkehr in Echtzeit aus – kostenintensive Papierdokumente sollen damit künftig so weit wie möglich wegfallen.
    Quelle:
    Maersk
A. P. Møller-Maersk, Muttergesellschaft der weltgrößten Container-Reederei Maersk, und IBM haben dem bürokratischen Aufwand den Kampf angesagt und die Handelsplattform TradeLens an den Start gebracht. Sie hat das Ziel, durch die Nutzung der Blockchain-Technologie den globalen Handel auf ganz neue Grundlagen zu stellen. Mit der Blockchain lässt sich nach Angaben von IBM ein völlig neues System von Anweisungen und Zustimmungen einführen. Die Plattform soll Unternehmen helfen, den Weg ihrer Güter über internationale Grenzen hinweg nachzuverfolgen. Hersteller, Reedereien, Transportunternehmen, Häfen, Terminals und Zollbehörden sollen ihren Nutzen daraus ziehen – der globale Warenverkehr soll deutlich einfacher und kostengünstiger werden.
Die neue Plattform fokussiert sich zunächst auf zwei Aufgaben. Erst soll ein System für Versandinformationen eine durchgängige Transparenz der Lieferkette für alle beteiligten Akteure sicherstellen und in Echtzeit Informationen über den aktuellen Status einer Lieferung bereithalten.
Da­rüber hinaus will man papierlos das Übermitteln, Validieren und Genehmigen von Dokumenten zwischen den Partnern und Behörden automatisieren. Blockchainbasierte smarte Verträge stellen sicher, dass alle Genehmigungen vorhanden sind.
Über 90 Organisationen wie Hafenbetreiber und Reedereien haben sich bereits an TradeLens beteiligt beziehungsweise ihr Interesse bekundet. TradeLens ist derzeit als Early-Adopter-Programm verfügbar, die kommerzielle Verfügbarkeit ist für Ende dieses Jahres vorgesehen.

BlockCharge – mobile Steckdose

Schon vor zwei Jahren schlossen sich der zweitgrößte deutsche Energieversorger RWE und das Blockchain-Unternehmen Slock.it zusammen, um ein großes Problem der Elektromobilität zu lösen: die bislang noch sehr überschaubare Lade­infrastruktur.
Das Projekt BlockCharge besteht aus einem Steckdosen-Zwischenstecker in Form eines typischen Reiseadapters und einer mobilen App. Über den Zwischenstecker sollen Fahrer von Elektrofahrzeugen diese an jeder herkömmlichen Steckdose aufladen können. Die Kosten für die Ladevorgänge sollen dann aber nicht dem Besitzer der Steckdose in Rechnung gestellt werden, sondern dem Fahrer des E-Autos. Die Kombination aus Zwischenstecker und App vermerkt dabei in der Blockchain, wer wo welchen Strom bezogen hat. Auch die Abrechnung soll über die Blockchain erfolgen. BlockCharge selbst soll sich dabei durch eine einmalige Kaufgebühr für den Stromstecker und durch Transaktionsgebühren für Aufladungen finanzieren.
Die Macher von BlackCharge planen bereits weiter: In Zukunft könnte die Technik auch direkt in Fahrzeugen verbaut werden – und beispielsweise auch das Abrechnen von Fahrzeugaufladungen während der Wartezeit an Ampeln übernehmen. Denkbar wäre dies durch Induktionsspulen in der Straße. Auch Drohnen könnten die Technik hinter BlockCharge nutzen, um sich bei Bedarf an Ladestationen selbst zu bedienen.

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