Quartalszahlen
12.05.2021
Trotz kräftigem Wachstum

Bechtle warnt vor IT-Lieferproblemen

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Die Corona-Krise macht es schwer, Business-Prognosen zu treffen. IT-Dienstleister Bechtle zum Beispiel wächst zwar deutlich, scheut sich aber davon, die Vorhersage allzu optimistisch klingen zu lassen.
Der IT-Dienstleister Bechtle kommt angesichts der Nachfrage nach IT-Systemen weiter gut durch die Krise. Umsatz und Ergebnis wuchsen in den ersten drei Monaten schneller als in der Jahresprognose veranschlagt. Für sich genommen hätten die Zahlen auch eine Prognoseerhöhung gerechtfertigt, räumte Vorstandschef Thomas Olemotz in einer Telefonkonferenz am Dienstag ein. Er bleibt aber weiter vorsichtig, weil ihm die Lage rund um Teileknappheit und Pandemie undurchsichtig scheint. Vor allem im deutschen Markt lief es zum Jahresstart rund, auch weil Behördenkunden wie etwa im Bildungssektor weiter viel Geschäft bringen. An der Börse knickte die Aktie dennoch deutlich ein.
Der Umsatz im ersten Quartal kletterte im Jahresvergleich um elf Prozent auf 1,51 Milliarden Euro, wie das MDax-Unternehmen in Neckarsulm mitteilte. Das Vorsteuerergebnis wuchs mit 19,5 Prozent auf 61 Millionen Euro noch spürbar stärker. Unter dem Strich legte der Gewinn ebenfalls um knapp ein Fünftel auf 43,6 Millionen Euro zu.

Prognose bleibt unverändert

Olemotz blieb trotz des hohen Wachstums bei der Prognose, die im Gesamtjahr bei Umsatz und Vorsteuerergebnis ein Wachstum im oberen einstelligen Prozentbereich vorsieht. Im weiteren Jahresverlauf werde die Geschäftsentwicklung maßgeblich von den anhaltenden Lieferschwierigkeiten im IT-Markt und dem Verlauf der Pandemie beeinflusst, sagte der Manager. "Die Unwägbarkeiten waren selten so hoch wie derzeit."
Konkrete Anhaltspunkte für eine Ergebnisbelastung durch Lieferengpässe gebe es noch nicht, sagte Olemotz. Auch habe das Unternehmen seine Lagerbestände erhöht und profitiere als großer Kunde von einem guten Verhältnis zu den Herstellern. Gleichwohl hat sich laut dem Manager konkretisiert, dass die gesamte IT-Industrie noch eine ganze Zeit lang mit dem Teilemangel wird umgehen müssen. Bechtle sei das auch bisher gut gelungen, sagte Olemotz.
Für Analyst Martin Comtesse von Jefferies ist der Umsatz im vergangenen Quartal etwas besser ausgefallen als am Markt erwartet. Alles in allem sei es ein sehr solider Jahresstart gewesen - was aber im derzeitigen Kursniveau bereits eingepreist sei. Die herausforderndsten Monate lägen mit der drohenden Teileknappheit noch vor dem Unternehmen. Hinzu kommen dem Experten zufolge auch die vergleichsweise hohen Margen in den Vorjahresquartalen, mit denen Bechtle sich nun messen muss.
Baader-Bank-Experte Knut Woller sprach von einem beeindruckenden Jahresstart. Seiner Meinung nach spielt die Versorgung mit IT-Teilen nun die wesentliche Rolle bei der Frage, ob das Unternehmen die Jahresprognose übertreffen kann. Die Nachfrage nach IT bleibe hoch, schrieb Warburg-Analyst Andreas Wolf. Dass Bechtle als größter unabhängiger IT-Systemanbieter in Deutschland angesichts von Lieferschwierigkeiten üblicherweise bevorzugten Zugang zu IT-Produkten habe, trage zu weiteren Marktanteilsgewinnen bei.

Bechtle-Anleger eher enttäuscht

Die in den vergangenen Jahren gut gelaufene Bechtle-Aktie verlor am Nachmittag knapp 6 Prozent auf 149,90 Euro und knüpfte damit an die zuletzt schwache Entwicklung an. Im bisherigen Jahresverlauf sieht es für die Anleger mau aus mit einem Minus von rund 16 Prozent. Ende November war die Aktie zwischenzeitlich noch mehr als 190 Euro wert gewesen - so viel wie noch nie. Trotz der jüngsten Verluste gehört die Aktie aber nach wie vor zu den Gewinnern der Corona-Pandemie am Aktienmarkt. Seit Ende 2019 legte der Börsenwert um fast ein Viertel auf rund 6,5 Milliarden Euro zu. In den vergangenen fünf Jahren summiert sich das Kursplus rund 220 Prozent.

Bechtle bietet vorwiegend kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie Behörden die Einrichtung und die Wartung ihrer IT-Systeme und Netzwerke an. Daneben betreibt der Konzern einen Onlinehandel mit IT-Hardware. In der Pandemie war im vergangene Jahr der Bedarf an IT-Lösungen wegen verstärkter Heimarbeit angestiegen, gleichzeitig sparte Bechtle unter anderem bei den Reisekosten deutlich Geld ein. Olemotz hatte bereits mehrfach darauf verwiesen, dass diese Einsparungen zum großen Teil nur vorübergehender Natur seien.

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